HFD-Halbzeitkonferenz: Warum man auf dem richtigen Weg ist – und noch ein gutes Stück vor sich hat

HFD-Halbzeitkonferenz: Warum man auf dem richtigen Weg ist – und noch ein gutes Stück vor sich hat

11.09.15

vier verschiedene Shirts in braun, grau, rot und weinrot

Der Konferenztag „The Digital Turn“ am 9.9. ist vorbei. 280 Besucher, viele Diskussionen und viele Tweets liegen hinter uns. Der Bildungsblogger und Lehrer Bob Blume (@legeraude) hat für das Hochschulforum den Tag beobachtet und teilt hier im Blog seine Erfahrungen.

In den Räumen des Allianzforums beim Pariser Platz, direkt neben dem Brandenburger Tor, brummt es wie in einem Bienenstock. Kein Wunder. Am heutigen Tag, dem 9.9.2015, wird nicht weniger verhandelt als die Zukunft hochschulpolitischer Entwicklungen im Bereich Digitalisierung. Mit Vorträgen und Workshops werden im zweiten Jahr des Bestehens des Hochschulforums die Zwischenergebnisse der Expertengruppen präsentiert, um mit Vertretern aus Wissenschaft, Hochschulen und Politik zentrale Weichenstellungen und erste Handlungsempfehlungen für die Zukunft der Digitalisierung in deutschen Hochschulen zu diskutieren.

In der Ankündigung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft heißt es, dass es das Ziel sei,
die Potenziale und Herausforderungen des digitalen Transformationsprozesses zu identifizieren und im Dialog zu gestalten.
An einem mit Keynotes, Workshops und anschließenden Gesprächen gespickten Tag kann so nicht nur eine Bestandaufnahme des Status Quo geschehen, sondern auch ein Entwicklung forciert werden, die mithilfe von Vernetzung und Austausch vorangetrieben wird.

Wer nicht die Möglichkeit hatte, an diesem für die deutsche Hochschullandschaft wichtigen Tage zugegen zu sein, kann hier nachlesen, welche Schwerpunkte gesetzt, Fragen geäußert und Kommentare abgegeben wurden. Insgesamt wurde die komplette Bandbreite der Themen, die eine digital weiterentwickelte Hochschulpolitik integrieren sollte, um zukunftsfähig zu bleiben, bedient.
Jan Martin Wiarda, Journalist für Bildung und Wissenschaft, moderierte von Beginn an den Tag, der mit dem Einchecken und ersten Begegnungen auf dem Markt der Möglichkeiten begann. Auf dem Markt der Möglichkeiten stellten verschiedene Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ihre Arbeit im Bereich der Digitalisierung der Hochschulbildung vor. Über die Hälfte der Länder war vertreten.

Zielorientierte Strategie

Die Veranstaltung begann mit der Begrüßung durch Dr. Volker Meyer Guckel, dem stellvertretenden Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, der einen Dank an die Experten richtete, die in ehrenamtlicher Arbeit in den Gremien, verschiedene Themen der Digitalisierung in der Hochschule diskutierten. Schon die einleitenden Worte spürten die deutsche Problematik fehlender Risikofreude auf, die sich in Angst vor dem Verlust persönlicher Bindung bei MOOCs (Massive Open Online Courses) oder vor Problemen der Umsetzbarkeit von digitaler Infrastruktur zeige. Dass beispielsweise die USA sehr viel weiter sind, konnten die Zuhörer später vom amerikanischen Professor Prof. Dr. Art Graesser hören.

Zunächst ging es allerdings um die Zielsetzung des Hochschulforums, die Meyer-Guckel vor allem in der Übertragung der Projekte in eine gemeinsame Strategie sah. Gerade bei der strategischen Systematisierung sollte sich noch zeigen, dass unterschiedliche Auffassungen nicht immer eine Blockade bilden müssen. Über 1000 Anmeldungen zur Themenwoche des Hochschulforums ließen erkennen, dass der gemeinsame Wille zur Forcierung einer Breitenwirkung bei allen Interessierten vorhanden ist.

Die große Herausforderung – die auch im weiteren Verlauf von den Teilnehmenden immer wieder angeführt wurde – ist bei diesem Unterfangen die Untrennbarkeit zwischen digitalen Entwicklungen und weiterreichenden Entwicklungen im Hochschulbereich. Der Umfang der Fragen zeigte schon in diesem ersten Impuls, dass noch ein langer Weg vor den ehrenamtlichen Teilnehmern der verschiedenen Arbeitskreise liegt.
Wie reagieren die Hochschulen auf die Angebote und neuen Möglichkeiten? Wie reagieren die Hochschulen auf Differenzierungsmöglichkeiten? Welche Formen der Kooperation und Kollaboration gibt es?

