Studentische Beteiligung für lebendige, digital unterstützte Lehre

Studentische Beteiligung für lebendige, digital unterstützte Lehre

17.05.24

von Katharina Stimming

Digitale Tools und didaktische Methoden zu verbinden bietet das Potential, den Austausch und die Ergebnisse in Lehrveranstaltungen zu verbessern. In diesem Beitrag finden Sie Anregungen, in welchen Situationen Sie Studierende aktivieren können und warum Sie dies versuchen sollten.

Warum Beteiligung und Austausch wichtig sind

Eine Vielzahl von Forschungsarbeiten dokumentiert die hohe Bedeutung sozialer und fachlicher Un­ter­stüt­zung unter Mitstudierenden für ein erfolgreiches Studium (vgl. Zander et al., 2018; Höhne & Zander, 2019; Suhlmann et al., 2018). Wesentliche Impulse für individuelle Reflexion entstehen dabei in der kooperativen Interaktion unter den Studierenden. Hierdurch wird Wissen zudem nachhaltiger verstanden (vgl. Jahnke; Mattick, 2008). Wenn eine (Lern-)gruppe selbstgesteuert zusammen Inhalte erarbeitet, sich dabei gegenseitig unterstützt und so eine gemeinsame Praxis etabliert, kann dies sogar in besseren Ergebnissen resultieren (Vincet, Marsh, Goodwin, Farr, 2021).

Um Lernerfahrungen von Studierenden sinnvoll zu begleiten und zu gestalten, sollten diese so positiv, persönlich und tiefgreifend wie möglich gemacht werden. Dabei ist Lernen ein Prozess, der mindestens genauso wichtig ist wie dessen Ergebnis. Aktivität und Interaktivität in diesem Prozess machen das Lernen effektiver (vgl. Floor, 2023).

Wie Tools Lehre mit Studierendengruppen unterstützen können

Die Etablierung gezielter Austauschbeziehungen stellt häufig eine Herausforderung dar, bei der digitale Tools unterstützen können. Um die Kommunikation zu erleichtern sowie die Begeisterung von Studierenden durch das Einbringen persönlicher Erfahrungen zu fördern, eignen sich besonders  Tools, mit denen Ergebnisse festgehalten und sichtbar gemacht werden können.

Nach et al. Jeong (2016) können Tools besonders gut das gemeinsame Arbeiten an Aufgaben, sowie die begleitende Kommunikation unterstützen, ebenso wie die Entwicklung von Gemeinschaften und das gegenseitige Kennenlernen. Tools können zudem hilfreich sein, unterschiedliche Personen und Perspektiven einzubeziehen. Für Lehrpersonen können Tools in der Koordination ihrer Veranstaltungen und den daraus resultierenden Gruppenarbeiten eine Hilfe sein (Kozar, 2010). Die Bereitstellung von Tools und die didaktische Einbindung sollten immer zusammen gedacht werden, um den Lernprozess positiv zu gestalten (vgl. Jeong, Hmelo-Silver, 2016).

Praktische Anwendungsfelder für Tools sind das Anregen oder Unterstützen von Diskussionen, Brainstorming und Sortieren der Ideen, Sammlung und Clusterung von Inhalten oder das gemeinschaftliche Verfassen von Texten (vgl. Neiske, Osthushenrich, 2023).

Erfahrungen aus Co3Learn

In unseren Veranstaltungen und im Austausch mit Menschen haben wir ganz unterschiedliche Erfahrungen gesammelt, die für die Auswahl digitaler Tools und deren Anwendungsformate relevant sind. Nicht nur Lehrende, vor allem auch Studierende sind mit einer Fülle an Informationen und Medien konfrontiert, die sie aufnehmen, sortieren und verarbeiten müssen. Deshalb ist es ratsam, genau zu überlegen, wann und mit welchen Formaten Lehrende mit Studierenden in den (digitalen) Austausch treten sowie zusammenarbeiten wollen und welche Botschaft dabei vermittelt werden soll, damit Studierende auch tatsächlich mit den ausgewählten Tools arbeiten. Es gilt, lieber weniger, jedoch nutzbringende Tools einzusetzen.

