Überblick: Beiträge im HFD zu ChatGPT in Studium und Lehre

Überblick: Beiträge im HFD zu ChatGPT in Studium und Lehre

20.03.24

"Überblick: ChatGPT in Studium & Lehre. Eine Sammlung an verschiedenen Beiträgen aus dem Hochschulforum Digitalisierung." Logo rechts unten: Hochschulforum Digitalisierung.

Unsere Linksammlung zu ChatGPT im Hochschulkontext stieß Anfang 2023 auf große Resonanz und zeigte bereits zu einem frühen Zeitpunkt: Es gibt einen großen Orientierungsbedarf in Bezug auf den Einsatz von generativer KI in Studium und Lehre. In der Zwischenzeit ist viel passiert – und uns erreichten zahlreiche Beiträge von Hochschulangehörigen, für die wir uns herzlich bedanken! Auf dieser Seite finden Sie einen aktuellen Überblick zu Beiträgen rund um ChatGPT, die im HFD veröffentlicht wurden – von einführenden Informationen über Must-Reads und Good Practices bis hin zu studentischen Perspektiven und aktuellen Veranstaltungen. 

Anfangs wurde, national wie international, noch viel über eventuelle KI-Verbote an Hochschulen, insbesondere in Bezug auf Prüfungen, diskutiert. Das Thema „Prüfungsleistungen“ ist weiterhin sehr präsent (und dominiert den Diskurs stellenweise vielleicht sogar zu stark). Doch es wird kaum noch in Frage gestellt, dass künstliche Intelligenz inzwischen ein Teil der digitalen (Wissens-)Arbeit ist. Viele Hochschulen entwickeln Leitlinien im Umgang mit KI, manche ziehen gar noch radikalere Konsequenzen. Ein Beispiel, das in die Schlagzeilen geriet, ist die Wirtschaftsuniversität in Prag. Hier wird es zukünftig in den Betriebswirtschaften keine Bachelorarbeiten mehr geben. Das heißt aber noch lange nicht, dass es gar keine Prüfungen mehr geben wird. Die Absolvent:innen bekommen stattdessen praktische Aufgaben gestellt und erhalten praxisrelevante Einblicke in die Projektarbeit. Werden bald auch die ersten Hochschulen in Deutschland diesem bislang unkonventionellen Beispiel folgen? Eine FH in Wien zieht inzwischen nach (dazu finden Sie einen Kommentar in der TAZ von Livio Koppe). 

Fest steht jedenfalls: (Generative) KI wird nicht mehr aus dem Alltag und somit auch nicht aus Studium und Lehre verschwinden. Allmählich setzt sich daher der Konsens durch, dass wir alle – egal ob Studierende, Lehrende oder aus der Hochschulleitung – einen kritischen und reflektierten Umgang mit KI lernen sollten, anstatt sie zu ignorieren oder zu verbieten. Prof. Dr. Doris Weßels, die für das HFD schon zahlreiche Beiträge beisteuerte und Expertin für Natural Language Processing an der Fachhochschule Kiel ist, erläutert in “Ein Jahr ChatGPT in der Hochschule – Ein Zwischenfazit” diese Erkenntnis ausführlicher.

Zur Einführung: ChatGPT in Studium und Lehre

Wer anfängt, mit Anderen über das Thema ChatGPT in Studium und Lehre zu diskutieren, merkt sicher schnell, dass längst nicht alle auf dem gleichen Wissensstand sind. Im Gegenteil: Manuel Dolderer äußert in seinem Blogbeitrag die Befürchtung, dass Hochschul-Bubbles noch weiter auseinanderdriften könnten. Programmierkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich, um über die Bedeutung von generativer KI zu diskutieren. Hier finden Sie zur Einführung hilfreiche Beiträge:

Alle reden über (generative) KI, aber was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Begriff? Selbst in den Wissenschaften gibt es keine einheitliche, allgemein anerkannte Definition. Teilweise wird sogar davon abgeraten, überhaupt von KI zu sprechen. Aus diesem etwas problematischen Begriff resultieren eine ganze Reihe von Falschannahmen, Ängsten und Wünschen oder eben auch: Mythen. Julius-David Friedrich, Jens Tobor und Martin Wan haben sich diesen im Blickpunkt „9 Mythen über generative KI in der Hochschulbildung“ (Februar 2024) genauer angenommen und helfen dabei, ein besseres Verständnis von generativer KI zu bekommen.

