Wir kommunizieren und handeln lösungsorientierter in Netzwerken – Ein Jahresrückblick

Wir kommunizieren und handeln lösungsorientierter in Netzwerken – Ein Jahresrückblick

16.12.20

Logo des UDE Chancengleichheitsfonds

Wieso helfen Netzwerke und mehr Kollaboration in Krisenzeiten? Isabell van Ackeren, Prorektorin für Studium und Lehre an der Universität Duisburg-Essen, blickt im Blog auf das in vieler Hinsicht besondere Jahr 2020 zurück.

Ein Jahresrückblick auf ein ziemlich außergewöhnliches Jahr für Studium und Lehre

Das zweite Semester unter Corona-Bedingungen ist noch in vollem Gange und zugleich nähert sich das Jahr 2020 seinem Ende. Der Jahreswechsel ist immer eine gute Gelegenheit, zurück und nach vorne zu schauen, die großen Entwicklungslinien mit etwas Abstand zu betrachten und sich zu überlegen, was man mit in die Zukunft nimmt und was ggf. auch nicht…

Dass ich jetzt auf eine ziemlich stark veränderte Hochschullandschaft zurückschaue und auch klar sein dürfte, dass wir in Zukunft nicht einfach zu Studium und Lehre, wie zu Zeiten vor der Pandemie, zurückkehren werden – damit hätte auch ich zu Jahresbeginn natürlich nicht gerechnet.

Im Hochschulbereich verfügen wir über ganz andere Möglichkeiten als im Schulbereich

Insgesamt bin ich erleichtert, dass wir die Situation bislang ganz gut meistern konnten, wohlwissend, dass natürlich nicht alles rosig ist. Aber es ist auch eine Frage des Vergleichsmaßstabs: Wir verfügen im tertiären Bildungssektor über ganz andere Möglichkeiten schon bei den technischen und didaktischen Supportstrukturen als zum Beispiel die Schulen. Deren besonderen Problemlagen bekommen wir als Standort mit einer stark ausgebauten Lehramtsausbildung, einem sehr guten Netzwerk in die Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung und in die zahlreichen Kooperationsschulen hinein auch unmittelbarer mit. Nicht zuletzt arbeiten wir in verschiedenen Forschungs- und Entwicklungsprojekten mit Schulen gemeinsam an Themen der Bildung in einer digitalen Welt. Die Zusammenarbeit ist wichtiger denn je geworden.

Die Lehrer*innenbildung – einschließlich der Lehrer*innenfortbildung – ist für mich einer der zentralen Bereiche, in dem wir noch viel mehr für Bildung im digitalen Kontext tun müssen. Angehende und aktive Lehrkräfte sind zentrale Multiplikator*innen in diesem Feld, benötigen aber auch entsprechende Unterstützung und konkrete Konzepte. In NRW erproben wir gerade im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung im Projekt ComeIn (Communities of Practice für eine Innovative Lehrerbildung) mit allen zwölf lehrerbildenden Hochschulstandorten im Land, mit Akteur*innen der zweiten und dritten Phase der Lehrer*innenbildung, mit Bezirksregierungen und Vertretungen des Schul- und des Wissenschaftsministeriums, wie wir hier gemeinsam mehr erreichen können. Und im Projekt „Universität macht Ferien“ bieten die drei Universitäten der Universitätsallianz Ruhr (Bochum, Dortmund, Duisburg-Essen) ein Ferienfreizeitprogramm zur Kompensation von coronabedingten Lernverlusten an. Alles gute Ansätze, aber wir müssen über Projekte hinaus systemischer denken und handeln und in die Breite wirken. 

Im Unterschied zum Schulbereich sind wir an den Universitäten im Bereich der Digitalisierung technisch und personell – das sage ich zumindest aus NRW auf die Situation blickend – vergleichsweise gut aufgestellt. Wir sind in diesem Jahr durch das Land zusätzlich maßgeblich und unbürokratisch finanziell unterstützt worden und waren in der Lage, entsprechende Technik über unsere Hochschulverwaltungen anzuschaffen. Und schließlich haben wir es mit erwachsenen Lernenden zu tun, denen wir auch Selbstregulation in ihrem Studium zumuten dürfen, auch wenn wir sie natürlich nicht alleine lassen dürfen. Learning Analytics und adaptives Lernen zur Unterstützung individueller Lernprozesse gewinnen in der aktuellen Lage massiv an Bedeutung.

