Insights der Agora [Zukunft] 2025

Was bewegt die Community und wie gelingt die digitale Transformation der Hochschulbildung? Die Agora [Zukunft] identifiziert Veränderungsbedarfe, priorisiert Themen und gibt Impulse für Kollaboration und Lösungsentwicklung.

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Was bewegt die Community und wie gelingt die digitale Transformation der Hochschulbildung? Die Agora [Zukunft] identifiziert Veränderungsbedarfe, priorisiert Themen und gibt Impulse für Kollaboration und Lösungsentwicklung.

Agora [Zukunft] – ein kontinuierlicher Prozess

 

Das Hochschulforum Digitalisierung möchte zentrale Herausforderungen und Zukunftsfragen der digitalen Transformation an Hochschulen sichtbar machen, gemeinsam mit der Community  einordnen und konkrete Handlungsperspektiven entwickeln. Hierfür ist die Agora [Zukunft] als mehrstufiger Prozess angelegt. 

Der Prozess umfasst die Community-Umfrage, die Auswertung der Ergebnisse, das Community-Event mit Austausch und Workshops sowie die Überführung der Impulse in Aktivitäten des HFD. Damit entsteht ein jährlicher Zyklus, der die Community kontinuierlich begleitet und auf ihre Erfahrungen und Expertisen zurückgreift.

Kreisförmige Prozessillustration von Agora [Zukunft]. Drei farbige Kreise mit Icons sind durch Pfeile verbunden: Community-Umfrage – Bedarfe sichtbar machen (Symbol: Balkendiagramm). Auswertung – Problemfelder systematisieren (Symbol: Lupe). Community-Event – Diskussionen und Workshops (Symbol: Handschlag). In der Mitte: Handlungsansätze und Materialien – Impulse in HFD-Aktivitäten übertragen (Symbol: Glühbirne).

Umfrage

 

Um Bedarfe und Problemlagen an deutschen Hochschulen zu identifizieren, hat das HFD im Frühjahr und Sommer 2025 eine umfassende Befragung durchgeführt. Insgesamt nahmen 320 Personen teil. Die Ergebnisse der Befragung bilden die Grundlage für den Community-Prozess Agora [Zukunft], in dem künftige Arbeitsschwerpunkte für die Digitalisierung der Hochschulbildung im Mittelpunkt stehen.

Die über 2.000 Antworten der Teilnehmenden wurden in einem KI-gestützten Verfahren geclustert. Daraus gingen 13 zentrale Problemfelder hervor, die als Basis für die weitere Bearbeitung dienen.

Die Illustration zeigt ein Ausrufezeichen und einen Papierflieger.

Verteilung der Stichprobe

 

Die Community-Umfrage zur Agora [Zukunft] 2025 wurde breit gestreut und erreichte Menschen in unterschiedlichen Institutionen der Hochschulbildung. Alle wesentlichen Statusgruppen und organisationsinternen Rollen waren vertreten, ebenso Teilnehmende aus nahezu allen deutschen Bundesländern sowie aus Österreich und der Schweiz.

  • Universitäten: 162
  • Fachhochschulen / HAWs: 116
  • Kunst- / Musikhochschulen: 8
  • Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen: 8
  • Bundes-/Länderinitiativen: 7

  • Lehrende:r: 110
  • Serviceeinrichtung in der Hochschule: 85
  • Sonstiges: 59
  • Verwaltung: 44
  • sonstige Leitung/Geschäftsführung: 36
  • IT/Support: 36
  • Mitwirkung in Netzwerk/Verbund/Kooperation: 31
  • Hochschulleitung: 30
  • Studierende:r: 17

  • Nordrhein-Westfalen: 71
  • Sachsen: 52
  • Baden-Württemberg: 35
  • Berlin: 31
  • Hessen: 21
  • Bayern: 20
  • Niedersachsen: 20
  • Brandenburg: 13
  • Rheinland-Pfalz: 13
  • Hamburg: 8
  • Schleswig-Holstein: 8
  • Österreich: 8
  • Schweiz: 6
  • Bremen: 3
  • Sachsen-Anhalt: 3
  • Thüringen: 3
  • Mecklenburg-Vorpommern: 2
  • Bundeslandübergreifend: 2
  • Sonstiges international: 1
  • Saarland: 0

Event am 9. September 2025

 

Beim Community-Event im Berliner silent green kamen über 200 Vertreter:innen aus Hochschulen, Studierendeninitiativen, Politik und förderpolitischen Institutionen zusammen. Neben Impulsen und Diskussionen im Plenum stand vor allem die gemeinsame Arbeit in Workshops im Mittelpunkt. Dort wurde intensiv an zehn Schwerpunkten gearbeitet, in denen sich auch  die in der Umfrage identifizierten Problemfelder spiegelten. Aus den Workshops gingen konkrete Lösungsansätze hervor, die über den Tag hinaus wirken sollen.

Problemfelder und Lösungsideen für die digitale Transformation

 

Die 13 identifizierten Problemfelder sind jeweils mit einer Problembeschreibung, Statements aus der Umfrage und Leitfragen aufbereitet. Ergänzt werden sie durch Ressourcen aus dem Hochschulforum Digitalisierung wie Publikationen, Blogbeiträge und Hinweise auf Netzwerke. Hier werden exemplarisch auch die Lösungsideen aus den Workshops der Agora [Zukunft] dargestellt, die konkrete Perspektiven und Handlungsoptionen sichtbar machen.
Einen Einstieg in die Cluster, die wir aus den Problemfeldern gebildet haben, bieten Video-Statements von Prof. Dr. Antje Michel, Prof. Dr. Ramin Yahyapour, Prof. Dr. Susanne Staude sowie Dr. Isabell Gallin. Als Themenpat:innen einzelner Workshop-Sessions leisteten sie einen besonderen Beitrag zur Agora!

