Infopaket „Wissensstand schnell und unkompliziert erheben“

Infopaket „Wissensstand schnell und unkompliziert erheben“

06.09.24

Inhaltsverzeichnis

    In diesem Beitrag werden Szenarien für die Interaktion mit Studierenden über die Erhebung von Wissensständen in Lehrveranstaltungen vorgestellt. Die Erhebung ist eine  Möglichkeit für den weiteren Verlauf der Lehrveranstaltung kooperative und kollaborative Arbeitsprozesse zu fördern. Außerdem werden zwei konkrete Tool-Vorschläge zur Umsetzung gegeben.

    Haben Ihre Studierenden schon alles verstanden? Wo gilt es, Lücken zu schließen und Wiederholungen einzuplanen? Viele Lehr-Lern-Situationen erfordern eine Rückmeldung aus den Reihen der Studierenden.

    In diesem Infopaket möchten wir Ihnen den Mehrwert digitaler Tools im Zusammenhang der schnellen Wissensstandserhebung entlang konkreter Lehr-Lern-Szenarien darlegen und Ihnen zwei passende Audience-Response-Tools vorstellen. Diese erlauben es Ihnen nicht nur, Ergebnisse einer Erhebung sofort automatisiert abspeichern und übersichtlich aufbereiten zu lassen, sondern auch anonymisiert ausgeben zu lassen. Dies hilft Ihnen dabei, einen realistischeren Überblick über den Wissensstand der Gruppe zu erhalten als bei einer mündlichen Abfrage. Die Studierenden wissen schließlich sicher, dass ihnen keine Nachteile durch ihre Antworten oder schriftlich eingegebenen Nachfragen entstehen können, sodass die Hemmschwelle zu interagieren sinken kann (Adams 2019: 15f.).

    Wo hilft mir eine schnelle digitale Wissensstandserhebung weiter?

    Über den Einsatz von digitalen Wissensabfragen erhalten Studierende die Möglichkeit, ihren eigenen Wissensstand zu reflektieren sowie Vorwissen zu aktivieren. Lehrende können ihre Lehrveranstaltung mit Blick auf die Ergebnisse stärker an die Bedürfnisse ihrer Studierenden anpassen (Adams 2019: 15f.). Gleichermaßen kann die Möglichkeit, anonym inhaltliche Rückfragen zu stellen, die Entwicklung einer offenen Fragekultur begünstigen (vgl. ebd.). Über die oben beschriebenen (digitalen) Kommunikationsprozesse können Wissenslücken offen gelegt werden und es entsteht eine Grundlage für den weiteren Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden zu lehrveranstaltungsspezifischen Inhalten. Die aktive Teilnahme von Studierenden durch das anonyme Teilen des eigenen Wissensstands mit Kommiliton*innen und Lehrperson kann außerdem das Gefühl der Zugehörigkeit zur Lerngruppe begünstigen und so eine Basis für kooperatives und kollaboratives Arbeiten schaffen.

    Szenario 1: Flipped Classroom

    Ihre Studierenden bereiten die Sitzung mit Hilfe von im Vorfeld zur Verfügung gestelltem Material und Literatur vor, sodass diese erste thematische Auseinandersetzung nicht mehr in der Lehrveranstaltung stattfinden muss. Mit Hilfe einer Umfrage oder eines Quiz können Sie beispielsweise tagesaktuell herausfinden, bei welchen Lerninhalten Rückfragen oder Wissenslücken vorhanden sind und den weiteren Verlauf der Sitzung entsprechend anpassen.

    Abbildung 1: Selbst erstellter Screenshot der Antworten in Echtzeit zu einer Single-Choice Frage in Wooclap mit Genehmigung von Wooclap erstellt. CC BY-SA 4.0.

    Szenario 2: Bestandsaufnahme vor der Klausur: Wo besteht Gesprächsbedarf?

    Die Klausur naht! Sie möchten Ihren Studierenden die Gelegenheit geben, Fragen zu stellen, um sich optimal vorzubereiten. Mit einer Messagewall bzw. Nachrichtenpinnwand können Studierende anonym Fragen hinterlassen, die zur Vorbereitung hilfreich sind. Mit einem Voting können auch in großen Gruppen Themen identifiziert werden, die für das Gelingen der Klausur am relevantesten sind. So können Sie gezielt Inhalte wiederholen und Wissenslücken schließen.

