Zugänge zu generativer KI an Hochschulen schaffen: Resümee zum Symposium an der FernUniversität in Hagen

Zugänge zu generativer KI an Hochschulen schaffen: Resümee zum Symposium an der FernUniversität in Hagen

21.08.24

Ob sie wollen oder nicht: Hochschulen müssen sich mit der Bereitstellung generativer KI befassen. Auf dem Campus der FernUniversität in Hagen fand dazu Anfang Juli 2024 das Symposium „Zugänge zu generativer KI schaffen – Lösungen zur technischen Bereitstellung an Hochschulen“ statt, um über die neusten Entwicklungen, Potenziale und Herausforderungen generativer KI-Technologien zu diskutieren. Caroline Berger-Konen zieht ein Resümee und stellt die vier zentralen Bereitstellungswege FLEXI, HAWKI, bwGPT und Chat AI im Einzelnen vor.

Open-Source-KI in der Hochschulbildung: Vier Wege führen zum Ziel

Am 1. Juli 2024 fand an der FernUniversität in Hagen das Symposium „Zugänge zu generativer KI schaffen – Lösungen zur technischen Bereitstellung an Hochschulen“ für aktuelle KI-Nutzungsmöglichkeiten für Hochschulen statt, mit dem gleichzeitig eine zentrale Anlauf- und Vernetzungsstelle für die Hochschulcommunity geschaffen wurde. Veranstaltet wurde diese Tagung vom KI-Campus Hub NRW, vom Projekt KI:edu.nrw und dem Stifterverband.

Im Fokus standen am Vormittag und in den Austauschsessions am Nachmittag vier unterschiedliche KI-Bereitstellungswege. Ein weiterer Fachvortrag von Uwe Hofmann, stellvertretender Datenschutzbeauftragter der FernUniversität, bezog sich auf die Orientierungshilfe zu Künstlicher Intelligenz und Datenschutz (DSK 2024), eine Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft und Politik rundete die Veranstaltung ab. Das vollständige Tagungsprogramm sowie alle Fachvorträge stehen hier zum Download zur Verfügung, die offizielle Berichterstattung der FernUniversität in Hagen finden Sie hier.

Nach einer Begrüßung von Prof. Dr. Stefan Stürmer (Prorektor für Lehre und Studium, FernUni Hagen) und Prof. Dr. Claudia de Witt (Gesamtprojektleitung KI-Campus-Hub NRW/FernUni Hagen), beschrieben Dr. Peter Salden, Jonas Leschke und PD Dr. Malte Persike von KI:edu.nrw zu Beginn, dass aus Sicht der Hochschulen insbesondere Open-Source-Ansätze wünschenswert seien und weiter verfolgt werden sollten, wobei davon auszugehen ist, dass eine Parallelnutzung von kommerziellen Systemen wie zum Beispiel ChatGPT realistisch bleibt. Weitere Ziele bei der Bereitstellung von Open-Source-KI (z. B. Llama 3, Mistral AI, Google Gemma 2) beziehen sich auf die Reduktion von Entwicklungs- und Maintenancekosten, auf Skalierbarkeit, auf Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen KI-Systemen sowie auf eine zeitlich flexible Einbindung von KI-Systemen in die Hochschul-IT.

Die vier vorgestellten Bereitstellungswege im Einzelnen:

FLEXI: Lokale Infrastruktur mit Open-Source-KI an der FernUniversität in Hagen

Prof. Dr. Torsten Zesch und Michael Hanses vom Forschungszentrum CATALPA (Center of Advanced Technologies for Assisted Learning and Predictive Analytics) der FernUni stellten vor, wie mit der Open-Source-Lösung FLEXI (FernUni LLM Experimental Infrastructure) Open-Source-Modelle auf einem lokalen Server selbst betrieben werden können. Zudem werden am Forschungszentrum verschiedene Einsatzszenarien anhand des Reallabor-Ansatzes in Echtzeit getestet und weitere interdisziplinäre Forschungsprojekte durchgeführt. Weitere (technische) Informationen sowie das kürzlich erschienene Whitepaper zum FLEXI-Ansatz finden Sie hier.

HAWKI: Open-Source-Interface zu kommerzieller KI

Prof. Stefan Wölwer (Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim) präsentierte HAWKI, ein didaktisches Interface, welches auf der Programmierschnittstelle von OpenAI (GPT) basiert. Nutzerinnen und Nutzer können mit ihren HAWKI-Login-Daten auf dem HAWKI-Interface auf ChatGPT zugreifen, wobei keine personenbezogenen Daten gespeichert oder an OpenAI weitergegeben werden. Derzeit wird das Interface bereits an ca. 30 Hochschulen bundesweit genutzt und stetig weiterentwickelt. Ziel des Teams von Prof. Wölwer ist es, ein Ökosystem zu schaffen, in das neben den derzeitigen Möglichkeiten auch Open-Source-Modelle, lokale IT-Systeme sowie das Datenmanagement integriert werden können. Alle Informationen zum HAWKI-Interface finden Sie hier.

bwGPT: Nutzung der HAWKI-Schnittstellenlösung und weitere Angebote

Dr. Matthias Bandtel (Geschäftsführer des Hochschulnetzwerks Digitalisierung der Lehre Baden-Württemberg) und Markus von Staden (Teamlead Technology, Hochschule Aalen) präsentierten, wie über die HAWKI-Schnittstelle ein auf GPT-4 basierender Chatbot für Hochschulen zugänglich gemacht werden kann. Ziel des Projekts „bwGPT“ ist es, 15 Landeshochschulen in Baden-Württemberg einen datenschutzkonformen Zugang zum GPT4-Chatbot zu ermöglichen und diesen in die bereits bestehenden Learning-Management-Systeme der beteiligten Hochschulen zu integrieren. Zusätzlich bestehen umfangreiche Weiterbildungsangebote sowie Beratungsmöglichkeiten im Hinblick auf rechtliche Fragestellungen. Weitere Informationen zum Projekt „bwGPT“ erhalten Sie hier.

