Peer gefragt!

Peer gefragt!

14.03.24

In der oberen Bildhälfte sind zwei Spielfiguren auf türkisem Hintergrund abgebildet, die durch zwei entgegengesetzte Pfeile miteinander verbunden sind. Titel: "STRATEGIE DIGITAL: PEER GEFRAGT!". Untertitel: "2. Auskopplung aus dem HFD-Magazin Strategie digital: Interview mit Prof. Dr. Christian Kohls". Logo rechts unten: Hochschulforum Digitalisierung.

Die Peer-to-Peer-Strategieberatung ist eines der wichtigsten Angebote des Hochschulforums Digitalisierung. Ihr Prinzip ist einfach: Je nach Schwerpunkt beraten ausgewählte Expert:innen, sogenannte „Peers“, Hochschulleitungen und Verbünde bei der Weiterentwicklung ihrer strategischen Prozesse. Auf diese Weise profitieren die Hochschulleitungen zum Beispiel von den Erfahrungen, die bereits andere Hochschulen in einem ähnlichen Kontext gemacht haben. Aber auch für die Peers ist die Strategieberatung eine gute Gelegenheit, um Neues zu lernen. In diesem kurzen Interview erzählt Prof. Dr. Christian Kohls, was er als Peer für sich und seine Hochschule mitnimmt.

In die Peer-to-Peer-Strategieberatung zur Digitalisierung von Studium und Lehre des HFD werden Expert:innen, so­genannte „Peers“, eingebunden. Diese beraten die Hochschulen auf ­Augenhöhe. Wir fragen, was wir von ihnen lernen können.

Prof. Dr. Christian Kohls

 

ist Dekan der Fakultät für Informatik und Ingenieurwissenschaften am Campus Gummersbach der TH Köln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören hybride Lernumgebungen, didaktische Entwurfsmuster und soziotechnische Systeme.

strategie digital: Was haben Sie als Peer aus der Peer-to-Peer-Strategieberatung gelernt?

Christian Kohls: Zunächst habe ich spannende Einblicke in die aktuellen Strategieüberlegungen der Hochschule erhalten. Gleichzeitig stößt die Auseinandersetzung mit strategischen Maßnahmen einen intensiven Reflexionsprozess an, der für eine gute Beratung notwendig ist. Aus dieser Reflexion konnte ich auch Ideen und Anregungen für meine eigene Hochschule gewinnen, z. B. welche weiteren Partizipations­möglichkeiten für Studierende geschaffen werden können. Eine große Bereicherung ist auch die Vernetzung mit weiteren Peers, die alle unterschiedliche Perspektiven, sehr viel Expertise und inspirierende Ideen einbringen. Durch die zahl­reichen Gespräche mit verschiedenen Gruppen der Hochschule erhält man zudem einen sehr guten Eindruck über die Abläufe und die Kultur anderer Hoch­schulen.

„Eine große Bereicherung ist auch die Vernetzung mit weiteren Peers, die alle unterschiedliche Perspektiven, sehr viel Expertise und inspirierende Ideen einbringen.``
Prof. Dr. Christian Kohls

strategie digital: Welcher Aspekt der Digitalisierung von ­Studium und Lehre wird aus Ihrer Sicht am meisten unterschätzt?

Aus meiner Sicht wird viel zu wenig über User Experience – oder besser: Learning Experience – gesprochen. Es gibt z. B. keine Plattform, in der Lehrende so komfortabel Gruppen erstellen und mit ihren Studierenden kommunizieren können wie etwa mit WhatsApp oder Instagram. Leider sind diese Softwaresysteme datenschutzrechtlich schlicht untauglich für den breiten Einsatz in der Hochschullehre. Wenn man aus dem privaten Alltag jedoch eine sehr komfortable Nutzung dieser Apps gewöhnt ist, dann fällt es schwer, mit Lernmanagementsystemen umzugehen, die für einfache Aufgaben viele Klicks und vielleicht sogar eine Schulung erfordern. Mit User Experience meine ich aber auch, dass digitale Medien nicht dieselben Lernmomente schaffen können wie Präsenzveranstaltungen. Wenn ich im Praktikum oder bei einem Projekt das Gefühl habe, eine Gruppe kommt nicht weiter, kann ich auf die Studierenden zugehen und Unter­stützung anbieten. Im virtuellen Raum stoße ich abrupt dazu oder muss von den Studierenden explizit dazugeholt werden. Digitale Systeme müssen also noch besser werden, um verschiedene Stufen der Awareness abzubilden, die Kontakt­anbahnung zu vereinfachen und parallel stattfindende Kommunikations­prozesse leichter zu synchronisieren. Anwendungen müssen sich nahtloser in den Studienalltag integrieren und vielfältigere Kollaborationsmöglichkeiten schaffen, um Lerngemeinschaften zu unterstützen.

strategie digital: Was möchten Sie einer Hochschule mit­geben, die sich jetzt auf den Weg macht?