 

9 Mythen über generative KI in der Hochschulbildung

 

Lesenswert ist in diesem Zusammenhang auch Kristin Eichhorns Beitrag „KI-generierte Texte sind überall: Was dies für die Lehre bedeutet“ (Dezember 2023). Die Autorin macht darauf aufmerksam, dass wir es nicht nur mit KI-genierten Texten zu tun haben, wenn wir bewusst mit ihnen arbeiten oder sie selbst per Chatbot generieren lassen. KI-generierte Texte sind überall und häufig nicht als diese gekennzeichnet. Das Erlernen von einem kritischen Reflexionsvermögen sowie die Vermittlung von KI-Kompetenzen müssen daher Priorität an den Hochschulen und in allen Studiengängen haben. 

Den gesamten Diskurs um generative KI in der Hochschullehre abzubilden, erweist sich mittlerweile als recht kompliziert. Wir blicken im Folgenden auf die Bereitstellung von generativer KI in Hochschulen und die Frage, wie ein kompetenter, reflektierter, wissenschaftlich fundierter und nicht zuletzt chancengerechter Umgang mit KI ermöglicht werden kann.

 

1) Bereitstellung: Gibt es eine Alternative zu kommerziellen Anbietern?

 

Aktuell dreht sich der Diskurs vor allem um die Nutzung generativer KI von kommerziellen Anbietern, wie beispielsweise OpenAI. Aber gerade im Hochschulkontext birgt diese Verwendung Herausforderungen und Risiken. Dr. Peter Salden, Dr. Malte Persike und Jonas Leschke erläutern diese in „Die Bereitstellung generativer KI in Hochschulen: Was ist möglich und was wünschenswert?“ (Februar 2024) und ordnen ein, inwieweit nicht-kommerzielle, Open-Source-basierte Anwendungen in diesem Zusammenhang eine sinnvolle Lösung sein könnten. Dabei wird deutlich: Verantwortliche müssen jetzt handeln. Vor allem müssen Kompetenzen gebündelt und eine hochschulübergreifende Zusammenarbeit forciert werden.

 

2) „Deskilling“ und die Notwendigkeit von KI-Kompetenzen

 

Eine weiteres Risiko im Zusammenhang mit der Nutzung generativer KI im Hochschulkontext stellt sogenanntes „Deskilling“ dar. Damit ist der potentielle Kompetenzverlust durch die Verwendung von KI gemeint. Prof. Dr. Gabi Reimann thematisiert dieses Phänomen im Diskussionspapier „Deskilling durch künstliche Intelligenz? Potentielle Kompetenzverluste als Herausforderung für die Hochschuldidaktik“ (Oktober 2023).

Martin Wan führt in seinem Impulsvortrag „KI-Kompetenzen: Zum mündigen Umgang mit einer neuen alten Technologie“ (Dezember 2023) in die Problematik ein und regt dazu an, über essentielle Kompetenzen im Umgang mit generativer KI zu diskutieren und nachzudenken.

 

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3) Think-Tank „Künstliche Intelligenz: Essentielle Kompetenzen an Hochschulen“

 

Daran anknüpfend hat der Think-Tank „Künstliche Intelligenz: Essentielle Kompetenzen an Hochschulen“ sich genau diese Themen als Ziel gesetzt. Die AG befasst sich mit der Frage, wie an den Hochschulen ein kompetenter, reflektierter und wissenschaftlich fundierter Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) institutionell verankert und konkret implementiert werden kann.

Think Thank „Künstliche Intelligenz: essentielle Kompetenzen an Hochschulen“

KI-Leitlinien 

 

Auch wenn ein striktes Verbot von KI-Tools an Hochschulen aktuell nicht mehr zur Debatte steht, heißt dies noch lange nicht, dass jetzt alles erlaubt ist. Tatsächlich herrscht neben Neugierde und Offenheit vor allem auch Unsicherheit. Jetzt geht es also darum, Klarheit zu verschaffen. Das bedeutet, Regeln festzulegen und diese in sinnvollen und verständlichen KI-Leitlinien zu implementieren. Aktuell handelt es sich hierbei in der Hochschullandschaft um einen „Flickenteppich“ an verschiedenen Herangehensweisen. Häufig gibt es sogar gar keine hochschulinternen Standards. Jens Tobor (CHE Centrum für Hochschulentwicklung) hat sich die KI-Leitlinien genauer angeschaut und seine Ergebnisse gebündelt im „Blickpunkt: Leitlinien zum Umgang mit generativer KI“ vorgestellt. Der Blickpunkt gibt zudem praktische Tipps zur (Weiter-)Entwicklung.

