Partizipation beginnt mit uns – Das Student Advisory Board von LT:C
Partizipation beginnt mit uns – Das Student Advisory Board von LT:C
17.10.22Beim hybriden HFD-Event Let’s Talk:Campus (LT:C) am 20.10.2022 wird über den Campus der Zukunft diskutiert, über digitale und analoge Räume, über Nachhaltigkeit und Partizipation. Die Veranstaltung richtet sich an Studierende, Lehrende, Hochschulverwaltung und -leitung, Zivilgesellschaft und Politik. Um sicherzustellen, dass alle, und vor allem studentische Stimmen, mitreden können und gehört werden, steht dem Festival-Team ein Student Advisory Board zur Seite. Hier berichten die Board-Mitglieder Lea Bachus, Nora Leben, Franz Vergöhl und Gesine Wegner von ihrer Arbeit.
Die Mitglieder
So wie Let’s Talk:Campus selbst wird auch das Student Advisory Board erstmalig umgesetzt. Wir freuen uns, dass sich die sechs Mitglieder auf Anfrage des HFD bereit erklärt haben, Teil des Boards und damit auch integraler Bestandteil von Let’s Talk:Campus zu sein!
Die Mitglieder des Student Advisory Board bringen eine Bandbreite von Erfahrungen und Hintergründen mit: Lea Bachus studiert Philosophie und Psychologie an der Universität Bielefeld und ist Mitglied des diesjährigen DigitalChangeMaker-Jahrgangs. Auch Nora Leben bringt ihre studentische Perspektive ein, sie setzt sich unter anderem in der Redaktion des Podcasts „Lehre an:gesagt“ mit hochschuldidaktischen Themen auseinander. Neben ihrem Master in Erwachsenenbildung/Lebenslanges Lernen ist sie in diversen Gremien innerhalb und außerhalb ihrer Universität engagiert, in denen sie Erfahrungen sammeln konnte, “wie Studierendenpartizipation (nicht) läuft.” Franz Vergöhl promoviert zum Thema studentische Partizipation, Gesine Wegner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Interdisziplinäres Lernen und Lehren der TU Dresden. Spannend fand sie vor allem die Momente, in denen man sich nicht direkt einig war: “Die Sichtweisen der anderen Mitglieder des Boards fand ich unglaublich bereichernd.” Auch Franz Vergöhl konnte für seine Arbeit eine Menge mitnehmen: “Zum einen die Vernetzung mit anderen Personen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Zum Anderen aber auch ein Beispiel, wie mehr Studierendenorientierung in der Planung und Durchführung von Veranstaltungen gelingen kann.”
Die Arbeit des Boards
Bevor die Arbeit beginnen konnte, war zunächst zu klären, was die Aufgabe des Boards sein würde: “Ich hatte keine Idee, was ich mir unter einem Student Advisory Board vorstellen konnte. Überzeugt hat mich dann der direkte Einbezug der Studierendenperspektive bei Planung und Konzeption des LT:C, indem wir das Organisationsteam von Beginn an beraten konnten”, so Nora Leben. Auch für Gesine Wegner war das Board zunächst ein unbekanntes Konzept: “Das wollte ich unbedingt in der praktischen Umsetzung erleben. Zu guter Letzt wollte ich die Chance nutzen und mich für möglichst viel Barrierefreiheit bei Let’s Talk:Campus einsetzen.”
Für die praktische Arbeit des Boards brauchte es neben dem Engagement seiner Mitglieder dann laut Lea Bachus noch “sehr viel Kaffee, da die Meetings meistens morgens zwischen 8 und 9 Uhr stattfanden. Zu Beginn haben wir uns wöchentlich und auch in längeren Meetings mit Workshopcharakter getroffen, nach einigen Wochen dann zweiwöchentlich im Jour Fixe. Dort haben wir über Updates gesprochen, Konzepte und die Einladung von Gäst:innen abgestimmt und Abläufe mitgeplant. In alle inhaltlichen Entscheidungen wurden wir einbezogen und die studentische Stimme gleichberechtigt mit allen anderen gehört.”
Für Lea stand schnell fest, dass sie bei Let’s Talk:Campus involviert sein wollte, auch und vor allem, um das Event für andere angenehm und gut zugänglich zu gestalten: “Ich war vor ein paar Jahren als Teilnehmerin auf einer philosophischen Fachkonferenz, und habe mich vor allem sehr überwältigt und verloren gefühlt. Ich glaube auch, dass das ganz normal ist, wenn man zuvor noch nie so eine Veranstaltung besucht hat.”
