Ein Blick in den Seminarraum: Abstrakte Konzepte veranschaulichen mit Flinga

Ein Blick in den Seminarraum: Abstrakte Konzepte veranschaulichen mit Flinga

17.10.25

Autor:innen: Katrin Meyer & Verbundprojekt Co³Learn

Wie lassen sich Studierende aktivieren und gleichzeitig abstrakte Konzepte vermitteln? Katrin Meyer nutzt ein Whiteboard-Tool, um anhand konkreter Beispiele verschiedene statistische Analyseverfahren mit Leben zu füllen.

Mit einem Online-Whiteboard lassen sich von mehreren Personen gleichzeitig Inhalte an einem Ort sammeln, anordnen und bearbeiten. Über einen geteilten Link können alle Teilnehmenden einfach im Browser das Whiteboard besuchen. Ein Teilen per QR-Code ermöglicht die Teilnahme mit mobilen Endgeräten.

Auch die Göttinger Lehrende Katrin Meyer setzt digitale Whiteboards in ihrer Lehre ein, so auch in ihrem Kurs „Statistical Data Analysis with R“. Wir erhielten im Rahmen einer Hospitation einen Einblick, wie sie das Online-Tool Flinga während einer Live Exercise nutzte. Hier entstanden ein Bildschirm-Mitschnitt und ein schriftliches Interview zum Thema Whiteboards.

„Auf dem Board sind konkrete Beispiele zu verschiedenen Test-Verfahren der Statistik auf bunten Karten hinterlegt und den Verfahren zugeordnet. Beispielsweise ist die Karte „are trees bigger than 40 m?“ ein Anwendungsfall für einen one-sample t-test.“
Online-Whiteboards ermöglichen das gemeinsame Sammeln und dynamische Anordnen von Wissen auf Karten. Selbst erstellter Screenshot des von Katrin Meyer verwendeten Boards aus Teilnehmendensicht in Flinga mit Genehmigung von Flinga erstellt. CC BY-SA 4.0.

Katrin Meyer nutzte das Whiteboard-Tool Flinga gemeinsam mit den Studierenden um Fallbeispiele zu sammeln. Im Interview fragten wir Katrin Meyer, welche Vorteile sie in der Nutzung digitaler Whiteboards sieht.

„Das Bild zeigt Frage und Antwort aus dem Interview als Sprechblasen. Interviewfrage: Welche Vorteile siehst du in der Nutzung eines digitalen Whiteboards? Katrins Antwort: Das ist eine einfache, schnelle Interaktion, die sogar in größeren Veranstaltungen möglich ist. Alle Studierenden können gleichzeitig und kollaborativ arbeiten. Alle sind aktiv involviert und werden gesehen. Menschen sind visuelle Tiere, also mögen sie Visualisierungen wie sie mit dem digitalen Whiteboard möglich sind. Das Sortieren, Zuordnen und Clustern von Antworten ist möglich und kann von allen Teilnehmenden gleichzeitig durchgeführt werden. Ich fand es vor allem hilfreich, damit sich Studierende erst prüfungsartige Fragen oder Fallbeispiele zum Stoff ausdenken und auf Karten schreiben, die dann von anderen Studierenden bearbeitet werden können (durch Verschieben oder Zuordnen oder Antwort-Karten schreiben, die dann in die Nähe der Frage gerückt werden).“
“Katrin sitzt am Rechner und bedient das Whiteboard. Sie ist fröhlich und entspannt. Hinter ihr zeigt die Projektion nach Farbe sortierte Kärtchen auf dem Board.“
Mit Flinga ist es einfach, Ordnung zu halten. Das erleichtert es Katrin Meyer, die Diskussion zu moderieren.

Verschiedene Whiteboard-Tools kommen mit unterschiedlichem Funktionsumfang und ihnen ganz eigenen Workflows. Was zeichnet das Tool Flinga aus? Katrin Meyer sieht verschiedene Vorteile.

„Das Bild zeigt Frage und Antwort aus dem Interview als Sprechblasen. Interviewfrage: Siehst du spezifische Vorteile dieses Tools gegenüber anderen Whiteboards? Was war für dich für die konkrete Entscheidung für dieses Tool ausschlaggebend? Katrins Antwort: Sehr einfaches, cleanes Erscheinungsbild. Man muss sich nicht erst mit tausend Funktionen auseinandersetzen (das spart Zeit und Nerven für Lehrende und Studierende und beugt auch Missverständnissen oder Unklarheiten vor). Ein neues Whiteboard lässt sich sehr schnell und einfach erstellen (sogar spontan im Kurs).“

Vor der Sitzung können am Whiteboard Inhalte hinterlegt und Einstellungen vorgenommen werden. Wie lässt sich die Whiteboard-Nutzung effektiv vorbereiten? Katrin Meyer gibt Einblick in ihr Vorgehen.

