Lernvideos eignen sich besonders, um Inhalte anschaulich darzustellen oder Lernenden zugänglich zu machen, die nicht bei der Lehrveranstaltung dabei sein können. Wie Lehrende mit geringem Aufwand eigene Lernvideos per Screencast produzieren können, welche Soft- und Hardware dafür nötig ist und was bei Ton, Schnitt und Upload zu beachten ist, erzählt Gastautor Björn Lefers.
Auch mit weniger professionellem Equipment können Lernvideos erstellt werden. Foto: [https://unsplash.com/search/video?photo=_UHpIDCDzP0 Jakob Owens]
Lehrende können heutzutage mit geringem technischen, finanziellen und zeitlichen Aufwand eigenständig Lernvideos produzieren: per Screencast bzw. Bildschirmaufnahme. In der Schule oder Hochschule nutzen viele Lehrende die Tafel und Präsentationen, um Inhalte zu vermitteln. Statt diese für das Lernvideo abzufilmen, lassen sich per Grafiktablet und Screencast-Software Tafelbilder und Präsentationen als Bild und die Stimme des Lehrenden, also der Ton, aufzeichnen. Im Folgenden wird beschrieben, welche Software und Hardware dafür nötig ist.
Die Präsentationssoftware von »Microsoft Powerpoint« liefert gleich eine Screencast-Funktion mit, so dass man eine vorhandene Präsentation leicht aufzeichnen und als Video speichern kann. Nicht nur unter Windows, auch auf dem Mac ist dies möglich. Über das eingebaute Mikrofon des Computers – die meisten mobilen Rechner bieten das standardmäßig – kann man gleichzeitig den Ton aufzeichnen. Ist kein Mikrofon eingebaut, muss man auf eine externe Variante zurückgreifen.
Mit einem Grafiktablett sowie dem dazugehörigen Stift können am Computer handschriftliche Zeichnungen oder eben auch Tafelbilder angefertigt werden. Einige Tablet-Computer werden direkt mit einem (Zeichen-)Stift ausgeliefert.
Tafelbilder besser verstehen durch Screencast. Bild [https://unsplash.com/search/formula?photo=5mZ_M06Fc9g Roman Mager]
Möchten Sie als Lehrende ein Tafelbild für ein Lernvideo verwenden, können Sie dies direkt mit dem Grafiktablett und der dazugehörigen Zeichen-Software digitalisieren. Das Bild vom Grafiktablett können Sie auch während des Unterrichts mit einem Beamer an die Wand projizieren und per Screencast-Software aufzeichnen (z. B. um es Lernenden zugänglich zu machen, die nicht anwesend sein konnten). Bei Windows ist die Zeichen-Software Windows Journal vorinstalliert, auf dem Mac ist zum Beispiel »GIMP« frei verfügbar und »SketchBook Pro« für Studierende, Lehrende und Bildungseinrichtungen kostenlos. Wenn Sie kein Grafiktablett haben, können Sie zum Ausprobieren die Maus oder ein Trackpad verwenden. Mit einem Grafiktablet können Sie auch in PowerPoint-Folien zeichnen und dies per Screencast aufnehmen.
Tafelbilder sind nicht immer verständlich, wenn es keine Erläuterungen oder die Möglichkeit gibt, den sukzessiven Aufbau nachzuverfolgen. Hier lässt sich eine Screencast-Software nutzen, um den Bildschirminhalt und Ton aufzuzeichnen und das Tafelbild zu erläutern. Für Mac, Windows und Linux bietet der kostenlose »VLC Media Player« eine Screencast-Funktion. Auf dem Mac ist Quicktime vorinstalliert und ermöglicht Bildschirmaufnahmen. Eine weit verbreitete, aber kostenpflichtige Software zur Bildschirmaufnahme und Videobearbeitung ist »Camtasia«. Übrigens gibt es auch Software, mit der in PDFs und auf Webseiten gezeichnet und markiert werden kann.
Sound: Ein einfaches USB-Mikro reicht in der Regel aus. Bild:[https://unsplash.com/collections/164893/turtle?photo=V3vpxNUgheU Kai Oberhäuser]
Für das Aufzeichnen von Screencasts zu Hause bietet sich ein kleines USB-Mikro an, wohingegen in einer Präsenzveranstaltung ein kabelloses Headset sinnvoll ist. Ein größeres Problem als die Aufnahmequalität der Mikros sind in der Praxis meist die Umgebungsgeräusche, die zum Beispiel durch ein offenes Fenster oder die Lüfter älterer Computer entstehen. Sorgen Sie also für eine ruhige Umgebung bei der Aufnahme Ihres Screencasts.
