In diesem Beitrag teilt Robert Wilken, Professor für Internationales Marketing an der ESCP Business School, seine Erfahrungen mit der Neustrukturierung seines Unterrichts im Digitalen und erklärt, warum diese für ihn mehr als eine Übergangslösung in der Krise ist.
Mit der Covid-19-Pandemie war auch die ESCP Business School gezwungen, den Unterricht vollständig auf Online-Formate umzustellen. Vorlesungen, Gruppenarbeiten, Übungen, Vorträge von Praxispartnern und letztlich auch Prüfungen mussten auf die neue „Situation“ von globaler Tragweite angepasst werden. Ist die Online-Lehre nun automatisch weniger interaktiv, weniger partizipativ, störanfälliger, vielleicht sogar langweiliger (für alle Beteiligten)? Oder eröffnet die Online-Umgebung einen Raum für neue Ideen, die wir unter den besonderen Umständen notgedrungen ausprobieren mussten, die aber vielleicht sogar für Zeiten der Beherrschung von Covid-19 sinnvoll bleiben?
Die Pandemie und damit die genannten Einschränkungen dauern nun seit etwa einem Jahr an; eine gute Gelegenheit also, über die unfreiwillige Testphase zu reflektieren. Dabei werde ich nicht auf technische Details eingehen, sondern mich auf das große Bild konzentrieren, das sich für mich bislang ergeben hat.
Die Kommiliton*innen gehören im 3. digitalen Semester schon fast zur Einrichtung. Was haben wir neben dem Umgang mit Videokonferenztools aus der Krise gelernt?
Als Ausgangspunkt stelle ich ein Konzept vor, das ich häufig in der digitalen Lehre studiengangübergreifend umgesetzt habe. Mir war klar, dass sich die üblichen 10 mal 3 Stunden Präsenzunterricht pro Kurs online nicht abbilden lassen, vor allem aufgrund der Gefahr geringerer Aufmerksamkeit bzw. schnellerer Ermüdung. Zentral war also die Idee, jede Veranstaltung in verschiedene Komponenten zu teilen:
Anstelle der sonst üblichen 10 mal 3 Stunden im Klassenraum hat jeder Studierende mit diesem Konzept 6 Vorlesungen à 2 Stunden, 6 asynchrone Einheiten à 2 Stunden für die Vorbereitung der Fallstudien und Projektaufgaben sowie 3 Sitzungen in Kleingruppen à 2 Stunden für die Präsentation der Lösungen. Umfangreicher als bisher ist sicherlich der regelmäßige Kontakt und das individuelle Feedback für die Teams zu den jeweiligen Projektschritten. Und als „Zugabe“ ist eine Klausurübung vorgesehen.
Dieses Lehrkonzept, wenn es auch auf einer einfachen Ausgangsüberlegung beruht, bringt mehrere Vorteile. Erstens eine verbesserte Vorbereitung auf der Seite der Studierenden und erhöhte Aufmerksamkeit durch Komprimierung der Inhalte; anders ausgedrückt: es entsteht Konzentration der Studierenden im Vorlesungsteil durch Konzentration der Inhalte. Zweitens mehr Engagement und höhere Motivation der Studierenden durch größere Autonomie (Selbstorganisation der asynchronen Elemente; Wahl des Projektthemas). Drittens ein größerer Lernerfolg durch regelmäßige Feedback-Gespräche. Die Liste der Pluspunkte ließe sich ohne Mühe fortsetzen. Dabei kann man festhalten: Nichts von alledem ist auf eine Online-Umgebung angewiesen; alle Komponenten sind unabhängig vom Format. Die durch die Pandemie erzwungene Umstellung hat also Chancen für die Neuausrichtung der Lehre allgemein offenbart.
Ein wenig problematisch bleibt aus meiner Sicht jedoch der mangelnde „Small Talk“ mit Studierenden am Rande der Vorlesung; so „small“ sind solche Gespräche offenbar nicht.
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