Zum Abschluss ist zusammenzufassen, dass das Wichtigste der gemeinsame Prozess und der Austausch sind, denn nur so kann auf sich verändernde Bedürfnisse und Anforderungen eingegangen werden und eine Form der Lehre  geschaffen werden, die Studierende fördert und die Lehrkraft unterstützt.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Verbundprojektes Co³Learn der Technischen Universität Braunschweig, Georg-August-Universität Göttingen und Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Laufzeit 01.08.2021 – 31.07.2024). Das Ziel des Projektes ist es, die universitäre Lehre mit digitalen Tools (Programme, Apps) für die Kommunikation, Kooperation und Kollaboration in Studium und Lehre zu unterstützen.
Alle Tool-Empfehlungen basieren auf einer gründlichen Exploration der digitalen Tool-Landschaft mit Blick auf innovative Funktionalitäten, Nutzungskonzepte und sowie einer Bedarfserhebung von Lehrenden und Studierenden. Die Testphasen der Tools wurden in Absprache mit dem  Datenschutzmanagement der drei Verbundhochschulen durchgeführt und mit  Hilfe der Nutzungserfahrungen von Lehrenden und Studierenden evaluiert
Bitte beachten Sie die Hinweise zur Lizenzierung der Tools an den einzelnen Verbundhochschulen. (Stand 12-2023)

Literaturverzeichnis

Zander, Lysann; Brouwer, Jasperina; Jansen, Ellen; Crayen, Claudia; Hannover, Bettina (2018). Academic self-efficacy, growth mindsets, and university students’ integration in academic and social support networks. Learning and Individual Differences, 62, 98-107. DOI: 10.1016/j.lindif.2018.01.012; Verfügbar unter: sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1041608018300190 (letzter Zugriff 12.02.2024)

 

Höhne, Elisabeth; Zander, Lysann (2019), „Sources of Male and Female Students’ Belonging Uncertainty in the Computer Sciences“, Division of Empirical Educational Research, Institute of Education, Leibniz Universität Hannover. Verfügbar unter: frontiersin.org/journals/psychology/articles/10.3389/fpsyg.2019.01740/full (letzter Zugriff 12.02.2024)

 

Suhlmann, Michèle; Sassenberg, Kai; Nagengast, Benjamin; Trautwein, Ulrich (2018), „Belonging mediates effects of student-university fit on well-being, motivation, and dropout intention.“, Leibniz-Institut für Psychologie.

 

Jahnke, Isa; Mattrick, Volker (2008): „Integration informeller Lernwege in formale Universitätsstrukturen: Vorgehensmodell ‚Sozio-technische Communities‘“, Offener Bildungsraum Hochschule. Freiheiten und Notwendigkeiten., Waxmann, S.195

 

Vincent, Sarah B.; Marsh, Wallace; Goodwin, Maria; Farr, Jane (2021, Januar): „Impact of Providing a Living Learning Community for First-Year Pre-Pharmacy Students“, American Journal of Pharmaceutical Education, bereitgestellt durch American Association of Colleges of Pharmacy, 25. Verfügbar unter: www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7829688/ (letzter Zugriff 12.02.2024)

 

Floor, Niels (2023, Februar): „This is Learning Experience Design. What it is, how it works and why it matters“, New Riders, S. 185 ff.

 

Kozar, Olga (2010 ): „Towards Better Group Work: Seeing the Difference between Cooperation and Collaboration.“. 2, 2010, English Teaching Forum, S 16-23. Verfügbar unter: https://eric.ed.gov/?id=EJ914888 (letzter Zugriff 12.02.2024)

 

Jeong, Heisawn; Hmelo-Silver, Cindy E. (2016). “Seven affordances of computer- supported collaborative learning: How to support collaborative learning? How can technologies help?” Educational Psychologist, S. 51, S. 247–265

 

Neiske, Iris; Osthushenrich, Judith (2023): „Agile Tools für Agile Didaktik“ im Tagungsband „Inverted Classroom and beyond 2023: Agile Didaktik für nachhaltige Bildung ”, Forum neue Medien in der Lehre Austria, S. 103 ff.. Verfügbar unter: fnma.at/content/download/2684/16177 (letzter Zugriff 12.02.2024)

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