E-Learning und MOOCs stehen als Schlagworte für Veränderungen der Lernwelt. Andreas Wittke von der Fachhochschule Lübeck erklärt in seinem Beitrag, warum er E-Learning für gescheitert hält und MOOCs ein erster Schritt zur digitalen Bildung sind. Der Text erschien zuerst auf seinem Blog www.onlinebynature.com.
E-Learning ist gescheitert. Bild: [https://unsplash.com/photos/XFUqd0u5U7w Simson Petrol] E-Learning wird sich nicht durchsetzen, davon bin ich inzwischen überzeugt. Es gibt zwar tausende mehr oder minder erfolgreiche Projekte, aber E-Learning hat es weder geschafft nachhaltig zu werden, noch hat es Strukturen geändert. Es ist immer noch eine Randerscheinung, die zwar inzwischen akzeptiert ist und auch irgendwie notwendig, doch man braucht es nicht wirklich, um gute Lehre zu machen. Außerdem kostet das alles ganz schön viel Geld. Im Gegensatz dazu kommt jetzt die Digitalisierung, die meiner Meinung nach das E-Learning nebensächlich erscheinen lässt, denn die Digitalisierung verändert im Gegensatz zum E-Learning die Strukturen. Und das ist der gewaltige Unterschied.
Bei der Einführung vom E-Learning haben wir in den 90er Jahren ganz klassisch gedacht, denn wir haben einfach die bestehenden analogen Prozesse bzw. die reale Welt angeschaut und haben diese dann eins zu eins ins Digitale überführt, ohne uns Gedanken zu machen, ob dies sinnvoll wäre. Ein schönes Beispiel dafür ist die E-Mail (sie hat nicht direkt mit dem E-Learning zu tun, wird dort aber sehr gerne genutzt). Sie ist das exakte Abbild des analogen Briefes. Man schreibt genau einer Person (man kann auch cc kopieren, das ändert aber nichts), sie wird asynchron versendet und man erhält nur aufwendig eine Empfangsbestätigung. Schaut man sich das Ergebnis an, dann haben wir eine elektronische Kommunikation erschaffen, die genauso wie der analoge Prozess stattfindet.
Was wir aber wirklich brauchen und wollen, hat uns knapp 40(!) Jahre später WhatsApp gezeigt. Wir können nun auch in Gruppen in Echtzeit kommunizieren, erhalten grafischen Response (blauer Haken) und können sogar Medien verschicken - und das alles flexibel mit dem Smartphone. Extrem hohe Usability und grafische Emoticons machen die Nutzung zur Freude und inzwischen kann man sogar damit telefonieren.
Man sieht an dem Beispiel sehr schön, dass sich ein neuer Prozess der Kommunikation entwickelt hat, der natürlich erst in Verbindung mit anderen Innovationen wie z.B. Smartphone, Emoticons und Videostreaming möglich war. WhatsApp und E-Mail lassen sich nicht vergleichen, es etwas Neues entstanden, was es vorher nicht gab, aber trotzdem jeder braucht.
Nehmen wir ein zweites Beispiel, nämlich das altbekannte und oft gehasste Learning Management System (LMS). Das normale LMS ist genauso wie eine Schule aufgebaut. Es gibt Fachbereiche und Klassen und alles wurde mit Türen/Passwörtern versehen, so dass ein Lerner natürlich nicht in andere Kurse reinschauen kann. Was in der analogen Schule durchaus Sinn macht, macht digital kaum noch Sinn. Eine räumliche Not existiert nicht und und Störungen sind nur theoretisch möglich, kommen in der Praxis quasi nie vor. Das LMS behandelt die Schule als geschlossenes System, wo keine Eltern, aber auch keine fremden Inhalte erlaubt sind. Das alles wird heute noch mit dem Schutz der Kinder begründet oder dem Datenschutz und oft auch noch vor der Angst des Urheberrechts. Parallel wurden dann noch alle anderen Prozesse ins LMS gebaut, wie Prüfungen mit Datum und Zeit, ein Gradebook und Kalender. Alles mit einer schlechten Usability, weil es von Pädagogen entworfen worden ist und die Methodik das wichtigste ist und nicht die Nutzung. Die Nutzung unterliegt nämlich dem Zwang und nicht der Freiwilligkeit, daher braucht es keine Motivationssysteme.
Wie könnte denn jetzt eine neue digitale Bildung aussehen? Es existieren erste Zwischenlösungen wie YouTube, OpenBadges, Smartphones und GSuite, die aber noch kein neues System gebildet haben, jedoch jedes für sich eine Änderung des Arbeits-, als auch des Bildungslebens ermöglichen. MOOC-Plattformen wie mooin werden das auch nicht sein. Sie zeigen jedoch, was offene digitale Bildung leisten kann, wenn man denn plötzlich mal ohne das “Gefängnis” Präsenz denkt. Wie würde denn eine echte digitale Hochschule aussehen, wenn wir sie frei vom analogen Prozess denken würde?
E-Learning ist auch gescheitert, weil wir es nicht richtig einsetzen. Damit jeder es nutzen kann ohne das analoge System zu ändern, wurde das Blended Learning erfunden. Ähnlich wie das Hybrid-Auto verbindet Blended Learning das Schlechteste beider Welten. Beim Hybrid-Auto wird immer ein Motor und ein Tank nicht genutzt, muss aber transportiert werden. Beim Blended Learning verzichten wir auf Skalierung, aber haben trotzdem hohe Entwicklungskosten. Das Hybrid-Autos Unsinn sind, zeigt gerade Tesla, und Blended Learning findet langsam in neuen Nischen wie dem Flipped Classroom Daseinsberechtigung, was aber nicht das Skalierungsproblem löst, dafür wurden MOOCs erfunden.
