KI und die Hochschulen – Potentiale von und Bedarfe für Kooperationen

KI und die Hochschulen – Potentiale von und Bedarfe für Kooperationen

13.11.25

Dekoratives Bild. Darunter der Text: KI und die Hochschulen. Potentiale von und Bedarfe für Kooperationen. Ein Blogbeitrag von Jannica Budde.

Im Rahmen des KI-Monitors 2025 wurden hochschuldidaktische Einrichtungen von öffentlichen Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) zum Stand von KI-Strategien und Maßnahmen befragt. Es zeigte sich: Die Hochschulen haben viele Prozesse in Bezug auf die Integration von (generativer) Künstlicher Intelligenz in Studium und Lehre angestoßen, aber es bleiben auch noch viele Herausforderungen. In diesem Blogbeitrag analysiert Jannica Budde die Freitextantworten zum Themenbereich Kooperationspotenziale und -bedarfe.

Das Mainstreaming von (generativer) KI, das heißt die immer selbstverständlicher werdende Nutzung von KI-Tools in Selbststudium und Lehrvorbereitung, stellt Hochschulen vor didaktische, technische, rechtliche und logistische Herausforderungen. „Angesichts knapper staatlicher Mittel und der enormen Tragweite von KI können Hochschulen das Thema nicht isoliert bewältigen“, resümieren meine Kollegen Julius-David Friedrich und Jens Tobor (Friedrich/Tobor, 2025). Aus diesen Gründen hat uns für den KI-Monitor (Budde/Tobor, 2025) daher auch interessiert, welche Rolle Kooperationen für Hochschulen in Bezug auf KI spielen. 71 Prozent der Befragten gaben an, dass Kooperationen mit anderen Hochschulen oder Netzwerken auf der Tagesordnung ihrer Hochschule stehen, diese also schon aktiv genutzt werden oder angegangen werden sollen. Doch wo genau werden die Potentiale von und Bedarfe für Kooperationen gesehen? Ein Blick auf die Rückmeldungen zeigt: „grundsätzlich bei allem“.

„Kooperationen im Bereich Recht, Didaktik, Leitlinien, Technik“

Einige Antworten weisen zunächst generell auf die Dringlichkeit und die Sinnhaftigkeit von Kooperationen hin – „In praktisch allen Feldern – eine kleine HS kann all das nicht selber erfinden und entwickeln und rechtlich absichern“ – oder wünschen sich „Austausch [zu] Themen Rund um KI in der Lehre mit verschiedenen Aspekten“ und hoffen über Kooperationen „auf ein breites fachliches Wissen zurückgreifen“ zu können. Andere Antworten sind dagegen sehr detailliert. Dabei zeichnen sich folgende thematische Schwerpunkte ab:

Rechtliche Fragen sind in den Freitextantworten zu Kooperationspotenziale sehr prominent – ein Thema, das keine Hochschule für sich alleine lösen kann. Insbesondere der AI-Act der Europäischen Union wird von vielen als Thema für Kooperationen und Unterstützungsbedarfe genannt: „KI Verordnung der EU: Unterstützung bei der Interpretation, Umsetzung und Gestaltung“, „Umgang mit Rechtsfragen, z.B. KI-Verordnung (Schulungsangebote)“, „Bei der Klärung rechtlicher Aspekte“. Das ist zugleich auch ein Thema, wo die Befragten konkrete Bedarfe sehen, etwa die Unterstützung beim „Rechtssichere[n] Einsatz von KI Systemen“ und die Umsetzung des verbindlichen Auftrags (vgl. EU AI Act), die sich durch alle Bereiche der Hochschule durchzieht“. Schulungen und Handreichungen zur rechtlichen Fragestellung stehen ebenfalls auf der Wunschliste der Hochschuldidakter:innen.