1. Lehren und Lernen

Die Problemfelder in diesem Cluster zeigen, wie Studium und Lehre auf die digitale Transformation reagieren können. Sie betreffen innovative didaktische Ansätze, neue Prüfungsformate und die Förderung zukunftsrelevanter Kompetenzen.

1.1 Kompetenzen und Future Skills – Fehlende systematische Verankerung

Die digitale Transformation erfordert neue Kompetenzen und Haltungen bei Studierenden ebenso wie bei Lehrenden. Es fehlt an einer systematischen Verankerung von Future Skills sowie des kompetenten Umgangs mit Daten und KI. Dauerhafte Konzepte und tragfähige Strukturen zur Vermittlung dieser Schlüsselkompetenzen sind bislang selten. Die strategische und curriculare Integration sowie die gezielte Qualifizierung aller Statusgruppen werden als elementar, aber derzeit unzureichend praktiziert beschrieben.

Die Illustration zeigt eine Hand mit Stift.

Statements aus der Umfrage

Mangelnde Digital Literacy im Zeitalter von Big Data, AI-supported Data Analytics und Communication ist eine der größten Gefahren für die globale Gesellschaft.

Wir wollen Studierende mit Kompetenzen ausbilden, die unsere Lehrenden heute gar nicht mitbringen.

Hochschule zukunftsfähig zu halten bedeutet, Mitarbeitenden die notwendigen digitalen Kompetenzen mit auf den Weg zu geben.

Es gibt in den Curricula noch Luft nach oben, was die Integration von Future Skills betrifft.

Die Verankerung neuer Kompetenzanforderungen mit Blick auf Future Skills oder Bildung für nachhaltige Entwicklung können Hochschulen nicht alleine bewältigen.

Leitfragen zum Problemfeld

 

  • Wie lassen sich relevante Future Skills nachhaltig und systematisch in Curricula, Personalentwicklung und Lehre integrieren?
  • Wie wird die Vermittlung digitaler Kompetenzen zu einer institutionellen Aufgabe und nicht zur individuellen Initiative?
  • Was brauchen Lehrende, um Studierende zeitgemäß auf eine digitale und von KI geprägte Welt vorzubereiten?

Lösungsideen aus der Agora [Zukunft]

 

  • Flexibles Kompetenz- bzw. Grundlagensemester / „Nulltes Semester”: Ein flexibles „Kompetenzsemester“ könnte durch Diagnostik, modulare Förderung und Peer-Lernen Basiskompetenzen verankern (z. B. wissenschaftliches Arbeiten, KI-Grundlagen, Lernstrategien und gesellschaftliche Themen). Die Inhalte könnten partizipativ mit allen Statusgruppen verhandelt werden, verpflichtende Kompetenzabfragen den Lernerfolg sichern. [Gruppe 6]
  • Agile Curriculumsentwicklung: Der „PAKT“. „PAKT“ steht für partizipativer, agiler Kompetenz- und Transformationsprozess. In diesen Prozess würden Studierende, Lehrende, Verwaltung, Support und Leitung eingebunden und Freiräume und Anreize zur Entwicklung und Vermittlung von KI-Kompetenzen geboten. Jede Einheit würde Ergebnisse beitragen, die hochschulweit sichtbar und in die Gesamtinstitution gespeist werden würden. Es entstünde ein Kreislauf von Reflexion, Kommunikation und Weiterentwicklung, durch den Hochschulen sich zu lernenden Institutionen entwickeln könnten. [Gruppe 2]
  • Experimentierräume für kompetenzorientierte Prüfungsformate: Es fehlen etablierte Verfahren zur Zertifizierung von Zukunftskompetenzen, jenseits von Prüfungsnoten. Eine technisch-didaktische Support-Struktur könnte als Experimentierraum dienen, in der Lehrende mit neuen, kompetenzorientierten Prüfungsformaten experimentieren und Best-Practice-Beispiele sichtbar gemacht werden können. [Gruppe 2]

1.2 Umgang mit KI und digitalen Tools – Unsicherheit und fehlende Standards

Der Einsatz von KI und digitalen Tools bringt Chancen, aber auch große Unsicherheit, rechtliche Grauzonen und ethische Herausforderungen. Die technische und didaktische Integration bleibt häufig hinter den Möglichkeiten zurück. Standards und Gütekriterien fehlen, Prüfungsformate stehen unter Druck, und eine kritische Reflexion des Einsatzes von KI findet bislang nur punktuell statt.

Statements aus der Umfrage

Wir müssen schneller auf Weiterentwicklungen reagieren – Studierende brauchen Zugang zu KI-Tools, die dem aktuellen Stand entsprechen.

KI als Treiber weitreichender Veränderungen verändert auch die universitäre Lehre im Kern.

Es wächst die Unsicherheit und fehlt an Standards angesichts des wachsenden Angebots an digitalen Tools.

Autor:innenschaft bezüglich erbrachter Leistungen wird immer weniger greifbar, zentrale Prüfungsformate werden zunehmend hinterfragt.

Technische und bürokratische Hürden für den Einsatz datenschutzkonformer KI-Tools sind enorm.

Die Illustration zeigt eine Schreibmaschine.

Leitfragen zum Problemfeld

 

  • Wie kann der Einsatz von KI ethisch und didaktisch sinnvoll gestaltet werden?
  • Wie meistern Hochschulen die Herausforderung, Prüfungsformate und Integrität unter KI-Bedingungen zu sichern?
  • Wie wird die kritische Nutzung digitaler Tools und Plattformen institutionell verankert?