Das Problem des E-Learning sind die Grenzkosten. Wenn wir weiterhin in analogen Strukturen denken, das heißt wir unterrichten in Semestern, in Klassengrößen und prüfen zu einer bestimmten Zeit alle Lerner gleichzeitig, wird E-Learning scheitern bzw. ist gescheitert. Das kann niemand bezahlen. Man kann in digitalen Prozessen jedoch nahezu unendlich denken, ähnlich wie Amazon, die auch mehr E-Books im Lager haben als jede Bibliothek der Welt. Digital kostet kein Geld. In allen, wirklich in allen Wirtschaftsbereichen vermindert die Digitalisierung die Gesamtkosten, nur in der Bildung werden sie erhöht. Was sich wie ein Treppenwitz liest, wurde doch wieder bei der legendären Campus Innovation Podiumsdiskussion ausführlich diskutiert. So lange Deutschland lieber 50 mittelmäßige Brückenkurse für Mathematik fördert, anstatt einen guten für ganz Deutschland zu machen, wird das nicht klappen. Das kann man auch nicht rechtfertigen. Also wo liegt der Fehler?
Von der Dampfmaschine zum Elektromotor dauerte es Jahre. Bild: [https://unsplash.com/photos/3p_zWDVvPy8 Samuel Zeller] Ich glaube, dass wir digitale Bildung völlig neu denken müssen. Und dies wird noch dauern. Ich lese gerade “The Second Machine Age” und dort wird sehr gut beschrieben, wie viele kleine Innovations-Schritte notwendig sind, um eine wirkliche Kostenersparnis bzw. einen gesellschaftlichen Mehrwert bei der Einführung einer Technologie zu schaffen. Diese Innovationsschritte dauern normalerweise 10-15 Jahre nach Einführung des Systems, das kann man sehr gut bei der Dampfmaschine wie auch beim Elektromotor oder dem PC sehen. Als der Elektromotor eingeführt worden ist, hat er die Dampfmaschine ersetzt. Die Dampfmaschine war jedoch ein zentrales Gerät, das jede Firma nur einmal hatte. Benötigte man viel Kraft für seine Maschine, musste man nahe an der Maschine sein, damit die Welle die Kraft noch gut übertragen konnte. Erst 10 Jahre nach Einführung des Elektromotors, der kleiner und flexibler war, wurden die Fabriken so umgebaut, dass es neue Produktionsprozesse gab. Erst dadurch wurden sie effektiver. Die Einführung des E-Motors hatte also zuerst gar keinen unmittelbaren Einfluss auf die Wertsteigerung.
Digitalisierung der Bildung kann nicht teuer sein, wenn sie es wäre, machen wir was falsch — Andreas Wittke (@onlinebynature) 21. März 2017
Digitalisierung der Bildung kann nicht teuer sein, wenn sie es wäre, machen wir was falsch
Wir haben ca. 15 Jahre nach Einführung des E-Learning den MOOC bekommen und wie ich immer sage: wir haben den MOOC noch nicht begriffen. MOOCs sind immer noch Babys, aber sie sind das erste vollständig digitale Baby. Wir wissen schon jetzt, dass solche digitalen Angebote nur in der Skalierung Sinn ergeben und dann bezahlbar werden. Das kann jedoch nur funktionieren, wenn diese Angebote unabhängig von einem Ort sind. Da die Inhalte vollständig digital sind und jede Kommunikation online stattfindet, können theoretisch beliebig viele Leute teilnehmen, wenn man sie denn angemessen betreuen kann. In der analogen Lehre kann ein Lehrer ca. 25 Leute unterrichten, digital könnten es je nach Konzept vielleicht 1.000 sein. Heute werden MOOCs jedoch noch(?) so konzipiert, dass sie NICHT zeitunabhängig sind. Alle MOOCs haben bisher ein Startdatum und man lernt gemeinsam. Neue digitale Angebote wären durch den Einsatz einer künstlichen Intelligenz wie Siri möglich oder indem man auf Gastdozenten aus anderen Ländern zurückgreift, die online rund um die Uhr Hilfestellung geben können. Wir könnten OnDemand-Kurse anbieten, die jeder sofort nutzen kann, wenn er sie braucht. Ähnlich wie bei einem E-Book bedeutet das: Ich will das Angebot innerhalb von Minuten nutzen können, ohne auf einen Kursstart zu warten.
Wir müssen digitale Bildung neu denken, denn auch Vorlesungen von 90 Minuten und Kurslaufzeiten von einem Semester sind nicht notwendig. Ein Kurs ist so lange, wie er braucht um das Thema zu vermitteln. Das kann eine Woche sein oder ein Jahr. Warum kann ein zukünftiger Lerner nicht so lange etwas lernen, wie er Lust hat? Dank Netflix gibt es das Binge Watching, warum gibt es kein Binge Learning? Warum muss ein Lerner nach 90 Minuten Vorlesung aufhören sich mit dem Thema zu beschäftigen, wenn er gerade warm geworden ist, um dann ein völlig neues Thema vorgesetzt zu bekommen?
