Studierende im Mittelpunkt: Individuelle Studiengestaltung und kollaborative Curriculumentwicklung

Studierende im Mittelpunkt: Individuelle Studiengestaltung und kollaborative Curriculumentwicklung

11.02.25

Inga Gostmann und Lea Hildermeier fordern mehr Einbindung von Studierenden in curriculare Prozesse und eine stärkere Flexibilisierung des Studiums. Nachfolgend beschreiben sie ihr Traumszenario, was sich in dieser Hinsicht in Zukunft ändern sollte. Lea und Inga studieren an der Universität Bielefeld in geisteswissenschaftlichen Fächern und sind in der Kohorte 2023/24 der DigitalChangeMaker des Hochschulforum Digitalisierung.

Heute für morgen: Was macht die Curriculumentwicklung der Zukunft aus?

Zeynep befindet sich am Ende ihres Bachelors in Philosophie und überlegt, bald im Master weiter zu studieren. Um ihre Entscheidung möglichst reflektiert treffen zu können, resümiert sie, welche Elemente ihres Bachelors ihr besonders gut gefallen haben und welche Inhalte und Strukturen sie gerne im Master vertiefen möchte. Dabei steht für Zeynep vor allem die Erinnerung im Vordergrund, dass sie die Möglichkeit hatte, ihren Bachelor nach ihren Vorstellungen zu planen: Besonders erinnert sie sich an ein Seminar, welches sie mit anderen Studierenden gestalten konnte. Gemeinsam mit einigen Kommiliton:innen, die sich für ein ähnliches Thema interessierten, kam sie regelmäßig im Seminarraum zusammen in den Austausch, um die Werke einer wichtigen Theoretikerin zu lesen und zu diskutieren. Die Gruppe organisierte sich selbst und traf sich in flexiblen Abständen – mal vor Ort in der Uni, mal online –, um die Texte gemeinsam zu bearbeiten. Alle paar Wochen trafen sie sich mit zwei Dozent:innen und anderen studentischen Gruppen, welche andere Themen im Fokus hatten, um über ihre Fortschritte zu berichten und bei Bedarf Unterstützung zu erhalten. Diese Erfahrung war besonders wertvoll für Zeynep, da die Autorin des Theorietexts auch für ihre Abschlussarbeit zentrale Inhalte beschreibt und sie erleichtert war, die Texte nicht allein lesen zu müssen. Von den Gedanken der anderen Studierenden und den gemeinsamen Diskussionen konnte Zeynep sehr profitieren. Einmal luden die Studierenden sogar eine Expertin aus Spanien zu einer Zoom-Sitzung ein, um tiefere Einblicke in die Werke zu bekommen und gezielt Fragen stellen zu können.

Diese partizipative, von Studierenden organisierte Lehrveranstaltung traf bei allen Beteiligten auf solch positive Resonanz, dass daraus im nachfolgenden Semester ein ganzes Modul entstand, das die Studierenden individuell gestalten können: Zentraler Bestandteil dieses Moduls sind studentisch organisierte und durchgeführte „Satelliten-Seminare“, die Studierenden ermöglichen, selbstbestimmt für sie wichtige Studieninhalte zu thematisieren. Zeynep hat das Modul durch eine Präsentation und Ausarbeitung in einem Kolloquium abgeschlossen, bei dem sie nochmals die Möglichkeit hatte, ihre wichtigsten Erkenntnisse zu reflektieren und sich mit interessierten Diskutant:innen auszutauschen.

