Neue Publikationen: MOOCs4inclusion und Going Open
Neue Publikationen: MOOCs4inclusion und Going Open
15.02.18Ende 2017 sind zwei interessante Studien des JRC Science Hubs der Europäischen Kommission erschienen: “Free Digital Learning Opportunities for Migrants and Refugees” sowie “Going Open – Policy Recommendations on Open Education in Europe (OpenEdu Policies)”. In den Publikationen werden digitale Lernangebote für Migranten und Flüchtlinge bzw. Implikationen der Open Education Bewegung analysiert.
MOOCs4Inclusion
Die Studie “Free Digital Learning Opportunities for Migrants and Refugees” ist eines der Ergebnisse des Projekts MOOCs4inclusion. Im Projekt entstand außerdem eine Webseite, die einen Überblick über Themengebiete, Zielgruppen und Arten von digitalen Lernmöglichkeiten für Flüchtlinge bieten möchte. Gegenstand der Studie sind die verschiedenen Angebote, die auf Effektivität und Effizienz der Vermittlung notwendiger Fähigkeiten überprüft wurden. Die Analyse wurde mithilfe einer Literaturauswertung und einer SWOT-Analyse, basierend auf semi-strukturierten Interviews und Fokusgruppen-Interviews, durchgeführt. Abschließend wurden Empfehlungen für die zukünftige Entwicklungen von Lernangeboten, aber auch für die weitere Forschung formuliert.
Eine zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass unter den Flüchtlingen und Migranten kaum Bewusstsein für digitale Lernangebote vorhanden ist. Obwohl die meisten ein Smartphone besitzen, wird es selten für strukturiertes Lernen eingesetzt. Am häufigsten genutzt werden Apps zum Deutschlernen. Die interviewten Personen betonen außerdem, dass digitale Angebote vielmehr als Ergänzung zu Präsenzangeboten eingesetzt werden sollten und persönlicher Kontakt für die Integration wichtig ist. Eine weitere Erkenntnis ist die Vielfalt der Faktoren, die auf die Lernerfahrung einwirken und berücksichtigt werden sollten, etwa Vorbildung, digitale Kompetenzen, Zugang zu Technologien/Internet und Unterbringung (innerhalb oder außerhalb einer Flüchtlingsunterkunft).
Die Auswertung der Lernangebote gestaltete sich schwierig, da in dem Bereich viel in Bewegung ist und viele Initiativen noch keine auswertbaren Daten hatten. Es wirkte sich vorteilhaft auf Initiativen aus, wenn geflüchtete Akademiker(innen) bei der Erstellung und Betreuung der digitalen Medien unterstützten. Kiron Open Higher Education wird als Best-Practice-Beispiel für eine gezielte, angeleitete und aus Online- und Präsenzelementen bestehende Initiative aufgeführt.
Die abgeleiteten Empfehlungen richten sich an die EU und Akteure, die an der Gestaltung von digitalen Lernangeboten interessiert sind. Neben persönlicher Unterstützung und multisprachlichen Ansätzen weisen die Autor(inn)en auch auf die Bedeutung der formalen Anerkennung von Lernerfahrungen hin. Des weiteren werden Vorschläge zur Finanzierung, Verbreitung und Zusammenarbeit gemacht, welche die Nachhaltigkeit der Initiativen sichern sollen. Außerdem sollte es weitere Forschung geben, die sich auf andere Lerngruppen als Akademiker(innen) bezieht. Die in der Studie untersuchten Lernangebote sollten zudem in einigen Jahren noch einmal untersucht werden, um langfristige Effekte abzubilden.
Going Open
Auch die Publikation “Going Open – Policy Recommendations on Open Education in Europe (OpenEdu Policies)” ist das Ergebnis eines Projekts des Joint Research Centers. In der ersten Laufzeit des OpenEdu Policies Projects von 2013 bis 2016 wurde eine Definition von Open Education und einen OpenEdu Framework ausgearbeitet, auf dessen Basis die Weiterarbeit an konkreten Politikempfehlungen erfolgte. 2016 und 2017 fanden unter anderem Fokusgruppen-Workshops mit Vertreter(inne)n von Bildungs- und Wissenschaftsministerien aller Mitgliedsländer und Organisationen wie UNESCO und OECD statt. Die Analyse wurde durch qualitative Interviews und Sekundärforschung ergänzt.
Andreia Inamorato dos Santos bietet einen umfassenden Einstieg in das Thema Open Education, indem sie auf Vorteile und Herausforderungen eingeht, sowie den Unterschied zu der Bewegung der Open Universities markiert. Demnach ist Open Education vor allem die Änderung einer Einstellung hin zu mehr Offenheit, die mithilfe unterschiedlicher Wege umgesetzt werden können, von denen manche digitale Technologien einbeziehen und andere einfach eine Änderung der Haltung erfordern.
Die formulierten Empfehlungen zielen auf die Erstellung eines Ökosystems für Open Education. Die interviewten Personen sagten übereinstimmend, dass die Vision eines Ziels für die Umsetzung am wichtigsten ist. Daher sollte ein systematischer und hollistischer Ansatz verfolgt werden. Dafür sind alle Ebenen von der institutionellen bis zur europäischen Stufe einzubeziehen und Aktionen können sowohl Top-Down als auch Bottom-Up erfolgen. Die politischen und strategischen Empfehlungen sind knapp erläutert und für die regionale, nationale und europäische Ebene aufgeschlüsselt. Für ein Open Education Ökosystem sind folgende Komponenten von Bedeutung: Sensibilisierung für das Thema, Regulierungen, Initiativen und spezifische Förderung, Partnerschaften, die Weiterbildung von Lehrenden, Akkreditierung und Anerkennung von Open Learning, Open Educational Resources, Unterstützung und Infrastruktur sowie Forschung und Evaluation.
Des Weiteren geht die Autorin auf vier verschiedene Typen von Strategien ein, die im Rahmen einer Fallstudie unter den 28 Mitgliedsstaaten identifiziert wurden. Diese vier Dimensionen werden in der Studie aufgegriffen und mit Beispielen für gelungene Ansätze und Initiativen unterlegt. Schließlich werden die Rollen der Stakeholder illustriert, die ausdrücklich zur Kooperation angehalten werden. Denn wie Inamorato dos Santos abschließend treffend formuliert: Open Education ist nicht das exklusive Feld einer einzigen Institution, sei es Schule, Universität oder ein Ministerium. Offenheit kann und sollte von allen gefördert werden, um Transparenz, Kollaboration und vor allem soziale Verantwortung in der Bildungspraxis zu erreichen.