Bei digitalen OnDemand-Inhalten ist das möglich und wir erleben das heute schon, denn wenn man die Inhalte weit genug runterbricht (der Fachmann nennt das dann Mikrolearning oder Learning Objects), dann können wir das auch YouTube-Filmchen nennen. Denn wie man eine Fahrradkette wechselt oder einen Rollbraten kocht, kann ich schon heute OnDemand auf YouTube lernen, ganz ohne MOOCs oder eine Schule.
Ich weiß nicht, ob solche Überlegungen einen unmittelbaren Einfluss auf die bestehenden Systeme wie Schule oder Hochschule haben. Um wirklich digitale Bildung einzuführen, braucht es neue Strukturen. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass es diese neuen Strukturen geben wird und sie sich nur durch Skalierung rechnen werden. Wir in Lübeck arbeiten daran und natürlich alle großen Bildungsanbieter weltweit auch. Da die deutsche Bildung jedoch nicht auf das Geld achten muss, gibt es hier auch keinen Druck zu einem Wechsel. Daher bin ich wieder am Anfang, denn dann ist E-Learning gescheitert.
Mein Lieblingssatz: "Ein schönes Beispiel dafür ist die E-Mail (sie hat nicht direkt mit dem E-Learning zu tun, wird dort aber sehr gerne genutzt).".
Leider spiegelt diese Aussage die Qualität des gesamten Artikels wider...
Hallo,
wir halten diesen Kommentar für extrem grenzwertig, haben ihn aber auf Bitten des Autors des Blogposts veröffentlicht. Generell freuen wir uns über Kommentare, auch über sehr kritische. Worüber wir uns nicht freuen, sind Pöbeleien. Bitte untermauern Sie Ihre Kritik beim nächsten Mal mit Argumenten.
Ihr Hochschulforum Digitalisierung
Lieber Christian,
leider kann ich auf die Kritik nicht richtig reagieren, da sie sehr kurz ist und ohne Argumente. Ich hab in den letzten 14 Tagen sehr viel Rückmeldungen zu dem Artikel bekommen, die zu 80% positiv waren, dann gab es ca. 15% Krik und ca 5% Ablehnung ähnlich ihres Kommentars. Ich denke, wenn man sich etwas weit herauslehnt und visionär schreiben will, kann man es nie jedem recht machen. Ich bin jedoch mit den Rückmeldungen sehr zufrieden.
Liebe Grüße
Andreas Wittke
Hallo Herr Wittke,
vielen Dank für Ihren Beitrag, der mich zum Nachdenken gebracht hat. Er kann darum sooo schlecht nicht sein. ;-)
Nach meiner Einschätzung vermischen Sie darin zwei Szenarien bzw. wechseln dazwischen hin und her: die reine Online-Lehre (zu der MOOCs sicher ein Anfang sind) und die digital unterstützte Präsenzlehre. So ähnlich wie es heute noch Papier und Bücher gibt und eMails und eBooks hinzugekommen sind, wird es auch im Bildungssektor sein: Die nicht-digitale Lehre wird kaum von der digitalen Lehre komplett ersetzt werden. Der Anspruch besteht m.E. auch gar nicht. Es werden beide und sogar Mischformen nebeneinander weiter bestehen.
eLearning, Blended Learning, MOOCs, Webinare o.Ä. werden sich meiner Meinung nach aber nicht durchsetzen (oder auch nicht), weil es eine ökonomische Skalierbarkeit gibt (das ist mir persönlich zu stark Lehre-zentriert), sondern wenn sie dem/der Lernenden(!) einen echten Mehrwert bieten. Es kommt also darauf an, ob ich als Lernender persönlich einen Vorteil darin sehe, digital unterstützt zu lernen, ortsunabhängig zu lernen (weil ich im z.B. im Café das Lehrbuch vergessen, dafür aber einen Laptop und eine Internetverbindung "dabei" habe), zeitunabhängig zu lernen (z.B. weil die Uni-Bibliothek nachts um drei nun mal nicht geöffnet hat). Je mehr Menschen darin einen Vorteil sehen (und so viele wie gemeinhin angenommen sind es gar nicht), DANN wird sich eine neue Kulturtechnik etablieren (schon gar nicht "durchsetzen", weil das Eine nicht per se besser ist als das Andere). Sonst eher nicht. Die Nutzenden(!) entscheiden das, eher nicht die sog. "Entscheider" in den Hochschulen.
Das Schlagwort oder die Fragestellung müsste demnach eigentlich nicht sein "Diese oder jene Lernform sei tot", sondern vielmehr: "Wie kann Digitalisierung zur Diversität von Lernformen beitragen?" oder "Wie kann Digitalisierung die Lernenden selbst ermächtigen, die für sie passende Lernform zu finden?" - Die "wirklich digitale Bildung", wie Sie sie im letzten Absatz nennen, ist meines Erachtens kein Selbstzweck an sich. Sie wird weder die "nicht-digitale Bildung" komplett ersetzen (es soll Studierende geben, die sogar noch gern in den Hörsaal gehen oder sich in Lerngruppen treffen, so ganz 90er-Style, d.h. "in real life"), noch wird sie qua Naturgesetz über uns hereinbrechen und alles hinwegfegen.