Zeynep erinnert sich ebenso gerne daran zurück, dass sie während ihres Bachelorstudiums flexibel aus verschiedenen Prüfungsmodalitäten wählen konnte: sei es eine Hausarbeit, Präsentation, mündliche Prüfung, Klausur oder ein kreatives Projekt wie ein Podcast. Diese Vielfalt half ihr, durch verschiedene Prüfungsformen eine Vielzahl an Fähigkeiten zu vertiefen, welche sie sowohl direkt im Studium als auch langfristig anwenden kann. Um sich beispielsweise auf ihre erste Präsentation vorzubereiten, besuchte Zeynep Workshops zu PowerPoint und Präsentationstechniken, die von anderen Studierenden angeleitet wurden. Zeynep empfand dieses Konzept als große Unterstützung und so spannend, dass sie nun überlegt, im Master ebenso als studentische Tutorin zu arbeiten und so andere Studierende mit ihren individuellen Bedarfen zu unterstützen.

Während ihres Bachelors absolvierte Zeynep auch ein Praktikum, das durch eine Begleitveranstaltung an der Uni gerahmt wurde. Hier standen vor allem der Austausch mit anderen Studierenden und die Reflexion der Praktikumsinhalte im Rückbezug auf das Studium im Vordergrund. Durch die Gespräche mit Kommiliton:innen und dem Lehrenden fühlte sich Zeynep bei der Bewältigung der Praktikumsaufgaben weniger allein und durch das Endprodukt des Seminars, eine Studienleistung in Form einer Portfolios, konnte sie all ihre Eindrücke, Erkenntnisgewinne und Lernfortschritte produktiv verarbeiten. Die Möglichkeit, ein Praktikum zu machen, war freiwillig, und einige ihrer Freund:innen haben gleich mehrere bezahlte Praktika absolviert, um möglichst diverse Einblicke ins Berufsfeld zu erhalten. Für ihren Master plant Zeynep kein weiteres Praktikum, sondern möchte stattdessen Module an anderen Universitäten in Deutschland und Tschechien belegen, die zu ihrem Profil passen.

Zeyneps Fußstapfen sind ein Beispiel von vielen.

Studierende treten unterschiedliche Wege an – die vorhandenen Strukturen erschweren oder vereinfachen dies.

Zeynep ist sicher, dass sie den Master an ihrer jetzigen Universität fortsetzen möchte, denn ihre Uni legt großen Wert auf die Beteiligung der Studierenden an der Studiengangs- und Modulplanung. Modulziele werden in Gremien und gemeinsamen Klausurtagungen mit den Studierenden formuliert und es gibt Module im Curriculum, deren Thema explizit die Curriculumentwicklung ist und in denen sich Studierende aktiv mit Curriculums- und Lehrentwicklung beschäftigen. Die Ideen aus diesen Modulen setzt die Uni kollaborativ um: Beispielsweise hat eine Studentin in ihrer Abschlussarbeit über flexible Lernräume geschrieben und diese Idee wurde anschließend seitens der Uni in Form eines Flex-Seminarraums mit bewegbarem Mobiliar und digitaler Unterstützung für die Lehre umgesetzt.

Auch wenn Zeynep nun froh ist, den Stress des Abschlussarbeit-Schreibens hinter sich zu haben, hat sie die Unterstützungsangebote ihrer Uni positiv in Erinnerung: Da gab es unter anderem einen Online-Selbstlernkurs zu Word, den sie immer wieder aufrufen konnte, wenn sie zum Beispiel nachschauen wollte, wie sie Seitenzahlen richtig einfügen kann. Ebenso hilfreich war eine zweistündige Schulung der Bibliothek zum Umgang mit Literaturverwaltungsprogrammen – das war besonders praktisch, da die Uni die Lizenzen für diese Programme für alle Studierenden bereitstellt. Neben diesen Selbstlernkursen zu diversen Programmen besuchte Zeynep auch Kurse in den Themenfeldern Argumentieren und Publizieren sowie Gender- und Gleichstellungsfragen. Die wenigen Leistungspunkte, die ihr im Ergänzungsbereich noch fehlten, konnte sie sich durch den Besuch dieser Veranstaltungen anrechnen lassen und so bedeutungsvolle Inhalte nutzen, um ihr Studium zu beenden.

