Zukunftsmodelle in Studium und Lehre: HFD-Studie zeigt große Veränderungsbereitschaft der Hochschulen
Zukunftsmodelle in Studium und Lehre: HFD-Studie zeigt große Veränderungsbereitschaft der Hochschulen
01.03.22Deutsche Hochschulen sind zu Veränderungen bereit und wollen digitale Formate auch nach der Pandemie weiter nutzen, so das Ergebnis einer vom Hochschulforum Digitalisierung (HFD) beauftragten Studie. Wie das “new normal” aussieht, bleibt dabei aber offen: Klare Konzepte für eine Zukunft nach Corona gibt es meist noch nicht und viele Hochschulen befinden sich weiterhin im Krisenmodus. Doch eine Tendenz zeichnet sich ab: Die durch die Pandemie beschleunigten Veränderungsprozesse in der Hochschullehre werden sich vermutlich auch zukünftig fortsetzen.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf strategische Hochschulentwicklungskonzepte im Hinblick auf eine Blended University standen im Fokus der aktuellen Befragung von Hochschulleitungen. Das Ergebnis: Die Hochschulen wollen das “Beste aus beiden Welten” (online und Präsenz) nutzen. Es besteht der Wunsch, nach Ende der Pandemie die Fortschritte bezüglich digitaler Lehre beizubehalten. In den letzten zwei Jahren haben 45 % der deutschen Hochschulen eine dauerhafte Mischung aus Präsenz- und Online-Lehre entwickelt, weitere 45 % hatten dies bereits vor der Pandemie angestoßen. Dafür, wie nach den sogenannten Corona-Semestern mit den Neuerungen umgegangen wird, gibt es an den Hochschulen jedoch verschiedene Ansätze: Während knapp 30 % die neuen Lehr-/Lernformate nur punktuell beibehalten möchten, streben 44 % an, diese weiterzuentwickeln.
In Summe zeigt die Studie eine große Veränderungsbereitschaft der Hochschulen. Die befragten Hochschulleitungen schätzen, dass der Anteil an Präsenzlehre künftig um ca. ein Viertel zurückgehen wird. Diese Tendenz zeichnet sich, in geringerem Maße, auch für Kunst-, Musik- und Medienhochschulen ab, die die größten Probleme mit der Ad-hoc-Umstellung auf digitale Lehre hatten. Die Entwicklung der vergangenen zwei Jahre ist vielversprechend, findet Julius Friedrich vom CHE Centrum für Hochschulentwicklung und Projektleiter beim HFD: “Die Krise ist eine Chance, veraltete Lernformate, wie die Vorlesung, in Frage zu stellen. Gerade wenn es um Wissensvermittlung geht, lässt sich dies gut in Online-Formaten abbilden. Die Präsenzzeit kann dann viel stärker für den Austausch und das gemeinsame Entwickeln und Arbeiten genutzt werden”.
Für konkrete und vor allem flächendeckende Zukunftskonzepte scheint es jedoch noch zu früh. Auch nach zwei Jahren sind die sich aufgrund der Pandemie ständig ändernden Bedingungen eine große Herausforderung für die Hochschulen. Langfristige strategische Fragestellung stehen deshalb bislang größtenteils hinten an, lautet das Resümee der Studie.
“Ändern sich jedoch langfristig die Anteile an Online- und Präsenzlehre, wird dies mit einer angepassten Infrastruktur einhergehen müssen”, konstatiert Dr. Jannica Budde, Projektmanagerin beim HFD für das CHE Centrum für Hochschulentwicklung. “Dafür braucht es strategische Leitplanken, anhand derer Strukturentscheidungen getroffen werden müssen. Hochschulen müssen sich also fragen, wofür sie nach der Pandemie stehen wollen.”
Die Studie wurde vom HIS-Institut für Hochschulentwicklung e. V. (HIS-HE) im Auftrag des Hochschulforum Digitalisierung durchgeführt und kann hier abgerufen werden. Ausgangspunkt der Studie war die Frage, wie sich Hochschulen in Hinblick auf eine Blended University und die damit verbundenen Zukunftskonzepte positionieren.
Wie sieht die Hochschule der Zukunft aus? Wie entwickeln sich Studium und Lehre in den kommenden Jahren weiter? Aus Sicht des HFD liegt eine mögliche Zukunft in der “Blended University”. Für das Jahr 2022 sind weitere Publikationen zu diesem Thema geplant. Den Anfang macht die vom HFD beauftragte und hier vorliegende Studie “Zukunftskonzepte in Sicht?”, durchgeführt von HIS-HE. Folgen werden im März das Magazin strategie digital mit dem Themenschwerpunkt “Blended University” sowie der neue HFD-Podcast “Das HFD Update”, der das Thema in der kommenden Ausgabe ebenfalls aufgreift. Weitere Aktivitäten folgen über das Jahr hinweg.