Ganz im Sinne der Evolution wird es eine große Vielfalt geben, hier und da auch ein paar Nischen der Existenz für vielleicht skurril anmutende Lernformen (90-minütiges "Vorlesen" z.B.), aber letztlich wird sich das durchsetzen, von dem sich der/die Lernende einen individuellen Vorteil verspricht. Das hängt sehr von den persönlichen Werten der Lernenden ab. Die Dampfmaschine und Eisenbahn haben die alten Pferdekutschen nicht abgelöst, weil sich Strukturen verändert haben, der Leitzins gesenkt wurde oder es große Förderprogramme dafür gab, sondern weil sie einen ganz konkreten Nutzen für die Anwender hatte. Die Strukturen haben sich erst durch die Umsetzung geändert. Sie sind auch meist das letzte, was sich ändert. ;-)
Für die Hochschulen strategisch heißt das meines Erachtens, eine Entscheidung zu treffen: Welche Angebote will ich für welche Lernformen vorhalten? Will ich als FH Lübeck tatsächlich mit den MOOCs der großen amerikanischen Unis mithalten? Welche Zielgruppe will ich ansprechen? Wie gut kenne ich meine Studierenden eigentlich? Begreife ich mich als Präsenzhochschule oder als "Fern-Uni Hagen"? Da gibt es m.E. kein Richtig und kein Falsch - und dementsprechend auch keine Wahrheiten über Grenzkosten. Das bleibt jeder Hochschule selbst überlassen, wieviel ihr welche Angebote für welche Lernformen im wahrsten Sinne des Wortes "Wert" sind.
Von daher würde ich bzgl. keiner Lernform von "gescheitert" sprechen. Die eBooks sind auch nicht "gescheitert", nur weil es noch Bücher in Papierformat gibt. :-)
Herzliche Grüße,
Peter England
P.S. Übrigens: eMails lassen sich auch an mehrere Empfänger verschicken. ;-) Das ist kein USP von whatsapp. Auch die "Asynchronität" von eMail und whatsapp ist kein Unterschied. Das ist kein "neuer Prozess der Kommunikation". ;-)
Lieber Herr England, zuerst einmal vielen Dank für den ausführlichen Kommentar. Mein Artikel sollte natürlich etwas provozieren und vor allem die Entscheider wachküssen. Ich lese aus ihrem Kommentar jedoch eher Zustimmung, da ich eigentlich nichts anderes geschrieben habe. Ich erwarte auch keine Disruption. Ich sehe eher eine neue Vielfalt, genauso wie Sie.
Liebe Grüße Andreas Wittke
Lieber Herr Wittke,
vielen Dank für Ihren mutigen und kritischen Beitrag. Sie haben völlig Recht - in den bestehenden Strukturen der Hochschulen, die ja zT noch aus dem Mittelalter stammen, kann die Digitalisierung nicht erfolgreich sein. Die Digitalisierung kann aber, wenn Sie subsidiär und nicht zentralistisch durchgeführt wird, akademische Freiheiten zurückbringen, die etwa im Bologna-Prozess unter die Räder gekommen sind. Hochschulverwaltungen und Ministerialbürokratien müssen offene Plattformen zur Verfügung stellen, die Wissenschaftler für den Austausch nutzen können. Beispiele wie ResearchGate zeigen die Möglichkeiten. Bei der Mittelvergabe für digitale Inhalte sollte ein offener und transparenter Wettbewerb um Exzellenz erfolgen.
Viele Grüße
Dominik Große Holtforth
Lieber Herr Große,
vielen Dank für den Kommentar. Ob Digitalisierung subsidiär erfolgreich sein kann, ist ein spannender Gedanke. Vieles spricht dafür, da es inzwischen so mächtige Tools in der Cloud gibt, dass jeder Einzelne alle Freiheiten (Recherche, Produktion, Distribution, Marketing) hat um seine akademischen Freiheiten ausleben zu können. Allerdings zeigt uns GAFA das genaue Gegenteil, denn ein gutes digitales System, kostet wirklich ganz viel Geld und macht nur zentralistisch Sinn. In diesem Zwiespalt bewegen wir uns. Witzig ist dabei, dass gerade Research Gate (ich finde das System wirklich sehr gut) von Bill Gates unterstützt wird https://www.gruenderszene.de/allgemein/bill-gates-researchgate Das zeigt wiederum, dass StartUps es schaffen gute Systeme zu erschaffen, aber halt nicht die alten Systeme, die mit sich selbst beschäftigt sind.
Lieber Andreas,
komme endlich dazu, Deinen Blogbeitrag auch mal zu lesen, was ich mir schon lange vorgenommen hatte. Ich finde die Überlegungen anregende und wichtig. Für manches muss ich noch weiterdenken, genau dafür ist der Beitrag gut.
Was ich anders sehe:
1. Wurden LMS mit schlechter Usability wirklich von Pädagog*innen entwickelt? Ich meine nicht. Und wenn, war dann vielleicht der Austausch der verschiedenen Akteure untereinander einfach verbesserungsfähig? Didaktische Fragen formulieren immer auch Ansprüche, können manchmal dazu führen, dass man zunächst erkennt, dass die Lehr- und Lernprozesse komplexer sind, als man dachte. In der konkreten Umsetzung ist dann die Herausforderung, diese Komplexität handhabbar zu halten. Meine Einschätzung ist eher, dass die didaktische Gestaltung sowie die technische Umsetzung stärker Hand in Hand gehen müssen. Für viele Aktivitäten, die beim Lernen wichtig sind, stehen Entwicklungen in LMS (oder von mir aus auch in anderen gerne auch offenen Online-Lernumgebungen) noch aus. Da kann man Aspekte von Whatsapp und Co übertragen, aber Lernen funktioniert in Bildungsinstitutionen nunmal zumindest in Teilen anders. Nämlich immer auf ein (in unterschiedlichem Maße) institutionell vorgegebenes Ziel ausgerichtet. Und ob die zeitliche Entzerrung / Flexibiltität hilfreich sein kann, um die Komplexität handhabbar zu machen - das ist für mich noch eine offene Frage.
