Statements zum Corona-Semester

Statements zum Corona-Semester

30.03.20

„Nicht-Semester“, „Kreativsemester“, „Digitalsemester“… Die Erwartungen an das Sommersemester in Zeiten von Corona sind vielfältig. In dieser Reihe wollen wir einige Statements aus der HFD-Community zur Situation der Hochschullehre in der aktuellen Krise einfangen. Den Start machen der Vorsitzende des Stakeholder-Dialogs, Prof. Dr. Michael Jäckel, sowie unser HFD-Kernteammitglied Karoline von Köckritz.

Der digitale Sommer

Vor etwa einem Jahr habe ich an dieser Stelle zum ersten Mal den Begriff „digitale Sattelzeit“ verwandt. Er sollte in Anlehnung an eine bedeutende Kategorie der Geschichtswissenschaft den Blick auf die Übergangsphase lenken, in der wir uns befinden und die Rolle des Hochschulforums Digitalisierung hervorheben. Als nun – mehr oder weniger aus heiterem Himmel – der Begriff „Nicht-Semester“ die Runde machte, fühlte ich mich an dieses Statement aus dem Februar 2019 erinnert. Ja, anstelle von Präsenz üben wir aus gutem Grund Distanz. Und Distance Learning war fast schon ein Begriff, der in der Mottenkiste verschwunden war. Aber in meinem Umfeld erlebe ich eine Aufbruchstimmung, die ich so in den mühsamen Fortschrittsjahren der Digitalisierung noch nicht erlebt habe. Da verblassen alle großen Prognosen, die aus der „Brick“- eine „Click“-University machten. Das wäre wirklich ein dickes Brett. Ja, die Hochschulen Deutschlands sind zurzeit weitgehend leere Räume. Irgendwann werden wir diese Sondersituation in Bildbänden über das Jahr 2020 bestaunen dürfen. Aber trotzdem wird daraus kein Nicht-Semester, sondern eine anzunehmende Herausforderung. Jetzt dürfen sich die analoge und die digitale Lehre verbünden, jetzt gehen beide in ein Trainingslager, jetzt ist die Zeit für die Entwicklung digitaler Architekturen, jetzt ist nicht mehr von digitalen Verlierern und Gewinnern die Rede, sondern in gewisser Weise auch „digitale Solidarität“ gefragt. Wir werden erleben, was uns die analoge Lehre bedeutet, aber auch häufiger erkennen, was digital auch gut geht. Diese gegenseitige Wertschätzung wird zunehmen und uns im Jahr 2020 einen „digitalen Sommer“ bescheren.

Von Albert O. Hirschman wissen wir, dass Engagement und Enttäuschung eng zusammenliegen können. Es mag sein, dass da auch einige Projekte im Nadelöhr der Infrastruktur ausgebremst werden; es mag sein, dass es in diesem Sommer auch mal regnet; es mag sein, dass manche entnervt aufgeben. Aber danach wird das digitale Klima in Deutschland angenehmer werden.

Prof. Dr. Michael Jäckel

Zusammenarbeit und Kommunikation

Wie an allen Hochschulstandorten wurde an der Freien Universität Berlin (FUB) das digitale Sommersemester ausgerufen: zur Eindämmung des Coronavirus sollen die Lehrveranstaltungen kurzfristig auf digitale Formate umgestellt werden. Das kaum Vorstellbare ist eingetreten: der „Lehr-, Forschungs-, Wissens-, Informations-, Kommunikations-Ort Hochschule“ ist räumlich geschlossen!

Wir am Center für Digitale Systeme (CeDiS) sind in dieser Situation natürlich eine der ersten Anlaufstellen für Lehrende, die ihre Vorlesungen, Seminare, Übungen etc. nun in Windeseile neu denken und digital unterstützt umsetzen müssen. In enger Zusammenarbeit mit den Fachbereichen, der zentralen Verwaltung und den zentralen Servicebereichen haben wir Hilfestellungen, Handlungsempfehlungen und Anleitungen für die Bedürfnisse aus Lehre zentral auf der Webseite Online Lehren & Lernen zusammengestellt. Flankiert werden diese gebündelten Informationen von einem Community Blog, der den Erfahrungsaustausch zwischen Lehrenden und weiteren Initiativen befördern soll.

Denn das hat die „Coronakrise“ gezeigt: Zusammenarbeit und Kommunikation sind das wichtigste Gut in einer Zeit, in der physische Treffen so gut wie vollständig aufgehoben sind. Wir sind auf Ideen und Unterstützung aller angewiesen, die an diesem Prozess der Umstellung auf „100% digital“ arbeiten. Auf einiges können wir zurückgreifen, z.B. etablierte Lernmanagementsysteme, anderes muss unter Zeitdruck erprobt und eingeführt werden: skalierbare synchrone Lehr-/Lernszenarien, online Prüfungen komplett „remote“, videobasierte Lehrveranstaltungen in großem Stil, etc. – und das muss alles an den Schreibtischen zu Hause ermöglicht werden. Kreativität, Niedrigschwelligkeit und gegenseitige Unterstützung sind gefragt.

Und noch etwas ist für uns sehr wichtig: Trotz aller Hektik mit dem Semesterstart im Blick ein bisschen Geduld (auch wenn wir in der komplexen Kommunikationssituation vermutlich gerade davon zu wenig haben). Wir in den zentralen Service-Einrichtungen der Hochschulen sind für Sie als Lehrende und Forschende da – wir nehmen Ihre Anfragen und Wünsche ernst und bemühen uns, zeitnahe und nachhaltige Lösungen zu finden.

Karoline v. Köckritz

 

 

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