Was haben Sie aus der Peer-to-Peer-Strategieberatung gelernt?

Was haben Sie aus der Peer-to-Peer-Strategieberatung gelernt?

21.06.22

Titelblatt zur zweiten Ausgabe: strategie digital – Magazin für Hochschulstrategien im digitalen Zeitalter. Ausgabe Nr. 2 / März 2022. Thema: Blended University. Logo: Hochschulforum Digitalisierung.

Die Hochschule der Zukunft sollte den Bedürfnissen der Studierenden angepasst sein, so sieht es Susanne Staude. Ihre Idealvorstellung ist eine Mischung aus Präsenz- und Onlinemodulen, in Abhängigkeit des jeweiligen Studienfortschritts und der akademischen Integration. Gleichzeitig solle der Diskurs um zeitgemäße Hochschullehre und Prüfungsmodelle weitergeführt werden, damit Digitalisierung zu einem echten Mehrwert wird. Im Gespräch, das wir für unser Magazin strategie digital mit ihr führten, erzählt Susanne Staude außerdem von ihren Learnings aus der Peer-to-Peer-Strategieberatung. Was ihr dabei besonders gefiel? Der offene und lehrreiche Austausch und die vertrauensvollen Gespräche unter den Peers.

Titelbild zum Blogbeitrag aus der Reihe "Strategie digital": Was haben Sie aus der Peer-to-Peer-Strategieberatung gelernt? Ein Interview mit Prof. Dr.-Ing. Staude. Logo: Hochschulforum Digitalisierung. links: Portrait von Susanne Staude.HFD: Was haben Sie als Peer aus der Peer-to-Peer-Strategieberatung gelernt?

Prof. Dr.-Ing. Susanne Staude: Als Peer habe ich Einblicke in die strategischen Überlegungen, aber auch in die konkrete Organisation und Umsetzung von Maßnahmen, an verschiedenen Hochschulen erhalten. Es ist spannend, das Vorgehen an der eigenen Hochschule vor dem Hintergrund dieser Einblicke zu reflektieren. In einigen Aspekten sehe ich uns als Hochschule Ruhr West (HRW) dadurch in unserer Herangehensweise bestärkt, in anderen Bereichen kann ich spannende Impulse für unsere Hochschule mitnehmen.

Durch die offenen und vertrauensvollen Gespräche mit den verschiedenen Akteur:innen an den Hochschulen, werden die unterschiedlichen Perspektiven für uns als Peers sehr sichtbar – oftmals viel deutlicher, als mir das an der der eigenen Hochschule bewusst ist.

 

Welcher Aspekt der Digitalisierung von Studium und Lehre wird aus Ihrer Sicht am meisten unterschätzt?

Bei dieser Frage würde ich als erstes gerne eine Rückfrage stellen: Von wem? Vielleicht unterschätzt die Hochschulleitung den Einfluss, den ihre Strategien und Maßnahmen auf das konkrete Handeln in der Vorlesung oder im Seminar hat. Lehrende unterschätzen vielleicht die Absolutheit, mit der das eigene Konzept hinterfragt und ganz neu entwickelt werden sollte, wenn Digitalisierung einen echten Mehrwert in der Lehre schaffen soll. Und Studierende unterschätzen vielleicht den Aufwand und die notwendige Selbstorganisation, wenn sie fordern, Veranstaltungen theoretisch jederzeit und von jedem Ort aus besuchen zu können.

Am meisten aber beschäftigt mich, dass wir seit zwei Jahren fast ausschließlich über die Digitalisierung von Studium und Lehre sprechen, der Diskurs über Hochschullehre generell aber ganz leise geworden ist. Dabei sind dort aus meiner Sicht noch ganz viele Fragen offen: Können wir die Frage „Was ist gute Lehre?“ schon beantworten? Müssen wir nicht noch über Sinn und Unsinn von Prüfungen sprechen? Die Relevanz dieser Diskussion für die Digitalisierung wird aus meiner Sicht aktuell unterschätzt.

 

Titelblatt zur zweiten Ausgabe: Strategie digital – Magazin für Hochschulstrategie im digitalen Zeitalter. Ausgabe Nr. 2 / März 2022. Thema: Blended University. Logo: Hochschulforum Digitalisierung.

Was möchten Sie einer Hochschule mitgeben, die sich jetzt auf den Weg macht?

Die Frage der Partizipation ist in den Beratungsgesprächen immer wieder aufgekommen. Ich glaube, es lohnt sich, gleich zu Beginn des Prozesses zu überlegen: Wie können wir die Perspektiven der unterschiedlichen Stakeholder kennenlernen und wie gehen wir dann mit diesem Wissen um? Was sind die Erwartungen der Studierenden, Lehrenden, der Leitungsebene, aber auch der Mitarbeiter:innen in den lehrnahen (Verwaltungs-)Einrichtungen? Diese Erwartungen sind ja nicht einheitlich innerhalb der verschiedenen Akteursgruppen – es reicht daher oft nicht, wenn z. B. im Projektteam von jeder Stakeholder-Gruppe eine Person vertreten ist. An der Hochschule Ruhr West haben wir z. B. mit Losverfahren gearbeitet, also Studierende und Lehrende ausgelost und dann in einem moderierten Prozess mit dieser zufälligen Gruppe diskutiert. Dabei kommen dann u. a. noch mal andere Sichtweisen zutage als in den üblichen gewählten Gremien oder wenn sich die besonders interessierten Personen freiwillig melden.

 

Stichwort „Blended University“: Wie stellen Sie sich eine Hochschule im digitalen Zeitalter vor?

In meinen Zukunftsbildern ist die Ausprägung der Digitalisierung in Zukunft eine weitere Dimension der Diversität in der Hochschullandschaft. Grundsätzlich werden digitale Elemente dort eingesetzt, wo sie einen Mehrwert bieten, und Präsenz wird genauso bewusst genutzt. Dieser Mehrwert stellt sich für jede Hochschule, aber vielleicht auch für jedes Fach oder jeden Studiengang, in einer anderen Kombination von Digitalem und Präsenz dar. So stellen wir an der HRW fest, dass für unsere überwiegend „First Generation“-Studierenden die akademische Integration eine große Aufgabe ist, bei der Präsenz sehr hilfreich ist. Da kann dann auch eine Erstsemester-Vorlesung mit relativ wenig Interaktion in Präsenz eine wichtige Aufgabe übernehmen – auch wenn sich eigentlich gerade eine unidirektionale Vorlesung besonders für ein digitales (asynchrones) Format eignen würde. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie die „Blended Universities“ der Zukunft aussehen werden!

 

Sie möchten mehr zum Thema Hochschulstrategien lesen? In der zweiten Ausgabe von strategie digital finden Sie weitere Beiträge, eine Studie, Fallbeispiele und Interviews rund um das Thema “Blended University”. 

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Ansprechpartnerin für das Magazin ist Josephine Sames. 

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