„Digitalisierung schafft Freiräume“ – Jürgen Handke resümiert den Klausurtag

„Digitalisierung schafft Freiräume“ – Jürgen Handke resümiert den Klausurtag

17.02.16

Prof. Dr. Jürgen Handke, einer der Pionier der digitalen Lehre in Deutschland, war einer von über 100 Teilnehmern auf dem HFD-Klausurtag am 2. Februar 2016. Hier zieht er sein persönliches Resümee der Veranstaltung.

Mitten im Semester, kurz vor den Abschlussklausuren, mal eben zwei Tage nach Berlin fahren, um an einem HfD-Klausurtag („HfD-Ktg“) teilzunehmen, ist für einen klassischen Lehrenden eigentlich unmöglich. Glücklicherweise habe ich meine Lehre weitreichend digitalisiert, sodass die inhaltliche Quantität meiner zeitgleich laufenden Lehrveranstaltungen auch bei meiner Abwesenheit garantiert war und ich guten Mutes nach Berlin fahren konnte.

Unter Gleichgesinnten

Beim „HfD-Ktg“ trifft man zu allererst Gleichgesinnte: Niemanden, dem man erklären muss, was Digitalisierung der Lehre heißt und welche Mehrwerte daraus entstehen, sondern Personen, mit denen man auf Augenhöhe – unabhängig von ihrer Position – nahezu jedes digitalisierungsrelevante Thema intensiv durchsprechen kann, Bekannte und mittlerweile auch Freunde, die einem wertvolle Tipps aus ihrer eigenen Erfahrung mit auf den Weg geben. Das allein rechtfertigt schon die Teilnahme.

Intensiver Austausch

Auf der Suche nach immer neuen Argumenten, um auch die hartnäckigsten Digitalisierungsgegner ins Boot zu holen, ist der „HfD-Ktg“ für mich eine schier unerschöpfliche Quelle. Die Diskussion über Einzelinitiativen oder Hochschulstrategien, die Einsichtnahme in politische Entwicklungen, Gespräche mit Präsidenten und Vize-Präsidenten, Debatten mit hochrangingen Entscheidern und den Machern, all das sind meine Aha-Momente, die mir immer wieder neue Gründe geben, mich mit der Materie noch intensiver auseinanderzusetzen und für eine zeitgerechte Lehre zu kämpfen.

Neue Argumente

Nach fast zwei Jahren HfD ist allen Akteuren klargeworden, dass eine neue Wertschätzung der Lehre unverzichtbar für eine flächendeckende Digitalisierung der Lehre ist. Warum nicht mal neu denken? Besoldungsvorteile, Lehrdeputatsreduktionen oder lukrative Freisemester für die Digitalisierung der Lehre, um nur einige brisante Vorschläge zu nennen, kamen auf den Tisch. Auch wenn nicht jeder dieser Vorschläge umgesetzt wird, die Debatte zeigt das innovative Potenzial des „HfD-Ktg“.

Ungenutzte Chancen

Eines wurde mir auch klar. Mit den derzeitigen eher diskursiven Lehrangeboten für Flüchtlinge wird nur ein Bruchteil dieser Klientel erfasst und bedient. Hier müssen neue Wege gegangen werden, die – so hat es der Workshop, der sich mit dieser Thematik befasst hat, gezeigt – die gewünschte Zielgruppe erreichen und die Flüchtlinge dort abholen, wo sie fit sind: Im Umgang mit mobilen Geräten und – ganz wichtig – in ihrer Muttersprache. Das HfD sollte hier ein Katalysator sein, ist es bisher aber nicht.

Wie geht es weiter?

Am Ende, so durfte ich es auch in der Abschlussrunde verkünden, fühlte ich mich gestärkt in meinem Streben nach einer den Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts angepasster moderner Hochschullehre und nehme viele gute Argumente mit auf meine kommenden Vorträge und Workshops an den deutschen Hochschulen. Und ich weiß eines nun deutlicher als je zuvor: Die Digitalisierung der Lehre ist nicht aufzuhalten.

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