Lösungsideen aus der Agora [Zukunft]

 

  • Chancen- und bedarfsgerechte Integration in den Studienalltag: Unterschiedliche technische Ausstattung, Kompetenzen und institutionelle Angebote führen zu ungleichen Nutzungsmöglichkeiten für Studierende und Mitarbeitende. Die Bereitstellung zielgruppenspezifischer KI-Tools, Services, Schulungs- und Supportstrukturen, würde Studierende wirksam im Lernen, in Projekten und bei administrativen Prozessen unterstützen. [Gruppe 7]
  • Sensibilisierung und Befähigung zu souveränen Alternativen: Digitale Souveränität bedeutet, die Grenzen von KI zu verstehen, sinnvolle Einsatzfelder zu definieren und eigene Leitlinien zu entwickeln – nicht nur technisch, sondern auch ethisch, didaktisch und rechtlich. Zielgruppengerechte Informations- und Trainingsformate könnten das Bewusstsein für souveräne Alternativen erhöhen  und Studierende wie Mitarbeitende zu deren wirksamer Nutzung befähigen. [Gruppe 1]

1.3 Mangelnde Wertschätzung und Anreize für gute Lehre – Innovationskraft leidet

Innovationsfreude und besonderes Engagement im Lehrbereich werden bislang selten systematisch gefördert oder anerkannt. Fehlende Anreizsysteme, geringe Sichtbarkeit und mangelnde institutionelle Wertschätzung belasten Motivation und Innovationsbereitschaft von Lehrenden und Mitarbeitenden. Eine Kultur der Anerkennung, Sichtbarkeit und Förderung guter Praxis ist Voraussetzung für nachhaltige Weiterentwicklung und Identifikation mit der Hochschule. Gleichzeitig fehlen häufig klare Prozesse, um innovative didaktische Methoden – etwa Blended Learning, hybride Lehrformate oder digitale Prüfungen – nicht nur punktuell zu erproben, sondern systematisch zu entwickeln, zu evaluieren und langfristig in die institutionellen Strukturen zu integrieren.

Die Illustration zeigt Bücher.

Statements aus der Umfrage

Wer sich engagiert, wird oft mit Mehrarbeit, nicht mit Anerkennung belohnt.

Lehrende sind chronisch überlastet, Wertschätzung für die Lehre fehlt häufig.

Trotz zahlreicher Impulse bleibt digitale Lehre oft punktuell – wie gelingt es, sie hochschulübergreifend und strukturell zu etablieren?

Gute Lehre bleibt unsichtbar, solange Forschung die einzige Währung an Hochschulen ist.

Man hat das Gefühl, dass die Institution Projekte lieber aussitzt, als sie aktiv zu unterstützen.

Leitfragen zum Problemfeld

 

  • Wie können Engagement und Innovationsfreude in der Lehre institutionell sichtbar und belohnt werden?
  • Welche neuen Anreizsysteme und Karrierewege stärken nachhaltiges Engagement über Statusgruppen hinweg?
  • Wie gelingt es, eine Kultur zu etablieren, die intrinsische Motivation erkennt und fördert?
  • Welche Führungsstrukturen unterstützen Wertschätzung, Innovation und Kollaboration?

Lösungsideen aus der Agora [Zukunft]

 

  • Austauschformate und Lehrtandems mit strukturellen Anreizen: Niedrigschwellige, variantenreiche Austauschformate (z. B. Lunch Talks) sowie fakultätsübergreifende Lehrtandems und Tandemprojekte mit innovativen Inhalten könnten Änderungsbereitschaft fördern; Sichtbarmachung von Lehrerfolgen und Deputatsanrechnung wirksame Anreize setzen. [Gruppe 6]
  • Experimentierräume nach dem Sandbox-Prinzip: Geschützte Räume könnten das risikofreie Ausprobieren neuer Lehr- und Lernmethoden (inkl. KI-Einsatz) ermöglichen, Fehlerfreundlichkeit fördern und die Dokumentation von „First Attempts in Learning“ sichern; die Anerkennung könnte über Wettbewerbe, Publikationen und Auszeichnungen erfolgen. [Gruppe 9]

2. Digitale Infrastruktur

Die Problemfelder in diesem Cluster betreffen die technischen und organisatorischen Voraussetzungen eines souveränen und resilienten Hochschulsystems. Dazu gehören Fragen rund um KI-Infrastrukturen, Datenmanagement und den Einsatz digitaler Plattformen.

2.1 Digitale Infrastruktur – Gefahr sowohl durch Insellösungen als auch durch Abhängigkeiten

Hochschulen sind häufig mit fragmentierten, schwer kompatiblen IT-Infrastrukturen konfrontiert, was die Zusammenarbeit erschwert. Gleichzeitig droht eine starke Abhängigkeit von kommerziellen Anbietern, was die digitale Souveränität gefährdet. Beides kann innovationshemmend wirken. Eine umfassend integrierte, offene und nachhaltige Infrastruktur ist Voraussetzung für digitale Handlungsfähigkeit, langfristige Entwicklung und für Unabhängigkeit im Bildungsbetrieb. Dazu gehört auch die gezielte Weiterentwicklung physischer und digitaler Lehr- und Lernräume, die nicht isoliert, sondern in enger strategischer Verbindung mit technischer Infrastruktur und didaktischer Innovation geplant werden müssen.

Die Illustration zeigt ein Megaphon und ein Smartphone.

Statements aus der Umfrage

Viele Systeme sind nicht interoperabel, die Folge sind doppelte Datenpflege und hohe Kosten.

Digitale Souveränität kann nur durch Kollaborationen erlangt werden.

Hochschulen kochen oft ihr eigenes Süppchen und bringen sich dabei in jahrelange Abhängigkeiten von kommerziellen Unternehmen.

Die digitalen Tools sind ein Flickenteppich – wenige Standards, wenig Integration.

Technische Infrastruktur und rechtliche Rahmenbedingungen fehlen häufig, um Synergieeffekte überhaupt nutzen zu können.

