Behind the Screens – Mit Mathias Magdowski
Behind the Screens – Mit Mathias Magdowski
23.07.24Das Hochschulforum Digitalisierung lebt von lebendigen Begegnungen, frischen Ideen und Menschen, die anpacken. Ohne die Community ist das HFD undenkbar. 10 Jahre HFD zu feiern, heißt also vor allem 10 Jahre Communitybeteiligung zu feiern! Deswegen stellen wir in dieser Porträtreihe Mitglieder aus der Community vor, die 10 Jahre HFD-Geschichte mitgeprägt haben. Dabei interessiert uns: Was ist ihr individueller Beitrag zur digitalen Transformation an Hochschulen? Welche besonderen Erkenntnisse ziehen sie aus ihrer Arbeit? Was motiviert sie?
Weiter geht’s in unserer Reihe mit Mathias Magdowski! Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg und koordiniert eine universitätsweite Arbeitsgruppe zu E-Learning. Außerdem engagiert sich Mathias Magdowski in der Studienwerbung und MINT-Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen.
1. Wann und wie bist du in Kontakt mit dem HFD gekommen?
Ich koordiniere seit 2016 die Arbeitsgruppe E-Learning an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg, die vermutlich als einzige deutsche Universität weder eine E-Learning-Supportstruktur noch ein Lehr-Lern-Zentrum oder etwas ähnliches hat. Im Rahmen dieser AG hat mich die liebe Kollegin Anja auf eine Veranstaltung des Hochschulforums Digitalisierung aufmerksam gemacht, nämlich auf einen „Strategieworkshop: Den digitalen Wandel in der Hochschullehre anstoßen“, der im März 2018 stattfand und sich insbesondere an die Hochschulleitungsebene aber auch an AG-Leitungen richtete. Das war wohl mein erster Kontakt zum HFD.
2. Dein aktuelles Digitalisierungs-/KI-Projekt: Woran arbeitest Du derzeit und welches Thema im Bereich Digitalisierung/KI in Studium und Lehre beschäftigt Dich momentan besonders?
Mich beschäftigt aktuell besonders, wie man authentische Prüfungen in Open-Book- und Open-Web-Szenarien realisieren kann, in denen Studierende z.B. auch Werkzeuge wie MATLAB oder ChatGPT nutzen können, so wie im richtigen Berufsleben auch. Spannend für die Weiterentwicklung authentischer, zeitgemäßer, offener und kompetenzorientierter Prüfungen wäre ein Prüfungsformat, das intrinsisch auf studierendenübergreifenden Austausch und Kommunikation ausgelegt ist und auch nur in einer Kultur der Digitalität bzw. unter den Bedingungen digitaler Technik und Kommunikation funktioniert. Dieses „Peer Exam“ genannte Format habe ich Ende Juni 2021 schon mal in einem Twitter-Thread (https://twitter.com/MMagdowski/status/1409950308701253634) kurz beschrieben.
Interessant wäre halt mal ein Prüfungsformat, das intrinsisch auf studierendenübergreifenden Austausch und Kommunikation ausgelegt ist und auch nur in einer #KulturDerDigitalität bzw. unter den Bedingungen digitaler Technik und Kommunikation funktioniert. #PeerExam
— Mathias Magdowski (@MMagdowski) June 29, 2021
Eine solche Peer-Exam-Prüfung baut auf (asynchroner) Zusammenarbeit und Austausch auf, ermöglicht aber trotzdem eine Bewertung der eigenständigen Leistung jede:r einzelnen Student:in. Eine Peer-Exam-Prüfung ist eine Prüfung, in der Studierende nicht nur voneinander „abschreiben“ dürfen, sondern auf den Ergebnissen anderer aufbauen müssen, um möglichst effizient zu arbeiten.
3. Wofür braucht es das HFD aus deiner Perspektive? Welche Mehrwerte siehst Du für deine Arbeit, für die Hochschulen, für das Hochschulsystem? Was fehlt Dir noch?
