Hackathon für ein Haus des Lernens und Lehrens an der Universität Freiburg – ein Erfahrungsbericht

Hackathon für ein Haus des Lernens und Lehrens an der Universität Freiburg – ein Erfahrungsbericht

13.12.22

Wie können Hochschulen innovative Konzepte unter Einbindung möglichst diverser Statusgruppen entwickeln und vorantreiben? Die Universität Freiburg führte hierzu, in Begleitung des Train-the-Trainer-Programms, einen Hackathon durch. Hier berichten Claudia Gayer und Tanja Krämer-McCaffery über ihre Eindrücke und den Impact des Formats.

Seit einigen Jahren diskutieren wir an der Universität Freiburg über ein „Haus des Lernens und Lehrens“ (oder auch „Center for Learning and Teaching“), in dem Services für die (digital unterstützte) Lehre und Weiterbildung gebündelt werden sollen. 2019 wurde die Errichtung eines solchen Hauses als Ziel in den Struktur- und Entwicklungsplan sowie als Maßnahme in die Digitalisierungsstrategie der Universität aufgenommen. Nun geht es darum, ein Konzept zu erarbeiten und Details zur Umsetzung und Ausgestaltung des Hauses zu klären. Hierfür sollen möglichst verschiedene Statusgruppen der Universität mit ihren Ideen und Vorstellungen gehört und in die Konzeptentwicklung eingebunden werden. Ein Hackathon als Auftaktveranstaltung für diesen Prozess erschien uns als dynamisches und innovatives Format. Bei einem Hackathon entwickelt man über einen festgelegten Zeitraum hinweg Lösungen und Ideen zu einem bestimmten Thema oder zu „Challenges“, in Konkurrenz zu anderen Teams, und präsentiert diese in kurzen Pitchs. Der beste Lösungsansatz wird abschließend per Jury oder Publikumsvoting prämiert.

Ideen und Planung

Nach mehrmonatiger Planung fand am 30. September 2022 der Hackathon im Rahmen des Freiburger Konzepts der Zukunfts- und Dialogwerkstatt statt. Es war das erste Mal, dass wir – Mitarbeiterinnen aus dem E-Learning-Team sowie aus dem Team für Lehrstrategie und Digitalisierung – eine Veranstaltung in diesem Format durchführen wollten, und entsprechend aufregend war es für uns als Organisationsteam. Das Konzept für die Veranstaltung hatten wir im Rahmen des Train-the-Trainer-Programms des Hochschulforums Digitalisierung und der FernUniversität Hagen entwickelt, wo es sogar als „Innovatives Veranstaltungskonzept“ ausgezeichnet wurde. Trotz – oder gerade wegen – der intensiven Vorbereitung war es spannend: Würde alles klappen, würden die Teilnehmenden das Format mittragen und gute Ideen dabei herauskommen?

Drei „Challenges“ wurden vom Organisationsteam vorgegeben: (1) Strukturen und Prozesse, (2) Auftritt im virtuellen Raum und (3) Ein realer Ort. Eine vierte zum Thema „Die (digitale) Mitarbeiter*innenschulung“ reichte eine Teilnehmerin ein.

Durchführung des Hackathons

Bereits im Vorfeld ordneten sich die 30 angemeldeten Teilnehmenden über einen für den Hackathon eingerichteten Kursraum in ILIAS einer „Challenge“ zu, so dass die Teambildung am Tag selbst schnell ging. Ausgestattet mit Flipcharts, Stellwänden und vielen Materialien sowie Kaffee & Schokolade für die Nerven zogen sich die Teams nach einer kurzen Begrüßung in ihre jeweiligen Räume zurück, um dort miteinander zu arbeiten. Die Teams wurden unterstützt von internen Ideengeber*innen sowie externen Expert*innen, die Impulse einbrachten und als Mentor*innen zur Verfügung standen.

Einige meldeten bereits in der Mittagspause zurück, dass sie viel mehr Zeit bräuchten als die nun noch verbleibenden zwei Stunden, um weiter zu diskutieren, Pläne zu schmieden, ihren Pitch vorzubereiten. Ja, der Hackathon war eng getaktet – von 9 – 17.30 Uhr; auch, weil wir unsicher waren, ob ein längeres Format auf viel Gegenliebe gestoßen wäre. Aber so, wie es aussah, hatten die Teams richtig Feuer gefangen und waren intensiv bei der Sache, was uns natürlich sehr freute.

Am frühen Nachmittag war es soweit: Die Pitches wurden präsentiert. Jedes Team hatte 7,5 Minuten Zeit, seine Lösung zu präsentieren. Gemessen wurde per Stoppuhr – und alle hielten sich an den vorgegebenen Zeitrahmen. Es waren knackige, kreative Präsentationen, teils analog mit Kärtchen an der Pinnwand, teils digital, teils mit schauspielerischem Einsatz.

