Prompt-Labor – Generative KI in der Hochschullehre

Die rasante Entwicklung im Bereich der generativen KI hat in der Bildung sowohl Bedenken ausgelöst als auch vielversprechende Möglichkeiten aufgezeigt. Es ist von großer Bedeutung, den gezielten Einsatz dieser Technologie in der Lehre zu erproben, zu reflektieren und zu optimieren. Eine zentrale Fähigkeit besteht darin, effektive Instruktionsbefehle – auch als Prompts bezeichnet – verfassen zu können.

Das Hochschulforum Digitalisierung (HFD) und der KI-Campus bieten in Zusammenarbeit mit Expert:innen mit dem „Prompt-Labor“ einen umfangreichen Experimentierraum für Hochschulangehörige an. Dieses communitybasierte Vorhaben ermöglicht primär Lehrenden, praktische Erfahrungen zu sammeln, mit Peers eigene Anwendungsszenarien für generative Sprach-KIs zu diskutieren und diese weiterzuentwickeln. Die erprobten Prompts für die Hochschullehre werden nachhaltig in einem OER-Prompt-Katalog dokumentiert und mit der Hochschulcommunity geteilt. Das Prompt-Labor findet als digitale Veranstaltung mit begleitendem Moodle-Kurs in drei Modulen statt.

Aussgangssituation

Generative KI sorgt insbesondere durch die Verfügbarkeit von großen Sprachmodellen (LLM) seit einigen Monaten für eine Disruption in der Bildung. Erkennbar ist, dass die Einführung innovativer KI-Schreibwerkzeuge wie ChatGPT eine Vielzahl von Bedenken im Bildungsbereich aufwirft. Gleichzeitig eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten, um KI gewinnbringend einzusetzen und unterstützende Lernumgebungen zu schaffen. Denn neue KI-Tools sind nicht nur in der Lage, Texte zu erzeugen, sondern können ein breites Spektrum an sprachbezogenen Aufgaben erfüllen, z. B. die Erstellung personalisierter Lehrpläne und Echtzeit-Feedback.

In kürzester Zeit haben sich zahlreiche Akteure auf allen Bildungsstufen intensiv mit den Grundlagen generativer KI und Sprachmodellen wie GPT auseinandergesetzt. Gleichzeitig wurde im öffentlichen Diskurs deutlich, dass ihr gezielter Einsatz in der Hochschullehre weiterhin umfassend getestet und erprobt werden muss.

Aktueller Bedarf

Zahlreiche Vorreiter:innen geben bereits wertvolle Ratschläge für einen erfolgreichen Einsatz von KI-Technologie in Lehre und Studium. Dabei wird deutlich, dass es keinen alleinigen Königsweg gibt. Lehrpersonen können die Potenziale der generativen KI nur sinnvoll nutzen, wenn sie selbst grundlegende Erfahrungen mit KI-Schreib-Tools sammeln und eigene Anwendungsszenarien bearbeiten.

Um ein umfassendes Verständnis dafür zu entwickeln, wie generative KI in der Lehre eingesetzt werden kann, ist es notwendig, eine Phase des intensiven Experimentierens und Ausprobierens innerhalb der (Fach-)Communities einzuleiten. Expert:innen betonen, dass die Erstellung effektiver Prompts, eine zentrale Fähigkeit ist, um den Nutzen von KI in Bildungsprozessen besser einschätzen und optimieren zu können. Das Angebot des Hochschulforums Digitalisierung und des KI-Campus setzt hier an: Lehrende können Wissen über KI nicht nur erwerben, sondern ihre praktischen Fähigkeiten im Bereich des Promptings erweitern und weitergeben.   

Was ist „Prompting“?

In der Interaktion mit einer Chat-basierten Text-KI stellt man Anfragen (auch als Prompts bezeichnet). Ist das Ergebnis nicht zufriedenstellend, wird die Anfrage optimiert oder ergänzt. Im dialogischen Austausch mit dem KI-System entsteht so nach und nach ein immer besseres Ergebnis.

