Vernetzung, Austausch und kollegiale Beratung: Mein positives Fazit nach HFDxChange

Vernetzung, Austausch und kollegiale Beratung: Mein positives Fazit nach HFDxChange

20.02.23

Titelbild zum Blog, links ist ein schwarz-weißes Porträt von Thomas Blotevogel auf einem weiß-lila-magenta gefächerten Hintergrund zu sehen, rechts unten ist das HFD-Logo abgebildet, auf der rechten Seite des Titelbildsbefindet sich der Text:  Blogbeitrag VERNETZUNG, AUSTAUSCH UND KOLLEGIALE BERATUNG: MEIN POSITIVES FAZIT NACH Ein Erfahrungsbericht von Thomas Blotevogel vom Bayerischen Zentrum für  Innovative Lehre (BayZiel)

Thomas Blotevogel war Teilnehmer der vergangenen Runde unserer kollegialen Beratung HFDxChange. Das Format bietet Lehrenden und Mitarbeiter:innen aus lehrunterstützenden Einrichtungen an, gemeinsam Lösungen für konkrete Herausfordrungen aus Lehr- und Hochschulalltag zu entwickeln. Im HFD-Blog gibt Thomas Blotevogel Einblicke in das Format und stellt die für seine Fragestellungen erarbeiteten Lösungsansätze vor. 

Titelbild zum Blog, links ist ein schwarz-weißes Porträt von Thomas Blotevogel auf einem weiß-lila-magenta gefächerten Hintergrund zu sehen, rechts unten ist das HFD-Logo abgebildet, auf der rechten Seite des Titelbildsbefindet sich der Text:  Blogbeitrag VERNETZUNG, AUSTAUSCH UND KOLLEGIALE BERATUNG: MEIN POSITIVES FAZIT NACH Ein Erfahrungsbericht von Thomas Blotevogel vom Bayerischen Zentrum für  Innovative Lehre (BayZiel)

Von Mitte September bis Mitte November 2022 hatte ich die Gelegenheit, an HFDxChange, der kollegialen Beratung des HFD, teilzunehmen.

Mein persönliches Fazit: Es war für mich ein Glücksfall, dass meine Bewerbung angenommen wurde. Unsere Gruppe aus vier Personen mit deutlich unterschiedlichen Perspektiven hat für alle unserer vier Fragestellungen neue Lösungsansätze erarbeiten können. Weil die Beratungstreffen in unserer Gruppe so gut gelaufen sind und sich schnell ein Vertrauensverhältnis zwischen uns aufgebaut hat, wollen wir uns demnächst zu einem Follow-Up treffen. Wir haben auch vereinbart, dass jede teilnehmende Person gerne die Gruppe für eine neue kollegiale Beratung erneut anfragen darf. Mir haben die Treffen viel gebracht, nicht nur bezogen auf mein eigenes mitgebrachtes Problem. Die kollegiale Beratung wie in HFDxChange ist eine sehr hilfreiche Methode, um Fragestellungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und in kurzer Zeit zu vielen Lösungsansätzen zu kommen. Ich habe zusätzlich meinen „Methodenkoffer“ erweitern können.

Insgesamt kann ich eine Teilnahme an HFDxChange nur empfehlen. Eine Vernetzung mit anderen Lehrenden und Personen aus lehrunterstützenden Bereichen ist für mich immer sehr hilf- und lehrreich. Wir sollten viel mehr miteinander über Lehre sprechen, etwas, was für mich in Deutschland noch zu kurz kommt.

Meine Fragestellung für die kollegiale Fallberatung

Es ging um die Lehrveranstaltung „Technische Thermodynamik 1“ in einem Bachelorstudiengang Maschinenbau an einer HAW. Früher war die Veranstaltung im zweiten und dritten Fachsemester. Aus verschiedenen Gründen ist die Lehrveranstaltung bei der letzten Überarbeitung des Studiengangs ins erste Fachsemester gewandert. Je nach Semester nehmen 60 bis 80 Studierende an dieser Lehrveranstaltung teil.

Ich habe bereits seit einigen Jahren mit Online-Tests und Online-Übungsaufgaben (JiTE – Just in Time Exercises) gearbeitet, um den Studierenden eine Lernzielkontrolle und asynchrones Üben zu ermöglichen. Diese asynchronen Anteile habe ich in Moodle umgesetzt, dem bei uns an der TH genutzten LMS. Kombiniert mit Murmelgruppen (in Präsenz oder als Breakout-Räume während der Online-Lehre) hat dies hinsichtlich der von mir gewünschten Lernziele gut funktioniert. Dies zeigten die Evaluationen, die Gespräche mit den Studierenden und auch die Prüfungsergebnisse. Diese Bewertung galt, solange die Veranstaltung im zweiten und dritten Fachsemester verortet war. Nach dem Wechsel der Lehrveranstaltung ins erste Fachsemester funktioniert dieses Konzept nicht mehr so gut. Die Studierenden beteiligen sich deutlich weniger an den Übungsmöglichkeiten und Lernzielkontrollen. Die Prüfungsergebnisse sind schlechter geworden. Die Evaluation hat mir bisher keine klaren Gründe dafür gezeigt.

