Infopaket „Gruppenarbeiten organisieren, Strukturen schaffen und Transparenz herstellen“

Infopaket „Gruppenarbeiten organisieren, Strukturen schaffen und Transparenz herstellen“

17.05.24

Infopaket„Gruppenarbeiten organisieren Strukturen schaffen und Transparenz herstellen

Inhaltsverzeichnis

    In diesem Beitrag erhalten Sie anhand von Szenarien Ideen für die Organisation und Unterstützung von Gruppenarbeiten in Lehrveranstaltungen. Mit zwei konkreten Tool-Vorschlägen werden die Szenarien illustriert.

    Für eine gelingende Zusammenarbeit im Rahmen von Gruppenarbeiten ist die Organisation innerhalb der Gruppe und die für alle einsehbare Darstellung der ausgehandelten Prozesse und Strukturen zentral (Wibbecke et al. 2016; Kozar 2010). Empfinden Sie und Ihre Studierenden aber genau diese initialen Arbeitsschritte als besonders zeitaufwendig und herausfordernd? Dann können Ihnen digitale Tools helfen, die Organisation von Gruppenarbeiten strukturiert anzugehen und so den Aufwand langfristig zu minimieren sowie die Zusammenarbeit unter Studierenden zu erleichtern. Die Möglichkeit, Informationen zur Organisation zusammen mit der inhaltlichen Bearbeitung in einem Tool zu hinterlegen, schafft Transparenz und Übersichtlichkeit, sodass potenziell Rückfragen sinken und Studierende schnell alle relevanten Informationen gebündelt an einem Ort einsehen können (Jeong, Hmelo-Silver 2016). In diesem Infopaket stellen wir Ihnen vier Szenarien im Zusammenhang der Organisation und Begleitung von Gruppenarbeiten vor, bei denen digitale Tools unterstützen können und geben entsprechende Toolempfehlungen.

    Wie lassen sich Gruppen effektiv einteilen, organisieren und begleiten?

    Szenario 1: Kreative Gruppeneinteilung

    Sie setzen wahrscheinlich häufiger Gruppenarbeiten für kurzfristige Prozesse, wie z.B. für Brainstormingaufgaben oder Wiederholungsphasen in Ihren Lehrveranstaltungen ein. Vielleicht haben Sie in der Vergangenheit festgestellt, dass sich meist Gruppen aus Personen zusammenfinden, die sich bereits kennen und schon häufig gemeinsam gearbeitet haben. Um Studierende immer wieder in Aushandlungsprozesse zu bringen und damit Kompetenzen zu schulen, die sie im weiteren Verlauf des Studiums sowie in ihrem späteren Berufsleben benötigen, wünschen Sie sich Gruppen, die sich nicht immer gleich zusammensetzen. Hier können Tools helfen, die Funktionen der Zuordnung zulassen, z.B. zu vorgegebenen Bildern („Pin-on-image-Funktion“), die die aktuelle Stimmung oder auch das Lieblingstier abbilden sollen. Alle Studierenden, die sich dem Schwan zugeordnet haben, bilden eine Gruppe und alle Studierenden, die sich dem Eichhörnchen zugeordnet haben, bilden eine andere Gruppe.

    Abbildung 1: Selbst erstellter Screenshot des „Auf einem Bild finden“-Fragetyps in Wooclap mit Genehmigung von Wooclap erstellt und mit Bildern entnommen von Freepik. CC BY-SA 4.0. Einzelbildnachweise siehe Abbildungsverzeichnis.

    Szenario 2: Organisation der Gruppenarbeit

    Sie als Lehrpersonen vergeben die Themen für eine semesterbegleitende Gruppenarbeit. Es fallen mehrere Teilaufgaben für die einzelnen Gruppenmitglieder an. Wichtig ist, dass die Studierenden den Überblick über ihre eigenen Aufgaben und erarbeiteten Inhalte behalten und Sie als Lehrperson ebenso nachvollziehen können, ob die verschiedenen Teilaufgaben bearbeitet wurden. Ein Tool, das Funktionen und Templates zur Koordination bereit stellt, kann dabei helfen, Strukturen zu schaffen, in denen sich Studierende entsprechend organisieren und ihre Arbeitsschritte abbilden können. So behält jedes Gruppenmitglied den Überblick über die eigenen Aufgaben und die Aufgaben der Kommiliton*innen. Weniger Dopplungen, wahrgenommene Verantwortlichkeiten und mehr Freude an der gemeinsamen Zusammenarbeit sind das Ziel.

    Abbildung 2: Selbst erstellter Screenshot mit angepasstem Template zur Gruppenorganisation in Infinity Maps mit Genehmigung von Infinity Maps erstellt. CC BY-SA 4.0.

