Die 5 meistgelesenen Artikel aus 5 Jahren HFD

Die 5 meistgelesenen Artikel aus 5 Jahren HFD

04.02.19

Frau lacht beim Workshop mit Kolleginnen.

In dieser Woche feiern wir das fünfjährige Bestehen des Hochschulforum Digitalisierung – und zwar mit fünf Beiträgen über Vergangenheit und Zukunft des HFD. Heute blicken wir zurück auf das beste aus 5 Jahren HFD-Blog: Warum in der Uni zu wenig gescheitert wird und warum e-Learning schon gescheitert ist. Warum Schulen und Hochschulen unreformierbar und überflüssig sind. Und warum am Ende pragmatische Lösungen doch erfolgreicher sind, als steile Thesen.

Kleinkind liest ein Buch

Platz 5 (2209 mal gelesen): KOMPETENZEN FÜR DIE ARBEITSWELT VON HEUTE UND MORGEN: 21ST CENTURY SKILLS AND BEYOND (Dr. Deborah Schnabel & Andre Hartmann, 6.9.2017)

Frau lacht beim Workshop mit Kolleginnen.In die nicht selten ideologisch geführte Debatte über die Zukunft der Arbeit schalteten sich Deborah Schnabel und André Hartmann mit einem erfrischend pragmatischen Blogbeitrag ein. Jedes Kind soll zukünftig eine Programmiersprache lernen? Eher nicht. Das wäre zwar bequem – einfach ein neues Fach hinzufügen, Strukturen und Lernprozesse bleiben die alten. Aber müssen sich die notwendigen Kompetenzen für eine sich rasant verändernde, digitalisierte Arbeitswelt nicht auch in radikal veränderten Bildungskonzepten abbilden? Die Autoren schlagen Gedankenmodelle für die Systematisierung der notwendigen Fähigkeiten vor:

Das 21st-Century-Skills-Modell betont den kompetenten Umgang mit Medien, Technologie und Daten, Kommunikation und Kollaboration in diversen Kontexten, außerdem kreative Problemlösung und analytisches Denken. Zudem verspricht es Flexibilität, Ambiguitätstolerenz, Eigenmotivation und selbständiges Arbeiten.

Aber wie können die Fähigkeiten der Zukunft vermittelt werden? Laut dem Artikel unter anderem durch Problembasiertes Lernen kombiniert mit Inverted Classroom, Social Learning und Communities of Practice, Quests sowie eine Lernkultur, die die Lernenden und Lehrenden zum Scheitern ermutigt.

Klingt ganz so, als hätten wir noch einen weiten Weg vor uns.

 

Platz 4 (2533 mal gelesen): WARUM E-LEARNING GESCHEITERT IST (Andreas Wittke, 30.3.2017)

zerschlagener ComputerbildschirmMit einer steilen These eröffnet Andreas Wittke seinen vielgelesenen und -diskutierten Beitrag: Zumindest in seiner bisherigen Form sei e-Learning gescheitert. Ein Fehler, der in der ersten Digitalisierungswelle in vielen Bereichen gemacht wurde, wurde auch im Bildungswesen wiederholt: Analoge Konzepte und Prozesse wurden eins-zu-eins durch digitale ersetzt. Dabei wurde viel innovatives Potential verschenkt. Wie die E-Mail eine Eins-zu-Eins-Übersetzung der analogen Briefpost darstellt, so sind auch die meisten Learning Management Systeme aufgebaut wie eine Schule oder Hochschule. Die wirklich erfolgreichen Innovationen entstünden aber fast immer erst in späteren Innovationszyklen. So passe die Kommunikation per WhatsApp mit seinen blauen Häkchen besser zu unseren Kommunikationsgewohnheiten als die alte E-Mail.