Positiv herausgestellt wurde jedoch schon hier, dass die Verknüpfungen zwischen politischer und hochschulpolitischer Ebene angelaufen sind. Die Länder sitzen in den Arbeitsgruppen, um in einem gemeinsamen Austausch Erfahrungen in Lernkonzepte zu übertragen. Dabei stellte Meyer-Guckel zwei Begriffe programmatisch an den Anfang des Konferenztages:
Kooperation und Profilbildung!

„Neue Vielfalt von Möglichkeiten“

Nicht nur die Ankündigung Wiardas, man könne nun auch fleißig twittern und keiner sei böse über den gelegentlichen Blick auf das Smartphone zeigte, dass die Digitalisierung zumindest an diesem Tag in der Mitte der Gesellschaft ist. Neben Twitterwall, Hashtag und Livestream waren es vor allem die Gäste, die die Wichtigkeit des Themas hervorhoben und zeigten, dass es sich bei der Digitalisierung nicht mehr um ein Randthema handelt.
So stellte Dr. Michael Lehmann von der Kultusministerkonferenz die Digitalisierung als gesamtgesellschaftliche Entwicklung dar, die die Arbeitswelt in zentralen Bereichen prägen werde und schon präge. Dies bedeute aber auch, die Digitalisierung in der Lehre weniger als Gefahr denn als Chance der Erweiterung von Wissenszugängen zu sehen. Digitalisierung dürfe dabei nie Selbstzweck sein, sondern müsse an Zielen und Rahmenbedingungen orientiert sein.
Zeit zum Durchatmen gab es wenig an diesem Tage voller Impulse und Vernetzung. Nach dem Grußwort präsentierte die Staatssekretärin Cornelia Quennet Thielen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, ihre Sicht auf die Dinge und stellte prägnant dar, dass das Digitale und das Analoge sich keinesfalls widersprechen müssten.


Es sei eben „kein schwarzes Loch, sondern Universum neuer Möglichkeitsräume, das es zu gestalten gilt.“ Dies formulierte die Staatssekretärin gerade mit Blick auf die Hochschulen.
Es gibt viele Ängste und Sorge um Privatheit und Kontrollverlust. Diese müssen ernst genommen werden.
Hintergrundpapiere und Thesen, wie die, die durch die Arbeitsgruppen des Hochschulforums Digitalisierung erarbeitet wurden, schaffen eine „hervorragende Basis für weitere Überlegungen und spannende Veränderungen in den Hochschulen“.
Gleichzeitig war der Impulsvortrag auch ein Plädoyer für Bewusstseinsbildung über die Möglichkeiten neuartiger Technologien, Verfahren und Abläufe. Dabei, betonte Thielen, sei es besonders wichtig, dass die Hochschulen Orte der Persönlichkeitsbildung und des kritisches Diskurses blieben. Neben der empirischen Überprüfung und der systematischen Auswertung der Erfahrungen aller Beteiligter wies sie zudem auf einen in Deutschland schwierigen Sachverhalt: Nur mithilfe der Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und des Kultusministerium sei die Herkulesaufgabe des digitalen Wandels zu schaffen.
Es dürfe jedoch über längere Sicht nicht bei einem losen Austausch bleiben: Didaktische Konzepte und fachspezifische Lehrinhalte seien übergeordnete Zielsetzungen, sowohl innerhalb des Hochschulforums als auch in den weiterführenden Gremien. Die bisherigen „Entwicklungen sollten Schule machen“. Natürlich müssten solche Zielvereinbarungen mit verlässlichen Finanzierungsangeboten gekoppelt werden. Innerhalb eines solchen Rahmens können Hochschulen für Flexibilisierung sorgen. Die Bereitstellung einer Open Access-Strategie soll in diesem Zusammenhang dafür sorgen, dass Daten Verbreitung finden, um den öffentlichen Zugriff zu gewährleisten.

Nachdem der politische Rahmen nun vorgezeichnet war, sollte ein international anerkannter Experte konkretisieren, was gesichertes Wissen über digitale Maßnahmen in der Hochschulbildung für einen Nutzen haben kann.