„Das Bild zeigt Frage und Antwort aus dem Interview als Sprechblasen. Interviewfrage: Wie hast du den Einsatz des Whiteboards für die Sitzung vorbereitet? Katrins Antwort: Ich habe eine neue Session angelegt und bei den Einstellungen kurz durchgeschaut, was ich brauche. Manchmal habe ich den Arbeitsauftrag als Text auf das Board geschrieben. Den Link zum Board kopiert, so dass ich ihn im Kurs sofort bereit habe.“

Das Anwendungsbeispiel im Detail: Eine Live Exercise mit digitaler Unterstützung

In der im R-Kurs durchgeführten Live Exercise überlegen sich die Studierenden konkrete Anwendungsbeispiele aus Wissenschaft und Alltag für die zuvor erlernten statistischen Methoden. Hierzu wurde ein Board vorbereitet, in dem jede Methode in einer eigenen Farbe abgebildet ist. Fügen die Studierenden nun eine Karte mit einem Beispiel hinzu, so erscheint diese in der Standardfarbe violett und bleibt zunächst keiner Kategorie zugeordnet. Die Kommiliton:innen können nun eine Karte mit einem Beispiel der aus ihrer Sicht passenden Methode zuordnen. Dazu verschieben sie die Karte zum Namen der Methode. Sind die Studierenden mit den Zuordnungen anderer nicht einverstanden, so können sie diese korrigieren. In einer Plenumsdiskussion werden für jedes Beispiel die Gründe für die jeweilige Zuordnung diskutiert. Korrekte Zuordnungen werden festgehalten indem auch die jeweiligen Karten entsprechend der für die Kategorie gewählten Farbe eingefärbt werden. Es kann auch der Text auf den Beispiel-Karten verändert werden, wenn das zur eindeutigen Zuordnung notwendig ist. Durch die Diskussion wird dabei das Verständnis weiter vertieft und es werden ggf. Fehlvorstellungen korrigiert. Am Ende der Live Exercise steht somit eine ausführliche und auf Richtigkeit geprüfte Beispiel-Sammlung zu den verschiedenen Methoden. So erscheinen die abstrakten Konzepte hinter den Methoden greifbarer, alltagsnäher und lebendiger.

„Katrin erklärt die Übung mit Gesten. Auf der Projektion hinter ihr ist das konkrete Vorgehen auf Englisch ausführlich ausformuliert.“
Katrin Meyer erklärt das Vorgehen bei der Live Exercise.

Im Bildschirm-Mitschnitt wird das Vorgehen anhand der konkreten Beispiele sichtbar.

Teilnehmenden-Ansicht der Software Flinga. Der Mitschnitt wurde im Rahmen einer Hospitation in Katrin Meyers R-Kurs durch das Co³Learn-Team erstellt. Während der Besprechung der Ergebnisse entstandene Wartezeiten zwischen den Fragen sind gekürzt und das Video wurde beschleunigt. Musik: „Corporate Background Music“ von „original_soundtrack“.

Die Nutzung des Boards nimmt auch Einfluss auf das Engagement der Studierenden. Katrin Meyer teilt ihre Erfahrungen.

„Das Bild zeigt Frage und Antwort aus dem Interview als Sprechblasen. Interviewfrage: Inwiefern hat sich die Interaktion und das Engagement der Studierenden durch die Nutzung von Flinga verändert? Katrins Antwort: Sie haben tatsächlich praktisch alle mitgemacht und je mindestens eine Karte entsprechend des Arbeitsauftrags erstellt. Sie haben sich das Board zu eigen gemacht und selbständig Frage-Karten sortiert oder die Farbe entsprechend der Plenumsbesprechungen verändert (was ich sonst vorgehabt hätte zu machen – aber es ist ja sehr wünschenswert, wenn Studierende da Eigeninitiative zeigen und mitdenken und sich das auch trauen, den Prozess mitzugestalten).“

Der Einsatz des Whiteboards trug also nicht allein zu einem tieferen Verständnis, sondern auch zur Aktivierung der Studierenden bei.