Leitfragen zum Problemfeld

 

  • Wie gelingt der Aufbau nachhaltiger, interoperabler IT-Infrastrukturen, die Hochschulen unabhängiger machen?
  • Welche Strategien führen aus der Abhängigkeit von proprietären Anbietern und fördern Open-Source-Lösungen und Kooperationen?
  • Wie lassen sich alle Statusgruppen in Planung und Umsetzung neuer Infrastruktur-Lösungen einbeziehen?
  • Was braucht es, um Finanzierung, Wartung und Weiterentwicklung dauerhaft sicherzustellen?

Lösungsideen aus der Agora [Zukunft]

 

  • Hochschul- und länderübergreifende Bereitstellung von KI-Services: Fehlende gemeinsame Plattformen, technische Standards und Finanzierungsmodelle erschweren den effizienten und nachhaltigen Betrieb von KI-Diensten. Viele KI-Lösungen entstehen in Projekten, verschwinden aber nach Ende der Förderung. Es fehlt an Verstetigung, Finanzierung, klaren Zuständigkeiten und verlässlichen Partnerstrukturen. Eine hochschul- und länderübergreifende Plattform mit einheitlichen technischen Standards, definierten Zuständigkeiten und tragfähigen Finanzierungsmodellen sichert den Betrieb und die Weiterentwicklung von KI-Lösungen über Projektlaufzeiten hinaus und adressiert das Spannungsfeld Eigenbetrieb vs. externe Anbieter. [Gruppe 7]
  • Koordinierte Open-Source-Standards und Entwicklung: Gemeinsame Konfigurationen und kooperative Weiterentwicklung (z. B. bei Moodle) könnten Insellösungen reduzieren, Interoperabilität schaffen und nachhaltige Kooperationsmodelle stützen. [Gruppe 1]
  • Souveränitäts-Checks und AI Leadership verankern: Einheitliche Kriterien und Verfahren zur Messung digitaler Souveränität würden evidenzbasierte Entscheidungen ermöglichen; der Aufbau von AI Leadership in Leitungs- und CIO-Strukturen würde Verantwortlichkeiten verankern und Prioritäten setzen. [Gruppe 1]

2.2 Datenschutz und Cybersecurity – Erhöhter Ressourcenbedarf hemmt Ausbau digitaler Infrastrukturen

Die wachsende Komplexität datenschutzrechtlicher Anforderungen und die steigende Bedrohungslage im Bereich IT-Sicherheit sind vielfach hemmend für den Ausbau und den Betrieb digitaler Infrastrukturen. Die rechtlichen und technischen Vorgaben sind regional unterschiedlich, häufig überfordernd und erschweren agiles Handeln. Zugleich fehlen oft finanzielle und personelle Ressourcen, um Datenschutz- und IT-Sicherheitsstandards konsequent umzusetzen, was Risiken für den gesamten Hochschulbetrieb birgt.

Statements aus der Umfrage

Bildungseinrichtungen sind zunehmend Ziel von Cyberattacken, viele personenbezogene Daten treffen auf schlechte bis nicht existente Cybersicherheit.

Die technischen und bürokratischen Hürden für den Einsatz datenschutzkonformer KI-Tools sind enorm.

Datenschutz und IT-Sicherheit werden immer komplexer, statt Maßnahmen zu vereinfachen, entstehen neue Regeln, die die Nutzung digitaler Lösungen erschweren.

Es braucht bundeseinheitliche, kostenlose Tools auf europäischen Servern.

Die Umsetzung innovativer Ansätze in der digitalen Lehre ist immer auch eine Finanzierungs- und Personalfrage.

Die Illustration zeigt eine Hand und Blitze.

Leitfragen zum Problemfeld

 

  • Wie lässt sich einheitliche, praktikable und sichere IT-Sicherheit und Datenschutz an Hochschulen etablieren?
  • Wie können Hochschulen trotz komplexer Vorgaben agil und innovationsfreundlich bleiben?
  • Welche bundesweiten oder europäischen Standards könnten helfen, rechtliche Prozesse zu vereinfachen und Kosten zu senken?
  • Wie können Awareness und Kompetenzen für IT-Sicherheit in allen Statusgruppen nachhaltig gestärkt werden?

Lösungsideen aus der Agora [Zukunft]

 

  • Rechtsrahmen und EU-AI-Act operationalisieren: Klare Zuständigkeiten, praxisnahe Handreichungen und eine kontinuierliche Rechtsprüfung würden Rechtssicherheit zu Datenschutz, Urheberrecht, Haftung und ethischen Standards für Lehre, Forschung und Verwaltung schaffen. [Gruppe 7]
  • NADI – nachhaltige Träger- und Finanzierungsmodelle etablieren: Genossenschaftliche Zusammenschlüsse nach HIS-Vorbild könnten Betrieb und Weiterentwicklung digitaler Infrastruktur sichern; alternativ würde eine zentrale Institution unter Bund-Länder-Aufsicht auf Basis einer neuen Bund-Länder-Vereinbarung verlässliche Finanzierung und Steuerung ermöglichen. [Gruppe 4]

2.3 Innovationsstau durch Kurzfristigkeit – Fehlende nachhaltige Ressourcen

Die digitale Transformation im Hochschulbereich scheitert häufig an unzureichender, unsicherer und kurzsichtiger Ressourcenplanung. Digitalisierungsprojekte und der Ausbau digitaler Infrastrukturen hängen meist an befristeten Drittmitteln oder punktuellen Förderungen; nach deren Auslaufen fehlt es an dauerhaften Strukturen, Folgefinanzierung und institutionellem Commitment. Das führt zu einem Teufelskreis aus innovationsfeindlicher Kurzfristigkeit, Fachkräftemangel und dem Verlust wertvoller Expertise; engagiertes Personal verlässt die Institution oder Projekte verpuffen nach Ablauf der Förderung. Eine nachhaltige, strategische Grundfinanzierung sowie Investitionen in langfristige Personal- und Organisationsentwicklung sind jedoch grundlegende Voraussetzungen für kontinuierlichen Fortschritt und wirklichen Wandel im Hochschulwesen.

