Die Corona-Pandemie stellt auch die Hochschulen vor großen Herausforderungen. Den Forschungs- und Lehrbetrieb bei möglichst reduzierten Kontaktzeiten aufrechtzuerhalten, erfordert konzentriertes Handeln aller Akteur*innen. Dieser Blogbeitrag widmet sich den Unterstützungsstrukturen für Digitalisierung in Studium und Lehre. Ganz konkret fand auf dem University:Future Festival (U:FF) Anfang Oktober eine Zukunftswerkstatt statt. Interessierte haben sich mit den Herausforderungen, den Potentialen und den agilen Supportstrukturen auseinandergesetzt. Die Ergebnisse sind in diesem Blogbeitrag dokumentiert.
Wenn sich Lehrende über die Gestaltung hybrider oder digitaler Lehre informieren wollen, kontaktieren sie an erster Stelle das Lehr-Lern-Zentrum ihrer Hochschule. Oder? Laut der e-fi-Studie “Digitalisierung der Hochschulen” haben lediglich 37,8% der Befragten (n=119) angegeben, über solch eine zentrale Organisationsstruktur zu verfügen. Die Struktur für die Digitalisierung in Studium und Lehre gestaltet sich je nach Hochschule sehr unterschiedlich. So übernehmen in 36,1% der Fälle die Zentralen Einrichtungen darüber hinaus auch andere Aufgaben. In 25,2% wird Support und Service für Digitalisierung in der Lehre durch dezentrale Einheiten organisiert. Und in 10,1% existiert keine Serviceeinrichtung an den Hochschulen. Daraus lässt sich schließen, dass mit den Aufgaben zur Digitalisierung in Studium und Lehre sehr viele unterschiedliche Einrichtungen und Akteure an einer Hochschule betraut sein können, darunter fallen folgende:
Doch ist für Lehrende und Studierende immer klar erkennbar, wer welche Dienste und Unterstützung für ihr konkretes Vorhaben oder Problem anbietet?
Die Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Darauf weisen auch Ergebnisse der HFD-Studie zu „Veränderungsprozessen in Unterstützungsstrukturen für Lehre an deutschen Hochschulen in der Corona-Krise (2020)“ hin. Deutlich wird, dass das Aufgabenspektrum der Unterstützungsstrukturen von Hochschule zu Hochschule variiert und das Überlappungen vorhanden sind (s. Abb. 1).
(Abbildung 1: HFD Studie (2020), N=107)
Somit steht die Hypothese im Raum, dass die strategische Ausrichtung der Unterstützungsstrukturen klar kommuniziert werden muss, damit Lehrende und Studierende den bestmöglichen Service- und Support erhalten können.
Die Universität Leipzig hat sich zum strategischen Ziel gesetzt, die Unterstützungsstrukturen für die Digitalisierung in der Lehre zu optimieren. Im Rahmen eines Workshops auf dem University:Future Festivals sind ca. 20 Interessierte gemeinsam der Frage nachgegangen: Wie kann eine Unterstützungsstruktur zur Sicherung der Nachhaltigkeit der Digitalisierung in der Lehre für die gesamte Hochschule, insbesondere auch nach den Erfahrungen im virtuellen Sommersemester 2020, aussehen und etabliert werden? In diesem Blogbeitrag werden die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt vorgestellt.
Für den Workshop wurde die Methode “Zukunftswerkstatt” gewählt, weil sie zunächst vom vorhandenen Wissen der Teilnehmenden ausgeht (Kritikphase). Es schließt sich eine kreative Auseinandersetzung mit dem Thema an (Fantasiephase), die schließlich zur Erstellung von lösungsorientierten Konzepte führt (Realitätsphase).
Die Zukunftswerkstatt wurde online mit dem Tool Miro durchgeführt. Zu Beginn wurden die Teilnehmenden gebeten, die Unterstützungsstrukturen an ihrer Hochschule hinsichtlich der Erbringung von Diensten (Beratung, Problemlösung, Qualifizierung) und der Bereitstellung von Ressourcen (Technik, Räume, Applikationen) einzuordnen. Auf diese Weise schätzten die Teilnehmenden selbst ein, ob die Unterstützung für Digitalisierung in Studium und Lehre an Ihrer Hochschule eher zentral oder eher dezentral strukturiert ist.
