Die TU Graz sieht Open Educational Resources (OER) als wichtigen Bestandteil ihrer Lehrtätigkeit und hat beschlossen diese strategisch zu verankern. Zu diesem Zweck hat sie eine OER-Policy erstellt und veröffentlicht. Sandra Schön und Martin Ebner stellen den Weg zur OER-Policy und das Ergebnis in diesem Blogbeitrag vor.
Vorteile und Merkmale von Open Educational Resources (OER; Offene Bildungsressourcen) sind, dass sie kostenlos genutzt, angepasst und wiederverwendet werden können (Ebner & Schön, 2011). Universitäten nutzen offene Bildungsressourcen auf unterschiedliche Weise (Schaffert 2010). Seit etwa 15 Jahren positionieren sich Länder und erste Universitäten aus strategischen Gründen für offene Bildungsressourcen und entwickeln und veröffentlichen dedizierte OER-Strategien (dos Santos et al. 2017, z. B. University of Edinburgh 2016). Auch in Österreich wird die Einführung von OER-Strategien an Hochschulen eine zunehmende Rolle spielen. OER werden so in der “Nationalen Strategie zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung” (Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft) als Mittel für einen breiten Zugang und Integration genannt (Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, 2017, S. 26). OER findet man zudem auch im „Gesamtösterreichischen Universitätsentwicklungsplan“, dem technisch-strategischen Planungsinstrument auf dem die Weiterentwicklung und strategische Ausrichtung der 22 öffentlichen Universitäten in Österreich aufbaut und Grundlage der Leistungsvereinbarungen mit den einzelnen Universitäten ist: Beim Systemziel “Verbesserung der Qualität und Effizienz der universitären Lehre” wird OER explizit genannt als Handlung bis 2024: "Nutzung von Open Educational Resources (OER) zur Erhöhung der Selbstlernfähigkeit sowie zum ubiquitären uneingeschränkten Zugang zu Wissen" (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, 2020, S. 40).
Im Projekt “Open Education Austria” bzw. dem aktuellen Nachfolgeprojekt “Open Education Austria Advanced” (2021-2024) werden, ko-finanziert vom österreichischen Bundesministerium, die Infrastrukturen für offene Bildungsressourcen der österreichischen Hochschulen und Universitäten weiterentwickelt. Für die im Projekt entwickelten OER-Zertifikate für Hochschulen ist schon 2017 bestimmt worden, dass unter anderem eine OER-Strategie eine Voraussetzung ist (Ebner et al., 2017). Weitere Kriterien sind ein OER-Repositorium, OER-Fortbildungen für Lehrende sowie eine bestimmte Zahl von Lehrenden mit einem OER-Zertifikat für Lehrende (Kriterien wiederum: Weiterbildung im Umfang von einem ECTS, 3 eigene OER).
Diese und weitere Entwicklungen sollen dabei unterstützen, die Aufmerksamkeit für OER und deren Entwicklung systematisch voranzubringen, Infrastrukturen und attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen, die auch entsprechendes Engagement positiv verstärken.
Bereits im März 2020 hat die Universität Graz als erste Hochschule in Österreich eine OER-Strategie veröffentlicht (Universität Graz, 2020). Auch die Technische Universität Graz (TU Graz) hat nun im November 2020 ihre OER-Policy veröffentlicht, deren Entwicklung und Inhalte wir im Folgenden vorstellen möchten.
Die Bereitstellung und Verbreitung offener Bildungsressourcen macht das Lernen gerechter. Ab 2010 gibt es nachweislich eine strategische Ausrichtung der TU Graz in Bezug zu offenen Bildungsressourcen in Form einer Publikation mit dem Titel „Open Educational Resources als Lifelong-Learning Strategie am Beispiel der TU Graz“ (Ebner & Stöckler-Penz 2011). Regelmäßige Aktivitäten seitens der Organisationseinheit „Lehr- und Lerntechnologien” (LLT) zu OER werden auf der Homepage (https://elearning.tugraz.at) präsentiert. Seit 2015 ist OER in der Strategie der Organisationseinheit LLT und damit im Bereich des Vizerektorats Lehre verankert. Seit 2017 sind OER auch im Entwicklungsplan sowie in der Leistungsvereinbarung angeführt (TU Graz 2017, S. 60, TU Graz & BMBWF 2018). An der TU Graz gibt es bereits eine Vielzahl von Aktivitäten, unter anderem mit dem Betrieb der österreichweiten MOOC-Plattform iMooX.at, auf der Online-Kurse ausschließlich als OER angeboten werden (Kopp & Ebner, 2015), OER-Fortbildungen für Lehrende und einem eigenen OER-Repositorium (Ladurner, 2020). Um die vorhandenen OER-Aktivitäten weiter zu stärken, auszubauen und strategisch zu verankern, wurde in in der Leistungsvereinbarung für 2019-2021 angekündigt, dass eine OER-Policy entwickelt werden soll (TU Graz & BMBWF 2018, S. 11). Zur Vorbereitung der Entwicklung der OER-Policy für die TU Graz haben wir zunächst vorhandene Materialien und Ressourcen dafür recherchiert - das “OER Policy Registry“ ist dafür eine exzellente Ressource (s. Ebner et al. 2020) und auch einen ersten Plan entwickelt, dem wir weitestgehend gefolgt sind (ebd.). Für die Entwicklung einer OER-Policy an der TU Graz wurden im Sommer 2020 folgende Prozessschritte skizziert:
Die Technische Universität Graz (TU Graz 2020) hat nun im November 2020 die Richtlinie des Rektorats zu OER veröffentlicht (5. Schritt).