    Szenario 3: Überprüfung der Fortschritte

    Für eine reibungslose Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe ist es von Vorteil, dass die einzelnen Gruppenmitglieder ihre eigenen Fortschritte bei der Bearbeitung von Teilaufgaben im Blick behalten und dass Transparenz nach außen für die anderen Gruppenmitglieder sowie für Sie als Lehrperson herrscht. Einzelne digitale Tools bieten die Möglichkeit, eine Fortschrittdokumentation in Anlehnung an Kanban-Boards zu führen. Diese kann Studierenden helfen, Verzögerungen bei einzelnen Arbeitsschritten zu erkennen, Schwierigkeiten aufzudecken und zeitnah zu thematisieren. Auch Sie als Lehrperson können so den Überblick über den Arbeitsfortschritt behalten. Der Vorteil bei der Nutzung von Kanban-Templates in digitalen Whiteboards ist, dass sowohl Arbeitsorganisation, wie auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit der gestellten Aufgabe gebündelt in einem Tool stattfinden können.

    Abbildung 3: Selbst erstellter Screenshot mit angepasster Kanban-Vorlage in Collaboard mit Genehmigung von Collaboard erstellt. CC BY-SA 4.0.

    Szenario 4: Organisation von Inhalten für die Gruppe und kollaborative Ideenentwicklung

    In längerfristig angelegten Gruppenarbeiten werden häufig Teilaufgaben für einzelne Gruppenmitglieder verteilt und zu unterschiedlichen Zeitpunkten bearbeitet. Um die Inhalte, die von den einzelnen Gruppenmitgliedern erarbeitet und aufbereitet werden, gebündelt und dennoch strukturiert ablegen zu können, eignet sich die Nutzung eines digitalen Tools. Inhalte können beispielsweise in unterschiedlichen Bereiche/Karten für die Ablage und Aufarbeitung organisiert werden. Durch den Einblick in die Inhalte anderer Gruppenmitglieder wird gleichzeitig ein hoher Grad an Transparenz geschaffen und die Möglichkeit der kollaborativen Entwicklung von Ideen gefördert.

    Abbildung 4: Selbst erstellter Screenshot mit angepasstem Template zur Gruppenorganisation in Infinity Maps mit Genehmigung von Infinity Maps erstellt. CC BY-SA 4.0.

    Gruppeneinteilung und die Organisation von Gruppenarbeiten bilden übliche Arbeitsformen in den verschiedenen Studiengängen. Transparenz und Nachvollziehbarkeit und eine gute Übersicht für alle Beteiligten helfen im gemeinsamen Lehren und Lernen. Konkrete Tools, die zur Umsetzung genutzt werden können, werden nun genauer vorgestellt.

    Welche digitalen Tools können mir bei der Organisation und Begleitung von Gruppenarbeiten helfen?

    Audience-Response-Tools stellen verschiedene Funktionen wie Umfrage, Wordcloud und weitere, die zur Einteilung in Gruppen genutzt werden können, zur Verfügung. Studierende nutzen ihr eigenes Endgerät zur Teilnahme. Andere Tools ermöglichen wiederum im weiteren Verlauf eine übersichtliche Organisation und eine nachvollziehbare Darstellung des gemeinsamen Workflows.

    Toolvorschlag: Wooclap

    Wooclap ist ein Audience-Response-Tool u.a. mit Umfragefunktion, den Fragetypen „Brainstorming“ und „Wortwolke“, Nachrichtenpinnwand und der Möglichkeit, Inhalte asynchron für die Bearbeitung im eigenen Lerntempo bereitzustellen. Neben diesen klassischen Anwendungsfällen kann das Tool auch zur kreativen Gruppeneinteilung genutzt werden. Wooclap ist im Rahmen der Projektlaufzeit des Verbundprojektes Co3Learn bis zum 31.07.2024 für die drei Verbundhochschulen (Technische Universität Braunschweig, Leibniz Universität Hannover und Georg-August-Universität Göttingen) lizenziert und über die Academic Cloud mit SSO Login nutzbar. Die datenschutzkonforme Nutzung wurde durch ein seitens des Verbundprojekts aufgestelltes Betriebskonzept von den Datenschutzbeauftragten der Georg-August-Universität Göttingen geprüft. Darüber hinaus kann das Tool mit eingeschränktem Funktionsumfang kostenfrei genutzt werden.

    Feature-Tipp

    • Zur Gruppeneinteilung kann der Fragetyp „Auf einem Bild finden“ genutzt werden.
    • Der Zugang zur Session kann per Link, Zugangscode oder QR-Code geteilt werden.

