Universität Mainz: Digitale Medizin hält Einzug in das Medizinstudium
Universität Mainz: Digitale Medizin hält Einzug in das Medizinstudium
09.06.17Im November 2016 hat Sebastian Kuhn in einem Blogbeitrag seine Motivation für das Projekt „Medizin im digitalen Zeitalter“ erläutert. Nun wurde es als Wahlpflichtfach in das Lehrangebot der Universitätsmedizin Mainz aufgenommen und bietet pro Kurs zwölf Studierenden die Möglichkeit, Kompetenzen im Umgang mit digitaler Medizin zu erwerben. Sebastian Kuhn ist außerdem Mitglied der Ad-Hoc-Arbeitsgruppe „Curriculum 4.0“ des Hochschulforums Digitalisierung.
Seit vergangener Woche hat die Universitätsmedizin Mainz ihr Lehrangebot erweitert und das neue, kompetenzorientierte Wahlpflichtfach „Medizin im digitalen Zeitalter“ als Curriculum 4.0 implementiert. Nach Absolvieren des Curriculums sollen die Studierenden in der Lage sein, kompetent und effektiv Wissen, Fertigkeiten und Haltungen bezüglich der digitalen Medizin einzusetzen. Dies beinhaltet, Chancen und Möglichkeiten der technologischen Innovationen zu erkennen, aber auch Risiken und Grenzen der Digitalisierung im Gesundheitswesen abschätzen zu können. Die Inhalte für das neue Wahlpflichtfach wurden vom Projektinitiator Privatdozent Dr. Sebastian Kuhn, MME, Oberarzt und Lehrbeauftragter am Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, zusammen mit einer Arbeitsgruppe entwickelt. Das Projekt stellt die erstmalige systematische und umfassende curriculare Implementierung der digitalen Medizin im Rahmen des Medizinstudiums in Deutschland dar.
Telemedizin und praxisnaher Unterricht
Ferndiagnose per Telemedizin, das Smartphone als Therapiehelfer, Expertenaustausch und Patientenkontakt über die sozialen Netzwerke – die Informations- und Kommunikationswege zwischen Patient und Patient, zwischen Arzt und Patient sowie zwischen Arzt und Arzt haben sich grundlegend verändert. Die sogenannte digitale Medizin bietet viele Chancen, stellt die Mediziner aber auch vor bislang unbekannte Fragen und Herausforderungen: Wie lauten die Prinzipien der Telekonsultation und der Teleradiologie? Wie funktionieren die neuen Technologien und welche Chancen resultieren aus ihrer Nutzung? Wo sind die Grenzen der digitalen Medizin und welche ethischen und rechtlichen Aspekte gibt es zu beachten? Die Antworten auf diese Fragen zu vermitteln, ist Ziel des innovativen Lehrangebots „Medizin im digitalen Zeitalter“.
„Die Lebens- und Arbeitswelt des Arztberufes erfordert heutzutage berufsspezifische digitale Handlungskompetenzen. Diese beinhalten Faktenwissen, Fertigkeiten, Haltung – nur die Integration dieser drei Komponenten führt zur gewünschten Kompetenz im Umgang mit der digitalen Medizin. Bisher wurden diese Kompetenzen im Rahmen des Medizinstudiums noch zu wenig vermittelt. Durch das hochmoderne Lehrangebot können sich Studierende nun das erforderliche Wissen aneignen und sich so für das veränderte Berufsprofil qualifizieren“, betont der Initiator von „Curriculum 4.0“, Privatdozent Dr. Sebastian Kuhn, Oberarzt und Lehrbeauftragter am Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Das innovative Lernkonzept setzt sich auf moderne Art mit den Themen Social Media, Smart Devices, Apps, Telemedizin, Virtual Reality und Big Data auseinander. Dabei verlagert es die Wissensvermittlung vor den eigentlichen Unterricht ins eLearning, um Raum zu schaffen für praktisches Arbeiten und Diskutieren während der Präsenzzeit. Ideen, Meinungen und Visionen werden in einem eBook in Form von Texten, Bildern und Videos gefasst. Dieser praxisnahe Unterricht richtet sich an Studierende ab dem siebten Semester und ist für rund 12 Teilnehmer pro Kurs ausgelegt.
Das Potenzial, um den Studiengang Humanmedizin moderner auszurichten und weiterzuentwickeln, haben im vergangenen Jahr auch die Carl-Zeiss-Stiftung und der Stifterverband gesehen und das curriculare Reformprojekt in ihr gemeinsames Förderprogramm Curriculum 4.0 aufgenommen.
Dieser Text basiert auf dieser Pressemitteilung der Universitätsmedizin Mainz vom 31.05.2017.