„Katrin steht vor der Projektion des Whiteboards und erklärt die Inhalte mit Gesten.“
Bildunterschrift: Es bleibt für Katrin Meyer als Lehrende mehr Zeit für Erklärungen, da die Studierenden aktiv die Bedienung des Boards übernehmen.

Neben Flinga nutzte Katrin Meyer auch weitere Tools wie Particify und Kialo Edu in ihrer Lehre. Wir baten sie um ein Fazit zu ihren Erfahrungen mit dem Einsatz digitaler Tools.

„Das Bild zeigt Frage und Antwort aus dem Interview als Sprechblasen. Interviewfrage: Abschließend, gibt es noch etwas, das du hinzufügen möchtest oder das dir von der Verwendung von den Tools in deiner Lehrveranstaltung besonders im Gedächtnis geblieben ist? Katrins Antwort: Es hat sich bisher praktisch immer gelohnt, ein Tool einzusetzen, wenn man sich vorher genau überlegt hat, zu welchem Zweck es dienen soll und den Arbeitsauftrag genau kommuniziert. Es bringt immer eine Abwechslung in die Abläufe und ermöglicht meistens die gleichzeitige aktive Teilnahme von wesentlich mehr Personen als bei Interaktionen ohne Tools. Nichtsdestoweniger sollten die Tools aus meiner Sicht immer mit der persönlichen Interaktion im Klassenraum kombiniert werden (oder sogar als Impulsgeber für persönliche Interaktionen genutzt werden).“

Mit diesem Fazit endet unser Einblick in die Lehre von Katrin Meyer. Wir freuen uns, dass die verwendeten kollaborativen digitalen Tools zum Gelingen der Lehre beitragen konnten und auch durch Studierende positiv bewertet wurden. Weitere Einblicke, Erfahrungsberichte, Interviews und Anwendungsideen zu digital unterstützter Lehre finden sich im Dossier „Digitale Kollaboration“.

Wir bedanken uns herzlich bei Katrin Meyer und ihren Studierenden, die diesen Einblick möglich gemacht haben!

Foto: Nina Heymann

Dr. Katrin Meyer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Forstwissenschaft und Waldökologie an der Georg-August-Universität Göttingen. Neben ihren inhaltlichen Schwerpunkten der theoretischen Ökologie, ökologischen Modellierung, Biodiversitätstheorie, Statistik und dem wissenschaftlichem Arbeiten definiert Meyer auch didaktische Schwerpunkte für ihre Lehre. Meyer konzentriert sich besonders auf die Studierendenorientierung, Interaktion & Aktivierung, Theorie-Erlebnisse, das forschende Lernen und das projektorientierte Lernen. Für ihre Lehre an der Universität Göttingen erhielt Meyer 2021 den renommierten Ars legendi-Fakultätenpreis im Bereich der Biowissenschaften, der exzellente Hochschullehre in den Naturwissenschaften und der Mathematik auszeichnet.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Verbundprojektes Co³Learn der Technischen Universität Braunschweig, Georg-August-Universität Göttingen und Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Laufzeit 01.08.2021 – 31.12.2025). Das Ziel des Projektes ist es, die universitäre Lehre mit digitalen Tools (Programme, Apps) für die Kommunikation, Kooperation und Kollaboration in Studium und Lehre zu unterstützen.
Alle Tool-Empfehlungen basieren auf einer gründlichen Exploration der digitalen Tool-Landschaft mit Blick auf innovative Funktionalitäten, Nutzungskonzepte und sowie einer Bedarfserhebung von Lehrenden und Studierenden. Die Testphasen der Tools wurden in Absprache mit dem  Datenschutzmanagement der drei Verbundhochschulen durchgeführt und mit  Hilfe der Nutzungserfahrungen von Lehrenden und Studierenden evaluiert.
Bitte beachten Sie die Hinweise zur Lizenzierung der Tools an den einzelnen Verbundhochschulen. (Stand 06-2024)
Hinweis: Im Whiteboard werden u.a. die Markennamen von Zahnpflegeprodukten verwendet. Hierbei handelt es sich um geschützte Marken, die Rechte an den Markennamen liegen bei den Herstellern. Die Verwendung dient ausschließlich der Illustration der betreffenden Beiträge und verfolgt keine kommerziellen Interessen.

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