Forschungsdatenmanagement in der Digitalisierung

Forschungsdatenmanagement in der Digitalisierung

21.07.20

Zu den wichtigsten Kompetenzen in der Forschung gehört heutzutage auch ein qualitätsgerechtes FDM.

Annette Strauch beleuchtet ihre Sicht auf den digitalen Wandel in der Hochschulbildung im Zusammenhang mit dem aktiven Forschungsdatenmanagement (FDM). Dabei hat sie vor allem das praxisbezogene, fächerübergreifende, fachspezifische und auch generische FDM im Blick. Also all das, was den größten Nutzen und Mehrwert (nicht Mehrarbeit!) für Forscherinnen und Forscher hat. In der Praxis sollen es Muster sein, Workflows, Fallbeispiele und Standards, z.B. Metadatenstandards. Denn für Forscherinnen und Forscher sind vor allem die Beispiele hilfreich, die veranschaulichen, wie bereits andere ihr Datenmanagement organisiert haben und was sich dabei bewährt hat und was nicht.

Zu Kompetenzen in der Forschung gehört heutzutage auch ein qualitätsgerechtes FDM.

 

Ein nachhaltiges, qualitätsgerechtes FDM hat im Laufe der letzten Jahre durch die Digitalisierung der Forschungsprozesse sowie Digitalisierung der Wissenschaften und wachsender Datenmengen in allen Fachbereichen an Bedeutung gewonnen. Es erfordert weitere Kompetenzen bei den Forschenden und betrifft jede Hochschule, so natürlich auch die Stiftung Universität Hildesheim.

Professionelles Forschungsdatenmanagement

Wir bauen seit zwei Jahren ein professionelles Forschungsdatenmanagement auf, um Forscherinnen und Forscher bestmöglich unterstützen zu können, auch im Hinblick die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) und um Forschungsprozessen im 21. Jahrhundert gerecht zu werden, bei denen Forscherinnen und Forscher global mit anderen forschen und sich vernetzen und austauschen. Fähigkeiten, die erworben werden können, reichen von Datenformaten, Speichermedien, dem Ordnen und Strukturieren meiner ‘Materialien’ und Daten bis hin zu Einwilligungserklärungen und Datenveröffentlichungen.

Strategische Aktivitäten zum Forschungsdatenmanagement

Strategische Aktivitäten zum Forschungsdatenmanagement an der Stiftung Universität Hildesheim, die von der dauerhaften Stelle der UB Hildesheim ausgehen, betreffen die Umsetzung der Anfang März 2020 verabschiedeten Leitlinien zum Umgang mit Forschungsdaten, den aktiven Nutzen des Research Data Management Organiser (RDMO)-Tools zum Schreiben von Datenmanagementplänen (DMP), Beratungen und Schulungen in unterschiedlichen Formaten (Coffee Lectures und Workshops). Weitere Handlungsfelder beziehen sich auf die Interoperabilität in Kooperation mit der eResearch Alliance, was technische Infrastrukturen angeht sowie auf Unterstützung hinsichtlich rechtlicher Fragestellungen im Forschungsprozess. Im Fokus steht das qualitätsgesicherte, nachhaltige Forschungsdatenmanagement mit Blick auf die Lehre und Forschung hinsichtlich Verzahnung. Forschung ist heutzutage sehr häufig das Ergebnis von mehreren Personen, die aus kollaborativer Forschung hervorgeht, sehr oft institutsübergreifend und international. Werden Forschungsdaten veröffentlicht, wird die Forschung besser sichtbar.

Während der Corona-Pandemie kommt deshalb dem aktiven Forschungsdatenmanagement weiterhin eine besondere Bedeutung zu, wie es sich in Forderungen, Diskussionspapieren und Richtlinien wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen und des RfII widerspiegelt. Digitale Kompetenzen werden lokal kontinuierlich weiterentwickelt, um den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten. Dies geschieht in Beratungen sowie in Schulungen (Workshops, Coffee Lectures, usw.), auch gerne während der Corona-Pandemie in Online-Formaten, beispielsweise über BigBlueButton.