Chat AI: Externes Hosting von Open-Source-KI

Jonathan Decker von der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen (GWDG) stellte vor, wie in der Chatoberfläche ChatAI kostenlos und ohne Speicherung des Chatverlaufs verschiedene Large Language Models über die Academiccloud-ID genutzt werden können. Darüber hinaus wird ein Finetuning von KI-Modellen angeboten, um zum Beispiel ein LLM bedarfs- und zielgruppenorientiert zu trainieren. ChatAI ist Teil des vom BMBF-finanzierten KI-Servicezentrum für sensible und kritische Infrastrukturen (KISSKI). Für die Zukunft ist geplant, KISSKI-Angebote in das HAWKI-Interface zu integrieren, sodass Nutzerinnen und Nutzer sowohl auf kommerzielle als auch auf Open-Source-KI zugreifen können. Alle Informationen zu ChatAI finden Sie hier.

Event
18
September

KonKis 24 – Konferenz der deutschen KI-Servicezentren 2024

Ausblick

Am Ende des Symposiums sind sich alle Anwesenden einig: die fortschreitenden KI-Entwicklungen erfordern Lösungen, die nur durch gemeinsame Aufklärung umgesetzt werden können. Eine hochschulübergreifende Zusammenarbeit, Räume für offene Fragen, Herausforderungen und insbesondere Best-Practice-Ansätze wie die hier aufgezeigten vier Nutzungsmöglichkeiten sind weiterhin notwendig, um generative KI an Hochschulen – datenschutzkonform, ethisch und im Rahmen von didaktischen Szenarien – bereit zu stellen. Dabei geht es nicht darum, entweder einen Zugang zu Open-Source-KI oder zu einem kommerziellen KI-System wie zum Beispiel ChatGPT zu forcieren, sondern die Koexistenz beider Systeme mitzudenken und spezifische Stärken nutzbar zu machen. Festzustellen ist hierbei, dass die Hochschulen teilweise an sehr unterschiedlichen Punkten stehen. Das Spektrum reicht von skalierungsfähigen Eigenentwicklungen, über die Adaption von (externen) Schnittstellenlösungen bis hin zu Akteur:innen, die sich Orientierung und Austausch für „erste Schritte“ im Hinblick auf Zugangsmöglichkeiten zu generativer KI an der Hochschule wünschen. Orientierung und Austausch wird weiterhin insbesondere im Hinblick auf Fragestellungen zu Zugangsvoraussetzungen und Rahmenbedingungen für die Nutzung von LLMs durch Studierende, Lehrende und Verwaltungsmitarbeitende als wichtig erachtet. Möglichkeiten des Ausprobierens oder des projektorientierten Einbindens von KI-Systemen zum Beispiel im Rahmen von Experimentierumgebungen nehmen in diesem Kontext einen hohen Stellenwert ein.

Neben diesen Einblicken steht eine ausführliche Dokumentation der Austausch-Sessions am Nachmittag zu den Perspektiven „Technologie“, „Hochschule“ und „Bundesland“ hier zum Download bereit.

Gerne möchten wir an den gestarteten Dialogen anknüpfen und alle Interessierten zu einem Follow-Up auf der Learning AID 2024 am 2. und 3. September 2024 an der Ruhr-Universität Bochum herzlich einladen. Moderiert wird die Session von PD Dr. Malte Persike und Dr. Peter Salden. Informationen zur Anmeldung erhalten Sie hier, wir freuen uns auf die Veranstaltung mit Ihnen.

Autorin:

Caroline Berger-Konen ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrgebiet Bildungstheorie und Medienpädagogik der FernUniversität in Hagen. Sie studierte Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung an der Goethe Universität in Frankfurt am Main. In verschiedenen wissenschaftlichen Projekten entwickelt sie mediendidaktische Formate auf Weiterbildungsebene und forscht zur Qualitätsentwicklung in digitalen und KI-basierten Lehr-Lernsettings. Am KI-Campus organisiert sie die Community of Practice des KI-ExpertLabs Hochschullehre.

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Ein Kommentar

  1. Prof. Uwe Stoklossa sagt:

    Es gibt noch einen weiteren Weg, den ich in einer der Diskussionsrunden in der Veranstaltung vorgestellt habe und wir für die Bildungsgruppe CRFE mit der Hochschule Fresenius gegangen sind. Eine vollkommen datenschutzkonforme Nutzung verschiedener Sprachmodelle (GPT4o, Llama 3, Mistral Large) über Microsoft Azure und mit einem eigenen Interface. Zudem haben wir eine Kostenkontrolle eingebaut, die ähnlich wie das monatliche Datenvolumen beim Handyvertrag funktioniert. Die Plattform konnten wir in drei Monaten realisieren und damit allen Studierenden, Schüler:innen, Mitarbeiter:innen und Lehrenden einen Zugang zu generativer Text-KI ermöglichen.

    Wer Interesse hat, kann sich gerne bei mir melden.

    Eine Dokumentation mit Beispielvideos findet sich hier:
    https://www.unidigital.news/gpt-im-handytarif-stil-ein-datenschutzkonformes-und-kosteneffizientes-ki-modell-fuer-die-hochschulbildung/

    Weitere technische Informationen finden Sie hier:
    https://www.scieneers.de/nextgenerationai-innovation-trifft-datenschutz/