An der eigene Aussage, dass das HFD den Diskurs zur Hochschulbildung im digitalen Zeitalter orchestriert, ist auf jeden Fall etwas dran. Das HFD schafft es immer wieder, die richtigen, engagierten, intrinsisch motivierten und an einem gemeinsamen Thema interessierten Personen aus verschiedenen Hochschulen zu einem Austausch zusammenzubringen, interdisziplinär und statusgruppenübergreifend. Ich habe viele tolle HFD-Hangouts in Erinnerung, habe 2019 mal an einer HFD Summer School teilgenommen, lese regelmäßig den HFD-Newsletter und bin auch auf dem Mattermost des HFD aktiv. Was mir fehlt ist mehr Zeit, diese ganzen Angebote noch ein bisschen besser zu nutzen.
4. Das Motto unseres Jubiläumsjahres lautet: „Hochschule von Morgen heute gestalten“. Was bedeutet für Dich „Hochschule gestalten“, und welche Voraussetzungen sind dafür erforderlich?
„Hochschule gestalten“ heißt für mich, in Hochschulen neben der Forschung, Publikationen und der Drittmitteleinwerbung auch wieder mehr Fokus auf die Lehre zu lenken und dabei alle relevanten Stakeholder in einem partizipativen Prozess miteinzubeziehen. Lehrpersonen im akademischen Mittelbau brauchen vor allem Zeit, um innovative Lehr- und Prüfungsformate voranzubringen, Studierenden zeitnahes, relevantes und kontinuierliches Feedback zu geben, Hard- und Software für die Online-oder Hybridlehre auszuprobieren, die Digitalisierung und Internationalisierung zu fördern, sich um Inklusion und Gleichstellung zu kümmern, Wissenschaftskommunikation zu betreiben, etc. Wenn man allerdings immer nur von Drittmittelantrag zu Drittmittelantrag und von Publikation zu Publikation hetzt, ist die Lehre das erste, das leider „hinten runter“ fällt. In diesem Sinne brauchen wir mehr verstetigten Mittelbau, mehr Dauerstellen, weniger Projekte, die zwar vielleicht kurz innovativ sind, aber keine nachhaltige Verbesserung der Bedingungen bewirken.
5. Gibt es ein persönliches Highlight deiner Zusammenarbeit mit dem HFD, das Du besonders hervorheben möchtest?
In bester Erinnerung habe ich die virtuellen Kaffeepausen des HFD in der Pandemiezeit mit Linda, Peter und weiteren regelmäßigen Gästen. Hier konnte man sich in dieser für alle überraschenden, anstrengenden und aufregenden Zeit ungezwungen über die aktuellen Herausforderungen, Chancen und mögliche Lösungen in der Hochschullehre austauschen und musste nicht an allen Universitäten das Rad neu erfinden.
6. Welche Ziele setzt Du dir für die Zukunft? Was wird deiner Meinung nach in den nächsten zehn Jahren für Hochschulen besonders relevant sein?
Universitäten werden sicher stärker untereinander sowie mit einem weiter wachsenden Angebot von Selbstlernformaten im Internet konkurrieren, müssen sich digitaler und noch internationaler aufstellen. Was man an Universitäten aktuell bekommt, ist immer noch ein gutes Komplettpaket an Lehrformaten, eine hilfreiche Betreuung über den Student Life Cycle hinweg und natürlich ein Zertifikat, ein Zeugnis oder eine Urkunde als Bestätigung des Wissens- und Kompetenzzuwachses. Wenn andere Bildungsanbieter es schaffen, ein flexibleres Studium in kürzerer Zeit und mit besseren digitalen Prozesses zu ermöglichen (z.B. durch 24/7-verfügbare Online-Prüfungen) und ein ähnlich anerkanntes Zertifikat zu vergeben, haben die Universitäten ernsthafte Konkurrenz.