2. Skalierung: Klar, Digitalisierung wird stark mit der Skalierung zusammen diskutiert. Ich bin da kein Experte für Skalierung, aber die Überlegungen, die z.B. Jeremy Rifkin zur Null-Grenzkosten-Hypothese anstellt, fand ich durchaus interessant. Die Frage ist allerdings im Bildunsgbereich: Was kann skalieren? Du führst die Betreuung der MOOCs an. Hier kenne ich aber bislang wenige wirklich überzeugende Konzepte, Betreuung und Feedback sind m.E. immer noch eine große Herausforderung bei MOOCs. Peer-Feedback funktioniert zum Teil, die xMOOCs (ich weiß man unterscheidet eigentlich nicht mehr so wirklich) mit großen Namen sind doch immer noch so angelegt, dass man die renomierten Professorinnen und Professoren als Teilnehmende/r kaum zu Gesicht bekommt.
Und jetzt sag mir bitte wo ich mich irre - oder Du Dich ;)
LG
Timo
Lieber Timo,
danke für dein schönes Feedback. Natürlich kannst Du Dich niemals irren, vielleicht interpretierst Du nur etwas anders ;-)
Natürlich war der Vergleich mit der schlechten Usability etwas weit hergeholt, aber ich wollte das nicht endlos ausführen. Das Problem bei der LMS Entwicklung gerade in Deutschland ist, dass bei den Projekten keine Grafiker oder UX-Experten beantragt werden. Wie auch, denn das wäre höchstens eine 1/8 Stelle und das kriegt man nicht beantragt. Daher haben fast alle Projekte eine schlechte Usability und da die meisten Projekte von dem deutschen Satz "Die Technik folgt der Didaktik" geprägt sind, kommt halt schlechte Usability heraus. Das kann von Pädagogen kommne oder von Informatikern, es ist ein Grundproblem bei den Projekten, die dafür meist zu klein sind. Natürlich hast du vollkommen recht, dass die Entwicklung Hand in Hand gehen muss, aber dafür brauchst du eine ständige UX-Design-Kapazität, denn neben der Didaktik kommt gleichberechtigt Technik und UX und nichts anderes wollte ich sagen. Und natürlich ist auch alles komplexer und juss weiter erforscht werden, was ja Deine Leidenschaft sein sollte ;-)
Zu 2 kann ich auch nur meinen Text wiederholen, denn wir sind am Anfang der digitalen Bildung. Du argumentierst hier auch wieder in den alten Strukturen, denn man möchte nicht skalieren. Ja warum dann aufwendige digitale Produktionen? Man kann das sein lassen oder auf OER hoffen (das sind auch bisher nur Experimente) aber rechnen wird sich das so nicht. Das xMOOCs mit großen Namen besser funktioniert, als mit großer Didaktik spricht eigentlich für sich. Denn Didaktik kann man nicht sehen und ganz schlecht messen. Da müssen die Didaktiker einfach mal Marketing lernen oder bessere UX lernen. Das ist ja genau das, was ich kritisiere. Hier ist eine Mentalität entstanden, die einfach so weitermachen will. In den letzten 500 Jahren hatte der Frontalunterricht keine Konkurrenz und jetzt ist in 5 Jahren ein Gegner gekommen und zuerst wurde er belächelt, dann bekämpft und dann....Du kennst den Spruch ;-)
Liebe Grüße aus dem Norden
Andreas
Frontalunterricht – wo wird das noch gemacht? – Aber es gibt ja Vorlesungen (und wenn es um die Vermittlung von Wissen geht, sind Vorträge nach wie vor ein ideales Werkzeug – Das ziel ist aber nicht mehr die reine Wissensvermittlung (und das Abragen von Wissen mit Multiple-Choice-Fragen). – Sondern die Vermitlung von Kompetenzen, die immer vom selbst lernenden Teilnehmer ausgehen müssen. Die entscheidende Frage ist also die: was leistet das jeweilge Werkzeug für diesen oder jenen Zweck. – Wenn soziale Bindung ein Faktor der Motivation ist, dann ist es absurd 2000 Menschen in einem Mooc mit Videos zu bedienen, ohne in einen dialog mit ihnen zu treten. Es ist wenig hilfreich, wenn man jede Lernblockade selbst finden muss (ohne jemanden fragen zu können, was auf edx z.B. generell nicht angeboten wird, weil die Skalierung nur die Nutzung der Inhalte, nicht aber der Kommunikation ermöglicht. – Diese Videos auf edx sind dann nichts anderes als Vorträge – zu denen man dann weitere Übungen und Test hinzufügt. – Auch hier finde ich wieder die Qualität des Frontalunterrichts ohne vernünftigen Grund herabggemindert (Sie verweisen lediglich auf das Alter, als gäbe es da ein eingebautes Verfallsdatum). – Keine Kulltur-Technik ist Selbstzweck – Sie müssen die Relationen herstellen zwischen den Absichten, den Möglichkeiten und deren Umsetzung. – Briefe, Bücher, Videos, E-Mails, Whatsapp, Blended-Learning und Moocs, alles hat eine bestimmte Berechtigung, hat die daktische Möglichkeiten und wenn sie so wollen eine bestimmte Reichweite.