Die Illustration zeigt einen Laptop und ein Ausrufezeichen.

Statements aus der Umfrage

Ressourcen für dauerhafte Personalstellen und strategische Entwicklungsarbeit fehlen. Außerdem sind nachhaltige Modelle selten.

Viele innovative Projekte überleben das Projektende nicht.

Das Hauptproblem ist der Mangel an finanziellen Mitteln, so dass wir eine schlechte Betreuung der Studierenden, zu hohe Lehrbelastung und marode Hochschulgebäude haben.

Nachhaltigkeit wird oft als Ziel ausgerufen, aber selten als Arbeitsprinzip gelebt.

Langfristige Planung wird oft durch kurzfristige Finanzierungen torpediert.

Leitfragen zum Problemfeld

 

  • Wie können Hochschulen gesicherte, langfristige Finanzierungs- und Governance-Modelle für digitale Infrastruktur und Innovationen etablieren?
  • Welche institutionellen Weichenstellungen und Anreizsysteme sichern Personal, Know-how und Strukturen auch über das Projektende hinaus?
  • Wie lässt sich eine Nachhaltigkeitskultur verankern, die strategische Entwicklung und Innovation dauerhaft ermöglicht?
  • Welche Modelle der Ressourcen- und Kompetenzbündelung zwischen Hochschulen bieten nachhaltige Lösungen?

Lösungsideen aus der Agora [Zukunft]

 

  • Personal- und Organisationsentwicklung strategisch verzahnen: Personalentwicklung könnte als Kernthema der Hochschulentwicklung verankert, eng mit Organisationsentwicklung gekoppelt und rechtlich in Hochschulgesetzen abgesichert werden, um nachhaltige Ressourcen und Kontinuität zu sichern. [Gruppe 5]
  • Rollen- und Profilschärfung für neue Aufgabenfelder: Klare Kompetenzprofile (z. B. KI-Manager:in, Data Steward) könnten definiert und institutionell zugeordnet werden, damit Verantwortlichkeiten, Qualifizierung und Ressourceneinsatz planbar werden. [Gruppe 5]

3. Hochschule als Organisation

Die Problemfelder in diesem Cluster thematisieren die inneren Strukturen und Prozesse der Hochschulen. Im Fokus stehen Governance, Personalentwicklung und eine Veränderungskultur, die Hochschulen als lernende Organisationen stärkt.

3.1 Silodenken und Parallelarbeit – Strukturelle Barrieren für Zusammenarbeit in der Hochschule

An vielen Hochschulen behindern dezentrale Strukturen, fehlende Schnittstellen und mangelnde Transparenz die wirksame Zusammenarbeit zwischen Abteilungen, Statusgruppen und Institutionen. Oft arbeiten mehrere Bereiche parallel an ähnlichen Themen, ohne Wissen voneinander zu haben oder Synergien zu nutzen. Dies führt zu Mehraufwand, ineffizienten Prozessen und hemmt Innovationen. Digitale Tools sind kaum strategisch eingebunden und bestehende Austausch- und Kommunikationsformate zu selten genutzt.

Die Illustration zeigt ein Telefon und Papier.

Statements aus der Umfrage

Ich habe das Gefühl, dass an einer Hochschule häufig verschiedene Bereiche / Personen sich mit gleichen Themen beschäftigen und gegenseitig keine Ahnung haben. Dezentrale Strukturen in der Kommunikation und in Systemen führen zu einem hohen Aufwand.

Innerhalb großer Universitäten läuft die Zusammenarbeit sehr schlecht, sowohl zwischen Fächern als auch mit der Verwaltung und in der allgemeinen Kommunikation. Es gibt zu wenige Gelegenheiten und zu viele ganz unterschiedliche Möglichkeiten, es braucht mehr Klarheit.

Es gibt viele einzelne Leuchtturmprojekte, aber wenig ganzheitliches. Es wird oft tausendfach am gleichen Problem gearbeitet, ohne Austausch.

Warum machen alle ihr eigenes Ding? Wie können wir Ressourcen sparen?

Wir investieren viel Energie in doppelte Umsetzungen. Dringend benötigt werden mehr Kooperation und eine Vereinfachung der Prozesse.

Leitfragen zum Problemfeld

 

  • Wie können transparente und verbindliche Kommunikations- und Kooperationsstrukturen hochschulweit etabliert werden?
  • Welche digitalen Tools und Prozesse fördern eine effiziente interne und externe Zusammenarbeit?
  • Wie lässt sich das Silodenken in Verwaltung, Lehre und Forschung durch offene Netzwerke und gemeinsame Entwicklung aufbrechen?

Lösungsidee aus der Agora [Zukunft]

 

  • Partizipative Integrationsstelle am Beispiel KI: Eine hochschulinterne Stelle könnte KI über partizipative Designprozesse systematisch in Studium und Lehre integrieren, Workshops mit allen Stakeholdern organisieren, bestehende Lösungen stärken und Bedarfe an politische Akteure kommunizieren. Support-Einrichtungen könnten mittelfristig Multiplikator:innen ausbilden, um Silos abzubauen und parallele Entwicklungen zu vermeiden. [Gruppe 7]

3.2 Routine statt Reform – Kulturelle Trägheit bremst Veränderungen

Viele Hochschulen sind von einer tief verankerten Veränderungsresistenz geprägt, die sich in beharrlichen Routinen, ausgeprägter Regelorientierung und überbordender Bürokratie äußert. Kontroll- und Absicherungsdenken stehen neuen Ansätzen oder experimentellen Prozessen entgegen. Transformationsvorhaben laufen Gefahr, durch langwierige Abstimmungswege, formalistische Vorgaben und die Angst vor Kontrollverlust ausgebremst zu werden. Innovationen werden oft als Bedrohung bestehender Strukturen betrachtet, nicht als Chancen genutzt. Diese organisationskulturelle Trägheit verhindert die schnelle Adaption an gesellschaftliche, technologische und didaktische Herausforderungen und schwächt die Zukunftsfähigkeit der Hochschulen.