    Weitere Informationen und Beispiele für Anwendungsmöglichkeiten finden Sie u.a. hier:

    Whiteboards und Visualisierungstools können große Informationsmengen – ob inhaltlicher oder organisatorischer Art – visuell darstellen und so Studierende, wie auch Lehrende bei der Strukturierung von Gruppenarbeiten unterstützen. Durch die Abbildung von Strukturen und Prozessen sowie den minimierten Klärungsbedarf bei Organisationsfragen wird ein angenehmes Arbeitsklima begünstigt und es bleibt mehr Zeit für die Auseinandersetzung mit den Inhalten der Lehrveranstaltung.

    Toolvorschlag: Infinity Maps

    Infinity Maps ist ein Tool zur Organisation und Visualisierung von Informationen und Wissen, mit dem komplexe Projekte alleine oder im Team umgesetzt werden können. Infinity Maps ist im Rahmen einer Testphase des Verbundprojektes Co3Learn für die drei Verbundhochschulen (Technische Universität Braunschweig, Leibniz Universität Hannover und Georg-August-Universität Göttingen) nach Registrierung mit erhöhtem Funktionsumfang bis zunächst 31.03.2024 nutzbar. Eine datenschutzrechtliche Prüfung hat unter Vorbehalt der Nutzung in einer Testphase durch die Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen (GWDG) stattgefunden. Darüber hinaus kann das Tool mit eingeschränktem Funktionsumfang kostenfrei genutzt werden.

    Feature-Tipp

    • Inhalte können kollaborativ erarbeitet und aufbereitet werden.
    • Inhalte können auf unterschiedlichen „Cards“ organisiert werden, sodass je nach Informationsart/Inhaltstyp unterschiedliche Bereiche zur Ablage und Aufbereitung entstehen.
    • Inhalte können auf unterschiedlichen Ebenen organisiert werden. Der stufenlose Zoom ermöglicht es in tiefe Detailebenen zu gehen oder das Gesamtbild zu betrachten.
    • Es steht eine Vielzahl von Templates zur Arbeitsorganisation bereit (z.B. Gruppeneinteilung, gruppenspezifische Workspaces mit Terminkalender und Kanban-Board).
    • Externe Inhalte (pdf, Video, Bild, externe Links) können eingebunden werden.
    • Einzelne Maps können per Link geteilt werden.

    Weitere Informationen und Beispiele für Anwendungsmöglichkeiten finden Sie u.a. hier:

    Toolvorschlag: Collaboard

    Collaboard ist ein klassisches Whiteboard-Tool, das die Zusammenarbeit im Team sowie die Aufbereitung von Informationen unterstützt. Collaboard wird bis zum 07.03.2024 zur Nutzung an niedersächsischen Hochschulen durch die Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen (GWDG) finanziert. Im Anschluss übernimmt das Projekt Co3Learn im Rahmen der Projektlaufzeit bis 31.07.2024 die Weiterfinanzierung für die Nutzung an niedersächsischen Hochschulen. Collaboard kann über die Academic Cloud mit SSO Login genutzt werden. Darüber hinaus kann das Tool mit eingeschränktem Funktionsumfang kostenfrei genutzt werden.

    Feature-Tipp

    • Inhalte können kollaborativ erarbeitet und aufbereitet werden.
    • Inhalte können in unterschiedlichen Bereichen des Whiteboards mit verschiedenen Templates (z.B. Brainstorming, Mind-Map, Flow Chart) organisiert und kreativ gestaltet werden.
    • Zur Dokumentation von Fortschritten kann beispielsweise das Kanban-Board-Template genutzt werden.
    • Für zeitlich limitierte Arbeitsphasen steht eine Timer-Funktion zur Verfügung.
    • Externe Inhalte (pdf, Video, Bild, externe Links) können eingebunden werden.
    • Einzelne Boards können per Link geteilt werden.

    Weitere Informationen und Beispiele für Anwendungsmöglichkeiten finden Sie u.a. hier:

    Literaturverzeichnis:

    Kozar, Olga (2010): Towards Better Group Work: Seeing the Difference between Cooperation and Collaboration. In: English Teaching Forum 48(2), S. 16-23. Verfügbar unter: https://files.eric.ed.gov/fulltext/EJ914888.pdf (letzter Zugriff 23.01.2024).

     

    Jeong, Heisawn; Hmelo-Silver, Cindy E. (2016): Seven affordances of computer-supported collaborative learning: How to support collaborative learning? How can technologies help?. In: Educational Psychologist 51(2), S. 247-265. Verfügbar unter: https://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/00461520.2016.1158654 (letzter Zugriff 23.01.2024).