Andere beschreiben ihren Bedarf zum Thema noch konkreter: „Insbesondere der EU AI Act sorgt für große Unsicherheit. Hier wäre eine Unterstützung durch Rechtsinformatiker von großer Wichtigkeit“, „Rechtsberatungen bzw. Weiterbildungen der Hausjuristen“. Eine weitere Person schreibt: „Auch wäre ein landesweiter Austausch der Justiziare, ISBs [IT-Sicherheitsbeauftragte], Datenschützer usw. wünschenswert um gemeinsam an der Erstellung von KI-Richtlinien usw. zu arbeiten.“ Hier zeigt sich, dass sich Angebote nicht nur an Lehrende und Hochschuldidaktiker:innen richten sollten, sondern auch an ganz unterschiedliche Akteur:innen an Hochschulen.

Ein weiteres Thema, in dem Kooperationspotenzial gesehen wird, ist das Thema Weiterbildungsangeboten für Lehrende und Studierende. Insgesamt 29 Mal wird es in unterschiedlichen Ausprägungen aufgegriffen, sei es im Teilen von Materialien, wie Handreichungen und Selbstlernkursen, die hochschulübergreifende Öffnung von Schulungsangeboten, um Ressourcen sinnvoll einzusetzen („da wir eine sehr kleine Hochschule sind, bekommen wir selten ausreichend Lehrende zusammen, um Workshops nur bei uns anzubieten“, „durch Verbünde können mehr Themen mit größerer Bandbreite und höherer Expertise angeboten werden“) bis hin zu gemeinsamen Entwicklung (und Bereitsstellung) von (OER-)Selbstlernkursen, Schulungen und weiteren Angeboten zur KI-Kompetenzvermittlung. Auch eine „universitätsübergreifende Plattform zu[m] KI-Kompetenzerwerb nach Art. 4 KI-VO und darüber hinaus“ liegt im Bereich des Vorstellbaren.

Außerdem wünschen sich die hochschuldidaktischen Einrichtungen auch für sich Austausch zur strategischen Weiterentwicklung der Weiterbildungsangebote, beispielsweise bei der Identifikation von Expert:innen, die Wissen über KI und KI-Tools adäquat vermitteln können, sowie Austausch und Strategien, wie sie der „teilweise mangelhafte[n] Annahme von Schulungs- bzw. Qualifikationsangeboten durch Lehrende und Studierende“ begegnen können: „Wie überzeugen wir Lehrende in der Breite (auch die eher passiven, innovationsmüden), dass KI bleibt und sie sich damit auseinandersetzen müssen?“, aber auch „Wie halten wir Lehrende/Fachbereiche von blindem Aktionismus („Hausarbeiten abschaffen“) ab?“. Insgesamt geht es auch darum, dass Netzwerke und übergreifende Initiativen also auch (Qualifizierungs-)Angebote für die Multiplikator:innen in den Hochschulen bereitstellen. Mit dem Selbstlernkurs „Digitalisierungsstrategien“ hat das HFD beispielsweise schon vor einigen Jahren eine Möglichkeit geschaffen, sich mit dem Thema Hochschulstrategien auseinanderzusetzen.

Schließlich dominiert das Themenfeld Technik die Freitextantworten zum Bereich Kooperationspotenziale. Die Antworten decken diesbezüglich die gesamte Bandbreite ab: Es beginnt mit Kooperationen bei der Beschaffung von Tools und „gemeinsame[n] Lizenzen (Nutzung föderierter Dienste)“ sowie die „gemeinsame Bereitstellung von KI-Zugängen“ für die verschiedenen Zielgruppen beispielsweise über die bundeslandsweite „Bereitstellung von datenschutzkonformen Zugriffsmöglichkeiten auf die OpenAI API“. Andere gehen beim Thema gemeinsame Infrastrukturen schon einen Schritt weiter und nennen den Aufbau gemeinsamer „KI-Ökosysteme“ und die „Zusammenarbeit im Bereich Betrieb und Bereitstellung eigener KI-Services (z.B. zu Serverressourcen, Entwicklung/ Weiterentwicklung von Interfaces, Systemarchitektur)“, „gemeinsames Hosting von KI-Anwendung (datenschutzrechtliche Aspekte, Kosteneffizienz)“ als Thema für Kooperationen. Schließlich sind andere schon gedanklich bei der gemeinsamen Entwicklung von RAG-Projekten (RAG steht für Retrieval-Augmented Generation) und der Entwicklung und dem Training von eigenen Sprachmodellen. Es besteht also viel Spielraum für Kooperationen und gemeinsame Entwicklungen.