Statements aus der Umfrage

Der Umbau des Bildungssystems ist sehr langsam und wir sind schon spät dran.

Innovationen werden abgewehrt, weil sie Unsicherheit erzeugen und etablierte Abläufe infrage stellen.

Das System Hochschule ist nicht beweglich genug, um gesellschaftliche Herausforderungen rechtzeitig zu adressieren.

Bürokratie und starre Strukturen nehmen Innovationen die Luft zum Atmen.

Wenn Veränderungen angestoßen werden, ertrinken sie im Papierkrieg.

Die Illustration zeigt eine antike Statue.

Leitfragen zum Problemfeld

 

  • Was braucht es, damit Veränderungsbereitschaft und eine agile, lernbereite Kultur an Hochschulen entstehen?
  • Wie können Prozesse gestrafft, Bürokratie abgebaut und Entscheidungswege verkürzt werden?
  • Wie lässt sich eine Fehler- und Lernkultur fördern, die Unsicherheiten zulässt und neues Handeln ermöglicht?
  • Welche Führungs- oder Beteiligungsformate unterstützen Wandel statt Abwehrhaltung?

Lösungsideen aus der Agora [Zukunft]

 

  • Analyse und Optimierung durch KI: Eine zentrale Koordinationsstelle an der Hochschule könnte KI systematisch für Analyse, Planung und Optimierung bestehender Prozesse nutzen. In Rücksprache mit den beteiligten und betroffenen Akteuren könnten so Veränderungen angestoßen und die Infrastruktur flexibel an Fachbereiche, Lernziele und Arbeitsprozesse angepasst werden, während neue Insellösungen verhindert werden. [Gruppe 7]
  • Deregulierung und Freiräume mit konsolidierter Unterstützung: Der Abbau unnötiger Regeln könnte Raum für Experimente und Eigeninitiative schaffen; 10 % Arbeitszeit für Innovation, Innovationsbudgets, Seed Funds, KI-Schmieden / Service-Center sowie eine gelebte Fehlerkultur könnten nachhaltige Veränderungen fördern und bestehende Lösungen konsolidieren. [Gruppe 7]

3.3 Ungenutzte Innovationspotenziale – Mitbestimmung und Diversität als verpasste Chancen

Trotz zahlreicher Diskussionsformate und Gremien bleibt Mitbestimmung an Hochschulen häufig symbolisch oder auf einzelne Pionier:innen beschränkt. Studierende, lehrunterstützendes Personal und der wissenschaftliche Mittelbau sind zu selten gleichberechtigt in strategische Entscheidungen und Entwicklungsprozesse eingebunden – stattdessen dominieren Routinen, in denen Perspektivenvielfalt eher als Störfaktor denn als Ressource gilt. Auch Zusammenarbeit und Wissensaustausch über Statusgruppen hinweg finden häufig nur punktuell statt, nachhaltige Vernetzung fehlt. Diversität ist eher Anspruch als gelebter Alltag. Dadurch gehen wertvolle Innovationsimpulse und Potenziale für Problemlösungen verloren und Hochschulen verschenken Chancen auf Kreativität und gesellschaftlichen Impact.

Die Illustration zeigt ein Mikrofon und Sprechblasen.

Statements aus der Umfrage

Partizipation erfolgt meist nebenher, freiwillig – die institutionellen Hürden sind zu hoch.

Ohne engagierte Studierende verfehlt Universität ihren Zweck.

Viele Austauschformate fehlen, kollaborative Plattformen werden selten nachhaltig genutzt.

Vielfalt an Perspektiven wird selten als Ressource genutzt – häufig dominieren Routinen und Hierarchien.

Leitfragen zum Problemfeld

 

  • Wie kann eine echte, systematische Mitbestimmung aller Statusgruppen – insbesondere von Studierenden und Mitarbeitenden – gestärkt werden?
  • Was braucht es, damit Kollaboration und Austausch zwischen unterschiedlichen Akteur*innen institutionell verankert und strukturell gefördert werden?
  • Welche Ansätze ermöglichen es, gelebte Diversität als Ressource für Innovation, nicht als Störfaktor, zu nutzen?
  • Wie können Anreiz- und Governance-Modelle geschaffen werden, die Vielfalt, Teilhabe und Zusammenarbeit dauerhaft sichern?

Lösungsideen aus der Agora [Zukunft]

 

  • Citizen Assemblies zu KI: Regelmäßige, hochschulgetragene Assemblies könnten ethische, ökologische und gesellschaftliche Folgen von KI adressieren; Studierende könnten aktiv mitwirken, als Multiplikator:innen fungieren und so zur Legitimation und Verbreitung beitragen. [Gruppe 7]
  • Lehr- und Beziehungsgestaltung mit KI: KI könnte als dritter Akteur anerkannt und die Reflexion über ihren Einfluss curricular verankert werden, z. B. durch Reflexionsaufgaben und Portfolios. Neue Feedback- und Motivationspraktiken könnten Vertrauen und Augenhöhe in Lehr-Lern-Beziehungen sichern. [Gruppe 2]
  • Institutionell verankertes Partizipationsmanagement (IvPM): Eine eigenständige Einheit könnte Beteiligung entlang von Projekten statt Gremien organisieren, Entscheidungsarchitekturen mit innovativen Formaten (z. B. Losverfahren) entwickeln, formale Gremienarbeit mit moderner Partizipation verknüpfen und Leitlinien fordern, die Beteiligung in Beschlussvorlagen sichtbar machen; dabei würde beim IvPM nicht die Ergebnis- sondern die Prozessverantwortung liegen. [Gruppe 3]

3.4 Fehlende Strukturen und Ressourcen für hochschulübergreifende Kooperationen

Obwohl die zahlreichen Herausforderungen, vor denen Hochschulen stehen, eine enge Zusammenarbeit erfordern, bleiben Kooperationen oftmals punktuell oder projektbasiert. Neben erfolgreichen Beispielen funktionierender hochschulübergreifender Digitalisierungsgovernances, von denen gerade auch kleinere Hochschulen profitieren, fehlt es vielerorts an nachhaltig verankerten, strategischen Allianzen. Parallelstrukturen, Insellösungen und kleinteilige Interessen dominieren häufig und verhindern, dass Synergien systematisch genutzt sowie Know-how, Good Practices und Infrastruktur umfassend geteilt werden. Ein zentrales Potenzial liegt darin, Anreizstrukturen gezielt auszubauen – auch für einzelne Akteur:innen –, um sich in hochschulübergreifende Kooperationen einzubringen und diese dauerhaft zu stärken.

