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Religious digital literacy in der Lehrer:innenbildung

Alexandra Lamberty, 19.7.2023
Dieser Beitrag gehört zum Dossier:
Dossier

Digitalisierung in den Fächern – Theologie

Kreuzganghof und Galerie

Gottesdienste werden gestreamt und virtuelle Kirchenräume entstehen. Die Erweiterung in den digitalen Raum bringt neue Bildwelten, Sprachverwendungen und Zeichensysteme mit sich. Doch dafür reichen grundlegende Lese- und Schreibfähigkeiten nicht aus. Eine religious literacy im digitalen Raum ist essentiell, um Symbole zu entschlüsseln, religiöse Sprache zu verstehen und dialogfähig zu sein. Religionslehrkräfte müssen darauf vorbereitet sein, Schüler:innen angemessen zu unterrichten. Eine religious digital literacy ermöglicht Teilhabe am digitalen religiösen Leben und fördert die reflektierte Auseinandersetzung mit religiösen Inhalten in der digitalen Welt. Ein Artikel von Alexandra Lamberty im Rahmen des neuen Themendossiers „Digitalisierung der Fächer“.

Titelbild zum Blogbeitrag: Religious digital literacy in der Lehrer:innenbildung. Ein Gastbeitrag von Alexandra Lamberty. Links: Symbolbild: Foto einer Galerie um den Kreuzganghof eines Klosters. Button: Digitalisierung der Fächer: Theologie. Logo rechts unten: Hochschulforum Digitalisierung.Ob Gottesdienste zum Streamen, Neuigkeiten der Weltkirche auf Twitter oder Gedanken zu Glaubensfragen auf YouTube und Instagram – theologisch relevante Themen und Zeugnisse finden sich mittlerweile immer häufiger auf Online-Plattformen und sozialen Netzwerken. Die dargestellten religiösen Bildwelten, Sprachverwendungen und Gegenstände nutzen bestimmte Zeichen und Zeichensysteme. Um diese auch im Digitalen entschlüsseln, verstehen und angemessen mit ihnen umgehen zu können, braucht man mehr als eine literacy, also grundlegende Lese- und Schreibkompetenzen. Da sich durch immer neue digitale Möglichkeiten beständig neue Zeichen und Zeichensysteme entwickeln, verändern und erweitern sich die Fähigkeiten und Fertigkeiten für den mündlichen, schriftlichen und zunehmend bildlichen Sprachgebrauch. Sowohl im persönlichen, identitätsstiftenden als auch im sozialen Kontext und für eine gesellschaftliche Teilhabe sind die damit verbundenen Kompetenzen je eigens relevant. Bereits Kinder und Jugendliche müssen vorbereitet werden, die digital dargestellten (religiösen) Inhalte kritisch zu reflektieren. Insbesondere für die (Religions-)Lehrer:innenbildung birgt dies vielfältige Herausforderungen.

Religious literacy – nicht (mehr) selbstverständlich

Eine grundlegende religiöse Bildung sollte allen Menschen – ob gläubig oder nicht – zugänglich sein. Dabei ist zu beachten, dass die Auseinandersetzung mit theologischen Begriffen, religiösen Symbolen, biblischen Texten oder religiöser Kunst zunehmend herausfordert. Außerdem sind sowohl die Schüler:innen als auch die Lehramtsstudierenden bzw. Lehrenden mit dem Fach Theologie unterschiedlich religiös sozialisiert. Diese individualisierten Zugänge zu religiösen Phänomenen und Zeugnissen müssen folglich bei der Ausbildung einer religious literacy besonders berücksichtigt werden. Jede:r sollte dazu befähigt werden, auch religiöse Bildwelten, Sprache oder Gegenstände wahrzunehmen, zu entschlüsseln, zu deuten und dazu dialogfähig zu sein. Um eine zunehmend pluralisierte Welt erschließen zu können, sollte man auch ausgehend von religiösen Werten begründet argumentieren bzw. urteilen, sein eigenes Leben bewusst (nicht) religiös motiviert gestalten und anderen respektvoll begegnen können. Für (angehende) Religionslehrer:innen ist es daher bedeutsam, dass sie eine solche religious literacy auf verschiedenen Ebenen ausbilden: Sie entwickeln ihren persönlichen, religionspädagogischen Habitus. Dadurch sind sie befähigt didaktische Szenarien zu gestalten, um bei Lernenden im schulischen Religionsunterricht die entsprechenden Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entfalten.

Desiderat: Religious digital literacy

Auf Spuren des Religiösen stößt man ebenso in digitalen Welten, zum Beispiel auf Bibel- oder Gebetsapps, virtuelle Kirchenräume oder Christfluencer:innen. Deshalb ist es auch für das Fach Theologie notwendig und spannend, den Blick auf digitale Artefakte zu weiten, die durch die Vernetzung von religiösen Lebens- und Erfahrungsräumen mit neuen Zeichen und Zeichensystemen des Digitalen entstehen. 

Solche digitalen Repräsentationen von Wissen und persönlichen Bedeutungen können Wahrnehmungen, Einstellungen und Werturteile von User:innen beeinflussen. Daher muss das Bewusstsein von (angehenden) Religionslehrkräften im Sinne einer information and media literacy (angelehnt an den Passauer IML-Ansatz) geschärft werden für die Konstruktivität, Kulturalität und Historizität von Medieninhalten und -formaten. Sie sind auf unterschiedliche Weise zusammengesetzt und entwerfen damit bestimmte Bedeutungen. Diese werden mit eigenem Vorwissen und persönlichen Erfahrungen verknüpft. Daraus ergeben sich wiederum individuelle Konstrukte von Wissen. Zudem sind alle kommunikativen Äußerungen im kulturellen Kontext ihrer Entstehung und angesichts der historischen Umstände zu betrachten. Daher werden Meinungen, Haltungen und Einstellungen von sozialen und medialen Entwicklungen wechselseitig beeinflusst. Ebenso unterliegen die gesellschaftlich bedeutsamen Themen und die Sicht auf deren Darstellungsweise einem geschichtlichen Wandel. Vor diesem Hintergrund müssen mediale Artefakte – auch zu religiös relevanten Themen – kritisch reflektiert und hinterfragt werden. 