Schöne Grüße
JF
wollte Deinen Fehdehandschuh natürlich nicht unbeantwortet lassen :). Andere Sachen gingen vor. Aber jetzt:
dass die Technik der Didaktik folgt, heißt nur, dass es ums Lernen geht und dass ich mich deshalb zuerst damit auseinandersetzen muss, was besonders günstig dafür ist, dass gelernt wird. Dass die Technik dafür da ist, dem wirst Du doch auch nicht widersprechen wollen, oder? Nun ist es leider manchmal so, dass Umsetzungen so erfolgen, dass zwar gut geplant und konzipiert wird, die UX-Frage aber zu wenig beachtet wird. Da gebe ich Dir Recht.
Ich habe nichts grundsätzlich gegen das Skalieren. Es muss nur funktionieren. Wenn die Medienproduktion so aufwändig ist (und wir sprechen hier vermutlich erstmal nur vom Material, die Manpower zur Betreuung ist m.E. ein weit größeres Problem), dann muss man sich von der Vorstellung, man könnte Geld einsparen, wohl verabschieden. So wie ich die Null-Grenz-Kosten-Diskussion wahrnehme/verstehe, geht es dort ja vor allem um Infrastruktur für Produktionsbedingungen. Da ist ein großes Problem, dass es wenige Infrastrukturen für digitale Bildung gibt, die nicht kommerziell angelegt ist. Wenn ich mich recht erinnere, hast Du da aber auch eine andere Meinung zu - zu der wir gerne weiter diskutieren können. Einfaches Weitermachen sehe ich nicht. Wenn man es negativ sieht, gibt es ggf. schon mal an Hochschulen Reform-Müdigkeit, vor allem weil die meisten Reformen so durchgeführt wurden, dass sie on-top gemacht werden müssen (Freiräume, Slacks dafür: eher Fehlanzeige: vgl. hier das Papier von Stefan Kühl, Ines Langemeyer und Gabi Reinmann https://sozialtheoristen.de/2017/05/18/jenseits-eines-potpourris-von-plattitueden-zur-forderung-des-wissenschaftsrates-nach-lehrverfassungen-an-den-hochschulen/ oder mein alter, etwas anders angelegter Blogpost hier: https://tvtsblog.blogspot.de/2010/03/stille-hochschuldidaktik-und-elearning.html). Die Auseinandersetzung mit der Digitalisierung findet vielleicht nicht in der Masse aller wichtigen Akteure statt und sehr divers aus ganz verschiedenen Richtungen. Sie findet auch sicherlich zu wenig mit Blick auf die Kernaufgaben der Hochschule statt, das liegt aber auch daran, dass die Forschungs (und Entwicklungs)-bereiche, die sich mit der Hochschule als System auseinandersetzen (z.B. Hochschulforschung, Hochschuldidaktik, Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsdidaktik, Bildungsforschung, Wissenschaftskommunikation) im Vergleich zu anderen Bereichen wenig strukturell angelegt sind und gefördert werden. Da muss noch viel passieren, damit die Hochschulen ihre Kernaufgaben gut wahrnehmen, weiterentwickeln oder gar als Innovationstreiber auftreten können - und man nicht immer sagen muss, dass die Technik der Didaktik folgt, sondern auch aus der Didaktik Innovationen so deutlich werden, dass vielleicht die Diskussion mal anders aufgegriffen wird, weil Innovationsimpulse stärker aus der Didaktik kommen. Was ich dann aber auch schon erlebt habe, sind abwehrende Antworten, das sei technisch ja gar nicht möglich oder zu aufwändig….so kann der Gral ja nu auch nicht aussehen.
Liebe Grüße vom Rhein in die Thomas-Mann-Stadt
Danke für diesen aufschlussreichen und auch provokativen Artikel. Ich bin ganz damit einverstanden, dass wir im Bereich der Bildung noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen sind. Digitale Lernformen sind im Moment noch ein Abbild analoger Techniken, mit einigen Vorzügen wie z.B. Autokorrektur, Chat mit Kollegen und Ortsunabhängikeit, aber aus meiner Sicht schöpft das noch nicht die Möglichkeiten aus, die wirklich möglich wären.
Fast alle Plattformen, die ich kennengelernt habe sehen den Lernenden noch als Konsumenten, der sich Wissen aneignet und dazu ein paar Übungen löst, um zu sehen ober er den Stoff begriffen hat. Wir Lehrenden meinen immer noch, dass wir die Fragen stellen müssen, die die Lernenden zu beantworten haben. Interessant ist aber der umgekehrte Weg: Lassen wir einmal die Schüler Übungen entwerfen und schauen was passiert. Genau da denke ich, bringt die Digitalisierung grosse Vorteile: Anstatt ein paar langweilige Fragen zu stellen, bei denen wir Lehrenden denken, dass sie helfen, den Lernfortschritt zu unterstützen, lassen wir einmal die Schüler selber fragen. Sie denken sich dazu eine Lösung aus und stellen die Fragen den anderen Mitstudenten. Diese Art von Lernform testete ich gerade mit 6. Klässlern. Sie bereiten sich auf eine A2 Prüfung im Deutsch vor. Aus langweiligen Grammatikstunden sind plötzlich spannende Vorbereitungen für Onlineübungen auf learningapps.org geworden. Auch die Schüler waren sehr motiviert: Sie haben sogar die 5 Minutenpause zwischen den Doppelstunden vergessen.
Die Schüler Übungen und dazu passende Lösungen selbst entwickeln zu lassen, finde ich eine sehr gute Idee. In Präsenz-Seminaren kann man damit aus "verstaubten Vorträgen" ein spannendes Rätsel-Event für alle machen.