Die Illustration zeigt einen Handshake.

Statements aus der Umfrage

Hochschulen arbeiten häufig abgeschottet voneinander, Austausch und Zusammenarbeit werden durch dezentrale Strukturen, Kleinstaaterei und mangelnde gemeinsame Lösungen erschwert.

Wir investieren viel Energie in mehrfache Umsetzungen. Dringend benötigt werden mehr Kooperation und eine Vereinfachung der Prozesse.

Es macht wenig Sinn, wenn vielerorts an denselben Themen gearbeitet wird und kein aktiver Austausch gesucht wird.

Kooperation ist das Mittel der Stunde: am Hochschulstandort, im Bundesland, bundesweit, europaweit; leider werden dabei aber zumeist veraltete / traditionelle Konzepte zugrunde gelegt.

Leitfragen zum Problemfeld

 

  • Was sind die Bedingungen für dauerhaft tragfähige, institutionell eingebettete Kooperationen zwischen Hochschulen?
  • Welche Governance-, Finanzierungs- und Anreizmodelle fördern echte Partnerschaft statt Konkurrenz?
  • Wie können gemeinsame Plattformen, Infrastruktur und (Open-Source-)Lösungen entwickelt und nachhaltig betrieben werden?
  • Wie kann der Wissenstransfer und Austausch von Methoden, Lehrmaterialien und Strategien über Hochschulgrenzen hinweg strukturell gesichert werden?

Lösungsideen aus der Agora [Zukunft]

 

  • Collab Tree – digitale Kooperations-Governance: Ein „Struktur-Baum“ würde bei der Entscheidungs- und Prozessnavigation unterstützen und Steuerung, Partizipation und Umsetzung handhabbar machen. Die digitale Plattform könnte unbequeme Fragen stellen und so Parallelstrukturen verhindern. [Gruppe 4]
  • Kooperationsportal + Expertiseaustausch: Ein Suchportal würde die Sichtbarkeit von Netzwerken, Kooperationen und digitalen Services (Filter nach Akteur:innen / Zielgruppen) erhöhen und Synergien schaffen. [Gruppe 4]

4. Hochschule und gesellschaftlicher Wandel

Die Problemfelder in diesem Cluster rücken die Rolle der Hochschulen im größeren gesellschaftlichen Kontext in den Vordergrund. Diskutiert werden Beiträge zu Demokratiebildung, Teilhabe und Innovation als Verantwortung im Transformationsprozess.

4.1 Gesellschaftliche Spaltung als Gefahr für Hochschulen

Die gesellschaftlichen Umbrüche und Polarisierungen wirken sich direkt auf die Bildungslandschaft aus. Hochschulen sehen sich mit wachsender Skepsis gegenüber Wissenschaft, zunehmendem Populismus und einem Rückgang demokratischer Werte konfrontiert. Die Aufgabe, Bildung als Kitt der Gesellschaft und als Gegenpol zu Fake News, Populismus und Wissenschaftsfeindlichkeit zu stärken, wird zunehmend zur Überlebensfrage für Bildungseinrichtungen.

Die Illustration zeigt einen Lautsprecher.

Statements aus der Umfrage

Demokratische Systeme sind darauf angewiesen, dass die Menschen selbst denken und nicht vorschnell auf Populismus hereinfallen.

Wissenschaft wird gesellschaftlich teilweise angezweifelt – das gefährdet unsere Arbeit und die Zukunft unserer Studierenden.

Wissensverweigerung ist zur Herausforderung geworden, wir müssen Lernfreude und Faktenkompetenz stärken.

Es braucht mehr kritische Bildung – nicht nur für Studierende, sondern als gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Vertrauen in die Wissenschaft ist geschwächt. Hochschulen müssen aktiv gegen Fake-News und Desinformation arbeiten.

Leitfragen zum Problemfeld

 

  • Wie kann Hochschulbildung zur Resilienz demokratischer Gesellschaften beitragen?
  • Was hilft dabei, Wissenschaftsfeindlichkeit und gesellschaftlicher Entfremdung von Bildung aktiv entgegenzuwirken?
  • Wie motivieren wir vielfältige Zielgruppen zur aktiven Beteiligung und kritischen Teilhabe?

Lösungsideen aus der Agora [Zukunft]

 

  • Future Skills breiter ausrichten: Future-Skills-Ansätze könnten über Employability hinaus um normative, ethische und demokratische Dimensionen ergänzt werden. So würde Hochschulbildung Polarisierung vorbeugen und sichtbar gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. [Gruppe 8]
  • Dauerhafte Dialogformate und „Stadtcampusse“: Physische und virtuelle „Stadtcampusse“ könnten als Begegnungsräume für kontinuierliche Formate mit Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft dienen; Netzwerkstellen bzw. Facilitator-Rollen würden diese Kooperationen verlässlich moderieren. [Gruppe 9]
  • Hochschulen als selbstbewusste Akteure: Eigene Relevanzkriterien könnten definiert und aktiv in öffentliche Diskurse eingebracht werden, während Politik verlässliche Rahmenbedingungen sichert und Hochschulen ihre Profilfreiheit wahren. [Gruppe 10]

4.2 Geringe Wirkung trotz Potenzial – Hochschulbildung fern gesellschaftlicher Praxis

Krieg, Klimawandel, Demokratiegefährdung, digitale Disruption – all das macht auch vor den Toren der Universitäten nicht halt. Dabei ist längst klar: Hochschulen sind keine isolierten Orte. Doch zwischen Hochschule und Gesellschaft klafft eine spürbare Lücke. Hochschulbildung findet zu wenig Eingang in gesellschaftliche Diskurse und konkrete Innovationsprozesse. Der Anspruch, gesellschaftliche Herausforderungen aktiv mitzugestalten, wird oft von institutionellen Routinen und der Distanz zum Alltag ausgebremst.

Statements aus der Umfrage

Hochschulen vernachlässigen ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, Wissen und Innovation breit zu teilen.

Vieles bleibt im Hochschul-Elfenbeinturm, Praxisrelevanz und gesellschaftliche Wirkung kommen zu kurz.

Transfer in die Gesellschaft stockt, weil Strukturen und Anreize fehlen.

Es gibt zu wenig niederschwellige Angebote für breite gesellschaftliche Gruppen.

Third Mission wird meist auf Projektebene gelebt, aber selten institutionell umgesetzt.

Die Illustration zeigt einen Fernseher.

Leitfragen zum Problemfeld

 

  • Wie können Brücken von der Hochschule zur Gesellschaft gestaltet werden?
  • Wie erhöht man die gesellschaftliche Wirkung von Hochschulprojekten, Lehre und Forschung?
  • Was ist nötig, um gesellschaftliche Relevanz zum festen Bestandteil von Curricula und Transferkonzepten zu machen?

Lösungsideen aus der Agora [Zukunft]

 

  • Arenas of Democracy und Reflective Communication: Neue Diskussionsforen und Debattenformate zu gesellschaftlichen Themen könnten alle Statusgruppen einbinden und systematisch den Austausch mit Zivilgesellschaft und Politik fördern. Sie würden eine sichtbare Praxis demokratischer Kultur an Hochschulen schaffen und Safe Spaces mit offenen Foren verbinden. [Gruppe 10]
  • Lebenslanges Lernen verankern: Hochschulen könnten sich als Anbieter für alle Bildungsphasen positionieren. Hierfür könnten interne Gremien für lebenslanges Lernen  und strukturierte Kooperationen mit Schulen, Zivilgesellschaft und Unternehmen ausgebaut werden. [Gruppe 8]
  • Studium Individuale / flexible Abschlüsse: Ein Studium Generale könnte eingeführt und um Module, Mikro-Zertifikate und Coaching ergänzt werden. Das neue Studienmodell würde komplexe Problemstellungen in forschungsnaher Lehre adressieren und sowohl die individuelle Talentförderung als auch die gesellschaftliche Relevanz von Abschlüssen stärken. [Gruppe 10]

4.3 Nachhaltigkeit bleibt Anspruch, wird aber zu selten im Hochschulalltag gelebt

Gesellschaftliche Verantwortung und Bildung für nachhaltige Entwicklung  sind Leitsätze fast aller Hochschulen – die konkrete Umsetzung im Studienalltag und in der Organisationspraxis hinkt jedoch hinterher. Nachhaltigkeit ist oft Alibi oder Kür, wird aber nur selten als integraler Bestandteil in Curricula, Forschung oder Hochschulmanagement gedacht. Dies führt sowohl zu Frustration bei Engagierten als auch zu fehlender Glaubwürdigkeit nach außen.

Die Illustration zeigt ein Herz, einen Vogel und eine Sanduhr.

Statements aus der Umfrage

Nachhaltigkeit wird oft als Ziel ausgerufen, aber selten als Arbeitsprinzip gelebt.

Greenwashing und Broschürensprache ersetzen keine echten Veränderungen.

Viele Projekte enden mit der Förderung, anstatt wirklich in den Hochschulalltag einzusickern.

Nachhaltigkeit kommt in Curricula meist nur am Rand vor, nicht als zentrales Element.

Ernsthafte Bildungs- und institutionelle Nachhaltigkeit verlangt konsequente Prioritätensetzung – daran fehlt es oft.

Leitfragen zum Problemfeld

 

  • Wie lässt sich Nachhaltigkeit als Leitprinzip sichtbar, verbindlich und praktisch umsetzen?
  • Was wäre nötig, um Lehre, Forschung und Verwaltung systematisch auf nachhaltige Entwicklung auszurichten?
  • Wie motiviert man Hochschulangehörige, Nachhaltigkeit als Teil ihrer eigenen Bildungs- und Handlungspraxis zu leben?

Lösungsidee aus der Agora [Zukunft]

 

  • Impact Fields und SDG-Fokus: Hochschulen könnten Wirkungsschwerpunkte entlang ausgewählter SDGs definieren. Lehre, Forschung und Transfer könnten dann im Hinblick auf diese Schwerpunkte gebündelt und  Nachhaltigkeit im Campusbetrieb sichtbar gemacht werden. [Gruppe 9]

Ausblick

 

Die Agora [Zukunft] versteht sich als kontinuierlicher Prozess. Diese Seite dokumentiert die Ergebnisse und Lösungsansätze der ersten Iteration und wird um weiterführende Aktivitäten, Materialien und Impulse aus dem Hochschulforum Digitalisierung ergänzt. Damit bleibt der Dialog zu den identifizierten Problemfeldern geöffnet: In kommenden Formaten greifen wir Themen auf, entwickeln sie gemeinsam weiter und verknüpfen sie mit Initiativen des HFD.

Eindruck aus dem Workshop
Post-Its und andere Materialien in einem Workshop-Raum
Menschen beim Ausklang auf dem Gelände des silent green
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