„Evidence, not just folklore“

Prof. Dr. Art Graesser von der University of Memphis nutzte das ihm gebotene Podium, um die Zuhörer mit Informationen zu versorgen, die auch für mehrere Vorlesungen genügend Material hergegeben hätten, obwohl eigentlich „nur“ auf drei Teilaspekte der Lehre hingewiesen wurde, die aber durchaus das Potential haben, die Hochschullandschaft einem grundlegenden Wandel zu unterwerfen. Der auf Englisch gehaltene Vortrag (2 Jahre Deutsch hätten den Professor nach eigenen Angaben nicht gereicht, um auf Deutsch zu sprechen) konzentrierte sich auf die Grundeinnahme, dass nur gesichertes Wissen und nicht das Hörensagen oder ein Gefühl die Bildung bestimmen sollten. Ein immer wieder fallender Begriff war hierbei der des „deep learning“, einem Tiefenverständnis von Sachverhalten, das kritische Reflexion und Metaverstehen einschließt. Ziel sei es, durch systematisierte Datenerhebungen dafür zu sorgen, das empirisch abgesicherte Rahmenbdingungen geschaffen würden, die ein Lernen ermöglichen, dass nach kognitiven Erkenntnissen und entlang kognitiver Prinzipien funktionieren. Das sei gerade bei Studienbüchern einer Studie zufolge nicht der Fall.

Professor Dr. Graesser sieht auf diesem Wege drei vielversprechende Entwicklungen. Zunächst die intelligenten Tutor-Systeme, die autofunktional dafür sorgen könnten, dass Studierende von zuhause zu einem tieferen Verständnis der Materie gelangen. Auf diese Weise könnten sich nicht nur Sprachen, sondern auch etwaige Themen vertiefen lassen. Gerade dieser Punkt war es jedoch auch, der im Anschluss an die Keynote vom Publikum kritisch bedacht wurde. „Es funktioniert einfach (noch) nicht“, so einer der Teilnehmer.
Aber auch die am Vortag im Mittelpunkt der Themenwoche stehenden MOOCs wurden ob ihrer Möglichkeiten beleuchtet. Hier bot sich ein Anknüpfungspunkt an einen der im späteren Verlauf stattfindenden Workshops, denn auch deutsche Universitäten haben sich was das Flipped Classroom-Modell angeht auf den Weg gemacht. Als letzter Punkt mit großem Potential für den Hochschulbereich wurde das „Data Mining“ besprochen. Big Data solle so aufbereitet werden, dass Online-Tutorate systematisiert und weiterentwickelt werden könnten, um menschliche Ressourcen in andere Gebiete abzugeben.

Die Fragen am Ende zeigen noch ein Misstrauen gegenüber den automatisierten Lernumgebungen und zeigten zudem auf, dass eine besondere Herausforderung immer noch die Finanzierung solcher Entwicklungen ist, die in Deutschland aufgrund völlig verschiedener Ausgangssituationen der Universitäten anders geregelt werden muss als in den USA.

Nachdem Moderator Wiarda auf die beeindruckenden Graphic Recordings der Künstlerin Anne Lehmann hingewiesen hatte, konnte während der Mittagspause verschnauft, gegessen und reflektiert werden. Es sollte mit einer kurzen Vorstellung der Hochschulforums Digitalisierung weitergehen – und mit den Zwischenergebnissen in den verschiedenen Arbeitsgruppen.

Life-Long Learning

Die Kurzvorstellung des Hochschulforums Digitalisierung wurde im Anschluss von Prof. Dr. Joachim Metzner, dem Vertreter der Hochschulrektorenkonferenz im Lenkungskreis
des Hochschulforums Digitalisierung, vorgenommen. Der Einstieg war provokant:
„Was interessierte Sie als Sprach- und Literaturpädagoge dieses Thema?“
„Haben Sie schonmal was von Life-Long Learning gehört?“

Die Definition dessen, was das Hochschulforum ist, sollte zwar in einem Satz geschehen. Es zeigte sich jedoch, dass das gar nicht so einfach ist:
„Das HDF ist gleichzeitig ein Treffpunkt, eine Denkfabrik, ein Marktplatz und ein schwarzes Brett.“
In den sechs Arbeitsgruppen, die sich von Finanzierung über Datenanalyse bis hin zu neuen Prüfungs- und Lernszenarien befassen geht seit dem Start nur noch „bottom-up“. Und darauf sind die Verantwortlichen stolz, da die Arbeitsgruppen diejenigen sind, die die Ergebnisse produzieren. Für eine produktive Zusammenarbeit ist es innerhalb der Gruppen wichtig, dass sie aus verschiedenen Gruppen von „Betroffenen“ zusammengesetzt seien, um für eine gleich bleibende Dynamik zu sorgen. Die Funktion der Organisatoren ist dabei eine übergeordnete