Um zielführende Ausgaben zu generieren, ist diese iterative Vorgehensweise notwendig. Wie gut das Ergebnis ist, kann z. B. von der Reihenfolge der Anfragen, von stilistischen Vorgaben und Strukturierungsanweisungen abhängen.

Die Aneignung und Weiterentwicklung erfolgreicher Formulierungstechniken, die auch als Prompt-Design oder Prompt-Engineering bezeichnet werden, sind deshalb von besonders großem Wert.

Planung und Gestaltung von Lehrveranstaltungen im Prompt-Labor

Im Prompt-Labor liegt der Fokus auf der Planung, der Durchführung und der Evaluation einer Lehrveranstaltung unter Zuhilfenahme von KI-Text-Tools. Im Rahmen des Prompt-Labors werden drei Module angeboten, die den verschiedenen Phasen einer Lehrveranstaltung entsprechen. Folgende Tabelle zeigt einige Themen, die bearbeitet werden können:

Lernziele

Der Kerngedanke im Prompt-Labor ist, dass alle Teilnehmenden an eigenen Fragestellungen arbeiten, zu denen sie sich austauschen möchten. In fachbezogenen oder fachübergreifenden Lerncommunities (max. fünf Personen) erhalten sie Unterstützung und Anleitungen, um mit KI-Tools effektiv ihre Lehrveranstaltungen zu gestalten. Am Ende des Prompt-Labors sind die Teilnehmenden in der Lage:   

  • die grundlegenden Konzepte und Anwendungsmöglichkeiten von Prompts in der Hochschullehre zu verstehen.
  • über die Potenziale und Herausforderungen des Einsatzes von generativer KI und Prompts in der Hochschullehre zu reflektieren.
  • Effektive Instruktionsbefehle (Prompts) anzuwenden und zu verfassen, um spezifische Aufgabenstellungen oder Lehrszenarien mit KI-Unterstützung zu erzielen.
  • Prompts zu evaluieren und zu optimieren, um den Nutzen und die Qualität der generierten Lehr- und Lerninhalte zu verbessern.
  • Erfahrungen und bewährte Praktiken im Umgang mit Prompts mit anderen Lehrenden in der Lerncommunity des Prompt-Labors zu teilen.

Zielgruppen

Das Prompt-Labor richtet sich an drei Zielgruppen:

  • Lehrende, Lehrbeauftragte und Tutor:innen, die in der Lehre tätig sind. Sie können ihre Kenntnisse im Umgang mit generativer KI erweitern und lernen, wie mit diesen Technologien die Planung und Gestaltung von Lehrveranstaltungen erfolgen kann.
  • Mitarbeitende in Unterstützungsstrukturen, wie hochschuldidaktische Zentren. Sie haben die Möglichkeit, ihr Wissen und ihre Kompetenzen im Umgang mit generativer KI zu erweitern, um Lehrende bei der Integration dieser Technologie in ihre Lehrveranstaltungen zu beraten und zu unterstützen.
  • Wissenschaftsmanager:innen, wie Studiendekane, Studiengangsleiter oder Qualitätsbeauftragte. Sie können im Prompt-Labor die Potenziale generativer KI in der Praxis verstehen lernen, um die Qualität der Lehrveranstaltungen zu verbessern und die Lernerfahrungen der Studierenden zu optimieren.

Aufbau „Prompt-Labor für die Hochschullehre“

Das Prompt-Labor findet komplett digital statt und besteht aus folgenden Elementen, die flexibel kombinierbar sind.

1. Asynchrone Vor- und Nachbereitung  

Rechtzeitig vor und nach den Live-Sessions werden vor- und nachbereitende Kursmaterialien in einem Moodle-Kurs auf dem KI-Campus freigegeben. Für die Einschreibung in den Kurs ist eine Registrierung auf dem KI-Campus erforderlich.

2. Synchrone Live-Sessions  

Das Herzstück jedes Moduls sind die Live-Sessions. Diese dauern je drei Stunden (180 Minuten) und finden online (synchron) statt.