Um solchen Erfahrungen vorzubeugen, wurde der Input des Student Advisory Board sehr geschätzt. Auch dank ihnen ist Let’s Talk:Campus auch auf Konferenz- und Tagungs-Neulinge ausgerichtet. Lea erklärt: “Durch die hybride, aber digital first-Umsetzung können viele Personen teilnehmen, die sich so etwas sonst nicht leisten könnten, zum Beispiel aufgrund von Reisekosten. Die Bedarfe von Studis wurden in der Planung bei jedem Schritt mitgedacht, nicht nur im Programm, sondern auch bezüglich der Organisation. Das baut viele Hürden ab, die bei anderen Events dieser Art bestehen bleiben, selbst wenn Studierende als Zielgruppe mit angesprochen werden. Dahingehend empfinde ich das LT:C als einzigartig.” Auch Franz Vergöhl betont die Bedeutung des Student Advisory Boards für das Festival: “Ich glaube, es gibt wenige, vielleicht sogar gar keine Aspekte im Programm, die nicht mit dem Board abgestimmt und durch das Board beeinflusst sind.”
Programm-Highlights und der politische Abend
Für Nora Leben ist Let’s Talk:Campus ein Event, “bei dem nicht nur über, sondern vor allem MIT Studierenden gesprochen wird – von Planungsbeginn bis zur Umsetzung am Festivaltag.” Neben den verschiedenen Workshops, Talks und Diskussionen, die das Programm ausmachen, ist auch der politische Abend eine Möglichkeit für Studierende, sich einzubringen. Gesine Wegner freut sich über diese Gelegenheit: “Politiker:innen sollten Studierenden viel öfter im direkten Gespräch Rede und Antwort stehen!”
Der politische Abend ist auch für Lea Bachus eines der Highlights des Events: “Auch hier soll eine gleichberechtigte Diskussion der studentischen Ideen ermöglicht werden. Wenn wir studentische Partizipation in der Weiterentwicklung von Hochschulen ernst nehmen, ist es meiner Meinung nach essentiell, dass Studierende ihre Forderungen auch politischen Akteur:innen gegenüber geltend machen können.” Außerdem freut sie sich darauf, das erste Mal einen eigenen Beitrag in einem solchen Rahmen präsentieren zu dürfen: “Gemeinsam mit Paula Paschke arbeite ich derzeit an einem Projekt zum Schutz von Studierenden gegenüber Diskriminierung und Gewalt auf dem (digitalen) Campus mit Bezug zum AGG. Dazu präsentieren wir in unserem Talk „(K)ein rechtsfreier Raum“ Forderungen an die Hochschulen und die Politik.”
Nora Leben freut sich besonders auf den studentischen Beitrag „Let’s Talk Participation„, der sich, so Nora, genau diesem Thema annimmt: Studierende als aktive Gestalter:innen anstelle von dekorativem Beiwerk in hochschulpolitischen Diskussionen.
Das Student Advisory Board – eine Institution, die (Hoch-)Schule macht?
Lea Bachus fasst zusammen, was sich das Board in seiner Arbeit an Let’s Talk:Campus zum Ziel gesetzt hatte: “Besonders wichtig war uns, Studierende anzusprechen und zu motivieren, eigene Beiträge einzureichen. Am Ende ist uns das, glaube ich, gut gelungen. Dabei ging es vor allem auch darum, eine diverse Studierendenschaft zu adressieren, um möglichst viele von uns auf den Bühnen repräsentiert zu sehen. Von HFD-Seite wurde dafür schon viel getan, aber natürlich sind die wenigsten Personen im Festivalteam studentische Mitarbeiter:innen. Da kamen wir ins Spiel: Als Studierende, Promovierende und Hochschulmitarbeiter:innen kennen wir den Alltag, die Bedarfe und die Sorgen von Studierenden und konnten unsere Expertise dahingehend einbringen.”
Franz Vergöhl hofft, dass dieses Beispiel Schule macht: “Ich habe vor allem deswegen mitgemacht, weil ich sicher war, dass das Konzept funktioniert und ich die Chance verlockend finde, dass das Advisory Board auch für andere Tagungen und Projekte an Hochschulen als gutes Beispiel dient. Ich hoffe, es kommen viele weitere Akteure und Hochschulen auf uns zu, die ein ähnliches Format auch bei sich ausprobieren wollen.”
Gesine Wegner sieht es ähnlich: “Ich würde Student Advisory Boards am liebsten als Normalität an meiner Universität etablieren. Als ersten Schritt werde ich mich dafür einsetzen, dass mindestens ein bis zwei Studierende in die Planung von Veranstaltungen involviert werden – angefangen bei den Veranstaltungen, die ich selbst organisiere. Zudem haben mich die Mitglieder des Advisory Boards gelehrt, noch mehr nach den Orten am Campus Ausschau zu halten, die bereits von Studierenden gestaltet werden und alte Hierarchien in Frage stellen. Bei allem Frust über Barrieren und veraltete Strukturen an den Universitäten sollten wir doch nie vergessen, positive Entwicklungen vor Ort hervorzuheben und diese aktiv zu unterstützen.”
Positive Entwicklungen unterstützen und vorantreiben – das möchte auch das Team von Let’s Talk:Campus mit einem Beispiel für gelebte und gelungene Partizipation. Wir freuen uns auf das Event mit dem Student Advisory Board und bedanken uns für den wichtigen Beitrag und das Engagement der Mitglieder!
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