Wissenschaftsrat legt Empfehlungen zur Souveränität und Sicherheit im digitalen Raum vor
Wissenschaftsrat legt Empfehlungen zur Souveränität und Sicherheit im digitalen Raum vor
24.10.23Mit seinen Empfehlungen zur Souveränität und Sicherheit der Wissenschaft im digitalen Raum analysiert der Wissenschaftsrat (WR), wie Hochschulen und Forschungseinrichtungen ihre Handlungsfreiheit und Sicherheit steigern können. Unter den Empfehlungen befindet sich u. a. der Appell, Pluralität und Offenheit zu fördern, um Abhängigkeiten zu reduzieren, sowie strukturelle und finanzielle Rahmenbedingungen des digitalen Wissenschaftsbetriebs zu verbessern.
Der WR empfiehlt, die Verantwortlichkeiten für Digitales in jeder Einrichtung klar festzulegen und Steuerungsaufgaben auf Leitungsebene sowie in speziellen Organisationseinheiten abzubilden, etwa einem Chief Information Officer, den es bereits in verschiedenen Einrichtungen gibt. Fragen der digitalen Souveränität und Sicherheit sollten in Strategie- und Planungsprozessen von Wissenschaftseinrichtungen mehr Beachtung finden.
Es gelte außerdem, die strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen des digitalen Wissenschaftsbetriebs zu verbessern. Die Gestaltung des digitalen Raumes müsse stärker als bisher als Daueraufgabe von Wissenschaftseinrichtungen verankert werden – einschließlich der hierfür notwendigen Ressourcen. Um qualifiziertes Personal gewinnen und halten zu können, appelliert der WR an Bund und Länder, auf Anpassungen der tariflichen Eingruppierungs- und Vergütungssysteme hinzuwirken.
Besonderer Handlungsbedarf besteht aus Sicht des WR bei der Cybersicherheit, gerade im besonders offenen und heterogenen wissenschaftlichen Umfeld. Hierbei müsse eine Balance zwischen Sicherheitsanforderungen und wissenschaftlichen Arbeitsweisen gefunden werden. Hierzu sollen nicht nur leistungsfähige und professionell aufgestellte Organisations- und Governance-Strukturen, sondern auch technische Vorkehrungen, Notfallpläne sowie Schulungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen aufgebaut werden.
Um Abhängigkeiten zu reduzieren und die Handlungsfähigkeit der Wissenschaft zu erhöhen, hält der WR es für notwendig, übergreifende Strukturen und Kooperationen, beispielsweise für die Beschaffung und den Betrieb digitaler Infrastrukturen und Dienste einzurichten. Skalen- und Synergieeffekte sollten gezielt genutzt werden. Dafür seien fallweise länderübergreifende, bundesweite oder sogar europäische Lösungen anzustreben.
Auch bei der Auswahl und Gestaltung digitaler Angebote sieht der Wissenschaftsrat Handlungspotenzial: Pluralität und Offenheit sollten gefördert werden, etwa durch Vorgaben in Beschaffungs- und Vergabeprozessen, die Stärkung öffentlich geförderter Infrastrukturen und Plattformen oder den Einsatz von Open-Source-Lösungen.