Be Students Not Strangers – Durch persönlichen Austausch eine positive Lernumgebung schaffen
Be Students Not Strangers – Durch persönlichen Austausch eine positive Lernumgebung schaffen
03.12.24Autor*innen: Verbundprojektteam Co³Learn
Wie können Lehrende Studierenden dabei helfen, Schwierigkeiten des Studiums zu überwinden und den Studienerfolg unterstützen? Dieser Beitrag bietet einen Vorschlag, wie Sie durch die Förderung von Austausch und Zusammenarbeit, das Gemeinschaftsgefühl unter Studierenden stärken und hierdurch die Beteiligung und das Gefühl der Eingebundenheit erhöhen.
Das Erleben von Zugehörigkeit trägt dazu bei, dass Studierende sich eher trauen, sich aktiv zu beteiligen, mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten gewinnen und deshalb weniger Hemmungen haben, eigene Gedanken einzubringen. Entstehen kann dieses Zugehörigkeitsgefühl durch Communitys, in denen Studierende gesehen werden und etwas beitragen können – auch im Studium und in Lehrveranstaltungen.
Studierende besuchen zahlreiche Lehrveranstaltungen, in denen sie sich immer wieder neu auf Themen, Räume und Personen in ihrer Umgebung einstellen müssen. Gleichzeitig sollen sie sich neues Wissen aneignen und einordnen, sich fachlich in Veranstaltungen einbringen und nach Möglichkeit noch darüber hinaus mit den erlernten Inhalten beschäftigen. Diese wechselnden Kontexte zusammen mit einer hohen Informationsdichte und entsprechenden curricularen Anforderungen können schnell Überforderung hervorrufen ( vgl. Gusy, Wörfel, Lohmann, 2016). Forscher*innen, die zu Gesundheit von Studierenden arbeiten, gehen davon aus, dass eine persönliche Einbindung in die Lehrveranstaltungen dem Gefühl der Überforderung entgegenwirken, das Lernen erleichtern und Druck reduzieren kann (Ebd.). Verschiedene Studien zeigen, dass Wissen nachhaltiger verstanden wird, wenn eine (Lern-)gruppe selbstgesteuert zusammen Inhalte erarbeitet, sich dabei gegenseitig unterstützt und so eine gemeinsame Praxis etabliert, die sogar in besseren Ergebnissen resultieren kann (vgl.Mitchell, Course Anderson, Laverie, Hass, 2021). Auf diese Weise lässt kollaboratives Arbeiten durch positive Interdependenz aus Einzelpersonen eine Community entstehen, deren Zusammenhalt sich sowohl auf die nachhaltige Vermittlung der Lerninhalte als auch die grundlegende Einstellung gegenüber den Kontexten, in denen gelernt wird, vorteilhaft auswirkt (vgl. Ostermann, 2000). Studentische Communities können sich im Sinn von Learning Communities (Seufert, Moisseeva, Steinbeck, 2023) innerhalb von Lehrveranstaltungen entwickeln, wenn es Raum für Austausch gibt, der über die fachliche Kooperation hinausgeht und die Bildung von tieferen menschlichen Bindungen zu den Peers begünstigt.
Vorteile eines Gemeinschaftsgefühls in Lehrveranstaltungen
Langfristige Zeitersparnis: Studierende, die untereinander vernetzt sind und sich miteinander verbunden fühlen, helfen sich gegenseitig bei inhaltlichen und organisatorischen Fragen. Sie bilden mit größerer Wahrscheinlichkeit Lerngruppen, in denen sie gemeinsame (Lösungs-)Wege finden und Fragen beantworten. Dies kann dazu führen, dass Sie als Lehrperson weniger redundante Mails erhalten und Ihr Betreuungsaufwand geringer wird.
Mehr Interaktion in der Lehrveranstaltung: Studierende, die sich in der Lehrveranstaltung sicher fühlen, haben weniger Hemmungen sich zu beteiligen. So können Diskussionen flüssiger ablaufen und die Perspektivvielfalt erweitert werden, weil mehr Studierende aktiv am Geschehen teilnehmen.
Gesteigerte Produktivität & nachhaltigeres Lernen: Studierende, die aufeinander eingestellt sind und sich als Teil einer Community begreifen, arbeiten produktiver zusammen. Durch das Eingebundensein sinkt die Wahrscheinlichkeit für Konflikte innerhalb der Gruppe, sodass sich Studierende besser auf Inhalte konzentrieren und ihnen mehr Aufmerksamkeit schenken sowie fachlich miteinander interagieren können. Damit kann insgesamt die Qualität der Lehrveranstaltung steigen.
