Acht Tipps zur Verbesserung des Lernens von Studierenden in Lehrveranstaltungen

Acht Tipps zur Verbesserung des Lernens von Studierenden in Lehrveranstaltungen

01.03.22

Titelbild: ACHT TIPPS ZUR VERBESSERUNG DES LERNENS VON STUDIERENDEN IN LEHRVERANSTALTUNGEN, Hintergrund: Konfetti, Logo: University:Future Festival 2021, Hochschulforum Digitalisierung

Wie lässt sich die Lernmotivation von Studierenden aktivieren? Abgeleitet von den „Vier Säulen des Lernens“ nach Stanislas Dehaene stellt Stefano Montana acht Möglichkeiten vor, Hochschulunterricht effektiv zu gestalten. Auf dem University:Future Festival bot er 2021 einen Workshop zu dem Lern-Tool „Wooclap“ an. Darauf aufbauend erläutert er in diesem Blogbeitrag, wie sich Neugierde wecken lässt und Gelerntes besser im Gedächtnis bleibt.

Titelbild: ACHT TIPPS ZUR VERBESSERUNG DES LERNENS VON STUDIERENDEN IN LEHRVERANSTALTUNGEN, Hintergrund: Konfetti, Logo: University:Future Festival 2021, Hochschulforum Digitalisierung

Das Ziel dieses Workshops war, Lehrkräften in Deutschland die Möglichkeit zu geben, das Wooclap-Tool zu beherrschen, um die Studierenden in den Kursen einzubinden und ihr Verständnis besser messn zu können. Außerdem hat Wooclap insbesondere aus dreierlei Gründen seinen Platz in der deutschen Bildungslandschaft:

  1. Es gibt bereits einige deutschsprachige Hochschulen, die mit Wooclap arbeiten, wie die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, die Hochschule Ruhr West, Cologne Business School oder die Berner Fachhochschule. 
  2. Es ist ein datenschutzkonformes Tool. Die Server stehen in Frankreich und es ist ein belgisches Projekt.
  3. Wooclap lässt sich in die Tools integrieren, die Lehrkräfte in Deutschland bereits verwenden, wie z.B. Ilias, Moodle, Powerpoint oder Zoom.

In diesem Video sehen Sie den Workshop, den ich auf dem University:Future Festival halten durfte:

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Während des Workshops haben wir uns mit der Frage beschäftigt, wie man Student:innen am besten zum aktiven Lernen bringen kann. Im nächsten Abschnitt werden wir die wichtigsten Lernsäulen erläutern. Danach beschäftigen wir uns mit der Thematik “Acht Möglichkeiten, die Säulen des Lernens in Ihren Kursen anzuwenden”.

Wie lernen Studierende am besten?

Seit Mitte der 1950er-Jahre versucht die Kognitionswissenschaft zu verstehen, wie das menschliche Gehirn Wissen erwirbt, nutzt und weitergibt. Nach Ansicht des Neurowissenschaftlers und Professors Stanislas Dehaene gibt es vier Hauptfaktoren, die zum erfolgreichen Lernen beitragen und die er als die „vier Säulen des Lernens“ bezeichnet.

Aufmerksamkeit: Ohne Aufmerksamkeit kann man nicht lernen, d. h. die Lehrenden müssen die Aufmerksamkeit der Studierenden wecken und aufrechterhalten, damit sie effektiv lernen können.

Aktives Engagement: Wenn man sich neue Informationen merken will, reicht es nicht aus, dem Lehrenden passiv zuzuhören.

Feedback: Wenn wir einen Fehler machen, treffen wir eigentlich eine Vorhersage. Der Fehler verursacht eine Diskrepanz zwischen dieser Vorhersage und der Realität. Dies führt dazu, dass wir eine neue Vorhersage treffen, und diese aufeinanderfolgenden Anpassungen fördern das Lernen.

Vertiefung: Das Auswendiglernen neuer Informationen oder das Aneignen neuer Fähigkeiten ist nur der erste Schritt. Professor Dehaene weist auch darauf hin, dass der Schlaf bei diesem Prozess eine wesentliche Rolle spielt.

„Das ist großartig, aber wie wende ich das in meinem Kurs an?“  Ich war sehr erfreut über diese Nachfrage, denn wir werden uns jetzt einige Tipps ansehen, wie Sie die Aufmerksamkeit Ihrer Studierenden wecken und ihnen helfen können, sich an das zu erinnern, was Sie ihnen beibringen wollen.

Acht Möglichkeiten, die Säulen des Lernens in Ihren Kursen anzuwenden

1. Eisbrecher-Fragen verwenden

Eine Eisbrecher-Frage zielt darauf ab, das Gespräch in Gang zu bringen, indem es das Schweigen durchbricht, die Leute dazu bringt, sich gegenseitig kennenzulernen, und ihnen einfach die Möglichkeit gibt, miteinander zu kommunizieren. Das Beste an Eisbrechern ist ihre Vielseitigkeit: Jede Frage oder Herausforderung kann verwendet werden, um das Eis zu brechen.

Dazu gehören Ideen wie:

  • Wie würden Sie sich in einem Wort beschreiben?
  • Wenn Sie ein Tier wären, was wären Sie dann?
  • Zeigen Sie mir das ungewöhnlichste Objekt in Ihrem Haus (im Rahmen eines Fernkurses).