Blickpunkt: Leitlinien zum Umgang mit generativer KI

 

Rahmenbedingungen und grundlegende Werte zeitgemäßen Prüfens

KI-Leitlinien sind wichtig. Darüber hinaus müssen Rahmenbedingungen und grundlegende Werte zeitgemäßen Prüfens diskutiert und erprobt werden. Im Diskussionspapier „Vision einer neuen Prüfungskultur“ nehmen Dr. Jannica Budde, Joana Eichhorn und Jens Tobor Vorbedingungen für die Transformation der Prüfungskultur unter die Lupe. Hervorgegangen ist das Paper aus der Workshopreihe „Wie gestalten wir den Wandel der Prüfungskultur?“, die im Sommer 2023 stattfand.

Diskussionspapier: Vision einer neuen Prüfungskultur

Ergänzend dazu empfehlen wir das Diskussionspapier Nr. 26 „KI-induzierte Transformation an Hochschulen“ (November 2023) von Isabella Buck, Christiane Jost, Petra Kreis-Hoyer und Anika Limburg. Das Paper gibt Einblicke, wie die Hochschule RheinMain in einem partizipativem Think-Tank-Prozess nach Lösungen gesucht hat, um die technologischen Entwicklungen gewinnbringend in Studium, Lehre und Forschung zu integrieren.

Neben dem Erlernen von KI-Kompetenzen ist sogenanntes “Prompting”, also das Ausformulieren von Instruktionsbefehlen, ein immer wichtigeres Thema im Zusammenhang mit generativer KI. Qualitativ hochwertige Texte werden von generativer KI nicht einfach so erzeugt, sondern hängen maßgeblich von präzisen, klar formulierten Prompts ab. Dieses Ausformulieren von Prompts muss gelernt, geübt und reflektiert werden.

Das HFD hat im Zusammenarbeit mit KI-Campus im Herbst/Winter 2023 das Prompt-Laboreinen umfangreichen Experimentierraum für Hochschulangehörige, ins Leben gerufen. Sie haben die Workshopreihe verpasst? Kein Problem, hier finden Sie die Inhalte des Workshops als  Selbstlernmaterialien zum kostenlosen Download.

 

Generative KI in der Anwendung

Neben den Risiken und Herausforderungen gibt es aber auch eine ganze Reihe von (neuen) Möglichkeiten und Chancen, wie generative KI die Arbeit in Studium und Lehre sinnvoll ergänzen oder sogar optimieren kann. Wir haben hier eine Auswahl an verschiedenen (Gast-)Beiträgen zusammengestellt, die sich mit der Anwendung von generativer KI an Hochschulen auseinandersetzen:

Die studentische Perspektive

Der Fokus auf die Frage, wie generative KI die Prüfungskultur verändert, verdeutlicht zuweilen auch ein Misstrauen gegenüber den Studierenden: Seit der Veröffentlichung von ChatGPT wird die Frage diskutiert, ob Studierende den Bot nutzen könnten, um in Prüfungen zu schummeln und Hausarbeiten generieren zu lassen. Aber ist dieses Misstrauen, nicht zuletzt in Abwägung mit der Notwendigkeit einer Vermittlung von KI-Kompetenzen, gerechtfertigt? Wie stehen Studierende selbst zur Verwendung von generativer KI im Studium?

Inga Gostmann ist DigitalChangeMaker und hat dazu im Blogbeitrag „Ein Jahr ChatGPT im Studium – ein Aufruf zu mehr Veränderung“ eine studentische Perspektive dargelegt. Deutlich wird hier: Selbst wenn sich Hausarbeiten mit ChatGPT problemlos generieren ließen, muss das noch lange nicht im Interesse aller Studierenden sein. Die Studentin wünscht sich zu diesem Thema mehr Kommunikation zwischen Studierenden und Lehrenden und hofft auf einen Austausch, der sowohl die Auseinandersetzung mit der Sinnhaftigkeit und Wertigkeit von Seminararbeiten als auch eine inhaltliche Auseinandersetzung mit KI als Teil des Studiums beinhaltet.

Es muss ein Rahmen geschaffen werden, in dem Lehrende und Studierende sich, ohne Angst vor Unterstellungen des Betrugs, über ihre Nutzungsstrategien austauschen können. Dazu braucht es sinnvolle Regeln der Transparenz.
Jasper Beyermann in ``Von klaren Ansagen und offener Kommunikation``

Dazu passt auch der Beitrag von Jasper Beyermann. Er veranschaulichte im vergangenen Jahr in „Von klaren Ansagen und offener Kommunikation – Zum Beziehungsstatus zwischen KI-Tools und den deutschen Hochschulen“ die Heterogenität von Regeln und Herangehensweisen und problematisierte das Thema Kommunikationspolitik an Hochschulen.