Ohne Anspruch auf Verallgemeinerbarkeit zeigt diese Selbsteinschätzung, dass die Unterstützungsstrukturen von Hochschulakteuren recht unterschiedlich wahrgenommen werden, wobei die eher zentrale Erbringung von Services und Ressourcenbereitstellung leicht überwiegt (Abb. 2).
Abbildung 2: Selbsteinschätzung der Teilnehmenden
Mit den Teilnehmenden wurde kollaborativ an einem Online-Board eine Sammlung der Herausforderungen der Unterstützungsstrukturen im digitalen Semester 2020 (E-Learning-Service, Hochschuldidaktik, Zentralverwaltung, Servicestellen in den Fakultäten) erstellt. Zusammenfassend sind Unterstützungsstrukturen Herausforderungen auf folgenden Ebenen begegnet (für Details siehe Abb. 3):
Abbildung 3: Kritikphase
In einem Brainstorming (Details siehe Abb. 4) wurden viele Kriterien für die zentralen und dezentralen Unterstützungs- und Steuerungselemente der Zukunft gesammelt. Grundlegend sind
Abbildung 4: Phantasiephase
Die Teilnehmenden teilten sich in zwei Gruppen auf, um je einen Entwurf einer Unterstützungsstruktur zu konzipieren. Dabei standen folgende Szenarien zur Auswahl:
Die Gruppen sollten insbesondere den Fokus legen auf:
Aufgrund der begrenzten Zeit widmeten sich beiden Gruppen nur strukturelle Überlegungen.
Das Szenario von Gruppe 1 (Abb. 5) entwarf ein Szenario, in dem die Unterstützungsstrukturen (z.B. Medientechnik, Rechenzentrum, E-Tutoren-Kolleg, E-Learning-Service und Hochschuldidaktik) in einer virtuellen Einheit zusammenarbeiten. Diese wird koordiniert durch Rektorat/Präsidium, CIO und CDO. Die Schnittstelle zu den Fakultäten, den Lehrenden und den Studierenden erfolgt über Digitalisierungsbeauftragte, eine Digitalisierungskommission, eine E-Learning-Allianz und/oder ein Netzwerk Lehre.Digital.
Abbildung 5: Entwurf einer Unterstützungsstruktur für zentrale Dienste/Services an einer Hochschule mit 30.000 Studierenden
Das Szenario von Gruppe 2 lief auf ein Setting hinaus, in dem der E-Learning-Service und die Hochschuldidaktik eine enge Verbindung zum Rechenzentrum eingehen. Unter dem Prorektor Lehre agiert ein Lenkungskreis aus Studiendekan:innen und Studierendenvertreter:innen. Ein Netzwerk Lehre.Digital bildet die gemeinsame Kommunikations- und Austauschplattform. Digitalisierungsbeauftragte auf Instituts- und/oder Fakultätsebene fungieren als Multiplikatoren und stellen gleichzeitig die Partizipation der Fakultätsmitglieder im Strategieprozess sicher.
Bereits 2016 wurde in der Handlungsempfehlung HFD(2016) vom HFD festgehalten, dass in Unterstützungsstrukturen zu investieren sei, da Lehrende Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung von digitalen Lehrveranstaltungen brauchen (HFD, 2016).
Trotz oder gerade wegen der vielerorts gebotenen Zwangsdigitalisierung aufgrund der Hygienemaßnahmen tun sich viele Hochschulen noch schwer, ihre Unterstützungsstrukturen innerhalb einer Strategie zu koordinieren. Das hat viele Gründe und ein festes Lösungsschema wird es für die sehr unterschiedlichen Problembereiche nicht geben.
Die Workshop-Koordinatoren hoffen, dass aus der gemeinsamen Arbeit und dem Austausch im Workshop Anregungen von den Teilnehmenden mitgenommen wurden, welche Veränderungen an ihren jeweiligen Hochschulen angestrebt werden könnten.
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