Kartenset „Be Students Not Strangers“
Co3Learn möchte Lehrende und Lernende dabei unterstützen, den Einstieg in Lehrveranstaltungen positiv zu erleben, um damit einen beständigen Austausch zu ermöglichen und die Bildung einer Lerngemeinschaft zu begünstigen. Im entwickelten Fragenset „Be Students Not Strangers“, das kollektive Learning Communities schaffen kann, die nicht nur zur Festigung des vermittelten Wissens beitragen, sondern auch den überfachlichen Austausch und das Zugehörigkeitsgefühl der Studierenden fördern, bekommen Lehrende ein anpassbares Werkzeug zur Förderung des Austausches an die Hand.
Sie können sich bei Twillo (OER Portal) über Ihre Hochschulkennung anmelden und sowohl auf das Fragenset „Be Students Not Strangers“ als auch auf eine entsprechende Anleitung zugreifen. Beide Angebote stehen auf Deutsch und Englisch zur Verfügung. Die Materialien stehen für die weitere Nutzung unter der Lizenz CC-BY-NC-ND (4.0) bereit.
Be Students Not Strangers (Deutsch): https://www.twillo.de/edu-sharing/components/render/7b68297b-2ef4-4f5b-ba6d-bf525fff2237/
Be Students Not Strangers (Englisch): https://www.twillo.de/edu-sharing/components/render/ca530457-de83-4e3a-828d-edf9c6410505/
Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Verbundprojektes Co³Learn der Technischen Universität Braunschweig, Georg-August-Universität Göttingen und Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Laufzeit 01.08.2021 – 31.12.2025). Das Ziel des Projektes ist es, die universitäre Lehre mit digitalen Tools (Programme, Apps) für die Kommunikation, Kooperation und Kollaboration in Studium und Lehre zu unterstützen.
Alle Tool-Empfehlungen basieren auf einer gründlichen Exploration der digitalen Tool-Landschaft mit Blick auf innovative Funktionalitäten, Nutzungskonzepte und sowie einer Bedarfserhebung von Lehrenden und Studierenden. Die Testphasen der Tools wurden in Absprache mit dem Datenschutzmanagement der drei Verbundhochschulen durchgeführt und mit Hilfe der Nutzungserfahrungen von Lehrenden und Studierenden evaluiert.
Bitte beachten Sie die Hinweise zur Lizenzierung der Tools an den einzelnen Verbundhochschulen. (Stand 06-2024)
Literaturverzeichnis
Gusy, Burkhard; Wörfel, Franziska; Lohmann, Katrin (2016): Erschöpfung und Engagement im Studium. Eine Anwendung des Job Demands-Resources Modells. In: Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 24 (1), S. 41–53, hier: S. 51–52. Verfügbar unter: econtent.hogrefe.com/doi/full/10.1026/0943-8149/a000153 (letzter Zugriff 28.11.2024).
Mitchell, Corky; Cours Anderson, Kelley; Laverie, Debra; Hass, Ashley (2021): Distance be damned: The importance of social presence in a pandemic constrained environment. In: Marketing Education Review , 31 (4), S. 294–310; Stammen, Karl-Heinz, Ebert, Anna: Lehre auf Distanz. In: Holger Angenent, Jörg Petri, Tatiana Zimenkova (Hg.) (2022): Hochschulen in der Pandemie. Impulse für eine nachhaltige Entwicklung von Studium und Lehre, S. 232–245, hier: S. 235; Vincet, Sarah; Marsh, Wallace; Goodwin, Maria; Farr, Jane (2021): Impact of Providing a Living Learning Community for First-Year Pre-Pharmacy Students. In: American Journal of Pharmaceutical Education; 85 (1), S. 23–27, hier: S. 26.
Osterman, Karen: Students‘ Needs for Belonging in the School Community. In: Review of Educational Research (2000), 70 (3), S. 253–406, hier: S. 359. DOI:10.3102/00346543070003323; Verfügbar unter: researchgate.net/publication/247662613_Students’_Need_for_Belonging_in_the_School_Community (letzter Zugriff 28.11.2024).
Seufert, Sabine; Moisseeva, Marina; Steinbeck, Reinhold: Virtuelle Communities gestalten (2000). Verfügbar unter: www.researchgate.net/publication/36386886_Virtuelle_Communities_gestalten (letzter Zugriff 28.11.2024)