Per Screencast Lernvideos mit geringem Aufwand produzieren

Per Screencast Lernvideos mit geringem Aufwand produzieren

22.09.16

Lernvideos eignen sich besonders, um Inhalte anschaulich darzustellen oder Lernenden zugänglich zu machen, die nicht bei der Lehrveranstaltung dabei sein können. Wie Lehrende mit geringem Aufwand eigene Lernvideos per Screencast produzieren können, welche Soft- und Hardware dafür nötig ist und was bei Ton, Schnitt und Upload zu beachten ist, erzählt Gastautor Björn Lefers.

Lehrende können heutzutage mit geringem technischen, finanziellen und zeitlichen Aufwand eigenständig Lernvideos produzieren: per Screencast bzw. Bildschirmaufnahme. In der Schule oder Hochschule nutzen viele Lehrende die Tafel und Präsentationen, um Inhalte zu vermitteln. Statt diese für das Lernvideo abzufilmen, lassen sich per Grafiktablet und Screencast-Software Tafelbilder und Präsentationen als Bild und die Stimme des Lehrenden, also der Ton, aufzeichnen. Im Folgenden wird beschrieben, welche Software und Hardware dafür nötig ist. 

Präsentationen in Videos umwandeln

Die Präsentationssoftware von »Microsoft Powerpoint« liefert gleich eine Screencast-Funktion mit, so dass man eine vorhandene Präsentation leicht aufzeichnen und als Video speichern kann. Nicht nur unter Windows, auch auf dem Mac ist dies möglich. Über das eingebaute Mikrofon des Computers – die meisten mobilen Rechner bieten das standardmäßig – kann man gleichzeitig den Ton aufzeichnen. Ist kein Mikrofon eingebaut, muss man auf eine externe Variante zurückgreifen. 

Zeichnen mit dem Computer

Mit einem Grafiktablett sowie dem dazugehörigen Stift können am Computer handschriftliche Zeichnungen oder eben auch Tafelbilder angefertigt werden. Einige Tablet-Computer werden direkt mit einem (Zeichen-)Stift ausgeliefert. 

Tafelbilder auf dem Computer

Möchten Sie als Lehrende ein Tafelbild für ein Lernvideo verwenden, können Sie dies direkt mit dem Grafiktablett und der dazugehörigen Zeichen-Software digitalisieren. Das Bild vom Grafiktablett können Sie auch während des Unterrichts mit einem Beamer an die Wand projizieren und per Screencast-Software aufzeichnen (z. B. um es Lernenden zugänglich zu machen, die nicht anwesend sein konnten). Bei Windows ist die Zeichen-Software Windows Journal vorinstalliert, auf dem Mac ist zum Beispiel »GIMP« frei verfügbar und »SketchBook Pro« für Studierende, Lehrende und Bildungseinrichtungen kostenlos. Wenn Sie kein Grafiktablett haben, können Sie zum Ausprobieren die Maus oder ein Trackpad verwenden. Mit einem Grafiktablet können Sie auch in PowerPoint-Folien zeichnen und dies per Screencast aufnehmen. 

Tafelbilder in Videos umwandeln

Tafelbilder sind nicht immer verständlich, wenn es keine Erläuterungen oder die Möglichkeit gibt, den sukzessiven Aufbau nachzuverfolgen. Hier lässt sich eine Screencast-Software nutzen, um den Bildschirminhalt und Ton aufzuzeichnen und das Tafelbild zu erläutern. Für Mac, Windows und Linux bietet der kostenlose »VLC Media Player« eine Screencast-Funktion. Auf dem Mac ist Quicktime vorinstalliert und ermöglicht Bildschirmaufnahmen. Eine weit verbreitete, aber kostenpflichtige Software zur Bildschirmaufnahme und Videobearbeitung ist »Camtasia«. Übrigens gibt es auch Software, mit der in PDFs und auf Webseiten gezeichnet und markiert werden kann. 

Was gehört zum guten Ton?

Für das Aufzeichnen von Screencasts zu Hause bietet sich ein kleines USB-Mikro an, wohingegen in einer Präsenzveranstaltung ein kabelloses Headset sinnvoll ist. Ein größeres Problem als die Aufnahmequalität der Mikros sind in der Praxis meist die Umgebungsgeräusche, die zum Beispiel durch ein offenes Fenster oder die Lüfter älterer Computer entstehen. Sorgen Sie also für eine ruhige Umgebung bei der Aufnahme Ihres Screencasts. 

Schnitt und Upload

Neben Camtasia können auf Windows mit dem kostenlosen Video-Editor »VSDC Videos« geschnitten werden; auf vielen Macs ist iMovie vorinstalliert und kostenlos. Meist kann das Video direkt aus der Screencast- und Schnitt-Software zu YouTube oder einem anderen Video-Anbieter hochgeladen werden. Um den Zuschauerkreis bei YouTube einzuschränken, können Videos dort auch als „nicht gelistet“ gespeichert werden. Das Video wird dann nicht in den Suchergebnissen aufgeführt und ist nur für diejenigen Nutzerinnen und Nutzer auffindbar, die über den Link verfügen. Die Videos können auch in Webseiten bzw. Lernplattformen (wie z. B. »Moodle«) eingebettet werden. 

Schaffen Lehrende sich dadurch nicht selbst ab?

Die Angst, dass Lehrende sich selbst überflüssig machen, ist unbegründet. Lernvideos eignen sich gut, um Grundlagen und Faktenwissen zu vermitteln, ersetzen aber nicht die Praxis. So können Lernende sich beispielsweise mithilfe von Lernvideos auf Präsenzveranstaltungen vorbereiten, wo nun mehr Raum für Gruppenarbeit, Diskussionen und Praxisprojekte zur Verfügung steht („Flipped Classroom“). Lehrende schaffen sich also nicht ab, sondern ihre Rolle verändert sich vom reinen Wissensvermittler hin zum moderierenden Praxisbegleiter. 

Dieser Artikel von Björn Lefers erschien ursprünglich im Blog der werkstadt.bpb.de und steht unter der Lizenz CC-BY-SA 3.0.

 

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