Hilfreich war die bestehende Strategie zur Digitalisierung in Studium und Lehre

Wir konnten bei uns am Standort zudem an eine Strategie zur Digitalisierung in Studium und Lehre anknüpfen, die wir seit einigen Jahren weiterentwickeln und mit Anreizstrukturen hinterlegt haben. Auf diese Weise konnten durch ein Team aus Expert*innen

  • des Zentrums für Informations- und Mediendienste (Bereich Lerntechnologien),
  • des Zentrums für Hochschulqualitätsentwicklung,
  • der Universitätsbibliothek und
  • des Zentrums für Lehrerbildung

im Rahmen der „Hotline Lehre“ sowie durch eine stetig weiterentwickelte Homepage „Schnellstart E-Learning“ insbesondere die Lehrenden technisch und didaktisch zentral unterstützt werden, die bislang kaum oder keine Erfahrung mit Digitalisierung in der Lehre hatten. Ansonsten vereinbart der Rektor mit neuberufene Professor*innen schon seit vielen Jahren in Zielvereinbarungen ein Engagement in der digital gestützten Lehre, so dass sich – unterstützt durch ein hochschulweites Programm zu Lehr-Lern-Innovationen – mittlerweile ein größeres Netzwerk an engagierten Lehrenden unterschiedlicher Statusgruppen etabliert hat. 

Grafik Schnellstart für den Einsatz digitaler Lehre

Besonders gut gefallen hat mir auch, dass die zentralen Angebote durch zahlreiche tolle Initiativen der E-Learning-erfahreneren Lehrenden, Arbeitsgruppen und Fachgebiete ergänzt wurden, die wir auch auf den zentralen Seiten sichtbar gemacht und verlinkt haben. In den Geisteswissenschaften wurde beispielsweise ein „Showroom Lehre digital“ entwickelt, der kommentierte Beispiele sowie Beschreibungen und Tutorials zu ausgewählten Werkzeugen enthält, die auch in anderen Fächern auf großes Interesse stoßen. Der Zugang unter Moodle ist für UDE-Angehörige uneingeschränkt möglich und der Arbeitsbereich berät Kolleg*innen bei Interesse auch individuell.

Ein anderes Beispiel: der Moodle-Raum „TauschbUDE“, der ebenfalls Gelegenheit bietet, sich über Möglichkeiten der digitalen Lehre zu informieren und auszutauschen. Neben einer Sammlung von Unterstützungsangeboten und Materialien in Form zweier Datenbanken mit vielen wichtigen Informationsquellen sowie einer Zusammenstellung zentraler Beratungs- und Serviceangebote für die digitale Hochschullehre mit dem Schwerpunkt Lehrer*innenbildung gibt es eine Datenbank, um nach einer Peer-Tandempartner*in zur Unterstützung der Vorbereitung und/oder Durchführung digitaler Lehre zu suchen oder sich selbst als Peer in die Datenbank einzutragen, sowie ein Forum für Austausch und Vernetzung.

Grafik; Angebot 1: "Kollegiales Peer-Tandem"; Angebot 2: "Forum für Austausch und Vernetzung"; Angebot 3 (a) uns (b): "Unterstützungsangebote und Materialien der AG DidL und user-generated"

Herausforderungen und ungleiche Möglichkeiten müssen regelmäßig thematisiert werden

Bei all der positiven Entwicklung gab und gibt es natürlich auch etliche Herausforderungen für die Hochschulen und die Menschen, die Hochschule ausmachen, um Lehren und Lernen im fast vollständig digitalen Raum zu bewältigen. Die Möglichkeiten, sich immer wieder neu auf die jeweilige Situation einzustellen und mit Ungewissheit umzugehen, sind ungleich verteilt, das zeigen auch unserer standortspezifischen Umfrageergebnisse. Dies wird u.a. deutlich im Hinblick auf

  • die technische Ausstattung (PC oder für mobiles Arbeiten in hybriden Lernräumen mit Laptop, zuverlässiger Internetzugang, Kamera, Drucker etc.), um überhaupt – auch barrierefrei – an Lehr- und Lernprozessen im digitalen Raum teilhaben zu können,
  • ein fachbezogenes Netzwerk, um sich organisatorisch, methodisch und inhaltlich gegenseitig zu unterstützen und zu bestärken (besonders wichtig auch für Studierende im Studieneingang und Lehrende mit keiner oder wenig Lehrerfahrung),
  • ein funktionierendes, verlässliches, unterstützendes und bestärkendes privates Umfeld (auch bei Erziehungs- und Pflegeaufgaben),
  • Wohn- und Lebensverhältnisse, die ein ungestörtes Arbeiten ermöglichen sowie
  • eine solide Finanzierungsquelle, etwa über einen Nebenjob, der der Corona-Lage nicht zum Opfer gefallen ist, und mögliche Sorgen nimmt, aber auch im Hinblick auf Arbeitsverträge mit einer Perspektive.