In der digitalen Welt ist das aber deutlich schwieriger. Hier fehlt erstens die Gruppendynamik, die ja einen großteil des Spaßes solcher frei definierbarer Übungen ausmacht. Auch die technische Umsetzung stelle ich mir schwierig vor. Dazu müsste es an mehreren Stellen statt einer Übung eine Art eigenes Forum geben, in dem man die Aufgabe des Vorgängers liest, ne Antwort austüftelt und sie dann ins Forum schreibt. Und der Vorgänger müsste dann darauf reagieren und die Antwort bewerten bzw. seine gedachte Lösung veröfffenltichen. Und daraufhin müsste der neue Lernende im Forum seine neu ausgedachte Aufgabe für den Nächsten hinterlassen.
Damit hier kein Chaos entsteht, müsste dieses Forum zumindest eine kleine Hierarchie für Aufgaben und Lösungen bzw. Diskussionen dazu bieten.
Haben Sie denn schon Erfahrungen mit der digitalen Umsetzung von individuell erfundenen Übungen?
vielen Dank für Ihren provokanten, aber im Kern richtigen Beitrag. Das "Nachbauen" von Analog-Umgebungen im digitalen Raum würde auch ich als Symptom des Scheiterns beurteilen. Ich möchte nur ein paar Worte zum Sprachen lernen im digitalen Raum loswerden:
Fachliches Wissen vs. Prozedurales Können
Eine Sprache zu sprechen ist eine spezielle Fertigkeit, die über bloßes Faktenwissen (was zu bestimmten Teilen durch bloße Rezeption und einfache Lernzielkontrollen in einem MOOC erworben werden kann) hinausgeht. Im Grunde gibt es drei Grundbedingungen, die zu Lernerfolg führen:
Digitale Bildungsangebote können v.a. Nr. 1 (Input) und in Teilen auch Nr. 2 (Output) skalierbar abbilden. Die (sinnhafte und gewinnbringende) Moderation von 2000 MOOC-Teilnehmern durch wenige Tutoren haben Sie bereits angesprochen... Wir experimentieren bereits sehr erfolgreich mit Erklärvideo-Learning-Nuggets zum Thema "Bewerbungstraining auf Englisch" (www.jobline.lmu.de). Doch eine Output-Generierung, die über Lückentexte und Multiple Choice hinausgeht, ist digital (noch?) nicht abbildbar - auch und v.a. wenn es um Evaluierung der Leistung geht. So dominant die Voice-Assistants (Alexa, Siri...) im Digitaldiskurs gerade sind, so schlecht ist die Spracherkennung - gerade wenn es um Genauigkeit und Abweichungen von der Norm geht. Beides ist unverzichtbar für Sprachen lernen.
Blended Learning als notwendige Übergangstechnologie
Ja, Hybridautos sind weder Fisch noch Fleisch. Aber diese Übergangstechnologie ist eben aktuell noch nötig, da es flächendeckend nicht das Stromnetz gibt, erschwingliche E-Autos kaum Reichweite besitzen. Solange also nicht das 25.000-Euro-E-Auto mit 500km Reichweite zu kaufen ist, braucht es hybride Ansätze, bis der Markt so weit aus. Ähnlich erscheint es mir beim Thema rein digitale Lehre: Gerade bei komplexeren Phänomenen, die nicht ohne Weiteres in Learning Nuggets aufgebrochen werden können, gelangen rein digitale Bildungsarrangements an ihre Grenzen. Echte, wirklich synchrone face-to-face Interaktion (Lehrer-Schüler- und Schüler-Schüler-Diskurs) ist bei gewissen (! - nicht grundsätzlich!) Fertigkeiten schlichtweg unersetzbar. Das angestrebte Zielverhalten (effektiv in z.B. Englisch Gehaltsverhandlungen führen) muss möglichst zielnah performativ eingeübt werden - und das geht (noch?) nicht skalierbar, d.h. algorhitmisch evaluiert und ohne echtes menschliches Gegenüber. "Amazon Echo Look" hin oder her.
Dennoch können Teile der Lehre sehr wohl skalierbar und rein digital stattfinden. Das muss dann auch nicht nach "Kurswochen" oder "Semestern" geschehen, sondern eben phänomenbasiert oder eben nach Learning Nuggets (= bedarfsorientiert). Unsere Forschungen zum Thema "Englisch lernen mit Erklärvideos im Flipped Classroom" haben gezeigt, dass sehr wohl klar umrissene Aspekte eines so komplexen Phänomens wie Englisch lernen ins Digitale ausgelagert werden können (skalierbar). Aber eben als Brücke und Teil des Gesamtkonzepts. Ob der oder die Studentin sich dann wirklich ordentlich im Bewerbungsgespräch verkauft, erfahren wir eben erst in der face-to-face Interview-Situation. Daher erscheint mir Ihr schnelles Übergehen des Flipped Classroom als Methodenkonzept vorschnell. FC will ja nichts anderes als Lernphasen, die besser individuell ablaufen (Texte lesen, Instrukltionsvideos statt Vorlesung, mechanisches Üben) in das Digitale zu schieben und soziale Interaktion, die z.T. (!) besser face-to-face abläuft, in der Präsenzlehre stattfinden zu lassen.
Zu gewissen Anlässen, sowohl im beruflichen wie auch im privaten Bereich, treffen wir uns immer noch face-to-face. Um eine solche Situation vorzubereiten reicht das Digitale (noch) nicht, kann aber eine echte Bereicherung darstellen, wenn nicht bloß analoge Strukturen schlecht nachgebaut werden, sondern Mehrwerte wie Differenzierung (ich kann mir das Video so oft anschauen, wie ich will - ein Vorlesung in der Uni aber nicht anhalten) genutzt werden.