Neben Camtasia können auf Windows mit dem kostenlosen Video-Editor »VSDC Videos« geschnitten werden; auf vielen Macs ist iMovie vorinstalliert und kostenlos. Meist kann das Video direkt aus der Screencast- und Schnitt-Software zu YouTube oder einem anderen Video-Anbieter hochgeladen werden. Um den Zuschauerkreis bei YouTube einzuschränken, können Videos dort auch als "nicht gelistet" gespeichert werden. Das Video wird dann nicht in den Suchergebnissen aufgeführt und ist nur für diejenigen Nutzerinnen und Nutzer auffindbar, die über den Link verfügen. Die Videos können auch in Webseiten bzw. Lernplattformen (wie z. B. »Moodle«) eingebettet werden.
Die Angst, dass Lehrende sich selbst überflüssig machen, ist unbegründet. Lernvideos eignen sich gut, um Grundlagen und Faktenwissen zu vermitteln, ersetzen aber nicht die Praxis. So können Lernende sich beispielsweise mithilfe von Lernvideos auf Präsenzveranstaltungen vorbereiten, wo nun mehr Raum für Gruppenarbeit, Diskussionen und Praxisprojekte zur Verfügung steht ("Flipped Classroom"). Lehrende schaffen sich also nicht ab, sondern ihre Rolle verändert sich vom reinen Wissensvermittler hin zum moderierenden Praxisbegleiter.
Dieser Artikel von Björn Lefers erschien ursprünglich im Blog der werkstadt.bpb.de und steht unter der Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Warum machen Sie in diesem eingängigen Beitrag mehrmals Werbung für Produkte wie Camtasia? Erstens gibt es ebensogute kommerzielle Konkurrenzprodukte und zweitens wäre viel nachhaltiger hier eines der vielen kostenfreien Produkte zu erwähnen.
Warum Sie Lehrenden an deutschen Hochschulen ausgerechnet YouTube empfehlen, kann ich nicht nachvollziehen.
* YT hostet seine Videos nicht in der EU und entzieht sich deutscher Gesetzgebung.
* Sämtlich Nutzeraktivitäten werden protokolliert und mit den Nutzerprofilen der ohnehin dort registrierten Studierenden verknüpft.
* in den AGBs von YouTube ist ausschließlich eine private Nutzung legitimiert, weshalb ein Einsatz im Rahmen der Lehre laut Juristen (z.B. FU Berlin, TU Dresden) nicht zulässig ist.
Lieber Niels Seidel,
danke für Ihren Kommentar! Hier meine Antworten:
1. Camtasia
Wir entwickeln an der HWR Berlin einen Blended-Learning-Studiengang in Business Administration. Dabei unterstützen wir die Lehrenden beim Transfer ihrer Veranstaltung in ein Blended-Learning-Format und bilden sie in diesem Rahmen auch dazu aus, mithilfe von Grafiktablets und Screencasts selbst Lernvideos zu produzieren. Im Dialog mit den Lehrenden, sowie unserer IT-Abteilung haben wir uns dabei für Camtasia entschieden, weil:
Welche kostenfreie Software, bzw. welche kommerziellen Alternativen würden Sie empfehlen?
2. YouTube
Gute Punkte! Wir arbeiten an einer Hochschulinternen Lösung, doch sind diesbzgl. noch nicht soweit, weshalb einige Lehrende aktuell auf YouTube setzen. Bei YouTube kann man Videos als "nicht gelistet" hochladen und später auch wieder löschen. Den von Ihnen beschriebenen und berechtigten Nachteilen von YouTube stehen folgende Vorteile gegenüber:
Einige dieser Aspekte erwähnt übrigens auch Andreas Wittke von oncampus/ der FH Lübeck in der Ringvorlesung Lehrvideoerstellung für MOOCs - Besonderheiten des Formats auf e-teaching.org (einige meiner Punkte oben habe ich meinen Notizen zu dieser Ringvorlesung entnommen); wenn ich mich recht entsinne spart oncampus/ die FH Lübeck ca. 30.000,- € im Jahr mit YouTube.
Haben Sie weitere Infos bzgl. der Nichtzlässigkeit aufgrund privater Nutzung von den Juristen der FU Berlin und TU Dresden? Mich würde sehr wundern, wenn YouTube rechtlich gegen Lehrende vorgeht, die ihr Wissen der Welt zu Verfügung stellen. Ein Aufschrei in der Presse wäre m. E. gewiss und würde stark am Image von YouTube/ Google kratzen.
Ich finde es sehr schade, dass engagierte Lehrende sich mit so viel Ungewissheit und möglichen Strafen herumschlagen müssen. Meiner Meinung nach sollte das Gegenteil der Fall sein und Lernvideos sollten eine eigene Kategorie bei den Oscars bekommen! ;-)
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