Diagramm Notewenigkeit der Geräteanschaffung: 66,4% "kein Bedarf vorhanden; 19,4% "Bedarf dringend vorhanden"; 14,2% "Bedarf grundsätzlich vorhanden"

Kurzum: Wer über entsprechendes soziales und ökonomisches Kapital verfügt, der oder die geht gelassener mit der aktuellen unsicheren Situation um – ganz abgesehen von den jeweiligen digitalisierungsbezogenen Kompetenzen, die auch unter Studierenden ungleicher verteilt sind, als wir gemeinhin wohl angenommen haben.

Wer weiß schließlich, wie viele Studierende sich in diesem Jahr erst gar nicht für ein Studium entschieden haben oder sich früh umorientieren, weil Unterstützungsmöglichkeiten durch die Familie weggebrochen sind oder weil auch der Zugang zur akademischen Welt im Medium des Digitalen noch schwerer fällt.

Insofern ist es sehr hilfreich, dass die Hochschulen – sicher auch befördert durch Programme wie den Qualitätspakt Lehre – in den vergangenen gut zehn Jahren reflexiver im Umgang mit Diversität geworden sind. Bei uns an der UDE sind Themen wie Diversität und Bildungsgerechtigkeit im Leitbild der Universität verankert; sie sind ein zentrales Kennzeichen unseres Profils in Forschung, Studium und Lehre sowie bei Transferaufgaben. In diesem besonderen Jahr war der Diskurs um ungleiche Voraussetzungen bzw. die Möglichkeiten, auch in dieser Hinsicht mit der Krise umzugehen, für mich noch einmal besonders präsent:

  • Logo des UDE ChancengleichheitsfondsGroßzügiger mit Nachteilsausgleichen im Zugang zu Lehrveranstaltungen und bei Prüfungen umzugehen war ein zentrales Thema,
  • ein anderes die Einrichtung von UDE-Chancengleichheitsfonds, um Studierende und Mitarbeitende mit Care-Aufgaben finanziell zu unterstützen (z.B. über studentische Hilfskraftstunden für die Umstellung auf digital unterstützte Lehre):
  • es wurde auch ein eigenes Portal zum Thema Diversität und Gleichstellung im Kontext von Covid-19 aufgesetzt.

Hier hat jeweils das Prorektorat für Gesellschaftliche Verantwortung, Diversität und Internationalität wichtige Impulse gegeben. 

 

Die Problemlagen mehrperspektivisch betrachten und gemeinsam lösen

Um die Anliegen, Sorgen und Bedarfe der verschiedenen Akteursgruppen besser verstehen und gezielter auf Sie reagieren zu können, hat es sich bei uns am Standort bewährt, gleich zu Beginn der Krise im März 2020 eine Taskforce Studium und Lehre ins Leben zu rufen, die seitdem wöchentlich mit etwa 30 Personen virtuell tagt. Unter meiner Leitung als Prorektorin für Studium und Lehre und unter Beteiligung meiner Rektoratskollegin Barbara Buchenau, zuständig für den Bereich Gesellschaftliche Verantwortung, Diversität und Internationalität, kommen hier die Studiendekan*innen, Leitungen zentraler Einrichtungen und studentische Vertretungen regelmäßig zusammen. Gemeinsam wollen wir

  • auf kurzen Kommunikationswegen,
  • unter Berücksichtigung der Perspektive der relevanten Akteursgruppen sowie
  • unter Berücksichtigung verfügbarer Daten zur aktuellen Lage (etwa aus Befragungen von Studierenden und Lehrenden)
  • möglichst im Konsens getragene Lösungen für die neue Situation und ihre spezifischen Herausforderungen finden und
  • Entscheidungen der Hochschulleitung fundiert vorbereiten und begleiten
  • sowie Good Practice identifizieren und verfügbar machen.