„Wichtig wäre es den jeweils richtigen Bezugsrahmen zu finden“

Schließlich stellt sich die Frage, wo die Kooperationspotenziale verortet werden, also wo Kooperationen stattfinden beziehungsweise stattfinden sollen. Zwar bleiben es bei manchen Antworten recht vage, eine ganze Reihe der Freitextantworten nennt jedoch auch ganz konkrete Akteure und Ebenen für die gemeinsame Bearbeitung der Herausforderungen durch KI: So verweisen viele der Befragten auf die Landesebene und (bestehende) Kooperationen in Landesnetzwerken, wie DH.NRW, VCRP, eTeach-Netzwerk, MMKH etc,. und auch regionale Netzwerke kommen vor. Hierbei geht es häufig um die Frage nach einer gemeinsamen Bereitstellung von KI-Zugängen beziehungsweise einem landesweiten Hosting von KI-Werkzeugen.

Der Bund kommt sehr vereinzelt in Richtung rechtliche Regelungen in den Freitextantworten als Bezugsrahmen vor. Die Befragten nehmen eher bundesweite Initiativen wie KI-Campus, GMW, dghd und auch das Hochschulforum Digitalisierung als Orte für Austausch und Kooperation wahr. Darüber hinaus werden auch vereinzelt europäische Hochschulallianzen und weitere europäische Netzwerke und Initiativen genannt. Kooperationen sind also auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlichen Akteuren für die Hochschulen relevant.

Fazit: „Wie geht und was wollen wir von ‘Studium heute!’?“

Die Analyse von Kooperationspotentialen und -bedarfen zeigt mit welcher Wucht KI auf die Hochschulen getroffen ist. Sie zeigen auch die stellenweise Überforderung der Hochschulen, die sich mit zahlreichen Themen gleichzeitig beschäftigen müssen. Denn die genannten Kooperationsbedarfe sind die Themen, wo es zur Zeit besonders brennt: Recht, Technik und auch die Schulung und Unterstützung von Lehrenden und Studierenden. Den Verantwortlichen an den Hochschulen fehlt aber nicht nur häufig die Zeit für den eigenen Kompetenzaufbau – „Mir fehlt die Zeit, dran zu bleiben: Welche aktuellen Entwicklungen gibt es bezüglich didaktischer Themen im Zusammenhang mit KI?“ – sondern auch die finanziellen Ressourcen – „der Zugriff auf zusätzliche Ressourcen [ist] unabdingbar, um aktuelle Entwicklungen zeitnah adaptieren zu können“. Der KI-Monitor hat gezeigt, dass die deutsche Hochschullandschaft gar nicht so schlecht aufgestellt ist, was die Entwicklungen bezüglich generativer KI angeht, Kooperationen und Synergien sind aber unabdingbar, damit es auch so bleibt. Die Antworten aus dem KI-Monitor geben dabei viel Inspiration für Formate und Angebote der verschiedenen Initiativen – auf Landes- wie Bundesebene.

publikation

Blickpunkt: KI Monitor 2025. Hochschulen gestalten den KI-Alltag

04.09.2025

Autorin

Dr. Jannica Budde

Dr. Jannica Budde ist seit 2018 beim CHE Centrum für Hochschulentwicklung als Senior Projektmanagerin im Hochschulforum Digitalisierung tätig. Seitdem hat sie unterschiedliche Aktivitäten im Bereich der Strategieentwicklung verantwortet, u.a. die Peer-to-Peer-Beratung sowie Transfer- und Qualifizierungsangebote für Hochschul- wie Fakultätsleitungen. Darüber hinaus beschäftigt sie sich mit (Digitalen) Prüfungen und der Weiterentwicklung von Prüfungskultur, der Curriculumentwicklung und betreut den HFD 360°-Monitor.

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