Neue Studie: Blockchain in Education

Neue Studie: Blockchain in Education

15.11.17

Fast täglich gibt es große Schlagzeilen und Meldungen zu neuen Anwendungsgebieten für die Blockchain-Technologie. Wir haben uns bereits in zwei Interviews mit dem Thema auseinander gesetzt (hier mit Jutta Steiner und hier mit Shermin Voshmgir). Die Finanz- und Energiebranchen setzen große Hoffnungen in das dezentrale Web und auch im Bildungssektor sehen viele Akteure ein immenses Potenzial. Alexander Grech und Anthony F. Camilleri haben in einer neu veröffentlichten Studie Szenarien für den Einsatz der Blockchain in der (Hochschul-)Bildung skizziert und Empfehlungen für Entscheidungsträger formuliert. 

Während Bitcoin, eine digitale Währung basierend auf dem Blockchain-Protokoll, vor beinahe zehn Jahren zum ersten Mal beschrieben wurde (die erste Transaktion fand ein Jahr später statt), ist der Einsatz von Blockchain in der Bildung noch in den Kinderschuhen. Wie die Autoren feststellen, gibt es kaum Publikationen dazu, jedoch schon einige Projekte im europäischen Raum. Obwohl diese Anwendungsfälle noch in der Pilotphase sind, bescheinigen Grech und Camilleri der Blockchain ein disruptives Potential. Die vielsprechendsten Einsatzmöglichkeiten bestehen in der Ausstellung und Verifizierung von Leistungsnachweisen und Zertifikaten, Verwaltung von geistigem Eigentum, im Datenmanagement und der Studienfinanzierung.

Die identifizierten Anwendungsfelder nutzen die Chancen der Blockchain-Technologie, wie Unveränderlichkeit, Transparenz, direkte Kommunikation ohne Mittlerrollen und Selbstbestimmung über Speicherung und Verwaltung der eigenen Daten. Neben den Chancen werden in der Studie auch die Herausforderungen erwähnt, etwa eine nötige Standardisierung oder Kosten für Speicherplatz und Energieverbrauch. Um diese Probleme anzugehen und die Technologie für den Bildungsbereich optimal weiterzuentwickeln, empfehlen die Autoren eine Zusammenarbeit von privaten Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen. So soll sichergestellt werden, dass Open Source-Software, offene Standards und angemessene Datenmanagementlösungen zur Anwendung kommen, jedoch die Innovationsfähigkeit nicht verloren geht. 

Stärkere Zusammenarbeit auf europäischer Ebene

Eine stärkere Zusammenarbeit sollte es auch zwischen der Europäischen Union und den Mitgliedsstaaten geben, denn Blockchain entfaltet sein Potential vor allem in der transnationalen Nutzung. Die Anwendung von Blockchain betrifft jedoch viele Bereiche, die in der Kompetenz der Mitgliedsstaaten liegen und bei der strategischen Arbeit berücksichtigt werden müssen. Eine weitere Empfehlung an Entscheidungsträger ist eine Einigung auf digitale Metadaten-Standards, sowie die Implementierung eines EU-weiten, gemeinsamen Labels zur Kennzeichnung von offenen Bildungsmaterialien. 

Die Netzwerke aus Bildungseinrichtungen und Lernenden sind diejenigen, die am meisten vom Einsatz der Blockchain profitieren. Daher sehen die Autoren  eine wichtige Aufgabe darin, Verständnis für die Technik hinter Blockchain und deren Vorteile in diese Netzwerke zu tragen, sowie die digitale Kompetenzen der Lernenden zu stärken. 

Die Studie ist eine Publikation des Joint Research Centre (JRC), dem „science and knowledge service“ der Europäischen Kommission. Erste Untersuchungen zu Learning and Skills in the Digital Era gab es ab 2005, seither wurden etwa 20 große Studien durchgeführt, die in 120 Publikationen mündeten. Zuletzt waren Open Education und Bewertungsrahmen für digitale Kompetenzen Gegenstand der Forschung.