Grundlegend ging es mir bei der kollegialen Beratung darum, was ich tun kann, um die Beteiligung der Studierenden wieder zu erhöhen. Kann ich das bestehende Lehrveranstaltungskonzept mit anderen Tools oder Methoden optimieren? Oder sollte ich das Konzept komplett überarbeiten, um es an die Bedürfnisse der Erstsemester anzupassen? Es könnte z.B. hilfreich sein, den Übergang von den Schulen an die Hochschule mit den bei uns gewünschten Arbeitsweisen explizit in den Blick zu nehmen. Durch gezielte Anpassungen könnte ich die Studierenden und deren Lernprozess besser unterstützen.

Erarbeitete Lösungsansätze

Die in der Beratung erarbeiteten Lösungsansätze waren sehr vielfältig. Es hat mich sehr positiv überrascht, wie viele verschiedene Möglichkeiten in der doch kurzen Zeit der Beratung erarbeitet worden sind. Die klare Rollenverteilung entsprechend der in der Kickoff-Veranstaltung vorgestellten Methode und das offene und vertrauensvolle Klima in unserer Gruppe haben aus meiner Sicht zu dieser Effizienz beigetragen.

Die Ansätze reichten von methodischen Veränderungen über organisatorische Maßnahmen bis hin zur Grundsatzdiskussion über mögliche Ursachen für meine Beobachtungen.

Es gab einige Vorschläge, durch (kleinere) methodische Veränderungen oder Ergänzungen die Beteiligung der Studierenden zu erhöhen. So könnte ich in Moodle Gamification-Möglichkeiten nutzen und z.B. Badges als Ansporn vergeben. In den synchronen Lehrveranstaltungsteilen könnte ich Tools wie Pingo oder Mentimeter nutzen, um Antworten und Ergebnisse von kleineren Übungsaufgaben abzuholen. Damit würde ich die Studierenden auf die asynchronen Tests und Aufgaben vorbereiten.

Bei organisatorischen Maßnahmen haben wir vor allem über den Einsatz studentischer Tutorinnen und Tutoren aus höheren Semestern gesprochen. Diese Studierenden sollen nicht nur fachlich unterstützen. Sie sollen zusätzlich ihre eigenen Erfahrungen mit verschiedenen Lehrmethoden, vor allem hinsichtlich des eigenen Nutzens im Lernprozess, an die Erstsemester weitergeben.

Wir haben weiterhin mögliche Ursachen für das (veränderte) Verhalten der Studierenden besprochen.

Liegt es am Übergang Schule – Hochschule und den Erwartungen von uns Hochschullehrenden an eine selbstständige Arbeitsweise der Studierenden? Sind diese Erwartungen an die Arbeitsweise für die Studierenden ausreichend klar? Bisher war ich höhere Semester gewohnt, die bereits einige Lernerfahrungen an der Hochschule gemacht haben. Jetzt habe ich es mit Erstsemestern zu tun, die an einer HAW mit sehr unterschiedlichen Vorkenntnissen ankommen. Eine verstärkte Kommunikation der Lehrenden in den Erstsemester-Lehrveranstaltungen könnte hilfreich sein, auch um die eigenen Erfahrungen während des laufenden Semesters besser einordnen zu können.

Welchen Einfluss haben die Corona-Schul- oder Ausbildungsjahre der Erstsemester? Wie soll ich mit den Erwartungen der Studierenden umgehen, die von der Forderung nach Struktur und Vorgaben bis zu Wünschen nach örtlicher und zeitlicher Freiheit im Lernprozess gehen?

Neben den direkten Lösungsvorschlägen haben mir die Berichte über die Erfahrungen anderer Lehrender in Erstsemesterveranstaltungen anderer Fachgebiete und Hochschultypen sehr geholfen. Dadurch ist es mir viel besser möglich, meine eigenen Erlebnisse in der Lehrveranstaltung einzuordnen. Wenn man erfährt, dass andere Kollegen ähnliche Probleme haben, ist man auch nicht so schnell entmutigt, wenn neue Methoden nicht auf Anhieb zu dem Lernerfolg der Studierenden führen, den man erhofft hat.

 

Weiterführende Informationen sowie weitere Erfahrungsberichte über unsere kollegiale Beratung HFDxChange finden Sie hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert