Behind the Screens – Mit Joachim Metzner

Behind the Screens – Mit Joachim Metzner

06.05.24

Behind the Screens mit Joachim Metzner

Das Hochschulforum Digitalisierung lebt von lebendigen Begegnungen, frischen Ideen und Menschen, die anpacken. Ohne die Community ist das HFD undenkbar. 10 Jahre HFD zu feiern, heißt also vor allem 10 Jahre Communitybeteiligung zu feiern! Deswegen stellen wir in dieser Porträtreihe Mitglieder aus der Community vor, die 10 Jahre HFD-Geschichte mitgeprägt haben. Dabei interessiert uns: Was ist ihr individueller Beitrag zur digitalen Transformation an Hochschulen? Welche besonderen Erkenntnisse ziehen sie aus ihrer Arbeit? Was motiviert sie?

Unsere Jubiläumsreihe geht weiter mit Joachim Metzner, der seit der Gründung des Hochschulforums Digitalisierung mit dabei ist. Er erzählt von den Anfängen des HFD, die bis ins Jahr 2012 zurückreichen, berichtet von persönlichen Highlights und blickt auch nach vorn: Wo liegen die Zukunftsthemen der Hochschulen und des HFD? Was bedeutet für Joachim Metzner  „Hochschule von Morgen heute gestalten“?

Wann und wie sind Sie in Kontakt mit dem HFD gekommen?

Ich bin seit dem ersten Tag beim HFD dabei, eigentlich sogar schon früher, denn das Nachdenken über die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung begann bereits 2012, im „Jahr der MOOCs“. Deren damaliger Hype war ein wichtiger Auslöser für die Gründung des HFD. Dass ich seitens der HRK an der Konzeptarbeit teilhatte, lag wesentlich daran, dass das Präsidium der HRK ein neues Ressort ‚Digitale Infrastruktur‘ eingerichtet hatte, für das ich als Vizepräsident zuständig war. Die Notwendigkeit einer Beschäftigung mit dem Thema Digitalisierung auf Hochschulleitungsebene war endlich erkannt, aber es fehlte eine Institution, die den Hochschulen direkte und pragmatische Hilfe anbieten konnte. Das HFD hat diese Lücke gefüllt.

Woran arbeiten Sie derzeit und welches Thema im Bereich Digitalisierung/KI in Studium und Lehre beschäftigt Sie momentan besonders?

Ich habe im HFD immer wieder Arbeitskreise geleitet, die sich mit speziellen Fragen der Digitalisierung auseinandersetzten, die besonders für die HRK wichtig sind. Aktuell leite ich einen Arbeitskreis des HFD, in dem sich Fachleute mit den Fragen der „Digitalen Souveränität“ von Hochschulen und ihren Mitgliedern auseinandersetzen. Nach einer Bestandaufnahme, was an unseren Hochschulen unter „Digitaler Souveränität“ verstanden wird und wieweit es hierzu bereits strategische Überlegungen oder konkrete Schritte auf dem Weg dorthin gibt, analysieren wir in einem Abschlussbericht Hürden und Perspektiven.

Wofür braucht es das HFD aus Ihrer Perspektive? Welche Mehrwerte sehen Sie für Ihre Arbeit, für die Hochschulen, für das Hochschulsystem? Was fehlt Ihnen noch?

Am Beginn der Geschichte des HFD stand die Vorstellung, es brauche lediglich einen kurzfristigen Anschub, um die deutschen Hochschulen in Richtung Digitalisierung in Gang zu bringen, und dann hätte man es mit einem Selbstläufer zu tun. Heute sehen wir allein an der Fülle höchst unterschiedlicher Arbeits- und Aktionsfelder des HFD und an der weiter wachsenden Zahl von Mitwirkenden und Interessierten aus allen Fächern und Ebenen der Hochschulen, dass Digitalisierung eine Daueraufgabe ist, weil wir als Hochschulen das „Zeitalter der Digitalität“ ganz wesentlich mitgestalten müssen, und dafür brauchen wir auch in Zukunft und dauerhaft das HFD.

"Heute sehen wir, dass Digitalisierung eine Daueraufgabe ist, weil wir als Hochschulen das ‚Zeitalter der Digitalität’ ganz wesentlich mitgestalten müssen, und dafür brauchen wir auch in Zukunft und dauerhaft das HFD." Joachim Metzner - Leitung des Netzwerks Hochschullehre im HFD und Vorsitzender der AG „Digitale Souveränität

Das Motto unseres Jubiläumsjahres lautet: „Hochschule von Morgen heute gestalten“. Was bedeutet für Sie „Hochschule gestalten“, und welche Voraussetzungen sind dafür erforderlich?

Hochschule gestalten heißt heute zu versuchen, vielen sich drastisch verändernden Erwartungen an die Hochschule möglichst rechtzeitig und umfassend gerecht zu werden: der weiter wachsenden Vielfalt bei den Studierenden und deren sich verändernden Einstellungen und Bedingungen in Leben und Beruf; den Qualifikationsanforderungen an unsere Absolvent:innen, die immer stärker von den Folgen und den Perspektiven der Digitalisierung bestimmt werden. Das macht neue Curricula, neue Angebots- und Vermittlungsformen in Lehre und Studium, neue Beteiligungsmodi aller Personengruppen und neue Organisationsstrukturen und Möglichkeiten veränderter Gebäudenutzung erforderlich.

Aber der Gestaltungsbedarf geht noch weiter, er betrifft die Rolle und Funktion von Hochschulen im Kern. Den Hochschulen wird in Zukunft eine massive Unterstützung bei der in allen gesellschaftlichen Bereichen voranschreitenden Transformation abverlangt werden, bei der die Digitalisierung auf Jahrzehnte Vorrang haben wird. Aber Hochschulen werden diese Leistung nur erbringen können, wenn sie selbst diese radikale Umgestaltung auf allen Ebenen und in allen Bereichen möglichst gut bewältigt haben. Mit solcher Umgestaltung für die durchaus noch ungewisse Zukunft heute anzufangen, ist unerlässlich, denn bereits heute ist ein Umgestaltungsdefizit klar erkennbar, und gerade an dem in vielen Hochschulen subjektiv als unvorhersehbar erfahrenen ‚Einbruch‘ der KI in bislang als veränderungsimmun geltende Fächern lässt sich ablesen, wie hilflos Hochschulen den an sie gestellten Erwartungen plötzlich gegenüberstehen können. Ohne einen Support, wie das HFD ihn bietet, wird dieser Gestaltungsauftrag kaum erfüllbar sein.

Gibt es ein persönliches Highlight Ihrer Zusammenarbeit mit dem HFD, das Sie besonders hervorheben möchten?

Ich habe in fast allen Arbeitsbereichen des HFD konkrete persönliche Erfahrungen gemacht. Am spannendsten und ertragreichsten schienen mir aber immer die Peer-to-Peer-Beratungen – für die Hochschulen oder Fachbereiche, doch auch für mich selbst. Das liegt wohl daran, dass man hier nicht nur mit fachlich Versierten und Interessierten spricht, sondern auch mit Menschen, die von der Notwendigkeit fortschreitender Digitalisierung überzeugt werden wollen oder müssen, oder auch mit Verantwortlichen, die mit Entscheidungen ringen, deren Tragweite sie nicht oder nur schwer einschätzen können.

Welche Ziele setzen Sie sich für die Zukunft? Was wird Ihrer Meinung nach in den nächsten zehn Jahren für Hochschulen besonders relevant sein?

Die Verfügbarkeit von KI-Systemen und KI-Assistenzen wird in den kommenden Jahren für alle Hochschulen ein entscheidender Wettbewerbsfaktor sein. Zugleich ist schon sichtbar, dass sie diese Herausforderung nicht im Alleingang werden bewältigen können. Das Angebot des HFD, den digitalen Wandel unserer Hochschulen zu „orchestrieren“, wird deshalb eine noch umfassendere Bedeutung erhalten.

Das HFD ist im Jubiläumsjahr unter anderem mit verschiedenen Slogans unterwegs. Welchen finden Sie im Kontext der Digitalisierung an Hochschulen besonders passend und warum?

Ich votiere eindeutig für den Slogan „Fast forward“. Die technologische Entwicklung mit all ihren gravierenden Folgen hat eine solche Geschwindigkeit erreicht, dass es uns nur durch die – bildlich gesprochen – Nutzung der Schnelltaste gelingen wird, mit Veränderungen in Lehre, Forschung und institutioneller wie infrastruktureller Transformation mitzuhalten, geschweige denn vor die Welle zu kommen.

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Was motiviert Sie, sich im HFD zu engagieren?

Ich engagiere mich schon so lange beim HFD, weil es hier gelungen ist, einmal Akteure im Bereich der Digitalisierung aus allen Bereichen, aus allen Fächern und aus allen Ebenen einer Hochschule in ein Netzwerk einzubinden. Ein Netzwerk, das deshalb in seiner Breite, in seiner Offenheit und vor allen Dingen in seiner Dialogbereitschaft einmalig ist. Und längst verbindet es ja Interessierte und Verantwortliche aus vielen weiteren Institutionen und Organisationen, und das hat die Arbeit im HFD im Laufe der Jahre immer noch lohnender gemacht. Dabei sind die Aufgaben immer umfassender geworden. Heute kümmert sich das HFD um fast alle wichtigen Arbeitsfelder, die in Hochschulen vorkommen, eben weil fast alle diese Arbeitsfelder einen Bezug zur Digitalisierung haben. Das ist ein unglaubliches Spektrum, das will bewältigt werden und dabei mitzuwirken, finde ich ausgesprochen toll.

Vielen Dank für diesen spannenden Einblick, Joachim Metzner!

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