Praktischer Support zum Umgang mit Forschungsdaten

Für die Beratung und den praktischen Support zum Umgang mit den Forschungsdaten wurden vorhandene Unterstützungsformate während der Corona-Pandemie für den digitalen Raum neu geformt. Die Zielsetzung zum Forschungsdatenmanagement der Stiftung Universität Hildesheim kann somit auch während der Corona-Pandemie erreicht werden. Die Devise ist, so wie die von Prof. Gerhard Lauer und Dr. Mark Demantowski in ihrem Beitrag “Präsenz der Lehre zwischen Prä- und Postcoronazän”, beschrieben. Das heisst, dass es auf die Sichtbarkeit des Lernens ankommt, nicht zuerst auf die körperliche Präsenz in gemeinsamen materiellen Räumen.

Die “Leitlinien zum Umgang mit Forschungsdaten an der Stiftung Universität Hildesheim” wurden am 05.02.2020 von der Erweiterten Hochschulleitung verabschiedet. Sie bieten den Forschenden der SUH einen Orientierungsrahmen, der Transparenz, Klarheit und Unterstützung im Umgang mit Forschungsdaten schafft.

Im Sinne von Open Science und Open Access fördern die neuen Leitlinien zum Umgang mit Forschungsdaten die Transparenz von Wissenschaft. Zudem tragen sie dazu bei, die jüngst von 160 internationalen Universitäten unterzeichnete Sorbonne-Erklärung zum Zugang zu Forschungsdaten nach dem Prinzip FAIR (findable, accessible, interoperable, reusable) auch an der SUH zu realisieren.

Alle Forscherinnen und Forscher sind Anwender digitaler Technologien und Werkzeuge, z.B. was die Speicherung und Verarbeitung von Forschungsergebnissen in vielfältiger Weise in digitaler Form als Forschungsdaten angeht. Der Umgang mit diesen “Tools” wird ganz praktisch gelehrt, z.B. wie mit RDMO ein Datenmanagementplan geschrieben werden kann.

RDMO

RDMO wird an der SUH selbst gehostet und durch die UB betreut. Zu Beginn eines Projektes sollte der Umgang mit Forschungsdaten in einem Datenmanagementplan geplant werden. Hierbei sind u.a. die Art der Daten wichtig, die Nachnutzung, Datenspeicherung, Datenbanken, Repositorien, Metadaten, Langzeitarchivierung und administrative und rechtliche Aspekte. Dafür benötigten wir ein gutes Werkzeug und haben uns für RDMO entschieden.

Dataverse

Mit Dataverse können Forscherinnen und Forscher ihre Forschungsdaten dauerhaft sichern, sie nachhaltig und qualitätsgerecht öffentlich im Open Access zur Verfügung stellen (publizieren). Die Forschungsdaten erhalten bei der Datenpublikation einen persistenten Identifikator. Das Forschungsdaten-Repositorium basiert auf dem Open-Source-Programm Dataverse (Harvard University). Die Software ist seit Mitte Mai 2020 an der Stiftung Universität Hildesheim für das institutionelle Forschungsdaten-Repositorium im Einsatz. Mit Inkrafttreten des DFG-Kodex “Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis” zum 01.08.2019 müssen alle Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen die 19 Leitlinien rechtsverbindlich umsetzen, um Fördermittel durch die DFG erhalten zu können. Das Repositorium wird in Göttingen durch die GWDG gehostet und zusammen mit der eResearch Alliance betreut. Workshops zum Dataverse-Repositorium werden im Wintersemester 2020/21 angeboten werden.

Erst mit der Verbreitung und Veröffentlichung können Forschungsergebnisse ihre ganze Wirkungskraft entfalten.

 

Digitale Forschung und Digitale Lehre an den Hochschulen und Universitäten

Digitale Forschung zieht digitale Lehre nach sich.