  • Strukturschaffung
  • Arbeitsprogramm und Modifikation
  • Zusammenziehung der Teilprodukte
  • Gemeinschaftlicher Rahmen
  • Toolbox

Die Arbeitskreise kommen über Um- und Anfragen und Expertenanfragen zu ihren Ergebnissen.
Ein Erfolg war das HFD dann, wenn man sagen kann, dass es geholfen habe, die Hochschulen in eine vernünftige Richtung der Digitalisierung zu befördern und Netze zu schaffen. Eben ganz im Sinne des Life Long Learning.
Nach diesen Kurzinformationen zu der übergeordneten Struktur der Arbeitskreise ging es in die Themengruppen, von denen an dieser Stelle aus Gründen parallel stattfindender Arbeitskreise nur zwei vorgestellt werden können.

Inverted Classroom als Zielperspektive

In der Themengruppe 4 wurden „Innovationen in Lern- und Prüfungsszenarien“ besprochen und Teilergebnisse der des bisherigen Austausches sowie die weitere Planung vorgestellt.
Das E-Assesssment stand dabei am Anfang. Hier wurde eine Studie in Auftrag gegeben, die bis Ende dieses Jahres fertiggestellt werden wird. Insgesamt ging es vor allem um die Rahmenbedingungen, innerhalb derer die Arbeitsgruppe versucht, neue Strukturen zu schaffen. Vor allem die Nachhaltigkeit spielt dabei eine besonders wichtige Rolle, aber auch das „Look and Feel“ von Plattformen sei ein wichtiger Punkt, wenn man die Digitalisierung von Teilbereichen der Lehre ernst nehme.

Vor allem das Flipped Classroom Modell soll hierbei eine besondere Rolle spielen, was in dem Themenkreis insofern schon ausgetestet wurde, als das die Beteiligten selbst in Abstimmungen über Vorkenntnis und Themensetzung entscheiden konnten. Der Inverted Classroom ist dabei als Zielobjekt für die kommende Lehre, da er vor allem durch eine besser zu nutzende Präsenszeit für ein vertieftes und individualisiertes Feedback durch die Lehrenden sorgen könnte.

Aber nicht nur die Ziele, sondern auch die Herausforderungen, mit denen der Arbeitskreis konfrontiert war und ist, spielten eine Rolle. Dies sind eben nicht nur die äußeren Bedingungen wie beispielsweise eine veraltete Lernarchitektur, sondern auch die Motivation und der Wille der am Hochschulbetrieb Beteiligten. Und das, obwohl die Vorteile einer in Teilen digitalisierten Lehre auf der Hand liegen. Kursformate können angepasst, die Lehre flexibilisiert und große Themengebiete studierbarer gemacht werden. Gebiete wie die curriculare Integration, Zertifizierungen und Abschlussprüfungen bleiben aber Herausforderungen. Zudem wird es für die Lehrenden schwieriger, weil sie differenzieren und verschiedene Inhalte bedienen müssen. Insgesamt wir im weiteren Verlauf nun noch weiter an Lernszenarien gearbeitet. Einig waren sich die Vortragenden jedoch darüber, dass Inverted Classroom das Lernszenario ist, das sich am meisten anbietet.

Veränderung der Wahrnehmung zu kultureller Akzeptanz

Nach einer kurzen Kaffeepause wartete die Themengruppe 1 „Neue Kooperations- und Geschäftsmodelle in der Hochschullehre“ mit einer anderen Präsentationsweise auf. In einem Expertengespräch, das vom CIO und Vizepräsidenten der TU München Hans Pongratz moderiert wurde, loteten die Diskussionspartner die Herausforderungen einer digitalisierten Hochschule aus. Dabei ging es vor allem um neue Finanzierungsmodelle für die Bearbeitung von Daten, die in der weiteren Entwicklung immer wichtiger seien, um als Feedback für die Studierenden und die Hochschulen für eine transparente Planungssicherheit zu sorgen. Auch hier waren sich die Diskussionspartner darüber einig, dass Kollaboration der Hochschulen der Schlüssel zu Digitalisierung der Lehre ist. Allerdings sei erhebliches strategisches Engagement vonnöten, um die sich bietenden Potentiale fördern zu können. Dabei wurde die Systematisierung von Modellen zwischen OER und MOOC als besondere Herausforderung herausgestellt.