Aber was ist das WhatsApp, das Netflix des Bildungswesens? Blended Learning jedenfalls nicht. Blended Learning verbindet nämlich – und hier die zweite steile These – das Schlechteste aus beiden Welten: die mangelnde Skalierbarkeit von Präsenzlehre mit den hohen Produktionskosten von digitaler Lehre. Und so steigen durch die Digitalisierung (im Gegensatz zu allen Wirtschaftsbereichen) im Bildungswesen die Gesamtkosten. Der MOOC sei da schon eher geeignet, aber noch ein Baby. Skalierung sei zwar möglich und einzelne Lehrende können je nach Konzept bis zu 1000 Lernende betreuen. Aber auch hier werden Potenziale zur Flexibilisierung des Lernens noch nicht genutzt: Große Teile der MOOCs haben feste Kurszeiten, ähnlich wie in der analogen Welt. So werden Lernende vom Binge Learning abgehalten und sind dazu verdonnert, das Warten bis zur nächsten Kurseinheit mit der neuen Staffel Black Mirror zu füllen.

Mit seinen etwas überspitzten Thesen hat Andreas Wittke anscheinend einen Nerv getroffen und eine fruchtbare Diskussion provoziert wie kaum ein anderer Artikel.

 

Platz 3 (3213 mal gelesen): “AUF DER BLOCKCHAIN KÖNNEN WIR DAS LERNEN NEU ERFINDEN” – Interview mit Shermin Voshmgir (Helena Häußler, 7.6.2017)

Leuchtröhren in Form eins Handshakes2017 war das Jahr der Blockchain: Kaum eine Konferenz, kaum ein Bereich, in dem nicht diskutiert wurde, was für ein bahnbrechendes Potenzial die Technologie birgt, die Bitcoin zugrunde liegt. Im Hype Cycle nach Gartner befanden wir uns wohl auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen (wie auch daran deutlich wird, dass ein späterer Interviewpartner des HFD-Blog sich dazu genötigt sah, zu betonen: “Blockchain is not a solution to everything”).

Während sich Shermin Voshmgir einig scheint mit Andreas Wittke, dass wir zur Potenzialentfaltung der digitalen Technologien erst die Konzepte aus der analogen Welt über den Haufen werfen müssen, platziert sie gekonnt ihre eigenen steilen Thesen: Ihren Studierenden an der Wirtschaftsuniversität Wien gibt sie den Rat mit, sich ihren wertlosen Abschluss in die Haare zu schmieren. Ob dies eine raffinierte Form der umgekehrten Psychologie zur Motivation der Studierenden darstellt, wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass die Interviewte sich sicher ist, dass Schulen und Hochschulen schon lange überflüssig und unreformierbar sind und daher bald durch dezentrale blockchainbasierte Peer-to-Peer-Netzwerke abgelöst werden.

Aber wo bleibt sie denn nun die große Blockchainrevolution, die nun schon seit mehreren Jahren angekündigt wird? Sie komme – aber erst, wenn die Usability von blockchainbasierten Anwendungen omagerecht sei. Eine kleine Überlebenschance räumt die Befragte den Universitäten dann aber doch noch ein: Wenn sie mutig ihre Rolle als zentrale Vertrauensinstanz in Frage stellen und herausfinden, wie sie die Blockchain für neue Formen des Lehrens, Lernens und Zertifizierens nutzbar machen können.

Laut Gartner hat die Blockchain im vergangenen Jahr den Gipfel des Hype Cycles überquert und ist auf bestem Wege in das Tal der Enttäuschungen. Wir sind gespannt, ob wir uns bald auf dem Pfad der Erleuchtung wiederfinden.

 

Platz 2 (4331 mal gelesen): BLENDED LEARNING IN DER PRAXIS: AUF DIE RICHTIGE MISCHUNG AUS ONLINE UND PRÄSENZ KOMMT ES AN (Stefanie Quade, 13.2.2017)

Schaubild Student Centered Course DesignEin absoluter Knüller war Stefanie Quades einfühlsamer und fachmännischer Guide für Lehrende, die noch neu in der Welt des Blended Learnings sind. Im Gegensatz zu Andreas Wittke ist Stefanie Quade begeisterte Blended-Lehrende und sicher, dass ganz nach dem Gestaltprinzip das Ganze mehr ist als die Summe der Teile: Studierende erhalten nämlich das beste aus zwei Welten. Aber nur mit dem richtigen didaktischen Konzept.

