Mehr Investitionen! – HRK-Präsident Horst Hippler über den digitalen Wandel an deutschen Hochschulen

Mehr Investitionen! – HRK-Präsident Horst Hippler über den digitalen Wandel an deutschen Hochschulen

13.06.16
Geld: Eine der Forderungen von HRK-Präsident Hippler

Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, spricht im Deutschlandfunk über aktuelle Herausforderungen in der Hochschulentwicklung. Das Interview thematisiert nicht nur die Digitalisierung der Hochschulbildung, sondern auch die Regelstudienzeit, die Exzellenzinitiative und das Ankommen von Flüchtlingen an deutschen Hochschulen.

Geld: Eine der Forderungen von HRK-Präsident HipplerGleich zu Beginn des Interviews wird auf die Ergebnisse des kürzlich vom Stifterverband in Zusammenarbeit mit McKinsey herausgegebenen Hochschul-Bildungs-Reports Bezug genommen: Hochschulen bereiteten die Studierenden nicht ausreichend auf die digitale Arbeitswelt vor, heißt es hier unter Anderem. Hipplers Einschätzung dazu: Industrie 4.0 sei eine große Herausforderung, doch nicht nur für die Hochschulen. Unternehmen dürften die Verantwortung für eine entsprechende Berufsausbildung nicht auf die Universitäten abwälzen, denn die jungen Menschen direkt „fit für den Beruf“ zu machen sei nicht Aufgabe der Universitäten.

Dennoch: Im Bereich des digitalen Wandels ginge es darum, fit zu werden für die Zukunft. Obwohl die Universitäten das Kernstück und das Herzstück des deutschen Wissenschafts- und Bildungssystem seien, hingen sie hier hinterher, so Hippler. Er fordert von Bund und Ländern ein Programm zur Förderung der Digitalisierung an Hochschulen: Für den Ausbau von IT-Infrastrukturen und die entsprechende Schulung von Lehrenden und Verwaltungsmitarbeitern sollten den Hochschulen ausreichend Mittel zur Verfügung stehen. „Wenn Deutschland Bildung als Kosten sieht und nicht als Investition, dann werden wir in der Zukunft ein Problem haben“, betont Hippler.

Auf die aktuelle Meldung des Statischen Bundesamtes, in der bekannt wurde, dass lediglich vier von zehn Studierenden ihr Studium in der Regelstudienzeit abschließen, reagiert Hippler gelassen: Die Regelstudienzeit sei eine Idee aus der Politik. Hippler spricht sich dagegen für eine flexiblere Gestaltung des Hochschulstudiums aus. Dies betreffe nicht nur die Anzahl der Studiensemester, sondern auch die Studienwahl: Studierende benötigten im Übergang von der Schule zum Studium Zeit, um sich zu orientieren und schließlich das Studienfach zu finden, das tatsächlich ihren Fähigkeiten entspreche. Vor diesem Hintergrund richtet Hippler den Blick in die USA: „Wenn Sie sich andere Länder anschauen, insbesondere die exzellenten Universitäten in den USA, da schreibt man sich nicht ein für ein Studium in eine gewisse Richtung, sondern da wird man zugelassen für ein Studium in Harvard und dann hat man ein Jahr Freshman Studium und dann studiert man in diesem einen Jahr mit Leistungsnachweisen und danach optiert man für ein Studienfach.“ Im Bachelorstudium sollten die im ersten Studienjahr erworbenen Leistungspunkte nicht für die Endnote relevant sein, schlägt Hippler daher im Hinblick auf eine Reform des Bachelorstudiums vor.

Schließlich thematisiert das Interview die Aufnahme von Flüchtlingen in das deutsche Hochschulsystem: Viele derjenigen, die in Deutschland Schutz suchen, werden erst in den kommenden Monaten oder Jahren an die Hochschulen kommen, schätzt Hippler. Denn für ein Hochschulstudium müssten nicht nur intellektuelle, sondern auch sprachliche Voraussetzungen erfüllt sein. Dabei sei es zentral, die Ankommenden möglichst frühzeitig über das deutsche Hochschulsystem zu informieren. Flüchtlinge kämen teilweise aus völlig anderen Hochschulsystemen, in denen nicht zwischen Studium und Berufsausbildung unterschieden werde. Hier sei genau hinzusehen, um festzustellen, ob ein Studium tatsächlich die richtige Qualifikation darstelle.

Das Interview mit Horst Hippler können Sie sich hier in voller Länge anhören.

Bild: StockMonkeys.comVintage Dollar CoinsCC-BY 2.0 via flickr.com