    Abbildung 2: Selbst erstellter Screenshot einer Q&A-Sitzung (Messageboard) in Particify mit Genehmigung von Particify erstellt. CC BY-SA 4.0.

    Szenario 3: Wiederholung von theoretischen Grundlagen aus dem vergangenen Semester

    Sie führen eine Lehrveranstaltung durch, die v.a. auf die Anwendung zuvor erlernter Theorien, Methoden oder Analysewerkzeuge abzielt. Dafür ist es wichtig, dass Ihre Studierende die theoretischen Grundlagen und zugehörige Fachbegriffe beherrschen. Um dies sicherzustellen, können Sie zu Beginn Ihrer Lehrveranstaltung und auch zwischendurch schnelle Abfragen bzw. Umfragen einbauen, sodass Theorie und Anwendung im Zusammenspiel gefestigt und nachhaltiger erlernt werden können. Ihre Studierenden erhalten außerdem die Möglichkeit, ihren eigenen Wissensstand zu reflektieren.

    Abbildung 3: Selbst erstellter Screenshot aus Studierendenperspektive bei korrekter Antwort einer Single-Choice-Frage in Wooclap mit Genehmigung von Wooclap erstellt. CC BY-SA 4.0.

    Die drei vorgestellten Szenarien stellen typische Situationen in der Präsenzlehre und im hybriden Lernen dar. Die beschriebenen Ideen und Ansätze nehmen eine didaktische Perspektive von Interaktion in Lehrveranstaltungen unabhängig von Fachbereich oder Teilnehmendenzahl ein.

    Welche digitalen Tools können mir bei der schnellen Wissensstandserhebung helfen?

    Audience-Response-Tools stellen verschiedene Funktionen wie Umfrage, Quiz oder Messagewall zur Erhebung des Wissensstands von Studierenden zur Verfügung. Studierende nutzen ihr eigenes Endgerät zur Teilnahme.

    Toolvorschlag: Particify

    Particify ist ein Audience-Response-Tool u.a. mit Umfragefunktion, Live Q&A und Live Feedback. Particify ist im Rahmen des Projektes Lizenzen für die Digitale Lehre Niedersachsen der Technischen Universität Braunschweig für teilnehmende niedersächsische Hochschulen bis vorerst 30.09.2024 lizenziert und über die Academic Cloud mit SSO Login nutzbar. Darüber hinaus kann das Tool als Open-Source-Software kostenfrei genutzt werden.

    Feature-Tipp

    • In der Umfrage gibt es alle gebräuchlichen Fragetypen, z.B. Single-Choice, Multiple-Choice, Sortierung und Freitextfrage.
    • Über das moderierbare Messageboard (Q&A) können Fragen eingegeben und gevotet werden, z.B. um Fragen vor der Klausur zu sammeln und zu priorisieren.
    • Der Zugang zur Session kann per Link, Zugangscode oder QR-Code geteilt werden.

    Weitere Informationen und Beispiele für Anwendungsmöglichkeiten finden Sie u.a. hier:

    Toolvorschlag: Wooclap

    Wooclap ist ein Audience-Response-Tool u.a. mit Umfragefunktion, Nachrichtenpinnwand und der Möglichkeit, Inhalte asynchron für die Bearbeitung im eigenen Lerntempo bereitzustellen. Wooclap ist im Rahmen der Projektlaufzeit des Verbundprojektes Co3Learn bis zum 31.07.2025 für die drei Verbundhochschulen (Technische Universität Braunschweig, Leibniz Universität Hannover und Georg-August-Universität Göttingen) lizenziert und über die Academic Cloud mit SSO Login nutzbar. Die datenschutzkonforme Nutzung wurde durch ein seitens des Verbundprojekts aufgestelltes Betriebskonzept von den Datenschutzbeauftragten der Georg-August-Universität Göttingen geprüft. Darüber hinaus kann das Tool mit eingeschränktem Funktionsumfang kostenfrei genutzt werden.

