Die digitale Lehre verändert auch die Anforderungen an Bildungsräume - und die Entwicklung zeigt: Internetfähige Laptops allein reichen nicht aus. Aber was braucht es mehr? Und wie kann dieser Modernisierungsprozess sinnvoll organisiert werden? In den Lightning Talks zum Thema Bildungsräume ging es bei Let's Talk:Campus 2022 um diese und weitere Fragen: Wo stehen Hochschulen aktuell? Was haben sie aus den vergangenen Jahren in der Pandemie gelernt und welche innovativen Projekte werden jetzt gefördert? Unsere Speaker:innen geben Einblicke, wie Hochschulen in Deutschland Bildungsräume neu zu denken lernen.
Universität im Einkaufszentrum: Mall Anders.
Von Dr. Malte Kleinwort und Ramona Blum, Ruhr-Universität Bochum
Im Sommer 2021 haben wir, das Projekt-Team der PhiloLotsen aus Studierenden und Lehrenden, damit begonnen, die Voraussetzungen für hybride Lernformate an der Fakultät für Philologie der Ruhr-Universität Bochum zu schaffen. Hybride Lernformate ermöglichen Lernphasen synchron für Studierende im Raum ("Roomies") und zugeschaltet ("Zoomies"). Leitend war die Frage: Welche technischen und welche didaktischen Voraussetzungen sind dafür nötig? Gefunden haben wir keinen Königsweg, aber wir hatten viele kleine Aha-Erlebnisse. Unser Motto: Machen und Zuhören - Zuhören und anpacken, statt lange zu überlegen und strikte Vorgaben zu machen.
Von Sabrina Zeaiter, Goethe-Universität Frankfurt
Das Ziel unseres Projektes Digital Teaching and Learning Lab (DigiTeLL) ist die Etablierung einer systematischen Innovationsschleife. DigiTeLL denkt Innovation dazu in zwei Phasen: Dem Inkubator und dem Akzelerator. Im Inkubator werden auf lokaler Ebene neue digitale Learning Designs entwickelt. Im Akzelerator soll durch die Herauslösung der Learning Design aus den Fachkontexten der Transfer in die Breite der Universität ermöglicht werden.
Voraussetzung für das Gelingen dieses Transfers ist die Vernetzung aller Stakeholder der Lehr-Lernentwicklung. So sollen nicht nur neue Synergien entstehen, sondern auch der Innovationsprozess und die Interdisziplinarität angekurbelt werden. Zudem steht bei DigiTeLL die Lernendzentrierung im Fokus. Um diese stetig zu erhöhen, unterstützen wir studentische Lehr-Lernprojekte und stärken Lernende als Adressat:innen und aktiven Teil des Entwicklungs- und Evaluierungsprozesses. In unsere Prozesse werden alle Fachbereiche, Statusgruppen und zentralen Stakeholder aus dem Bereich Lehren und Lernen inkludiert. Dies kann die Akzeptanz neuer Entwicklungen steigern.
Das Herzstück unseres Projekts bilden die Partnerships. Lehrende/Studierende kollaborieren mit den zentralen Unterstützungsstrukturen der Universität. Mit Hilfe dieser Kollaboration sollen innovative Lehr-Lernprojekte umgesetzt werden. Unsere Partnerships werden unter breiter universitäre Beteiligung vergeben. Zusätzlich begleitet und unterstützt ein Projektbeitrat DigiTeLL kritisch-konstruktiv.
Konkret befassen wir uns mit den Bereichen Methoden und Vermittlung, sowie Feedback und Aktivierung. Dies beinhaltet immer die Querschnittsthemen Diversität, Barrierefreiheit, kompetenzorientiertes Prüfen und Constructive Alignment.