     

    Wibbecke, Gerald; Wibbecke, Anna- Lena; Kahmann, Janine; Kadmon, Martina (2016): Lehrenden- und studierenden-zentrierte Lehre messen. Ein Beobachtungsbogen für Lehrveranstaltungen an Hochschulen. In: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 48(4), S. 184-194.

    Abbildungsverzeichnis:

    Abbildung 1: Selbst erstellter Screenshot des „Auf einem Bild finden“-Fragetyps in Wooclap mit Genehmigung von Wooclap erstellt und mit Bildern entnommen von Freepik. CC BY-SA 4.0. Einzelbildnachweise: Eichhörnchen, Pferde, Schwan. Hinweise zur Nutzung der einzelnen Bilder finden Sie auf der Seite von Freepik.

    Diese frei verfügbaren Publikationen geben weiterführende Anregungen zu den Themen Gruppenarbeit, -organisation und -begleitung sowie zu kooperativem Lernen

    Arcaro, Ilona; Gähl, Anna (2020): Mindset für Agile Lehre. In: DUZ. Studium & Lehre. 07/20, S. 56-59. Verfügbar unter: https://www.th-koeln.de/mam/downloads/deutsch/hochschule/profil/lehre/duz_artikel_
    mindset_fur_agile_lehre.pdf
     (letzter Zugriff 24.01.2024).

    Dieser Impulsbeitrag thematisiert die Übertragung agiler Projektmanagementstrukturen auf die Hochschullehre.

    Bianchy, Katja (2018): Motivation für Gruppenarbeit. Empirische Untersuchungen zur situationsunspezifischen Motivation zur Gruppenarbeit, zum Zusammenhang situationsspezifischer Gruppenwirksamkeitserwartung und Leistung sowie zur Förderung von Gruppenwirksamkeitserwartung. Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktorin der Philosophie (Dr.phil.). Universität Kassel, Institut für Psychologie. Verfügbar unter: https://kobra.uni-kassel.de/bitstream/handle/123456789/11122/DissertationKatjaBianchy.pdf?sequence=13&isAllowed=y (letzter Zugriff 24.01.2024).

    Die Dissertation geht auf notwendige Rahmenbedingungen kooperativen Lernens ein und untersucht einen möglichen Zusammenhang von Motivation zur Gruppenarbeit und Lernerfolg.

    Wagner, Katharina (2020): Gruppenarbeit richtig anleiten. In: DUZ. Studium & Lehre. 02/20, S. 38-41. Verfügbar unter: https://www.th-koeln.de/mam/downloads/deutsch/hochschule/profil/lehre/duz_magazin
    _0220_s38-41_gruppenarbeit.pdf
     (letzter Zugriff 24.01.2024).

    Der Impulsvortrag beschreibt Herausforderungen kooperativen Lernens für Lehrende und Studierende und stellt Methoden aus dem Bereich des systemischen Coachings als Möglichkeit, den beschriebenen Herausforderungen zu begegnen, vor.

    Eine ausführlicher aufbereitetes Beispiel zur Nutzung des „Pin-on-image“-Fragetyps eines Audience-Response-Tools zur Einteilung in Gruppen finden Sie hier.

    Blog

    Quick Hack! Gruppeneinteilung mit der „Pin On Image“-Funktion in Abstimmungstools (Audio-Beitrag)

    Julika-Moos_Foto
    Julika Moos
    17.05.2024

    Ein Beispiel zur Nutzung von Infinity Maps aus studentischer Perspektive finden Sie hier.

    Blog

    Infinity Maps im Studienalltag

    Communication Cooperation Collaboration (1)
    Verbundprojekt Co³Learn
    17.05.2024
    Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Verbundprojektes Co³Learn der Technischen Universität Braunschweig, Georg-August-Universität Göttingen und Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Laufzeit 01.08.2021 – 31.07.2024). Das Ziel des Projektes ist es, die universitäre Lehre mit digitalen Tools (Programme, Apps) für die Kommunikation, Kooperation und Kollaboration in Studium und Lehre zu unterstützen.
    Alle Tool-Empfehlungen basieren auf einer gründlichen Exploration der digitalen Tool-Landschaft mit Blick auf innovative Funktionalitäten, Nutzungskonzepte und sowie einer Bedarfserhebung von Lehrenden und Studierenden. Die Testphasen der Tools wurden in Absprache mit dem  Datenschutzmanagement der drei Verbundhochschulen durchgeführt und mit  Hilfe der Nutzungserfahrungen von Lehrenden und Studierenden evaluiert.
    Bitte beachten Sie die Hinweise zur Lizenzierung der Tools an den einzelnen Verbundhochschulen. (Stand 12-2023)

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