Während ihres Bachelorstudiums hat Zeynep mehr und mehr wahrgenommen, dass die Universität für sie nicht nur ein Arbeitsort ist, sondern auch ein Lebensort. An der Universität trifft Zeynep Freund:innen, geht zu Sportkursen, belegt Sprachkurse in Vorbereitung auf ihren nächsten Auslandsaufenthalt und setzt sich mit Inhalten auseinander, die für ihr Studium und ihr weiteres Leben bedeutungsvoll sind.

Studierende wollen ihren Weg selbstständig gestalten. Es muss jedoch gute Wegweiser und Strukturen geben.

Vom Was zum Wie: Good-Practice-Beispiele und Handlungsempfehlungen

Für uns als Autor:innen zeigt Zeyneps Geschichte, die zwar wie hier beschrieben fiktiv ist, sich aber aus Erfahrungen unserer Studienalltags zusammensetzt, wie eine zukunftsfähige Hochschullandschaft aussehen kann, die auf Flexibilität, Interdisziplinarität und die aktive Beteiligung der Studierenden setzt. Wenn wir darüber nachdenken, wie unser Traumszenario der kollaborativen Curriculumentwicklungen aussieht, orientieren wir uns dabei also an realen Beispielen, die an einigen Hochschulen bereits erfolgreich umgesetzt werden, und entwickeln diese weiter. Dabei möchten wir folgende Fragen thematisieren: Wie kann man sicherstellen, dass die Stimmen von Studierenden in Curriculumentwicklungsprozessen tatsächlich Gehör finden? Wie kann ein Curriculum gestaltet sein, um Studierenden zu ermöglichen, ihre eigenen Studieninteressen flexibel einzubringen? Wie kann sich ein Curriculum an Studierenden orientieren?

  • Ein Konzept, das es Studierenden ermöglicht, ihr Studium nach ihren Vorstellungen und Bedürfnissen zu gestalten, ist das der Satelliten-Seminare oder Satelliten-Module. Dieses Konzept wird von der Philosophie-Abteilung der Universität Bielefeld seit einigen Jahren erfolgreich umgesetzt. Studierende können ein Platzhalter-Seminar in ihren Stundenplan aufnehmen und sich selbstständig oder mit Unterstützung der Abteilung in Themengruppen organisieren, um ein Thema ihrer Wahl zu bearbeiten. Manche Studierende bilden Lesekreise, in denen alle gleichberechtigt mitorganisieren, während andere einzeln oder in Teams ein eigenes Seminar für ihre Gruppenmitglieder gestalten. Alle Gruppen werden von zwei Lehrenden betreut, die bei Bedarf Unterstützung bieten. In regelmäßigen Abständen finden Treffen aller Gruppen statt, bei denen der Fortschritt besprochen wird. Dieses Konzept kann auch als komplettes Modul umgesetzt werden, in dem Studierende in zwei selbstorganisierten Gruppen arbeiten und am Ende eine mündliche Prüfung ablegen, ein Portfolio präsentieren oder eine Gruppen-Hausarbeit schreiben (https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/philosophie/angebote-und-hilfsmittel/satellitenseminar/). Durch solche Module und Seminare im Curriculum können Studierende eigene Themen bearbeiten, ohne dass diese Teil des Curriculums werden müssen. So ist das Curriculum flexibler und immer an den aktuellen Studierenden und ihren Themen orientiert.

