Strategie von unten und oben – ein Interview mit Joachim Metzner
Strategie von unten und oben – ein Interview mit Joachim Metzner
28.06.19„Die Strategie soll von unten wachsen und gleichzeitig muss sie als Prozess von oben gesteuert sein.“ Im Interview spricht Joachim Metzner, ehemaliger Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) über Strategieberatung und -entwicklung für Hochschulen.
Was sollte ein guter Peer für eine digitale Strategieberatung für die Hochschullehre mitbringen?
Ein guter Peer sollte den Prozess, den eine Hochschule in Bezug auf das digitale Zeitalter oder die digitale Kultur zu bewältigen hat, schon einmal durchlaufen haben. Das ist so wichtig, da am Beginn der Veränderung die Strategiebildung steht. Oft neigen Hochschulen dazu, Digitalisierung zunächst einmal per Zufall geschehen zu lassen und im Nachhinein diesen Prozess durch eine Strategiebildung zu bestätigen. Die Strategie soll von unten wachsen und gleichzeitig muss sie als Prozess von oben gesteuert sein. Und diese Erfahrung, wie man mit der Vielschichtigkeit umgeht, die sollte schon mitgebracht werden.
Welchen Mehrwert kann ein externer Blick für die Strategieentwicklung haben?
Betrachtet man die Strategieentwicklung an Hochschulen insgesamt, auch über das Thema Digitalisierung hinaus, ist festzustellen, dass es sehr schwer ist für eine Hochschule ihre eigene Strategie zu definieren. Also herauszuarbeiten, was das Unterscheidende ist, was die Alleinstellungsmerkmale sind; und davon ausgehend, wie eine Strategie aussieht. Hier ist ein externer Blick hilfreich, der aufzeigen kann, was die Besonderheiten jeder einzelnen Hochschule sind.
Wo liegt die größte Herausforderung in der Strategieentwicklung?
Die größte Herausforderung gibt es wahrscheinlich nicht, aber es gibt mehrere, die sich zeitgleich kumulieren und das ist eine große Problematik.
Die Internationalisierung ist bei den meisten deutschen Hochschulen längst noch nicht abgeschlossen. Nun kommt die Digitalisierung dazu. Der Druck auf die Hochschulen sich anwendungsbezogener zu verhalten, wächst. Die Aufgabe des Wissens- und Technologietransfers muss in wesentlich stärkerem Maße ernst genommen werden als bisher. Die Digitalisierung kann genutzt werden, um die Internationalisierung zu erleichtern und den Transfer besser anzuschieben. Man muss den Weg finden und man muss kreativ werden, dass die Probleme, die zeitgleich ergeben, sich nicht einfach addieren, sondern dass sie sich auch ein bisschen subtrahieren.