Im früh-winterlichen Utrecht fand vom 26. bis 28. November 2018 die erste deutsch-niederländische Peer-to-Peer Delegationsreise des Hochschulforums Digitalisierung statt: Ein vielfältiges Programm brachte den 18 Teilnehmenden aus Deutschland nicht nur die digitale Hochschullandschaft in den Niederlanden näher, sondern beinhaltete als Programm-Highlight einen Austausch mit dem eigens im Vorfeld gematchten "Peer" aus den Niederlanden - der Startschuss für einen intensiven, deutsch-niederländischen Austausch war somit gegeben.
Geschäftiges Treiben am Bootssteg der "Oudegracht", Menschen drängen in ein kleines Boot, um sich die Sehenswürdigkeiten von Utrecht vom Wasser aus anzusehen. Die traditionelle Grachtenfahrt, die in den Niederlanden in fast jeder größeren Stadt zum obligatorischen Tourismus-Programm gehört, war der Auftakt für drei Tage voller intensiver Gespräche, Diskussionen und Austausche in und um Utrecht. In Zusammenarbeit mit unserem niederländischen Kooperationspartner SURF und mit der finanziellen Unterstützung des BMBF wurden 18 Expert(inn)en der digitalen Lehre aus Deutschland nach erfolgreicher Bewerbung ausgewählt, einen Einblick darüber zu gewinnen, wie sich niederländische Hochschulen strategisch positionieren, welche operativen (innovativen) Maßnahmen sie für unterschiedliche Themen- bzw. Leistungsbereiche vornehmen und mit welchen Impulsen von politischer Seite die Digitalisierung in den Hochschulen forciert wird.
Zuletzt hat das Hochschulforum Digitalisierung unter dem Slogan “Bologna Digital” insbesondere auch seine Aktivitäten mit einer europäischen Perspektive verstärkt und baut seine internationale Expert(inn)en-Community stetig aus. Im Sinne eines „Bologna Digital in der Praxis“ erhofft sich das Hochschulforum Digitalisierung durch innovative und wirksame Beispiele guter Praxis aus dem europäischen Ausland wichtige Impulse und Handlungsaufforderungen für das deutsche Hochschulsystem. Insbesondere die Niederlande nehmen seit vielen Jahren eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung von digitalen Lehr- und Lerninnovationen für Studium und Lehre ein. Zuletzt haben sich die Vertretungen der niederländischen Universitäten und Fachhochschulen gemeinsam mit SURF auf eine vierjährige Acceleration Agenda für Innovationen in der Hochschullehre geeinigt, unterstützt durch das niederländische Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft. Gleichzeitig verbinden die Niederlande und Deutschland seit vielen Jahren enge hochschulbildungsbezogene Beziehungen mit zahlreichen grenzüberschreitende Studienangeboten und anderen Kooperationsmaßnahmen
Neben dem Besuch von Universitäten in Wageningen, Leiden und Utrecht, war das Herzstück des Programms ein sogenannter Flipped Peer-to-Peer-Austausch, bei dem die deutschen Teilnehmenden das erste Mal auf ihre niederländischen Konterparts trafen. Die im Bewerbungsverfahren angegebenen Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte der Teilnehmenden waren hierbei besonders wichtig, da sie die Basis für die passgenaue Auswahl eines niederländischen Peers darstellten. So entstanden unter der Federführung von SURF eine Vielzahl von passenden Expert(inn)en-Tandems, in denen der thematische Austausch, aber genauso das persönliche Kennenlernen, im Vordergrund standen.
Blog-Beitrag von Zac Woolfitt hier (Englisch)
Artikel in der ScienceGuide von Tim Cardol hier (Niederländisch)
Dr. Tina Ladwig, eigenes Foto Dr. Tina Ladwig ist Projektleiterin der Hamburg Open Online University an der Technischen Universität Hamburg.
"Wenn ich meine Eindrücke kurz reflekiere, dann bleiben drei Punkte besonders hängen:
Tina Rosner, eigenes Foto Tina Rosner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Gesellschaftswissenschaften der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg
"Es war eine sehr gut organisierte, sehr interessante und bereichernde Delegationsreise. Insbesondere die Vielfalt der verschiedenen Fächer und Perspektiven sowie der Austausch mit Lehrenden mit einer ähnlichen Lehrphilosophie hat mir viele interessante Ideen und Erfahrungen ermöglicht. Der Austausch mit Pionier*innen der digitalen Lehre ist dabei insbesondere für Lehrende wie mich, die noch recht neu in der Lehre tätig sind, sehr wichtig, da wir an unseren Standorten jeweils eher alleine damit sind Möglichkeiten der Digitalisierung in einem so umfangreichen Maße zu nutzen. Zu erfahren, dass andere Lehrende in den Niederlanden auch mit Audio-Podcasts arbeiten und sich gegenseitigen Einblick in die verschiedenen Umsetzungsvariaten zu ermöglichen war sehr hilfreich und wäre ohne den organsierten peer-to-peer Austausch für mich nicht möglich gewesen."