“Wir müssen dahin kommen, dass man auch die eigenen Forschungsdaten anderen zur Verfügung stellt.”

Prof. Klaus Tochtermann ZBW Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, 21.03.2017, Deutschlandfunk, Austausch von Forschungsdaten: “Die Technologie ist vorhanden”

Data Sharing, Open Science und OER

Anderen die Forschungsdaten, auch als OER, zur Verfügung zu stellen, beschäftigt generell viele Akteure innerhalb der globalen E-Science Community, sei es die Forschenden selbst, die Lehrenden oder die Lernenden. Die Ergebnisse wissenschaftlicher Bemühungen, die Ergebnisse der Forschung, sind Teil der gesellschaftlichen Fortentwicklung und bedürfen der Verbreitung und Veröffentlichung.

Open Science umfasst Open Access, Open Data, Open Source und OER. Im Zusammenhang mit der Demokratisierung der Wissenschaft sind nachhaltige, nachnutzbare Forschungsdaten und darüber hinaus offene Bildungsmaterialien wichtige Aspekte, die aber immer noch nicht im Alltag jeder Hochschule angekommen sind. OER können einzelne Materialien, Kurse oder Bücher umfassen.

Der wissenschaftliche Wertschöpfungsprozess stellt Stufen des Forschungsprozesses dar. Die Ergebnisse der Forschung können von der Lehre aufgegriffen werden und einen Ausgangspunkt für neue Studien bilden.

Die Forschung zum Coronavirus z.B. wandelt sich zur Zeit. Die meisten Publikationen zu Corona sind gerade frei zugänglich (Open Access), und viele der Veröffentlichungen ermöglichen den direkten Zugang zu den ihnen zugrundeliegenden Originaldaten (Open Data). Diese Transparenz erlaubt es, Fehler schneller zu korrigieren, um beispielsweise einen wichtigen Impfstoff zu finden. Auch Forschungsdaten zu Corona können beispielsweise recht schnell im Harvard Dataverse, neben anderen Repositorien, gespeichert und veröffentlicht werden.

Corona Übersicht: Internationale Angebote zu Förderung, Vernetzung, Innovationswettbewerben, Nutzung von Forschungsinfrastrukturen und Forschungsdaten-/publikationen.

Der Erkenntnisaustausch hilft der Bekämpfung der Pandemie zusammen mit der Vernetzung von Forschenden, wie sonst auch im Forschungsdatenmanagement, während viele von den Forschungsergebnissen anderer lernen können, was wiederum der ganzen Welt helfen kann.

Das Forschungsdatenmanagement der Stiftung Universität Hildesheim berücksichtigt immer die digitale Langzeitarchivierung, damit wichtige Daten langfristig verfügbar sein können und wichtigen Erkenntnisse aus der Forschung nicht verlorengehen.

Digitale Coffee Lectures FDM mit praktischem Bezug

Noch einmal: Werkzeuge zum Forschungsdatenmanagement sollten immer gleich “Hands-On” ausprobiert werden können. Deshalb werden im Wintersemester 2020/21 wieder Coffee Lectures mit praktischem Bezug und mit Gästen stattfinden.

Die Themen sind:

 

Bibliographie

  • HRK Hochschulrektorenkonferenz (2016): Senatsbeschluss zu Open Educational Resources (OER). Beschluss des 132. Senates der HRK am 15. März 2016 in Berlin. 2016.
  • UNESCO (2015): Guidelines for Open Educational Resources (OER) in Higher Education. UNESCO, Commonwealth of Learning, 2011, 2015.
  • Van den Eynden, V., Corti, L., Woollard, M., Bishop, L., Horton, L. (2011). Managing and Sharing Data. http://www.data-archive.ac.uk/media/2894/managingsharing.pdf
  • Strauch, A. (2020). Universitätsbibliotheken heute. Partner im Forschungsdatenmanagement in der Praxis, ABI Technik, 40(2), 177-186. https://doi.org/10.1515/abitech-2020-2008

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