3. Asynchrone Weiterentwicklung des Prompt-Katalogs  

Nach jedem Modul haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, die „Prompts für die Hochschullehre“ im Moodle-Kurs auf dem KI-Campus weiterzuentwickeln und zu veröffentlichen.

Ablauf der Live-Sessions im Prompt-Labor

  • a. Kick-off im Plenum: Zu Beginn erhalten die Teilnehmenden Informationen zum Ablauf und werden in Lerncommunities (max. 5 Personen) eingeteilt.
  • b. Thematischer Impuls: Jedes Modul beginnt mit einem Impuls durch eine Expertin/einen Experten.
  • c. Experimentierphase: In den Break-Out-Räumen besprechen die Teilnehmende ihre Szenarien und entwickeln ihr Prompt-Design.
  • d. Ergebnissicherung und Learnings 
  • e. Wrap-up

Termine für die Live-Sessions

Modul 1: Planungsphase (PD Dr. Malte Persike) – 26. Oktober 2023 (10:00 bis 13:00)
Modul 2: Durchführungsphase (Dr. Anika Limburg) – 07. November 2023 (10:00 bis 13:00)
Modul 3: Evaluationsphase (Natalie Sontopski) – 24. November 2023 (10:00 bis 13:00) 

Die Online-Anmeldung war bis zum 08. Oktober möglich.

Prompt-Katalog

Erprobte Prompts werden sorgfältig dokumentiert und der Community zur Verfügung gestellt, um Lehrenden und Mitarbeitenden hilfreiche Anregungen und Good-Practice-Beispiele anzubieten. Der offene Prompt-Katalog kann auch über die Labortermine hinaus zum Austausch und zur Veröffentlichung von Ideen und bewährten Praktiken in Bezug auf die KI-Nutzung in der Hochschullehre genutzt werden.

Workload

  1. Für die Teilnahme am Prompt-Labor mit drei Modulen werden insgesamt 10,5 Stunden oder 14 Arbeitseinheiten (AE) angesetzt.
  2. Vor- und Nachbereitung im Moodle-Kurs (3*30 Min. = 1,5 Std.)
  3. Drei Module à drei Stunden (3*3 Std. = 9 Std.)

Teilnahmeoptionen und Bescheinigungen

Das Prompt-Labor bietet eine hohe Flexibilität und ermöglicht verschiedene Teilnahmeoptionen:

  1. Die Teilnehmenden können sich (je nach den individuellen Bedürfnissen und Interessen) für 1-3 Module im Prompt-Labor einschreiben.
  2. Alle Teilnehmenden erhalten ein Workbook für das Prompt-Labor, über das der Ablauf und die Vorgehensweise in den Arbeitsgruppen der Live-Sessions strukturiert wird.
  3. Alle Teilnehmenden erhalten einen Zugang zu begleitenden Kursmaterialien über den KI-Campus.
  4. Die Beteiligung an der Erstellung des Prompt-Katalogs ist optional.
  5. Im Moodle-Kurs kann eine Teilnahmebescheinigung ausgestellt werden.
  6. Mit der Teilnahmebescheinigung können auch bis zu 10,5 ePoints im HFDcert erworben werden. HFDcert ist das HFD Community Certificate, durch das Aktivitäten und Kompetenzen im Bereich des digitalen Lehrens und Lernens durch die Community anerkannt und in einem Online-Portfolio dokumentiert werden können. Alle Informationen zur Anerkennung auf HFDcert finden gibt es hier.

Ansprechpartnerin

Prompt-Labor – Generative KI in der Hochschullehre

Ansprechpartner KI-Campus

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Stefan Göllner

Stefan Göllner ist Innovationsmanager beim Stifterverband im Projekt KI-Campus. Dort ist er zuständig für den Aufbau thematischer KI-ExpertLabs, die als methodische Innovationshubs für das Gesamtprojekt dienen. Zuvor arbeitete er als Projektmanager in deutschen und europäischen Forschungs- und Entwicklungsprojekten u.a. an der Kunsthochschule für Medien Köln, den Telekom Innovation Laboratories und der Universität der Künste Berlin.