2. Wecken Sie die Neugierde der Studierenden

Wenn Sie ein neues Kapitel beginnen, können Sie eine Anekdote erzählen, ein Experiment durchführen oder Ihre Lernenden fragen, was sie über das Thema, das Sie behandeln wollen, wissen. Mit Wooclap können Sie z. B. Wortwolken mit Ihren Studierenden erstellen. So erhalten Sie eine Momentaufnahme dessen, worüber sie gerade nachdenken. Die Studierenden fühlen sich somit in die Lektion eingebunden.

3. Bitten Sie sie regelmäßig um die Beteiligung an einer Aktivität

Die Forscher sind sich zwar nicht einig, wie lange die Aufmerksamkeitsspanne des Durchschnittsmenschen ist, aber sie sind sich einig, dass passives Zuhören nicht hilfreich ist. Es ist besser, wenn die Lernenden sich selbst Fragen stellen oder Experimente durchführen, um zu verstehen, was sie lernen.

Aus diesem Grund müssen die Lernenden regelmäßig aufgefordert werden, sich in irgendeiner Form – oder sogar in vielerlei Hinsicht – aktiv zu beteiligen:

4. Diversifizierung der Arten von Aktivitäten

Probieren Sie unterschiedliche Aktivitäten aus, um ein repetitives Muster in Ihrem Kurs zu vermeiden: Quiz, Spiele, Debatten, gegenseitiger Informationsaustausch… Dies sind nur einige der vielen Möglichkeiten, wie Sie eine Vorlesung auflockern und ein echtes Engagement der Studierenden erzeugen können.

So bietet allein Wooclap mehr als 15 verschiedene Fragetypen, mit denen Sie die Lernenden zur Beteiligung an einer neuen und anregenden Übung auffordern können.

5. Verwenden Sie zur Steigerung der Beteiligung die Anonymität

Dank digitalen Werkzeugen wie Wooclap können sich die Studierenden nun am Unterricht beteiligen, ohne die Hand oder die Stimme zu heben.

Die anonyme Beteiligung kann für viele Studierende befreiend sein, da sie so ohne Angst vor dem öffentlichen Sprechen und ohne Peinlichkeit zur Vorlesung beitragen können. Als Tutor erhalten Sie dadurch einen klaren Einblick in die Gedankenwelt aller Lernenden, nicht nur derjenigen, die gerne vor anderen sprechen.

6. Gestalten Sie Ihren Kurs spielerisch

Gamification und Wettbewerb erhöhen die Attraktivität von Lernaktivitäten. Die Studierenden sind engagierter, wenn sie aufgefordert werden, sich an etwas Neuem, Innovativem und Unterhaltsamem zu beteiligen. Sie können die Lernenden auffordern, Experimente durchzuführen, den Kurs in ein Gewinnspiel zu verwandeln, pädagogische Escape-Games zu entwickeln, die Lernenden eine Reihe von Rätseln lösen zu lassen und vieles mehr!

7. Aktivieren Sie das Gedächtnis Ihrer Lernenden

Dies ist eines der Dinge, die leichter gesagt als getan scheinen. Aber ist es wirklich so? Das Gehirn der Studierenden zu stimulieren, um neuronale Verbindungen zu schaffen und zu aktivieren, ist von größter Bedeutung – aber das bedeutet nicht, dass es schwierig sein muss. Hier sind zwei leicht umzusetzende Methoden zur Förderung des Lernens:

Der Testing-Effekt: Abrufübungen bedeuten im Wesentlichen, dass versucht wird, Informationen abzurufen, die zuvor im Langzeitgedächtnis gespeichert wurden. Die Studierenden versuchen, die wichtigsten Informationen zu einem Konzept oder Thema abzurufen, ohne sich das Kursmaterial (Text, Notizen, Folien usw.) anzusehen. Sobald sie den Abruf abgeschlossen haben, überprüfen sie das Material, um zu sehen, wie genau und vollständig ihr Abruf war.

Verteilte Wiederholung: Anstatt in einer einzigen langen Sitzung etwas zu lernen, ist es besser, diese Zeit auf mehrere Sitzungen zu verteilen. Als Lehrkraft brauchen Sie nur ein paar Minuten, um das ganze Jahr über Gelegenheiten zum Wiederholen von Konzepten zu schaffen.

8. Holen Sie sich Feedback, um Ihre zukünftigen Kurse weiter zu verbessern

Vergessen Sie nicht, dass das Feedback in beide Richtungen geht: Die Lernenden können von Ihnen eine Rückmeldung darüber erwarten, wie sie bei einem Test oder einer Aktivität gearbeitet haben, aber Sie können sie um das Gleiche bitten. Wenn Sie herausfinden, was ihnen Spaß macht, was sie mögen und was nicht, können Sie Lernmethoden entwickeln, die nicht nur effektiv sind, sondern auch allen Beteiligten Spaß machen.

 

In dieser Reihe zum University:Future Festival 2021 veröffentlichen wir eine Auswahl der Festivalbeiträge als Artikel, die Sie auch gesammelt in einem Dossier finden. Die Autor:innen haben hierfür Ihre Vorträge noch einmal schriftlich festgehalten. Weitere Vorträge und Talks finden Sie auch auf YouTube

Mit über 250 Veranstaltungen, 500 Speaker:innen und 3.850 Teilnehmer:innen fand das University:Future Festival 2021 vom 02.–04.11.2021 unter dem Titel „Open for Discussion“ statt. Hier finden Sie weitere Infos zum Festival.

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