Die DigiTeLL-Unterstützungsstrukturen helfen Innovator:innen digitale Treppenstufen zu vermeiden. Sie unterstützen bei kompetenzorientiertem Prüfen und dem Constructive Alignment der neuen Learning Designs. Außerdem finden Innovator:innen Unterstützung bei der Konzipierung von diversitätsreflektierten Learning Designs, der Auswahl von Technologie und der Entwicklung oder Umsetzung von Softwarelösungen. Die Verknüpfung und Einbindung zentraler Funktionsstellen lassen neue Synergien entstehen. So kann die Zusammenarbeit mit bereits existierenden Systemen und Strukturen oder zwischen unterschiedlichen Projekten gefördert werden.
Das Digital Teaching and Learning Lab soll als virtueller Kommunikations- und Kollaborationsraum die dauerhaften Innovationsschleifen etablieren. Unser langfristiges Ziel ist es Studium und Lehre zu verbessern und den studierendenzentrierten Ansatz auszubauen. Dafür stärken wir den Einsatz digitaler Instrumente mit entsprechenden Learning Designs durch Neuentwicklungen.
Von Dr. Thorsten Philipp, Technische Universität Berlin
Mall Anders - Einmischen erwünscht | © Jürgen Morgenroth 2022
Was passiert, wenn Universität und Campuskultur ihre gewohnten Orte verlassen und Räume betreten, die eigentlich ganz anderen Funktionen und Lebensbereichen vorbehalten scheinen – etwa dem Shopping? Welche Chancen und Potenziale erwachsen aus solcher Verlagerung für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft?
Diese und ähnliche Fragen bildeten den Ausgangspunkt des Berliner Projekts Mall Anders – Offenes Lernlabor für Wissenschaft und Gesellschaft. Acht Monate lang, von Dezember 2021 bis Juni 2022, nutzten die Berliner Hochschulen Freie Universität, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin und Charité – Universitätsmedizin eine 380 Quadratmeter große Einzelhandelsfläche im Charlottenburger Einkaufszentrum WILMA Shoppen, um neue Wege der Wissenschaftskommunikation und der Koproduktion von Wissen im Dialog zwischen Universität, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Kultur zu erproben. In über 250 Veranstaltungen zu Bereichen wie Konsumforschung, Umweltschutz, Asylpolitik, Popkultur, Design und Digitalität bildete Mall Anders ausschnittsweise die Vielfalt der Hochschul- und Wissenskultur ab und war zugleich ein Spiegel der vielen Formate und Methoden, in denen Wissen geteilt, diskutiert, verworfen und verhandelt wird: Neben Vorträgen, Ausstellungen und Panel-Diskussionen gab es Science-Slams, Workshops, künstlerische Interventionen und offene Podien.
Mall Anders wurde unter Vermittlung der Wirtschaftsförderung Charlottenburg-Wilmersdorf und des Netzwerks Campus Charlottenburg durch die Stabstelle Transdisziplinäre Lehre der TU Berlin eingerichtet und aus Mitteln der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern im Rahmen der Berlin University Alliance finanziert. Die räumliche Gestaltung erfolgte im Rahmen eines transdisziplinären Entwurfsstudios durch Architektur-Studierende des Natural Building Labs der TU Berlin nach Prinzipien und Kriterien kreislaufgerechten Bauens.
Die Verlagerung universitären Lebens in ein öffentliches Einkaufszentrum ermöglichte eine breite Einbindung der Öffentlichkeit in das Lehr- und Lerngeschehen, hohes aktivierendes Potential bei der Überwindung der Gräben zwischen Universität und Gesellschaft und ganz allgemein neue Impulse für Wissenschaftskommunikation, partizipative Forschung und studentisch organisierte Lehre.
Dieser Artikel reiht sich ein in die Blogreihe zum Event “Let's Talk:Campus”, das am 20. Oktober 2022 stattfand – digital und live in Berlin. Ein besonderer inhaltlicher Schwerpunkt bildeten Fragen der studentischen Partizipation und Nachhaltigkeit. Wir wollen entsprechende Diskussionen fortführen – unter anderem beim University:Future Festival 2023. Eine Anmeldung zum Festival ist hier möglich.
Das Event wurde vom Hochschulforum Digitalisierung (HFD) und in Partnerschaft mit der Stiftung Innovation in der Hochschullehre (StIL) veranstaltet.
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