Digitalisierung über die einzelne Hochschule hinaus denken – Bericht vom Länder-Experten-Gespräch

Digitalisierung über die einzelne Hochschule hinaus denken – Bericht vom Länder-Experten-Gespräch

03.03.16

Anfang Februar 2016 fand das Länder-Experten-Gespräch des Hochschulforums Digitalisierung in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz in Berlin statt. Die Veranstaltung bot den Rahmen, die im Hochschulforum gewonnenen Erkenntnisse mit Vertretern aus 14 Landesministerien zu diskutieren und so zum einen die Landesvertreter für das Thema zu sensibilisieren und zum anderen neue Impulse für die weitere Arbeit im Hochschulforum Digitalisierung zu generieren. Michael Kerres war als HFD-Experte einer der Referenten der Veranstaltung und berichtet hier über seine Eindruck.

Die Berichte der Länder zeigten für mich die Unterschiede in den Rahmenbedingungen, den Inhalten der Diskussion und den Vorgehensweisen in den Bundesländern. Während teilweise in Fördermaßnahmen gedacht wird, die an einzelne oder Gruppen von Wissenschafler/innen Mittel ausschütten, um E-Learning zu produzieren, wird andernorts mehr strukturell gedacht. Letzteres scheint mir für die Zukunft wichtig, denn digitale Lehre bedeutet – in der Fläche – letztlich andere, eher arbeitsteilige Arbeitsweisen für die Erstellung und Bereitstellung von E-Learning Angeboten. Digitalisierung muss über die einzelne Hochschule hinaus gedacht werden, alles andere macht in Fördermaßnahmen m.E. zunehmend weniger Sinn. Solche strukturellen Ansätze in Deutschland wären etwa:

  • Oncampus, letztlich eine Ausgründung mit einem erfolgreichen Geschäftsmodell;
  • die Virtuelle Hochschule Bayern, vor allem ein Organisationmodell  zum Austausch von E-Learning der bayrischen Hochschulen, zentral vom Ministerium eingesetzt;
  • und nun die Hamburg Open Online University, die sich mit ihren Online-Angeboten zur Aufgabe bekennt, Hochschule „für alle“ zu öffnen. 

Immer wieder tauchte die Frage auf, an welchen Punkten ein Zusammenwirken der Bundesländer notwendig wird, von dem alle profitieren, und an welchen Punkten die Profilierung im Wettbewerb der Länder trägt. Angesichts der großen Unterschiede wird damit auch die Rolle des Bundes deutlich, der dazu beitragen kann, hier eine Balance zu finden. In meinem Beitrag hatte ich Optionen für die Hochschulpolitik aufgezeigt. Auf der Ebene der Infrastruktur wird eher Kooperation erforderlich sein; bei z.B. Contententwicklung oder Maßnahmen der Kompetenzentwicklung kann Wettbewerb förderlich sein.

In NRW steht momentan mit „Bildung 4.0“ ein Online-Bürgerdialog im Vordergrund, um ein Leitbild „Lernen in einer digitalen Welt“ zu entwickeln, an dem inhaltlich fünf Ministerien beteiligt sind. Nach dem Bildungskongress am 11.3 soll dieser Dialogprozess in Maßnahmen münden. Dabei ist der Dialogprozess nicht einfach nur eine „Vorstufe“ zu den eigentlichen „Maßnahmen“, sondern selbst „Intervention“, die dazu beiträgt, dass die Thematik in der fachöffentlicnhe Diskussion und Bildungseinrichtungen – spürbar – intensiviert wird. Denn letztlich müssen ALLE Bildungssektoren und -einrichtungen sich mit der Digitalisierung beschäftigen und ihren eigenen Weg finden; punktuelle Förderprogramme und „Leuchttürme“ tragen zu dieser gesellschaftlichen Transformation nur bedingt bei.

Bild: A02150: Die Landesvertretung von Rheinland-Pfalz in den MinistergärtenCC BY-SA 3.0

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