Demnach ist es dringend erforderlich, bei (angehenden) Religionslehrkräften eine religious digital literacy in allen Phasen der Lehrer:innenbildung auf- und auszubauen. Eine solche religiöse Lese-, Schreib- und Handlungskompetenz in digitalen Welten befähigt dazu, religiöse Phänomene wie die Hashtags #weihnachten oder #fastenzeit sowie Zeugnisse wie @franciscus, @insta_priest oder @jenseitsdesgewoehnlichen als solche wahrzunehmen, zu entschlüsseln und zu verstehen. Diese sollen im (inter-)religiösen Kontext eingeordnet und gedeutet werden. Gerade soziale Netzwerke fordern dazu auf zu reagieren, sich zu äußern oder Stellung zu beziehen. Hier ist ein angemessener, respektvoller Umgang bedeutsam. Auch bei ethischen Fragestellungen (z. B. bei Anfragen zu künstlicher Intelligenz) ist ein theologisch fundiertes, begründetes Urteilen notwendig und für die gesellschaftliche Diskussion bereichernd. Eine religious digital literacy ist damit als Voraussetzung für eine Teilhabe am religiösen Leben im Digitalen zu sehen. 

Besonders gefordert ist dabei die Religionslehr:innenbildung: Während digitale Medien inhaltlich wie didaktisch-methodisch in Lehramtsprüfungen verlangt und im Religionsunterricht eingesetzt werden, wird das dazugehörige Set an benötigten Fähigkeiten und Fertigkeiten im Bereich der theologischen Disziplinen noch eher randständig behandelt. Im Sinne einer Lebenswelt- und Subjektorientierung sollten Religionslehrkräfte dazu befähigt werden, offen zu sein gegenüber einer sich stetig wandelnden, digitalisierten Welt und ihre Schüler:innen auf einem Teil dieses lebenslangen Lernprozesses berufsprofessionell begleiten zu können.
 

Literatur

Mendl, Hans: Art. „Religious Literacy“. In: Ders.: Taschenlexikon Religionsdidaktik. Das Wichtigste für Studium und Beruf. München 2019, 243f.

Mendl, Hans/Sitzberger, Rudolf/Lamberty, Alexandra: Identitätsbildung in digitalen Welten. Ein Forschungsbericht. In: Österreichisches Religionspädagogisches Forum (ÖRF), Bd. 28, 1/2020: Religionspädagogik im digitalen Zeitalter, 143-160. DOI: 10.25364/10.28:2020.1.8; abrufbar unter https://oerf-journal.eu/index.php/oerf/article/view/155.

Pollak, Guido u.a.: Interdisziplinäre Grundlagen der Information and Media Literacy (IML). Theoretische Begründung und (hochschul-) didaktische Realisierung – Ein Positionspapier. In: Knauer, J./Zimmermann, A. (Hgg.): Information and Media Literacy – Die Medialität der Welterschließung in Theorie und Lehrpraxis an der Universität Passau. PAradigma 1/2018. S. 9-129. Online abrufbar unter: https://ojs3.uni-passau.de/index.php/paradigma/article/view/173/160 

Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.): Kirchliche Richtlinien zu Bildungsstandards für den katholischen Religionsunterricht in den Jahrgangsstufen 5–10/ Sekundarstufe I (Mittlerer Schulabschluss) (23. September 2004). 4., überarb. Aufl., Bonn 2010, 16-18 (Die deutschen Bischöfe 78). 
 

Zum Weiterlesen

Mendl, Hans/Lamberty, Alexandra/Sitzberger, Rudolf: Influencer, Christfluencer, Sinnfluencer: Das didaktische Potenzial von Selbstpräsentationen in digitalen Welten. In: Schütte, André/Nielsen-Sikora, Jürgen (Hgg.): Wem folgen? Über Sinn, Wandel und Aktualität von Vorbildern. Berlin u.a. 2023, 65-79. Siehe dazu auch https://www.uni-passau.de/local-heroes/sinnfluencer/ sowie https://blog.dilab.uni-passau.de/ibidigital/.

Pirker, Viera/Paschke, Paula (Hgg.): Religion auf Instagram. Analysen und Perspektiven. Freiburg 2023.

 

DiF-AG Theologie

Akademische Theologie bildet in sich beinahe das gesamte Spektrum geisteswissenschaftlicher Methodik ab und bietet somit einen Querschnitt durch die didaktischen, methodischen und inhaltlichen Fragestellungen der Geisteswissenschaften. Darum stand sie im Fokus der ersten DiF-AG. Hier erfahren Sie mehr über die DiF-AG Theologie.

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Alexandra Lamberty

Alexandra Lamberty war Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts der Universität Passau für das Teilvorhaben Ibidigital (Identitätsbildung in digitalen Welten) im Projekt SKILL.de (Strategien zur Kompetenzentwicklung. Innovative Lehrformate in der Lehrerbildung, digitally enhanced; gefördert vom BMBF; 2019-2022).

Anica Skibba
Anica Skibba

Anica ist studentische Mitarbeiterin im Hochschulforum Digitalisierung. Sie studiert Geschichtswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin im Master und unterstützt das Team im Bereich Kommunikation.

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