Im Gespräch zu bleiben und vertrauensvolle Beziehungen zu pflegen, ist in diesen Zeiten besonders wichtig, um Perspektiven wechselseitig wahrzunehmen und verstehen zu können und schließlich auf dieser Basis konkret und abgestimmt zu handeln. Es kostet Zeit, aber es lohnt sich.

Universitätsgebäude vor blauem HimmelDie Taskforce agiert dabei nicht abseits der etablierten Gremienstrukturen in Studium und Lehre. In dem Netzwerk ist z.B. die Universitätskommission Studium, Lehre, Weiterbildung (KLSW) über ihren Vorsitzenden (an der UDE aus der Gruppe der Studierenden) vertreten, es wird regelmäßig in verschiedenen Gremien (KLSW, Senat, Hochschulrat) über die Aktivitäten der Taskforce berichtet und die Protokolle werden wöchentlich breiter in der Universität gestreut (u.a. in Richtung der Fakultäten und Fachschaftsvertretungen, die die Studierenden wiederum beraten und den aktuellen Stand kennen müssen). Wissen wird geteilt und ist kein Herrschaftswissen. Es wird in der Taskforce durchaus um Entscheidungen gerungen, wobei wir dies – so nehme ich das zumindest wahr – in einem Klima der gegenseitigen Wertschätzung und mit dem Bestreben tun, möglichst hochschulweit einheitliche und verbindliche Regelungen zu finden.

In Netzwerken problemlösungsorientiert zu agieren…

… ist für mich tatsächlich eine der zentralen Erkenntnisse dieses Jahres. Die Rolle und Bedeutung von Netzwerken hat sich für mich noch einmal deutlich verstärkt. Dies beginnt schon auf Ebene der Lehrveranstaltungen: Nachdem im Sommersemester die Lehre auf digitale Formate umgestellt war, rückte im Wintersemester zuletzt stärker die Frage in den Fokus, wie die Studierenden untereinander mehr in Austausch gebracht werden könnten, wie sich entsprechende Foren anlegen und Diskurse anregen lassen. In den Fakultäten und Studiengängen konnten die bestehenden Strukturen unseres QM-Systems als systemakkreditierte Hochschule genutzt werden, um in Modulkonferenzen, Qualitätskonferenzen, Studienbeiratssitzungen etc. über bestehende Herausforderungen zu sprechen. Die informellen Netzwerke, auch über Fachgrenzen hinweg, die sich u.a. unter Moodle zwischen Lehrenden etabliert haben, sind ebenfalls wichtig. Hochschulweit sind es auch die bestehenden Gremienstrukturen, aber eben auch die Taskforce Studium und Lehre, die zu nennen sind. Schließlich gibt es wichtige Netzwerke auf regionaler sowie auf Landes- und Bundesebene, die in meinem Ressortbereich Studium und Lehre die entsprechenden Prorektor*innen bzw. Vizepräsident*innen für Studium und Lehre zusammenbringen.

In der Metropole Ruhr stellt der Austausch zwischen den drei Universitäten der Universitätsallianz Ruhr einen Kontext dar, um schnell relevante Informationen auszutauschen und Handeln in unmittelbarer Nachbarschaft abzustimmen. Mit der Bildungsinitiative RuhrFutur wird das regionale Netzwerk um weitere Hochschulen und Bildungseinrichtungen der Region sowie um kommunale Vertreter*innen erweitert. Hier wird insbesondere auch an Fragen der Übergangsgestaltung zwischen Bildungsstufen gearbeitet.   

In der landesweiten „AG Prorektoren“ (für Studium und Lehre) ist die aktuelle Corona-Lage natürlich sehr präsent. Hier werden von den Standorten Fragen und Lösungsansätze eingebracht, per Rundmail oder in den regelmäßigen Sitzungen. Die AG wird auch von der Landesrektorenkonferenz bei wichtigen Stellungnahmen zu Landesinitiativen angefragt, etwa zur Corona-Epidemie-Hochschulverordnung des Landes NRW; abgestimmtes Handeln – zumindest innerhalb von Leitplanken – ist auch hier ein wichtiges Motiv. Im öffentlichen Teil der Prorektor*innen-Runde sind regelmäßig Vertreter*innen des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft (MKW) sowie des Ministeriums für Schule und Bildung (MSB) zu Gast, so dass wir uns unmittelbar austauschen können.  Es hat sich sehr bewährt, dass es diese Runde seit vielen Jahren gibt und es auch hier ein vertrauensvolles Miteinander, auch mit den Gästen, gibt. Sich wechselseitig zu kennen und regelmäßig (derzeit digital) zu treffen, macht es schließlich viel einfacher, auch bilateral Kontakt aufzunehmen und nach Lösungsansätzen zu fragen.