Darüber hinaus gibt es erste Studien, die sich mit der Frage beschäftigen, wie Studierende ChatGPT und andere KI-Tools im Studium einsetzen. In “Hey ChatGPT, kannst du mir helfen?” stellen Timucin Cicek, Tobias Seidl und Cornelia Vonhof von der Hochschule der Medien Stuttgart ihre Ergebnisse vor. Sie führten im Sommersemester 2023 ein Lehrprojekt durch und untersuchten dabei die studentische Nutzung von und Perspektive auf generative KI. Dabei zeigte sich: Studierende haben einen sehr differenzierten Blick auf die Nutzung von ChatGPT.

Blog
Grafik stellt eine Hand mit einer Lupe dar, die auf einen Graphen mit bunten Balken zeigt. Titel: "Hey ChatGPT, kannst du mir helfen? Chancen und Risiken der Nutzung mit ChatGPT & Co im Studium aus studentischer Perspektive". Untertitel: "Gastbeitrag von Timoucin Cicek, Tobias Seidl und Cornelia Vonhof". Logo rechts unten: Hochschulforum Digitalisierung.

Hey ChatGPT, kannst du mir helfen?

Tobias_Seidl
Prof. Dr. Tobias Seidl
05.12.2023

#Save the Date: University Future Festival

Wenn wir eine zukunftsorientierte und faire Herangehensweise zum Einsatz von ChatGPT in Studium und Lehre etablieren wollen, müssen alle Perspektiven gehört und einbezogen werden. Eine Möglichkeit zum Austausch mit tausenden Hochschulangehörigen bietet das University Future Festival vom 5. – 7. Juni 2024.

Unter dem diesjährigen Motto “Tales of Tomorrow” haben Sie die Gelegenheit, spannenden Vorträgen von herausragenden Speaker:innen zuzuhören, an zahlreichen Workshops teilzunehmen und schließlich auch mit allen Stakeholdern ins Gespräch zu kommen. Der Track AI & Technology: Will tech save us? behandelt neben den Themen Virtual Reality und Extended Reality auch Aktuelles rund um Lehre mit KI, Prompting, KI-Kompetenzen und mehr. 

Beyond Words: Wie verändert ChatGPT unser Mensch-Technik-Verhältnis?

Aber mal abgesehen von Prüfungen und Leitlinien: Verändern Technologien wie ChatGPT nicht nur den Umgang mit Inhalten, sondern auch die Qualität der Interaktion? Könnte es sein, dass einige Menschen z.B. aus Schüchternheit sogar lieber mit einer Künstlichen Intelligenz als mit anderen Menschen kommunizieren? Oliver Janoschka und Michael Siegel wagten im Sommer 2023 in ihrem Blogbeitrag “Falling in Love with ChatGPT?” ein kleines Gedankenexperiment. Ausgehend vom bekannten Science-Fiction-Film “Her”, in dem sich der Protagonist in die KI Samantha verliebt, überlegten sie, inwieweit ChatGPT nicht auch das Thema „Kommunikation“ in den Fokus rückt.

Dieses Gedankenexperiment stieß innerhalb des HFD nicht nur auf Zustimmung. Martin Wan und Lisa Schroll antworteten mit der Replik “Don’t Fall in Love with ChatGPT!” Wan und Schroll betonen auch hier die Notwendigkeit, KI-Kompetenzen zu fördern. Daran arbeitet das HFD in einem entsprechenden Think Tank.

Blog
Titelbild des Blogbeitrags: „Don’t Fall in Love With ChatGPT!“. Untertitel: „Eine Replik von Martin Wan und Anja-Lisa Schroll“. Bild rechts zeigt ein zerbrochenes rotes Herz auf blauem Hintergrund. Logo rechts unten: Hochschulforum Digitalisierung.

Don’t Fall in Love with ChatGPT! Eine Replik

Martin Wan
Martin Wan
24.07.2023

Veranstaltungen zu ChatGPT in Studium und Lehre

Regelmäßig finden für unterschiedliche Zielgruppen Workshops, Info-Veranstaltungen und Tagungen rund um das Thema generative KI in der Hochschullehre statt. Schauen Sie dazu auch in unseren Terminkalender. Neben HFD-Veranstaltungen finden Sie dort auch Events von Partnern, Hochschulen und weiteren Akteur:innen.

Aktuelle Highlights, für die Sie sich jetzt anmelden können:

Event
08
April

HFD-Strategie-Werkstatt: Prüfungskultur neu denken

Event
04
Juli

Strategische Hochschulentwicklung in Zeiten Generativer KI. Eine Veranstaltung für Vizepräsident:innen und Prorektor:innen

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Ein Kommentar

  1. Maike L. sagt:

    Vielen Dank für diese Übersicht und Zusammenstellung! Die ist wirklich gut gemacht und strukturiert!