Prof. Dr. Niels Pinkwart von der HU Berlin ging dabei auf die spezifische deutsche Perspektive ein, die oftmals eine Sicherung wolle, ohne das Risiko eines Trial and Errors in Kauf zu nehmen.
Dabei seien gerade die Learning Analytics und angeschlossene Visualisierungsverfahren eine Möglichkeit, Digitalisierung auf institutionell zu nutzen. Die Anwendbarkeit spielt dabei die entscheidende Rolle. Es wurde jedoch auch nicht verheimlicht, dass Blended Learning auch intransparent sein, weil die Zielgruppe nicht mehr überblickt werden kann. Diesen Schwierigkeiten müssten sich die Beteiligten stellen.

In der Diskussionsrunde brachte Botho von Portatius, Präsident Hochschule Fresenius die Unternehmerperspektive in die Diskussion ein. Wo beginnt die Frage nach Datenerfassung zur Optimierung von Hochschulen durch Analytics? Und wie lässt sich dies implementieren? Von Portatius plädierte für ein didaktisches Labor, das in einer Online-Welt benötigt werde, um Entwicklungen vorantreiben zu können.

Prof. Dr. Albrecht Fortenbacher von der HTW Berlin nahm die Perspektive des Lehrenden mit didaktischem Konzept ein. Einsichten in den Kurs könnten dafür sorgen, dass Informationen über den Kurs zur Erweiterung genutzt werden können.

Nach den Themenvorstellungen ging es an einem Tag voller Inputs und Informationen, die so manchen Kopf zum Qualmen brachten, in die letzte Runde. In einer alle Spektren abdeckenden Podiumsdiskussion sollten die Perspektiven und Herausforderungen von den Beteiligten zusammengeschnürt werden.

Podiumsdiskussion: „Wir sind mitten im Prozess“

Die Badem-Würtembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer plädierte in der darauf folgenden Podiumsdiskussion zunächst dafür, insgesamt zuversichtlich zu sein, dass die Programme auch in den Hochschulen angenommen werden. Dabei sollte die Digitalisierung kein Ziel, sondern eine neue Handlungsmöglichkeit sein, die man hat, um andere Ziele zu erreichen. Hauptmotivation seien die Möglichkeiten bei Zugänglichkeit, Erreichbarkeit und Qualität. In den kommenden fünf Jahren werde sich bundesweit entscheiden, was mit den Hochschulhaushalten passiert. Und dann ging ein Raunen durch den Saal: Auch Zugänge zu Daten müssen geschaffen werden, so die Ministerien, die aber anschloss, dass sie sich durchaus über die Problematik von Datenverarbeitung, gerade in Deutschland, bewusst sei.
Ihr Abschlussstatement war jedoch eine Frage:

Wie schaffen wir es, der Gesellschaft zu sagen, wie viel Potentiale und wie viel Brisanz in der Digitalisierung steckt?

Prof. Dr. Friedrich W. Hesse, Gründungsdirektor des Leibniz-Institut für Wissensmedien reagierte zunächst auf das, was Johannes Janosovits, AStA-Vorsitzender des Karlsruher Institut für Technologie zur Digitalisierung in der Hochschule gesagt hatte: „Davon kriegen wir nichts mit!“ Zwar hingen hier und da ein paar neue Beamer, aber die wirklichen Entwicklungen, die auch die Lehre betreffen, seien nicht zu erkennen. Der ASTA-Vorsitzende drückte demnach auch sein Bedauern darüber aus, dass wenig in der Universität ankomme. Dies sei durchaus typisch, so Prof. Dr. Friedrich Hesse, Es gehe nur, indem die Hochschulen selbst von der Machbarkeit und der Nützlichkeit solcher Entwicklungen überzeugt seien. Arbeitsteiligkeit zwischen Technik und Mensch wäre Möglichkeit, es in die Hochschule zu tragen. In dieser Weise könnten auch die Studenten profitieren. Die kognitive Schnittstelle zwischen Endgerät und dem Wissen, was man im Kopf hat, sollte bedacht werden. Am Ende verstieg sich Hesse noch zu einer erstaunlichen Äußerung: Selbst ein Begriff wie Medienkompetenz sei noch zu wenig klar. Auch hier sollten sich die Beteiligten auf normative Begrifflichkeiten einigen, um besser arbeiten zu können. Sein Plädoyer endete in dem Wunsch einer stärkere Konzentration auf die Wissensprozesse und den Wissenserwerb.

Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident Universität Mainz, war es, der das „Uni-Bashing“ wie er die von Wiarda eingebrachten Spitzen zur Langsamkeit der Entwicklung in Deutschland nannte, nicht gelten lassen wollte. Zwar sei Dissens durchaus vorhanden: An vielen Orten ginge aber auch die Entwicklung in die richtige Richtung. Die größte Schwierigkeit sah er in einer Digitalisierungsstrategie, da diese zu kleinteilig ansetze und andere wichtige, die Hochschule betreffende Themengebiete nicht einbeziehe. Die Frage sollte für ihn zunächst lauten: Wie kriegt man die kritischen Stimmen mit ins Boot? Das Problem liegt für ihm bei der konkreten Arbeitsbelastung: „Die brauchen kein Geld, sondern Zeit.“ Er forderte vor alle Best Practice Beispiele, und zwar „so viele wie möglich“, um die Entwicklungen voranzutreiben.

Dr. Volker Meyer Guckel, der nach seiner Eingangsrede auch am Ende bei der Podiumsdiskussion partizipierte, sah die entscheidenden Entwicklungen in der Gesellschaft und der Breitenwirkung. Auch wenn gemeinsame Ziele vonnöten seien, brauche doch jede Hochschule eine eigene, adäquate Strategie. Den Auftrag an das Hochschulforum sieht er in darin, eine eigene Expertengruppe einzuladen und Hochschulen einzubinden, so dass auch Präsidenten dabei sind, die zunächst noch keine Vorkenntnisse haben. Dass man auch länderübergreifend denken müsse war dabei das Stichwort für eine Diskussion rund um die Problematik föderativer Strukturen. Abschließend blieb jedoch ein positives Resümee: „Es hat sich schon einiges getan.“ Der Dialog mit Bund, Ländern und Kultusministerium müsse nun aufrecht erhalten werden.

Als Vertreter des Bundes war Sven Volmering, MdB CDU/CSU, aus dem Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung eingeladen. Auch er betonte, dass es nicht bei der „Blase“ von Experten bleiben dürfe, wenn die Digitalisierung in die Breite gehen solle. Es bleibe oft ein Expertenthema, aber der entscheidende Schritt fehlt, um die breite Öffentlichkeit zu erreichen. Dies könne aber nur dann passieren, wenn man auch die Sorgen und Ängste derjenigen ernst nehme, die sich um Datenmissbrauch und Cyberkriminalität Gedanken machen.

Was den immer wieder aufkommenden Begriff der Strategie anging, hatte Volmering eine ganz eigen Sicht. Dieser sei überbelastet. Vielmehr bräuchte man grobe Ziele und genügend Freiheiten, diese auszutesten. Die Politik muss Voraussetzungen schaffen, sei aber, so das Schlusswort, nicht die Hauptverantwortliche für die konkrete Umsetzung

Digital Turn?

Am Ende stand nun allgemein die Frage danach, was neben kleinen Impulsen nach einem solchen Tag hängengeblieben ist. Im seinem Fazit überlegte Prof. Dr. Frank Ziegele, Geschäftsführer Centrum für Hochschulentwicklung, dann auch über die Namensgebung. Bei so vielen Strängen und Beteiligten, Zielen und Herausforderungen könne man eigentlich gar nicht von einem Digital Turn sprechen. Eigentlich müsste man Helix dazu sagen. Das Forum positioniert sich an der Schnittstelle zwischen den Pionieren und dem In-die-Breite-tragen. Die letzte Frage des Moderators Wiara versuchte, alles Besprochene nochmals zusammenzuschnüren:

Gibt es neben kleinen auch eine Kernbotschaft?

Es gehe darum, die nächste Stufe zu zünden. Das Forum sei ein Transformationsmechanismus. Es müsse nun auch in die Breite gegangen werden, um Öffentlichkeit zu finden.

tl;dr
Das Hochschulforum Digitalisierung präsentiert zahlreiche Halbzeitergebnisse unterschiedlichster, die Digitalisierung in der Hochschule betreffende Ergebnisse, Anregungen und Impulse. Dabei sehen alle Beteiligten die Hauptaufgabe darin, die Ergebnisse in die Breite zu tragen und dafür zu sorgen, dass schon bestehende Best Practices publik gemacht werden, um Breiten- und Sogwirkungen zu entfalten. Eine einseitige Strategie wird dabei von allen abgelehnt. Vielmehr braucht es grobe Kernziele, deren Erprobung individuell und von den Rahmenbedingungen der Hochschulen abhängig erreicht werden können.

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