Partizipation, Hierarchie und digitale Räume

Partizipation, Hierarchie und digitale Räume

11.01.23

Titelbild zum Blogartikel aus der Reihe "Lets Talk Campus 2022": PARTIZIPATION, HIERARCHIE UND DIGITALE RÄUME. Ein Gastbeitrag von Eugen Esman, Isabelle Wessels und Ingo Kleiber. Logo: Lets Talk Campus, Stiftung Innovation in der Hochschullehre, Hochschulforum Digitalisierung.

Statushierachien und Wissensasynchronitäten (digital) überwinden: Wenngleich studentische Partizipation viel diskutiert wird, ist ihre praktische Umsetzung von Hürden gezeichnet – vor allem für Studierende. Eugen Esman, Isabelle Wessels und Ingo Kleiber (Universität zu Köln) zufolge scheitert eine nachhaltige Partizipation vor allem an bestehenden (Wissens-)Hierachiegefällen, die durch mangelde Wissensweitergabe und intransparente Handlungsabläufe weiter verhärtet werden. Die Autor:innen fordern daher mehr Investments für Wissensaufbau, die Schwächung von „Gatekeeper:innen“ sowie die Vereinfachung von Partizipationsprozessen – eine studentische Perspektive im Rahmen der Blogreihe „Let’s Talk:Campus“. 

Titelbild zum Blogartikel aus der Reihe "Lets Talk Campus 2022": PARTIZIPATION, HIERARCHIE UND DIGITALE RÄUME. Ein Gastbeitrag von Eugen Esman, Isabelle Wessels und Ingo Kleiber. Logo: Lets Talk Campus, Stiftung Innovation in der Hochschullehre, Hochschulforum Digitalisierung.Partizipation, Hierarchie und Digitalisierung sind im Hochschuldiskurs omnipräsent. Wir wollen hier eine studentische Perspektive aufzeigen, denn während studentische Partizipation im Diskurs an Bedeutung gewinnt, ist ihre praktische Umsetzung und Stärkung weiterhin eine Herausforderung.

Wissenshierarchien als Erklärungsmuster und Barriere

Ein Erklärungsmuster für mangelnde Partizipation besteht in den komplexen Hierarchiesystemen des Hochschulwesens, und besonders in problematischen Wissenshierarchien. Starke Partizipation erfordert: 1) hohe Fluidität mit Blick auf Wissen und Hierarchie, und 2) die transparente Bearbeitung von Wissensasynchronitäten.

Wissenshierarchien führen selbst bei motivierten Studierenden zu Scheiternserfahrungen. Ohne extensives Wissen, z. B. über Prozesse, ist es schwierig zu partizipieren. Diejenigen, die das Wissen haben, bestimmen den Diskurs. Um zu partizipieren, sind große Investments in Wissensaufbau und Networking notwendig. Zudem begünstigen Wissensasynchronitäten zwischen und innerhalb von Statusgruppen den Aufbau und die Zementierung von Statushierarchien.

Die Komplexität von langfristig wirkenden hochschulpolitischen Prozessen führt zu einer Wechselwirkung zwischen laufenden Prozessen und Historie. Daraus folgt die Erhärtung von als Hürden wirkenden Wissenshierarchien.

Zwei Probleme sind im Fokus: 1) Wissensasynchronitäten bleiben bestehen oder wachsen. 2) Implizites, nicht dokumentiertes und kommuniziertes, verlustgefährdetes Wissen wirkt von Entscheidungsstrukturen bis zum Sprachgebrauch. Es ist schwer zu erfassen und dient als (un)bewusstes Mittel zum Machterhalt.

Beide Probleme wirken auf die Selbstverstetigung der Hierarchie. Innerhalb von Studierendengruppen etablieren sich Personen, die einen erheblichen Teil des Informationsflusses und damit die Partizipationsmöglichkeiten steuern. Zudem wird die Etablierung von institutionalisierten Lösungen erschwert. Exemplarisch gehen Onboarding-Prozesse kaum über Oberflächlichkeiten hinaus und sind ohne Kontextwissen wenig verständlich.

Diese Faktoren begünstigen die Reproduktion des Systems, in dem zunehmend Wissens- mit Macht(erhalts)fragen verbunden werden.

Die Macht der Hybridisierung und Digitalisierung

In den letzten Jahren wurde das Potential von digitalen und hybriden Konzepten deutlicher denn je. Wir schlagen vor, diese Erfahrungen auf partizipationsrelevantes Wissen zu übertragen, um die Demokratisierung von Wissensstrukturen anzutreiben. Dabei kann auf die bereits aufgebauten Strukturen zugegriffen werden. 

Wir sehen hierfür mindestens vier Hebel, über die digitale Räume zu diesem Ziel beitragen können:

  1. Niederschwelliger Zugang zu Informationen,
  2. Schwächung von Gatekeeper:Innen,
  3. Soziale Incentivierung zum Wissensaufbau, und
  4. die Vereinfachung von Partizipationsprozessen, z. B. Befragungen.

Fazit

Digitale und hybride Ansätze können Machtverschiebungen erzeugen. Indem Wissensasynchronitäten aufgelöst und implizites Wissen explizit gemacht wird, werden Studierende zu eigenverantwortlicher Partizipation empowert. Der Abbau von Wissenshierarchien muss aber nicht auf einzelne Hochschulbereiche begrenzt bleiben, denn die Mechanismen wirken universell.

Könnten Hierarchien und Rollen zwischen Statusgruppen fluider werden, der Wissensaufbau die Partizipation stärken und Maßnahmen über Bereiche hinweg wirken? Entscheidend ist in jedem Fall der Kulturwandel hin zu bewusstem und partizipativem Wissensmanagement.

 

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Dieser Artikel reiht sich ein in die Blogreihe zum Event “Let’s Talk:Campus”, das am 20. Oktober 2022 stattfand – digital und live in Berlin. Ein besonderer inhaltlicher Schwerpunkt bildeten Fragen der studentischen Partizipation und Nachhaltigkeit. Wir wollen entsprechende Diskussionen fortführen – unter anderem beim University:Future Festival 2023. Der Call for Participation läuft bis zum 31. Januar 2023. 

Das Event wurde vom Hochschulforum Digitalisierung (HFD) und in Partnerschaft mit der Stiftung Innovation in der Hochschullehre (StIL) veranstaltet.

 

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