Was wäre, wenn… die Kunsthochschule feministisch wäre?

Was wäre, wenn… die Kunsthochschule feministisch wäre?

20.06.23

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Eine Hochschule ganz ohne Diskriminierung, Sexismus und Machtmissbrauch? Im Workshop Feministische Universität der Künste Berlin, der am UdK Zukunftstag im November 2021 stattfand, wurde genau diese Vision der Hochschule entworfen. Teilnehmende wurde gebeten, ihre Meinungen und Ideen anonym auf Zetteln zu notieren. Die Autorin Katharina Brenner hat diese Stimmen eingefangen und für die HFDVisions-Blogreihe „Was wäre, wenn…?“ zu einem eindrucksvollen Gedicht versponnen.
 

Titelbild vom Blogbeitrag: "WAS WÄRE, WENN... DIE KUNSTHOCHSCHULE FEMINISTISC WÄRE?" Ein Blogbeitrag von Katharina Brenner. Eine Blogreihe zur Zukunft der Hochschule. Oben rechts: Logo Hochschulforum Digitalisierung

Die Blogreihe „Was wäre, wenn…?“ ist im Rahmen des co-kreativen Programms HFDvisions und der DigitalChangeMaker-Initiative entstanden. In ihr teilen Hochschulangehörige ihre mutigen und wünschenswerten Zukunftsbilder mit, um zum Nachdenken, Diskutieren und Handeln anzuregen. Alle weiteren bisher veröffentlichten Beiträge der Blogreihe finden Sie im dazugehörigen Dossier

 

Was wäre, wenn die Kunsthochschule feministisch wäre?

 

Im Theatersaal der Universität der Künste Berlin sagt eine genderneutrale Stimme aus dem Off „Hallo zusammen. Willkommen bei dem Workshop Feministische Universität der Künste Berlin.“ Einige Mitglieder der Kunsthochschule sind an diesem Tag im November 2021 zum UdK Zukunftstag zusammengekommen, um gemeinsam und statusgruppenübergreifend darüber nachzudenken, was sie sich für eine Universität wünschen. In diesem Jahr organisierte eine Gruppe aktivistischer Studierende Formate zu Themen, die sonst oft innerhalb der Institution unterrepräsentiert sind. 

Der Workshop Feministische Universität der Künste Berlin, der im Rahmen des Aktionstags stattgefunden hat, ist eine Reaktion auf all die frustrierenden sexistischen Erfahrungen, die ich während meines Studiums an der UdK gemacht habe. Es ist eine Reaktion auf Kommentare von Lehrenden wie: „Ist seid ja alle nur Frauen und auch noch so jung.“ oder “Von Autos versteht ihr Frauen ja sowieso nichts.” Es ist eine Reaktion auf die übergriffigen Bemerkungen und Berührungen von Lehrpersonen, die besonders nicht männliche Studierende an der UdK erfahren müssen. Es ist eine Reaktion auf die genervten Blicke von männlichen Lehrenden zu feministischen Projekten. Es ist eine Reaktion darauf, dass bisher nur Männer Präsidenten der UdK waren und dass alle derzeitigen Dekane der vier Fakultäten absurderweise auch alle Männer sind. Und es ist auch eine Reaktion auf den Kommentar meines ehemaligen Professors, der sagte: „Katharina, was hast du denn? Du bist total gleichberechtigt!“.

Die Stimme aus dem Off fährt fort: „Habt ihr an dieser Institution Diskriminierung aufgrund eures Geschlechtes, Sexismus oder Machtmissbrauch erfahren?“ und „Was wünscht ihr euch in dieser Hinsicht von der Institution?“. Die Teilnehmenden haben zwischen den Fragen Zeit, ihre Gedanken auf neongelben Zettel aufzuschreiben und Zeichnungen dazu zu kritzeln. Es geht darum, anonyme und kollektive Stimmen zu sammeln, denn wenn es um die Gestaltung von Institutionen und Zukünften geht und wir dabei vermeiden wollen, diskriminierende Strukturen weiter aufrecht zu erhalten, müssen wir alle Beteiligten mitsamt ihrer Kritik, Perspektiven und Bedürfnisse mit einbeziehen.

Die letzte Frage, die die Stimme aus dem Off fragt, ist „Wenn an der UdK alle Menschen gleichberechtigt wären, wie würden wir dann arbeiten, lernen, lehren und Entscheidungen treffen?“. Die Teilnehmenden teilen ihre utopischen Gedanken auf den neongelben Zetteln: 

 

it feels like a web of collective, communities and initiatives 

wir sind im ständigen hinterfragen der eigenen position

wir denken und definieren werte, bewertung und lehre neu 

und finden neue wörter 

a trying, a failing

alle bewerber*innen werden angenommen

the border of the institution feels porous and open 

students run as many classes as teachers

wir lernen voneinander generationsübergreifend, interdisziplinär

we learn to keep bees, sow seeds, care for elderly people 

and practice society-making

gespräche führen wir auf augenhöhe

no old-fashioned class structures

more non-european contextes in classes

es gibt transparente und ergebnisoffene kriterien

eine stimmung, die nicht konkurrent ist, 

sondern kollektiv und solidarisch

wir arbeiten so viel weniger

es gibt kostenlose sprachkurse

courses in different languages 

sichtbarkeit und awareness der bedürfnisse von unterrepräsentierten gruppen 

ein klima in der sich alle trauen sich zu beschweren

in dem sich alle trauen offen zu sprechen

wir finden einen weg, aus unseren differenzen zu profitieren, 

statt anhand dieser zu diskriminieren

es gibt diverse lehrende, diverse studierende

übergriffe werden schnell und transparent geklärt 

es folgen konsequenzen

die betroffenen müssen nicht selbst für diese kämpfen

wir legen wert auf ein angemessenes verhältnis von nähe und distanz 

wir sprechen über toxische männlichkeit

we are unlearning traditional performances of power

machtpositionen werden durch ein rotationsprinzip kontrolliert

expertisen der initiativen mit an den tisch geholt

decisions would be made also for those who are not in the room

a more democratic institution

tschüss vetternwirtschaft

vor sieben jahren wurde der denkmalschutz aufgehoben 

(warum bewahren wir etwas, was wir überwinden möchten?)

es gibt barrierefreie gebäude, eine barrierefreie webseite

veganes mittagessen

das udk-gebäude ist schon von außen voller künstlerischen interventionen 

und interventionen der vegetation 

wir betreten das gebäude und die pförtnerin freut sich uns zu sehen 

und wir freuen uns in die universität zu gehen

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