    Feature-Tipp

    • Zur Erstellung einer Umfrage können verschiedene Fragetypen genutzt werden, z.B. Single-Choice, Multiple-Choice, Lückentext, Paarbildung und Freitextfragen.
    • Über die Nachrichtenpinnwand können Fragen eingegeben und gelikt werden, z.B. um Fragen vor der Klausur zu sammeln und zu priorisieren.
    • Umfragen bzw. Abfragen können zur asynchronen Bearbeitung im eigenen Lerntempo bereitgestellt werden, z.B. als Übung oder Wiederholung vor der Klausur.
    • Wooclap bietet auch eine „Wettbewerbsfunktion“, um Gamification-Aspekte einzubringen.
    • Der Zugang zur Session kann per Link, Zugangscode oder QR-Code geteilt werden

    Weitere Informationen und Beispiele für Anwendungsmöglichkeiten finden Sie u.a. hier:

    Literaturverzeichnis:

    Adams, Simone (2019): Studierendenaktivierung mit digitalen Medien: Alte Methoden, neue Technologien und inklusive Didaktik. In: FNMA Magazin 2019 (4), S. 15-17. Verfügbar unter: https://www.fnma.at/medien/fnma-magazin (letzter Zugriff 23.01.2024).

    Diese frei verfügbaren Publikationen geben weitere Einblicke und Anregungen zur Nutzung von Audience-Response-Tools in der Lehre

    Gozalbez Cantó, Patricia; Olesch, Wladlena (o.J.): Audience Response System (ARS). Voneinander Lernen lernen. Learning Center Hochschule Osnabrück. Verfügbar unter: https://www.hs-osnabrueck.de/fileadmin/HSOS/Homepages/LearningCenter/Dateien
    /Toolbox/Dokumente_mit_neuer_Bezeichnung/Audience_Response
    _System.pdf
    (letzter Zugriff 23.01.2024).

    Lesende erhalten kompakt zusammengefasste Ideen zur Nutzung von Audience-Response-Tools als Interaktionsmöglichkeit in Lehrveranstaltungen.

    Persike, Malte (o.J.): So viele Antworten – Anleitung Audience Response Systeme in der Lehre. Hochschulforum Digitalisierung. Verfügbar unter: https://hochschulforumdigitalisierung.de/blog/so-viele-antworten-anleitung-audience-response-systeme-in-der-lehre/ (letzter Zugriff 24.01.2024).

    Persike, Malte (2021): Digitales Lehren, Lernen und Prüfen – Wie gelingt die Aktivierung von Studierenden?“. Podcampus. Verfügbar unter: https://www.podcampus.de/nodes/RkPlg (letzter Zugriff 24.01.2024).

    Es werden praxisbezogene Anregungen zur Erhöhung von Aktivität, zur Leistungsabfrage und zu Gamification-Aspekten anhand konkreter didaktischer Szenarien gegeben.

    Quibeldey-Cirkel, Klaus (2018): Lehren und Lernen mit Audience Response Systemen. In: Witt, Claudia de; Gloerfeld, Christina (Hg.): Handbuch Mobile Learning. Wiesbaden: Springer VS, S. 809 – 839. Verfügbar unter: https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-658-19123-8_38.pdf (letzter Zugriff 24.01.2024).

    Die Publikation gibt einen Überblick zum Einsatz von Audience-Response-Systemen in der Lehre mit Beispielen für didaktische Einsatzszenarien und Good Practices.

    Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Verbundprojektes Co³Learn der Technischen Universität Braunschweig, Georg-August-Universität Göttingen und Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Laufzeit 01.08.2021 – 31.12.2025). Das Ziel des Projektes ist es, die universitäre Lehre mit digitalen Tools (Programme, Apps) für die Kommunikation, Kooperation und Kollaboration in Studium und Lehre zu unterstützen.
    Alle Tool-Empfehlungen basieren auf einer gründlichen Exploration der digitalen Tool-Landschaft mit Blick auf innovative Funktionalitäten, Nutzungskonzepte und sowie einer Bedarfserhebung von Lehrenden und Studierenden. Die Testphasen der Tools wurden in Absprache mit dem  Datenschutzmanagement der drei Verbundhochschulen durchgeführt und mit  Hilfe der Nutzungserfahrungen von Lehrenden und Studierenden evaluiert.
    Bitte beachten Sie die Hinweise zur Lizenzierung der Tools an den einzelnen Verbundhochschulen. (Stand 06-2024)

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