Die Hochschule im Jahr 2030 – ein Interview mit Dr. Maren Lübcke
Die Hochschule im Jahr 2030 – ein Interview mit Dr. Maren Lübcke
16.01.19Wie wird das Leben im Jahr 2030 aussehen? Bei heutiger Schnelllebigkeit ist eine derartige Einschätzung nicht ganz einfach – kommen Veränderungen doch meist unerwartet und abrupt. Für das Deutsche Hochschulwesen wagt das Projekt AHEAD einen Versuch. Partnerorganisationen im Konsortium sind FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie, HIS-HE Institut für Hochschulentwicklung, Technische Universität Graz und das Massachusetts Institute of Technology. Wir haben uns mit Dr. Maren Lübcke über das Vorhaben unterhalten.
Worum handelt es sich bei dem Projekt AHEAD?
Wir haben eine relativ einfache Frage zu beantworten, die aber natürlich unglaublich komplex ist: Wie sehen die Hochschulen im Jahre 2035 aus? Das ist deswegen nicht ganz so trivial, weil 2030/2035 für die Hochschulen selber nur ein Wimpernschlag und praktisch ohne Veränderung ist. Die Technologie hingegen entwickelt sich so rasant, dass wir disparate zeitliche Entwicklungslinien haben, die wir versuchen müssen jetzt in einem kohärenten Modell in Übereinkunft zu bringen.
Wie werden Fachleute in das Projekt involviert?
Das Team des Projekts setzt sich aus Expert(inn)en zusammen. Es wird von Dominic Orr vom FiBS Institut geleitet, mein Kollege Klaus Wannemacher, die TU Graz und auch das MIT sind noch mit an Bord. Unsere Expertise ist daher bereits relativ breit aufgestellt. Wichtiger ist fast noch, dass wir ein Advisory Board haben, wo Expert(inn)en aus derzeit sechs Nationen dabei sind, nämlich Norwegen, Kanada, den USA, Großbritannien, Südkorea und die Niederlande. Das sind alles Industrienationen, die uns zwar in einigen Dingen ähneln, aber doch noch ein bisschen andere Bildungssysteme haben. Sie können uns quasi spiegeln, was in Deutschland noch zu erwarten ist, und vergleichbare Entwicklungslinien aufzeigen. Weiter versuchen wir durch verschiedenen Veranstaltungen Expert(inn)en aus der Community noch zu unseren Modellen, die wir entwickeln, zu befragen. Bei Zukunftsszenarien ist es immer eine Schwierigkeit, über den eigenen Horizont hinaus zu denken. Durch eigene Vorstellungsmodelle fällt es schwer über den Tellerrand zu blicken. Von daher haben wir systematisch verschiedene Stellschrauben in das Projekt gedreht, wo auch externe Fachleute involviert werden. Mit dieser Methode können wir noch einmal reflektieren, ob wir auf dem richtigen Weg sind, wo die Schwächen und Stärken der Modelle, die wir entwickeln, liegen und welche Entwicklungslinien wir verpassen. Das halte ich für eine zentrale Aufgabe bei Zukunftsprojekten mit Horizon-Scannings und Vorhersagen – wirklich möglichst viele Meinungen einzubinden.
Vielen Dank für das Gespräch!