 

  • Ein weiteres Beispiel der Universität Bielefeld ist, dass Studierende als Peer-Tutor:innen in didaktischen Zentren angestellt werden, um in Workshops Kompetenzen für das Studium weiterzugeben. In diesen Formaten können Studierende direkt von ihren Peers lernen, wie sie Zeit- und Selbstmanagement im Studienalltag bewerkstelligen, sich gut organisieren oder bei Präsentationen gelassen bleiben können. Wir skizzieren hier bewusst Themenfelder, die auch über das Studium hinaus in diversen Berufsfeldern relevant sind, um perspektivisch aufzuzeigen, wie Studieninhalte nachhaltig genutzt werden können. Um Studierende zur Teilnahme anzuregen, sollte es die Möglichkeit geben, für besuchte Workshops Zertifikate oder Micro-Credentials zu erhalten. Durch solche Formate entsteht ein Curriculum, an dem Studierende nicht nur im Hintergrund mitarbeiten, sondern das auch von den Studierenden selbst umgesetzt und mit Leben gefüllt wird. (Micro-Credentials bescheinigen die Lernergebnisse kurzfristiger Lernerfahrungen, z. B. eines kurzen Kurses oder einer Schulung. Sie helfen flexibel und zielgerichtet, die für unsere, als Studierende, persönliche und berufliche Entwicklung benötigten Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben)

 

  • Eine weitere Möglichkeit, das Studium flexibel und nach individuellen Wünschen und Bedarfen zu gestalten, besteht darin, ein Modul zu schaffen, in dem alle möglichen Leistungspunkte von anderen Hochschulen, sowohl im In- als auch im Ausland, gesammelt werden können. So können Studierende Kurse wählen, die perfekt zu ihrem Profil und ihren Zukunftsvorstellungen passen.

 

  • In ähnlicher Weise ist ein Modul denkbar, welches Studierende belegen können, die sich für wissenschaftliches Arbeiten interessieren. Von Kolloquien zu Konferenzbeiträgen bis zum Publizieren oder Präsentieren von wissenschaftlichen Erkenntnissen; Studierende können hier sowohl fachspezifisch als auch interdisziplinär praktische Erfahrungen in der Wissenschaft sammeln und Kompetenzen einüben, die im Rahmen von Hausarbeiten und anderen wissenschaftlichen Texten praxisnah umsetzbar sind.

 

  • Da wir aus eigener Erfahrung wissen, wie zeitaufwendig Gremienarbeit und andere selbstverwaltende Tätigkeiten an Universitäten sind, möchten wir anhand von Zeyneps Beispiel vor allem deutlich machen, dass Studierende unabhängig von ehrenamtlichem hochschulpolitischem Engagement die Möglichkeiten haben müssen, ihre Expertise, Ideen und Feedback einzubringen. Um allen Studierenden die Möglichkeit zu geben, unabhängig von finanziellen und zeitlichen Ressourcen ihre Stimme in die Curriculumentwicklung einzubringen, sollten sie dafür Micro-Credentials erhalten können. Es sollte Module und Kurse geben, in denen Curriculumentwicklung thematisiert wird und die Studierenden sich, als Teil ihrer Leistung, einbringen. So wird eine gleichberechtigte Beteiligung aller Studierenden gefördert.

 

  • Ein weiteres Format, das kollaborativ von Studierenden und Lehrenden erarbeitet, angeboten und genutzt werden kann, sind Online-Selbstlernkurse, zum Beispiel dieser Kurs von Inga Nüthen und Isabel Collien zu der Frage „Was ist Gender?“ (https://blogs.hoou.de/gender/). Der Vorteil von Selbstlernkursen besteht darin, dass Studierende sie bei Bedarf immer wieder durchgehen können und Lehrende sie in asynchronen digitalen Lehre verwenden und darauf verweisen können. Ein Selbstlernkurs zu qualitativen sozialwissenschaftlichen Arbeiten kann beispielsweise immer wieder dann zu Rate gezogen werden, wenn Studierende eine qualitative Hausarbeit verfassen, sowie ein Kurs zum Schreiben mit Word generell beim Verfassen von Texten helfen kann. Im Sinne der kollaborativen Zusammenarbeit können diese Kurse durch die Bedarfe der Studierenden mit Expertise der Lehrenden erstellt und aufgesetzt und gemeinsam weiterentwickelt werden.