Wichtig ist der Austausch mit anderen Hochschulen, vielleicht sogar die Kooperation beim Betrieb von digitalen Diensten. Nicht jede Hochschule muss das Rad neu erfinden. Wichtig ist auch, dass Digitalisierung nicht einfach bestehende Prozesse und Lehransätze konserviert, sondern durch Automatisierung die Arbeit erleichtert, Lernsituationen flexibilisiert und ganz neue Formen der Lehre und Verwaltung ermöglicht werden.

strategie digital: Was sind Quick Wins, um Lehr-/Lernräume – auch ohne große finanzielle Mittel – zukunftsfähig umzu­gestalten?

Als allererstes sollte man sich überlegen, welche Lernaktivitäten überhaupt in den Räumlichkeiten der Hochschule stattfinden sollen. Wenn projektorientiertes Arbeiten stattfinden soll, dann müssen ausreichend Gruppen­arbeitsplätze vorhanden sein. Wenn Studierende an Online-­Veranstaltungen teilnehmen und digitale Materialien nutzen sollen, dann benötigt es hierfür ausreichend schall­geschützte Lernbereiche. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass mehr Fläche benötigt und viel Geld investiert werden muss. Manche Lehrräume können schon zukunftsfähiger werden, indem viel­fältigere Formen darin zugelassen werden. Ein „Seminar­raum“ kann auch ein „Projekt­raum“, „Kreativ­raum“ oder „Video­konferenz­raum“ sein, wenn man ihn so bezeichnet. Räume mit flexiblen Möbeln, etwa verschiebbare Stühle und Tische, lassen sich am schnellsten für neue Setups konfigurieren. Durch die Installation von (interaktiven) Displays können Studierende gemeinsam an Online-Dokumenten arbeiten. Ein Raum sollte zum aktiven Lernen an­regen, indem Materialien und Werkzeuge darin bereit­gestellt werden. Teure Ausstattungen können auch mobil in verschiedenen Räumen genutzt werden, z. B. eine Video­konferenz­anlage, die sich in einem Koffer transportieren lässt. Gleichwohl müssen Hochschulen auch Investitionen in Lernräume einplanen, um neue Lehr-/Lernformen und die Nutzung digitaler Medien besser zu ermöglichen.

„Als allererstes sollte man sich überlegen, welche Lernaktivitäten überhaupt in den Räumlichkeiten der Hochschule stattfinden sollen.``
Prof. Dr. Christian Kohls

Mitschnitt des Impulsreferats "Neue Lernräume für eine neue Lernkultur"

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In diesem Vortrag führt Prof. Dr. Christian Kohls anschaulich in die Thematik zukunftsorientierte Lernräume ein, zeigt viele Beispiele und nennt konkrete Erfahrungswerte. Der Vortrag war Bestandteil des Webinars CHE Talks feat. HFD – Zukunftsorientierte Lernräume (12. Oktober 2023).

Christian Kohls als Peer

 

Als einer von insgesamt vier Peers beriet Christian Kohls die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Die Hochschule hatte in der 5. Runde der P2P-Strategie­­beratung im Jahr 2021/22 teilgenommen. Dabei konnte er insbesondere seine profunde Erfahrung in der Konzeption und Umsetzung von innovativen, partizipativen Lehr-/Lern- und Experimentierräumen einbringen. Dank seiner Tätigkeit als Dekan floss zudem wertvolles Wissen zur Umsetzbarkeit und Integration solcher Konzepte in die Fakultäten ein.

Den vollständigen Beitrag inklusive Abbildungen finden Sie in der aktuellen Ausgabe von strategie digital. Sie möchten mehr zum Thema “Zukunftsorientierte Lernräume” an Hochschulen lesen? In der vierten Ausgabe von strategie digital finden Sie weitere Beiträge, Fallbeispiele und Interviews rund um dieses Thema. 

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Ansprechpartnerin für das Magazin ist Josephine Sames.

Informationen zum Konzept und dem Ablauf der P2P-Strategie­beratung finden sie hier: https://hochschulforumdigitalisierung.de/peer-to-peer-strategieberatung/

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