Wie das konkret aussehen kann, erklärt die Autorin am Beispiel eines selbst durchgeführten Kurses an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Entscheidend ist es, schon bei der Kursentwicklung aus der Lernerperspektive zu denken und den Kurs entsprechend zu gestalten. Student Centered Course Design nennt sich das (in Anlehnung an Human Centered Design). Die Bedürfnisse der Lernenden werden erfasst, mit den technischen, organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen in Einklang gebracht und bilden die Grundlage für das Design der Lehrveranstaltung. Die Autorin plädiert für einen ausgewogen optimistischen Blick auf die Möglichkeiten von Blended Learning: So stellt es besondere Anforderungen an Zeitmanagement und Selbstorganisation der Studierenden und auch der Produktionsaufwand sei nicht zu unterschätzen. Die Studierenden profitieren unterm Strich durch flexiblere Wissensaneignung im eigenen Tempo im Gegensatz zur analogen Lehre und durch aktivierenderes und interaktiveres Lernen im Vergleich zu MOOCs. Blended Learning biete zudem eine gute Möglichkeit, die im ersten Artikel adressierten Kompetenzen des 21. Jahrhunderts zu lernen.

Zum Schluss gibt die Autorin den Neulingen in der Blended Learning Welt noch einen Rat mit, der sich schon im Umgang mit vielen neuen Technologien bewährt hat und dem wir uns gerne anschließen: Einfach mal ausprobieren.

 

Platz 1 (8058 mal gelesen): DIGITALE BILDUNGS- UND INFORMATIONSANGEBOTE FÜR FLÜCHTLINGE (3.11.2015, Hochschulforum Digitalisierung)

Junge streckt die Arme in die Höhe und freut sich.Das Jahr 2015 stand ganz im Zeichen der sogenannten “Flüchtlingskrise”. Bevor sich die öffentliche Wahrnehmung Anfang 2016 zu ändern begann, stand die Unterstützung der vielen Neuankömmlinge in Deutschland im Vordergrund. Viele große und kleine Initiativen haben sich gebildet, um bei der Orientierung im neuen Land zu unterstützen. Auch im Hochschulwesen war der Bedarf nach neuen Angeboten groß. 

Die Liste mit digitalen Angeboten für Geflüchtete in Deutschland zur Orientierung im deutschen Bildungssystem, zum Sprachenlernen und zum Online-Studium, die das HFD Ende 2015 zur Verfügung gestellt hat, scheint hierbei einen Nerv getroffen zu haben. 

Nach der großen Resonanz wurde die Seite zeitnah auf Englisch und Arabisch übersetzt, um auch für die Zielgruppe möglichst niedrigschwellig zugänglich zu sein. Zählt man die Abrufzahlen aller drei Artikel zusammen, wurde die Angebotsliste öfter abgerufen als Platz Zwei und Drei der Bestenliste zusammen.

 

Das mag zum einen daran liegen, dass die Zielgruppe von gewöhnlichen Blogartikeln (Hochschullehrende in Deutschland mit Interesse an Digitalisierungsthemen) überschaubarer ist als die 1,5 Millionen Geflüchteten, die in den vergangenen vier Jahren in Deutschland einen Asylantrag gestellt haben.

Es verdeutlicht aber auch, wie groß die Orientierungslosigkeit und wie dringend notwendig die Angebote zur Orientierung waren und auch nach wie vor sind. Dies gilt für Geflüchtete in besonderem Maße, aber eben auch für internationale Studierende mit Studentenvisum: In einer idealen Hochschulwelt, die vollständig auf internationale Mobilität ausgerichtet ist, wären die Zusatzangebote gar nicht nötig gewesen. Und so hat die Ankunft vieler Menschen aus anderen Bildungssystemen den Finger in die Wunde der schleppenden Internationalisierung im deutschen Hochschulwesen gelegt und vielleicht auch einen Beitrag zum Fortschritt geleistet.

 

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