Die hier beschriebenen Good-Practice-Beispiele zeigen für uns mehr als nur sinnbildlich auf, wie Studierende strukturiert und nachhaltig an der inhaltlichen Entwicklung ihres eigenen Studiums mitwirken können, indem curricular verankert ist, dass diese sich selbstständig zusätzliche Kompetenzen und Inhalte aneignen. Der Vorteil einer solchen Flexibilisierung liegt für uns darin, dass unter anderem durch Micro-Credentials und Satelliten-Module aktuelle Themen zeitnah Einzug in den Lernplan von Studierenden erhalten – sei es durch Workshops, Seminare oder Selbstlernkurse zu Fragestellungen der (generativen) Künstlichen Intelligenz, Nachhaltigkeit oder Gleichstellung. Wir sind uns bewusst, dass eine Flexibilisierung des Curriculums Unterstützungsstrukturen bedarf, insbesondere für Studienanfänger:innen, die mit den Anforderungen eines Studiums noch nicht vertraut sind. Dazu gehören unter anderem die Bereitstellung von Beratungsangeboten zur Studienplanung, als auch vermehrte Informationsstellen zu fächerübergreifenden Anliegen. Dennoch sehen wir klare Vorteile darin, ab Beginn die Möglichkeit zur Flexibilisierung des eigenen Studiums umsetzen zu können, denn unser Traumszenario bedeutet in der Konsequenz, dass Studierende selbstbestimmter, und somit auch zufriedener, lernen können.

Visionen eines Studiums mit partizipativ entwickeltem ­Curriculum

Eine zukunftsfähige Hochschule zeichnet sich für uns dadurch aus, dass Studierende nicht rein fächergebundene Inhalte vermittelt bekommen, sondern flexibel wählen können, welche Kompetenzen sie sich aneignen möchten und sicher sein können, dafür entsprechend Credit Points zu erhalten. In diesem Sinne wäre es auch denkbar, dass Studiengänge eine untergeordnete Position einnehmen und es möglich wird, dass Studierende sich selbst ein Portfolio aus Modulen und Prüfungsformen zusammenstellen – mit selbst gestalteten Lernveranstaltungen und der Möglichkeit, Kurse an vielen unterschiedlichen Hochschulen zu besuchen. So können Studierende genau die Kompetenzen erwerben, die sie für ihre Zukunftspläne benötigen.

Entscheidend ist dafür vor allem, dass Curricula Studierende anregen und ermutigen, sich auch außerhalb ihres Fachs weiterzubilden. Interdisziplinarität und der Einblick in andere Fachkulturen sind wertvoll und wir als Studierende profitieren davon, uns im Rahmen der universitären Ausbildung diverse Kompetenzfelder anzueignen.

Im Austausch miteinander: Die Rolle von Evaluationen

Zur Evaluation eines solchen gemeinsam gestalteten und individuell angepassten Curriculums eignen sich beispielsweise Modulevaluationen. Diese sind sinnvoller als Studiengangsevaluationen, wenn Studierende ihr Studium individuell gestalten können und nicht alle die gleichen Module wählen. Dennoch möchten wir ebenso Studiengangsevaluationen, welche in größeren Abständen durchgeführt werden, in unsere Handlungsempfehlungen mit einbeziehen. In beiden Evaluationsmaßnahmen sollten die Lernziele der Studiengänge oder Module genannt und die Studierenden gefragt werden, inwiefern sie diese Ziele erreicht sehen. Wichtig ist vor allem, dass die Ergebnisse der Befragungen transparent gemacht werden und sich mehrere Feedbackschleifen durch offene Gespräche zwischen Studierenden, Lehrenden und Hochschulentwicklungspersonal anschließen, um kommunikativ und kollaborativ Curricula (weiter) zu entwickeln. Durch die frühzeitige Beteiligung von Studierenden an der Curriculumentwicklung können diese informeller und niedrigschwelliger Feedback geben und so direkter auf Studieninhalte Einfluss nehmen. Unsere Erfahrung ist, dass wenn Studierende und Lehrende gemeinsam Studiengänge, Module und Seminare gestalten, der Austausch und die Lernerfahrung beziehungsreicher werden und alle Statusgruppen von der gegenseitigen Expertise lernen können: Studierende sind Expert:innen für ihr eigenes Studium und können ihre Expertise gezielt einbringen und die Fachexpertise der Lehrenden optimal ergänzen.