Nina Wagenknecht, eigenes Foto Nina Wagenknecht ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Ägyoptologie und Koptologie der Georg-August-Universität Göttingen
"Von der P2P-Delegationsreise nehme ich viele inspirierende Eindrücke mit - sowohl persönliche als auch berufliche - die mir neue Perspektiven eröffnen, die sich vor der Reise so nicht ergeben hätten. Zum einen auf die Möglichkeiten des digitalen Lernens und Lehrens in meinem Fachbereich durch den sehr produktiven Austausch mit meinem niederländischen Peer. Zum anderen aber auch, ganzheitlich betrachtet, auf das Innovationspotenzial, das durch den Austausch zwischen deutschen und niederländischen Peers bereits nach kurzer Zeit freigesetzt wurde. Die Teilnahme an der Delegationsreise bestätigt mich darin, die Digitalisierung des Lernens und des Lehrens in Deutschland nicht nur als fächer- und hochschulübergreifende Aufgabe zu betrachten, sondern auch verstärkt eine länderübergreifende Perspektive einzunehmen. Durch einen intensiven Austausch können so Synergiepotenziale entfaltet werden, von denen die Digitalisierungsprozesse in Deutschland in den kommenden Jahren stark profitieren würden."
Cornelis Kater, Bild: [https://www.uni-hannover.de/de/universitaet/organisation/einrichtungen/zentrale-einrichtungen/zqs/ ZQS Hannover] Cornelis Kater ist Abteilungsleiter bei der Leibniz Universität Hannover und im Vorstand von Stud.IP e.V
"Eine unbefangene Herangehensweise an Digitalisierung – wie sie in den Niederlanden praktiziert wird – kann zuweilen lohnend sein und uns im guten wie im schlechten als Vorbild dienen. Zuweilen stellte sich der Eindruck ein, dass die Niederlande für uns gewissermaßen ein "Labor" darstellen, für das, was in einer modernen Hochschule machbar ist. Beindruckend ist der im Vergleich hohe Stellenwert von Lehren und Lernen, der sich beginnend von der Qualitätsentwicklung der Lehre bis hin zur Gestaltung von Lernorten durchzieht. Digitalisierung scheint sich hier als ein ganz natürlicher Prozess zu geben und nicht unbedingt "verordnet" werden zu müssen, wie es in unseren Landen zuweilen nötig ist."
Dr. Simone Rehm, Bild: Uli Regenscheit Dr. Simone Rehm ist Prorektorin für Informationstechnologie und CIO der Universität Stuttgart
"Von der P2P-Delegationsreise nehme ich drei wertvolle Eindrücke mit:
Mir wurde durch diesen Besuch noch deutlicher als zuvor, dass es eine strategische Aufgabe ist, die Lehre an einer Universität innovativ zu gestalten, und dass der Veränderungsprozess in den Hochschulen aktiv eingeleitet und begleitet werden muss. Von alleine z.B. durch die zunehmende Verbreitung digitaler Technologie wird Lehre nicht automatisch „besser“."
Dr Judith Ricken, eigenes Foto Dr. Judith Ricken ist stellvertretene Dezernentin und Abteilungsleiterin für "Lehre und Gremien" an der Ruhr Universität Bochum
„Von der P2P-Delegationsreise nehme ich konkrete Anregungen mit, wie man digitale Lehrangebot für die Internationalisierung zu Hause nutzen kann, wie eine digitale Lern- und Arbeitsumgebung für Studierenden und Lehrende aussehen kann und wie man durch thematische Interessengruppen Transfer guter Ideen und gemeinsame Entwicklungen innerhalb einer Universität und als Gemeinschaftsaktivität mehrerer Universitäten unterstützen kann. Diese Inspirationen passen wunderbar zu beginnenden oder laufenden Aktivitäten hier und werden uns bei der Weiterentwicklung der eigenen Arbeit sehr helfen.“
Prof. Dr. Bescherer, eigenes Foto Prof. Dr. Christine Bescherer ist Professorin für Mathematik und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg:
"Sehr viele gute Eindrücke und Gespräche, die mir viele Ideen für meine Arbeit in der nächsten Zeit gegeben haben."