Das bundesweite „VPL-Netzwerk“ der Vizepräsident*innen für Studium und Lehre, das seit gut drei Jahren besteht, bietet die Chance, die Situation von Studium und Lehre über Ländergrenzen hinweg zu diskutieren. Es eröffnet – angesichts der unterschiedlichen Gesetzeslagen und der nochmals deutlich verbreiterten Basis unterschiedlicher Organisationen – einen hervorragenden Anregungs- und Reflexionsraum, in dem zu vielfältigen Themen, natürlich auch zum Megathema Digitalisierung, diskutiert wird. Dass die Universitäten hier strategisch unterschiedlich weit sind, ist kein Problem, damit wird offen und konstruktiv umgegangen, zumal die Standorte nicht in unmittelbarer Konkurrenz agieren. In dieser Runde gibt es immer wieder auch inhaltliche Impulse, etwa zum Thema Digitalisierung im Workshopformat gestaltet durch das Hochschulforum Digitalisierung oder als wissenschaftlicher Input, zuletzt etwa zu Instrumenten zur Unterstützung des selbstregulierten Lernens von Studierenden, welche an der Fernuniversität Hagen schon aufgrund der Charakteristika der Studienorganisation eine große Rolle spielen.

Schließlich sind wir an vielen Standorten auch international vernetzt, etwa in den European University Networks, bei uns im Rahmen des AURORA University Network, bei dem sich über nationale Grenzen hinweg denken lässt.

Das digitale Format hat neben der örtlichen Flexibilität durchaus Vorteile, etwa durch schnelle Abfragemöglichkeiten zur Situation der Semesterplanung an den verschiedenen Standorten, zum schnellen Teilen von Links und weiteren Informationen. – Bei alledem zeigt sich, wie wichtig Kommunikation nach innen in die eigene Einrichtung als auch nach außen zu anderen Akteur*innen und somit zu anderen Lösungsansätzen ist.

Was die Zukunft wohl bringt?

Im VPL-Netzwerk der Vizepräsident*innen Lehre haben wir auch diskutiert, wie die Zukunft der Präsenzuniversität wohl aussieht. Die spezifischen Stärken aus beiden Welten sinnvoll miteinander zu verknüpfen, war eine zentrale Perspektive der Diskussion, die an den meisten Standorten gleichwohl ihren Ausgangspunkt in der grundsätzlich weiterhin bestehenden Präsenzuniversität nehmen wird. Die Stärkung von Blended-Learning-Formaten, von Inverted-Classroom-Modellen und kollaborativem Arbeiten in Präsenz (bei stärkerer Auslagerung von thematischem Input ins Digitale) wurden genannt, aber auch ein höherer Anteil an asynchronen bzw. hybriden Lehr-Lernformaten, um Studierende in vielfältigen Lebenssituationen, etwa mit Kindern, mehr Teilhabe an hochschulischer Bildung zu ermöglichen. Die Qualität der Lehre und der Lernumgebungen (auch räumlich gedacht) dürfte dabei stärker in den Fokus rücken, ebenso die Frage, wie Lernprozesse (und eben nicht nur das Lehren an sich) besser begleitet werden können. Schließlich wünsche ich mir, dass wir eine Austauschkultur auch im Hinblick auf die Prüfungsgestaltung etablieren und die aktuelle Zeit nutzen, andere Ansätze der Prüfungsdidaktik und Aufgabenkultur zu erproben. Dass Bildung im digitalen Kontext mit zusätzlichem Aufwand verbunden ist, dürfte dabei klar sein. Es geht um eine nachhaltige Qualitätsentwicklung, nicht um Effizienzgewinne. Wenn wir die vielfältigen Erfahrungen mit gewünschten und ungewünschten Wirkungen gemeinsam systematisch reflektieren und Sinnvolles in den Strukturen bewahren, dann kann man der Krise auch Positives abgewinnen.   

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