Team 1 – Prozesse und Strukturen – entwickelte einen One-Stop-Shop-Service-Ansatz, bei dem das Arbeiten in agilen, interdisziplinären Teams im Vordergrund steht. Diese sollen sich je nach Thema abteilungsübergreifend bilden und für einen bestimmten Zeitraum auch räumlich miteinander arbeiten. In einem „Freiburg Higher Education Innovation and Training Center“, kurz „FreiHEIT“-Center“, sollen allen Lernenden und Lehrenden Services wie allgemeine Informationen, Qualitätssicherung und Akkreditierung, Kurse und Qualifizierung, Beratung, Lernräume, Lehr-Lernlabore zur Entwicklung innovativer Lehre sowie Möglichkeit zur Vernetzung untereinander wie auch mit der Gesellschaft zur Verfügung gestellt werden.

Team 2 – Auftritt im virtuellen Raum – entwickelte u.a. ein begehbares virtuelles Haus, in dem Services wie z.B. die Bereitstellung von Lernplattformen, E-Learning-Module oder „How-Tos“ in modularer Form angeboten werden. Dadurch können bereits bestehende digitale Tools integriert werden.

Team 3 – Ein realer Ort – entwarf die Vision eines lernenden Hauses, in dem Studierende, Lehrende, Mitarbeitende sowie Externe eine*n Ansprechpartner*in für ihre diversen Bedürfnisse finden: von der Abholung von Zertifikaten, der Anreicherung von Lehre in einem Lehr-Lern-Labor, der Beratung durch Mitarbeitende aus Hochschuldidaktik und E-Learning, der gemeinsamen Planung und Durchführung von Workshops, dem zwanglosen Austausch in Aufenthaltsräumen bis hin zur Teilnahme an Weiterbildungsangeboten und Tagungen. Bis zu Errichtung eines solchen „Hauses“ könnten einige solcher Services auch an bereits bestehenden Orten im „Pop-up-Modus“ genutzt werden.

Team 4 – Digitale Mitarbeiterschulungen – entwickelte das Konzept einer „lernenden Universität“, in dem ein „Haus des Lernens und Lehrens“ als ein Ort der Begegnung, des Austausches und der (Weiter-)Bildung allen Lernenden zur Verfügung steht.

So unterschiedlich die vorgestellten Ideen waren, gab es doch in vielen Punkten Übereinstimmung. Fast alle Teams entwickelten einen One-Face-to-the-Customer-Ansatz, also eine bedürfnisorientierte Bündelung derzeit verstreuter Einheiten und Services in einer zentralen Anlaufstelle.

Das Publikumsvoting, für das wir uns statt einer Jury entschieden hatten, war knapp: letztendlich machte Team 1, das sich mit dem Thema „Strukturen und Prozesse“ beschäftigt hatte, das Rennen und wurde dafür mit Büchergutscheinen für die Teammitglieder prämiert. Aber auch die anderen Teams gingen nicht leer aus und hatten nicht „umsonst“ gehackt: Im Vorfeld wurde bereits klar kommuniziert, dass alle Ergebnisse in die Konzepterstellung und Öffentlichkeitsarbeit zum „Haus des Lernens und Lehrens“ einfließen werden.

Nach dem Hackathon

Bereits in der Folgewoche wurde für einen Tag von Team 3 ein erstes „Pop-Up-Center for Learning and Teaching“ im Bismarckturm eingerichtet, um gemeinsam weitere Ideen zu entwickeln und zu diskutieren – ein Event, das gut besucht war und in regelmäßigen Abständen wiederholt werden soll.

Am Tag des Lernens und Lehrens der Universität Freiburg am 11.11.2022 wurden die Ergebnisse des Hackathons in einer Posterausstellung präsentiert.

Unser Fazit

Mit dem Hackathon wurde nicht nur erfolgreich ein neues Organisationsentwicklungsformat ausprobiert – welches übrigens auch gut in der Lehre eingesetzt werden kann – sowie die Partizipation verschiedener Gruppen an der Ausgestaltung eines „Haus des Lernens und Lehrens“ ermöglicht; er hat vor allem auch zu der Entwicklung eines ersten Konzeptentwurfs geführt. Auf diesem können wir nun mit weiteren Veranstaltungen und Treffen aufbauen, um die Aufbruchsstimmung, die beim Hackathon deutlich zu spüren war, weiterzutragen. Alles in allem war der Hackathon somit nicht nur eine Premiere, sondern auch ein großer Erfolg, worüber sich alle Beteiligten einig waren. Ein besonderer Dank gebührt dafür auch noch einmal den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hochschulforum Digitalisierung und der FernUni Hagen als auch den anderen Teilnehmenden des Train-the-Trainer-Programms „Lernen in Netzwerken“, die uns bei der Entwicklung unseres Hackathon-Konzepts bzw. sogar beim Hackathon selbst mit Rat und Tat unterstützt haben!

 

Hinweis des HFD: Wollen auch Sie innovative Unterstützungsangebote für die digitale Weiterbildung und -entwicklung Ihrer Hochschule gestalten? Bewerben Sie sich bis zum 08.01.2023 für die nächste Runde des Train-the-Trainer-Programms! 

 

Das Projekt 4D – 4 Dimensions of Digital and Didactic Development der Universität Freiburg wird von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre gefördert.

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