Grüße aus München,
Ihr Franz Steinberger
vielen Dank für den sehr guten Beitrag! Ich bin sicher kein elearning-Gegner und habe selbst schon gute Erfahrungen gemacht. Ich sehe jedoch den Hype, der seit 15 Jahren darum betrieben wird, mit kritischen Augen. elearning kann ein gutes und hilfreiches Lernmittel sein, wenn es richtig eingesetzt wird. Aber es ist kein Allheilmittel.
Es sind immer noch die Zielgruppe und deren Bedürfnisse, die ein Lernmittel zu einem guten, passenden Format machen. Davon sollte es abhängen, wie ein Trainingskonzept gestaltet wird - nicht davon, ob ich als HR etwas "modernes" einbauen will, oder ob ich als Firma damit Kosten sparen kann.
Glückwunsch auch zum spannenden Feedback. Es ist gelungen zu provozieren - ein großer Erfolg! Ich verlinke ihn gern auf meinem Blog.
Viele Grüße,
Anne Dreyer
Sehr geehrter Herr Wittke,
ich teile Ihre Auffassung in weiten Zügen nicht. Sie ist zu oberflächlich und führt in die Irre. Die E-Mail bildet Briefe nicht einfach digital ab, sondern hat besondere didaktische Funktionen (TN zurückzuholen, Feedback zu geben, Kommunikation auch individuell zu führen etc. E-Mails sind ein Werkzeug zur Motivation und zum Motivationserhalt. – Früher hätte man diese Kommunikation anders geführt: Beispiel Funkkolleg, wo man sich auf Film, Radio und Buch beschränkte und Briefe nicht als zentrales Werkzeug genutzt hat um in eine gegenseitigen Kontakt einzutreten, was vom Aufwand und vión den Kosten her nicht zu leisten gewesen wäre). – Whatsapp ist ebenso ein schlechtes Beispiel, weil der Zweck nur auf kurze Nachrichten beschränkt bleibt, – man oft mit unnötiger Kommunikation und privaten Nachrichten zugemüllt wird – und es schnell unüberichtlich wird, wenn man eine frühere Nachricht sucht (weshalb man dann alles regulär speichern muss). – Und im Grunde bietet Whatsapp (folgt man iherer Argumentation) kaum mehr als ein E-Mail. – Gegen Blended-Learning führen sie die mangelnde Skalierbarkeit auf, was sie zu Moocs bringt. – Das ist schon deshalb abstrus, weil ein Blick auf die Abrecherquoten genügt, um solche Behauptungen infrage zu stellen (die bewegen sich bei 80%). – Skalierung ist nicht alles (schon gar nicht ohne didaktischen Zweck). – Moocs müssen inhaltlich gut vorbereitet und strukturiert sein. Sie leiden darunter, dass tausende gleichzeitig schreiben und reden (aber niemand noch Zeit findet dabei auf irgendjemanden zu reagieren). – Und wenn es um den entscheidenden Punkt geht, Kompetenzen zu erwerben, dann ist die Frage noch gar nicht untersucht, ob ein Mooc dies besser leistet als Blended-Learning. – Skalierung ist nicht das einzige und sicherlich auch nicht das wichtigste Bewertungskriterium (denn der Selbstlerner muss ein Vorwissen mitbringen, er muss medial affin sein, Willensstärke und Durchhaltungsvermögen besitzen etc. – Wenn Sie die Rahmenbedingungen nicht benennen, und wesentliche Aspekte einfach unter den Tisch fallen lassen, dann sieht ein Apfel auch schon einmal wie ein Birne aus.
Mit freundlichen Grüßen
Lieber JF,
alle Vergleiche, vor allem analog zu digital sind sehr schwer und nur bedingt logisch. Sie helfen vor allem der Reflektion und anscheinend hat hier auch funktioniert :-) Aus meiner Erfahrung (hauptsächlich digitale Lehre mit Online-Fernstudium und Online-Weiterbildung) funktionirt WhatsApp hervorragend, da viele Fragen kurz sind und es eher darum geht, schnell eine Antwort zu bekommen oder einen Hinweis, wo die steht. Bei uns nutzen über ca 90% der Studierenden WhatsApp zum Austausch von Informationen und in Asien kommunizieren ganze Online Unis nur über WeChat und Co. Ob die Abgänger dadurch schlechter sind als mit Mail, weiss ich nicht, wenn man das überhaupt messen kann. Ich denke eher, es geht um zeitgemäße Kommunikation. Man kann das alles auch mit Briefen machen, da bin ich völlig Ihrer Meinung.
Zu den Abbrecherquoten möchte ich noch anmerken, dass MOOCs freiwillige Weiterbildung ist. Diese kann man seriös weder mit dem Studium noch mit der betrieblichen Weiterbildung vergleichen, da hier ganz andere Rahmenbedingungen gelten. Bei der Skalierung geht es auch eher um die Finanzierung des Angebots. Ein digitales Angebot eignet sich dafür besser, wenn man darauf keinen Wert legt, dann kann man garantiert besser in Präsenz in Kleingruppen lernen. Dann erhöht man einfach den Preis pro Lerner. Das machen viele Bildungsanbieter seit Jahren und ist unbestritten qualitativ besser. Nichts anderes steht auch im Text, daher danke für die Bestätigung.
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