Neben Evaluationen, die klassisch online durchgeführt werden, ist es ebenso denkbar, ein Format zu etablieren, in welchem Studierende nach Themenwünschen für zukünftige Seminare gefragt werden und in einer Austauschveranstaltung besprechen, welche Themen gewählt werden und warum. Lehrende können in solchen Szenarien ebenfalls über Veranstaltungen sprechen, die sie gerne anbieten würden und sich direkt Feedback von Studierenden einholen.

Fazit

Letztlich entsteht so eine Hochschule, die sich kontinuierlich im Wandel befindet und sich den wandelnden Bedürfnissen der Studierenden und Lehrenden anpasst. Anstatt durch ein feststehendes Curriculum definiert zu werden, wird in einem offenen Diskurs immer wieder neu vereinbart, was Hochschule bedeutet und leisten muss. So wird die Hochschule den Herausforderungen der Zukunft gerecht und bleibt ein Ort, an dem Menschen arbeiten und lernen.

Schauen wir auf die Darstellung von Zeyneps Studium zurück, können wir herausstellen, dass die Hochschule von morgen kompetenzorientiert, anpassungsfähig und bedarfsorientiert ist. Die Antwort auf die Fragen, wie Studierende strukturiert und nachhaltig an der Entwicklung ihres Studiums mitwirken und ihre Stimmen effektiv einbringen können, lässt sich für uns folgendermaßen beantworten: Curriculumentwicklung zeichnet sich im Sinne eines partizipativen Vorgehens dadurch aus, dass studentische Expertise wahrgenommen, wertgeschätzt und in Prozesse der Konzeption, Durchführung und Evaluation von curricularen Elementen konsequent einbezogen wird.

Autor:innen:

Lea Hildermeier studiert an der Universität Bielefeld Anglistik und Erziehungswissenschaft. Sie arbeitet als Tutorin beim Zentrum für Lernen und Lehren und engagiert sich mit der Hochschulgruppe „LiLiGoesMental“ im Themenbereich Student Mental Health. Zudem ist sie Mitglied der ­DigitalChangeMaker Kohorte 2023/2024 des Hochschulforum Digitalisierung. Lea interessieren dabei vor allem Themen rund um Studierendenpartizipation, KI und Student Well Being.

Inga Gostmann studiert Gender Studies im Master an der Universität Bielefeld und ist studentische Projektkoordination des Projekts BiLinked am Zentrum für Lehren und Lernen und Teil der Community of Practice Public Humanities im selben Projekt. Inga ist Mitglied der DigitalChangeMaker (DCM) der Kohorte 2023/2024. Als DCM setzt sich Inga für Studierendenzentrierung, Student Mental Health und einen innovativen Umgang mit KI an Hochschulen ein. Ingas Bachelor­arbeit wurde 2023 mit dem Claudia-Huerkamp-Preis ausgezeichnet.

Am 18. Februar sind Lea Hildermeier und Inga Gostmann gemeinsam mit Dominic Orr im CHE talk feat. Hochschulforum Digitalisierung zu Gast und diskutieren die Frage: Sind Microcredentials die Zukunft der Hochschulbildung und wie passen sie in die kooperative Curriculumentwicklung?

Hier finden Sie weitere Informationen zur Veranstaltung: 

Event
18
Februar

CHE talk feat. Hochschulforum Digitalisierung: Kooperative Curriculumentwicklung – Die Zukunft der Hochschulen: Sind Microcredentials die Zukunft?

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