Neue Impulse für die Hochschulforschung

Neue Impulse für die Hochschulforschung

19.05.16

Symbolfoto: Die Hochschulen sollten sich selbst stärker zum Forschungsgegenstand machen.

Verglichen mit angelsächsischen Ländern ist die Hochschulforschung in Deutschland – also die Forschung der Wissenschaft über ihre eigenen Praxen und Gelingensbedingungen – deutlich unterentwickelt. Dieser Kommentar erschien zunächst im Zeit Chancen Brief vom 19. Mai 2016.

Symbolfoto: Die Hochschulen sollten sich selbst stärker zum Forschungsgegenstand machen.Zwar gibt es einige Spezialisierungszirkel in der Soziologie (INCHER Kassel, DZHW), doch gibt es in diesem Feld nur wenig kritische Masse oder internationale Sichtbarkeit. Die Dominanz der Sozialwissenschaften ist ein zusätzliches Problem: Zum einen erschwert sie interdisziplinäre Forschungsprojekte – etwa mit der Pädagogik, Didaktik, Ökonomie, Philosophie oder Hirnforschung. Zum anderen birgt diese Dominanz die Gefahr, dass die verschiedenen akademischen Disziplinen ihre Rolle und Bedeutung für die Hochschule, ihre fachlichen Traditionen und deren Implikationen für die Gestaltung von Lehre und Forschung nicht zum Gegenstand der eigenen wissenschaftlichen Betrachtung machen. Hinzu kommt, dass es mehr noch als in vielen anderen Forschungsfeldern ein erhebliches Transferproblem gibt: Erkenntnisse aus der Hochschulforschung sind den verantwortlichen Akteuren oftmals nicht bekannt.
Doch es gibt neue Impulse, die hoffen lassen.

Das DZHW könnte ein Kristallisationspunkt für solche Entwicklungen werden, wenn es sich klug weiter entwickelt, mit den Hochschulen vernetzt und möglichst viele Disziplinen einbezieht. Anregungen kommen auch von Ada Pellert, der neuen Rektorin der FernUniversität Hagen. Sie hat angekündigt, die Forschung der Universität zu Fragen des Universitätsbetriebs zu bündeln“ und unerforschte Bereiche (z.B. Digitalisierung der Lehre; Heterogenität von Studierenden) in den Blick zu nehmen. Diese Profilbildung könnte der gesamten Hochschulforschung neue Impulse geben – insbesondere dann, wenn es ihr gelingt, die Hochschule zu einem Real-Labor für die Hochschulforschung zu entwickeln. Und sie passt hervorragend zu einem Typus von Universität, die in einem differenzierten Hochschulsystem ihr Innovationspotenzial noch längst nicht ausgeschöpft hat. Endlich könnte die FernUniversität ihr Image als Hochschule, die mehr an Masse als an Klasse orientiert ist, ablegen und zukunftsgewandt mit neuen Lehr- und Lernformen experimentieren, neue Bildungsschichten erreichen und somit Vorreiter für einen neuen, konsequent am lebenslangen Lernen orientierten Hochschultyp werden. Dann gäbe es auch neue Argumente dafür, dass der Bund in die Förderung der FernUniversität einsteigt.

Bild: clement127 „In the lab“ CC-BY-NC-ND 2.0 via flickr.com

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