Studierendenmitbestimmung – wirksam, digital und krisenfest?

Studierendenmitbestimmung – wirksam, digital und krisenfest?

30.01.23

Wie bewertest du die digitale Lehre im Vergleich zur Präsenzlehre? 6,12% antworteten mit "Viel besser", 14,68% mit "Eher besser", 25,2% mit "Weder noch", 37,27% mit "Eher schlechter", 16,74% mit "Viel schlechter"

Wie müssen Strukturen in Hochschulen aussehen, damit – auch und gerade in Krisenzeiten – die Anliegen von Studierenden nicht zu kurz kommen? Daryoush Danaii, ehemaliges Vorstandsmitglied im „freien zusammenschluss von student*innenschaften“ (fzs e.V.), erklärte beim Let’s Talk:Campus-Event, wie Studierendenmitbestimmung umgesetzt werden sollte – wirksam, digital und krisenfest. Sein Vortrag stieß auf großes Interesse, die wichtigsten Punkte hat er für unseren Blog noch einmal zusammengefasst.

Titelbild zum Artikel aus der Blogreihe "Let's Talk Campus": "STUDIERENDENMITBESTIMMUNG - WIRKSAM, DIGITAL UND KRISENFEST?" Ein Gastbeitrag von Daryoush Danaii. Auf der linken Seite ist ein Mann zu sehen, der seine Hand vor sein Gesicht hält. Er hat Kopfhörer auf, ist umgeben von Büchern, einem Laptop, Büchern, Wecker, Smartphone, etc. Logos rechts unten: Lets Talk Campus, Stiftung Innovation in der Hochschullehre, Hochschulforum Digitalisierung.

Wie können wir inklusive, nachhaltige und partizipative Orte schaffen?

Die Frage nach der Wirksamkeit der Studierendenmitbestimmung hängt mit der folgenden Leitfrage zusammen: Wie können wir inklusive, nachhaltige und partizipative Orte schaffen?

Erstmal ist es sehr umfassend und eine Fragestellung, die uns und weitere sicher länger beschäftigt. Meiner Ansicht nach gibt es gute Ideen in der Studierendenvertretung zur Gestaltung der partizipativen Hochschule. Die Frage der Entscheidungsfindung und Umsetzung liegt leider selten in der Hand von den Studierenden.

Partizipation – eine Frage der Struktur:

Die aktuelle Hochschulstruktur führt trotz der verschiedenen Ebenen zu einer zentralisierten Entscheidungsmacht beim Präsidium oder der professoralen Mehrheit, die es im Senat gibt. So haben egal ob sich alle anderen Gruppen zusammenschließen die Professor*innen bspw. bei einem Verhältnis von 9 zu 3 Wimis zu 3 MTV zu 3 Studis immer die Mehrheit. Diese Situation beschreibt gut, wieso gut gemeinte Partizipation und Konzepte, die an andere Stelle verhandelt wurden, doch noch an der letzten Station scheitern können auch trotz Gegenstimme und guter Argumentation der Studierenden. Um es konkret an einem Beispiel zu machen, wurde die Mitarbeit von Studierenden in den Corona Taskforce erfasst. Die aus Juli 2020 sind hier einzusehen.

Studentische Beteiligung in Corona-Taskforce oder Krisenstab: - Keine studentische Beteiligung: 7 Hochschulen - mit studentischer Beteiligung: 12 Hochschulen - später mit studentischer Beteiligung: 5 Hochschulen - keine Taskforce: 4 Hochschulen]

Studienbedingungen und Handlungsspielraum

Es braucht aber nicht nur die Struktur, sondern auch eine aktive Studierendenvertretung.

Als Studierendenvertretung, stehen wir im Konkurrenzkampf um die Aufmerksamkeit unserer Kommilltion*innen und deren immer verschulteren Verpflichtungen in den Seminaren und dem seit der Bologna Reform modularisierten System. Dadurch befinden wir uns in einer Art Teufelskreis durch gefühlt zu wenig Studierende, die sich engagiere auch durch Corona sind es nochmal weniger geworden. Ein Blick in die Befragung „Wie geht’s euch?“ mit über 7.600 Teilnehmende Studierenden, initiiert vom fzs von Ende 2021 bis zum 14.01.22., skizziert die Auswirkung auf den Studienalltag.

Konntest du das Semester psychisch gut bewältigen? 43,55% antworteten mit "Nein, konnte ich nicht", 40,51% mit "Ja, konnte ich", 9,92% mit "Nein, daher nutze ich aktuell ein psychologisches Beratungsangebot", 6,02% mit "Nein, ich stehe auf einer Warteliste für eine Beratung"

Zurückkommend zu den Studien und Lernbedingungen, zu diesen hat sich auch der Wissenschaftsrat Gedanken gemacht und in dem Papier „Empfehlungen für eine zukunftsfähige Ausgestaltung von Studium und Lehre“,  an dem auch der fzs mitgewirkt hat, deutlich gemacht, dass Lehrveranstaltungen und Prüfungen reduziert werden sollen, die Dominanz der Klausuren gebrochen werden soll, mehr Handlungsspielräume für Studierenden geschaffen werden müssen und regelmäßige Gespräche zwischen Lehrenden und Studierenden stattfinden sollen.

Wie bewertest du die digitale Lehre im Vergleich zur Präsenzlehre? 6,12% antworteten mit "Viel besser", 14,68% mit "Eher besser", 25,2% mit "Weder noch", 37,27% mit "Eher schlechter", 16,74% mit "Viel schlechter"

Neben diesen Bereichen ist die Fragestellung viel umfassender und schwer verkürzt hier darzustellen. Es gibt auch immer weniger hochschulpolitisch Aktive, die noch die Präsenzaktivitäten der Studierendenvertretungen vor Corona kennen, ob im klassischen Studierendenparlament/-ratssitzungsformat oder in Aktivitäten auf dem Campus. Es gab nun mit diesem Semester die Chance dies wieder zu erleben, aber einige Vorteile der hybriden Sitzungen und Angebote werden sicher erhalten bleiben, insbesondere in der landes- oder bundesweiten Vernetzung.

Die vielen guten Ideen zur Umgestaltung und insbesondere den Studierenden mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten zu geben müssen weiterverfolgt werden. Langfristig darf der Campus als Begegnungsort nicht verloren gehen und gezielter Studierende in der Krise entlasten!

 

Die komplette Let’s Talk:Campus Aufzeichnung vom Talk mit Daryoush Danaii gibt es hier noch einmal zum Anschauen:

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Dieser Artikel reiht sich ein in die Blogreihe zum Event “Let’s Talk:Campus”, das am 20. Oktober 2022 stattfand – digital und live in Berlin. Ein besonderer inhaltlicher Schwerpunkt bildeten Fragen der studentischen Partizipation und Nachhaltigkeit. Wir wollen entsprechende Diskussionen fortführen – unter anderem beim University:Future Festival 2023. Der Call for Participation läuft bis zum 31. Januar 2023. 

Das Event wurde vom Hochschulforum Digitalisierung (HFD) und in Partnerschaft mit der Stiftung Innovation in der Hochschullehre (StIL) veranstaltet.

 

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