In der OER-Policy der TU Graz wird u.a. die Nutzung der Lizenzen CC BY International 4.0 bzw. CC BY-SA International 4.0 empfohlen. Im Detail werden folgende Maßnahmen genannt (wörtlich übernommen, TU Graz 2020):
Die vorgestellte Arbeit und der Beitrag erfolgten zum Teil im Rahmen des ko-finanzierten Projekts "Open Education Austria Advanced" (2021-2024 durch das österreichische Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung). Dabei wollen alle Projektpartner - d. h. die TU Graz, die Universität Wien, die Universität Graz, die Universität Innsbruck sowie das Forum Neue Medien in der Lehre Austria und das Österreichische Institut für Berufsbildungsforschung (ÖIBF) - dazu beitragen, mehr Materialien und Infrastrukturen zur Verfügung zu stellen, die die systematische Nutzung und Publikation von OER an österreichischen Universitäten unterstützen.
Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (2017). Nationale Strategie zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung. Für einen integrativen Zugang und eine breitere Teilhabe. Wien. URL: https://ph-tirol.ac.at/sites/default/files/download/Nationale%20Strategi...
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (2020). Gesamtösterreichische Universitätsentwicklungsplan (GUEP). URL: https://www.bmbwf.gv.at/dam/jcr:b7701597-4219-42f3-9499-264dec94506e/GUE...
Ebner, M., Kopp, M., Hafner, R., Budroni, P., Buschbeck, V., Enkhbayar, A., Ferus, A., Freisleben-Teutscher, C. F., Gröblinger, O., Matt, I., Ofner, S., Schmitt, F., Schön, S., Seissl, M., Seitz, P., Skokan, E., Vogt, E., Waller, D. & Zwiauer, C. (2017). Konzept OER-Zertifizierung an österreichischen Hochschulen. Whitepaper des Forum Neue Medien in der Lehre Austria (fnma), URL: https://fnma.at/content/download/991/3560 (2020-09-26)
Ebner, Martin; Schön, Sandra; Atenas, Javiera; Havemann, Leo; Nascimbeni, Fabio & Neumann, Jan L. (2020). Ressourcen und Werkzeuge für die Entwicklung einer OER-Policy an Hochschulen. Gemeinsamer Report von TU Graz, Open Education Austria Advanced, OER World Map und Open Education Policy Hub. Graz: TU Graz. DOI: 10.13140/RG.2.2.13705.47207/1
Ebner, M. & Schön, S. (2011). Offene Bildungsressourcen: Frei zugänglich und einsetzbar. In K. Wilbers & A. Hohenstein (Hrsg.), Handbuch E-Learning. Expertenwissen aus Wissenschaft und Praxis – Strategien, Instrumente, Fallstudien. (Nr. 7-15, pp. 1-14). Köln: Deutscher Wirtschaftsdienst (Wolters Kluwer Deutschland), 39. Erg.-Lfg. Oktober 2011.
Ebner, M. & Stöckler-Penz, C. (2011). Open Educational Resources als Lifelong-Learning Strategie am Beispiel der TU Graz. In: Tomaschek, N. & Gronki, E. (Hrsg), The Lifelong Learning University, Münster: Waxmann, S. 53-60
Ladurner, Christoph; Ortner, Christian; Lach, Karin; Ebner, Martin Haas, Maria; Ebner, Markus; Ganguly; Raman & Schön, Sandra (2020). The Development and Implementation of Missing Tools and Procedures at the Interface of a University’s Learning Management System, its OER Repository and the Austrian OER Referatory. In: International Journal of Open Educational Resources (IJOER), Volume 3, No. 2 Fall 2020 Winter 2021, URL: https://www.ijoer.org/the-development-and-implementation-of-missing-tool...
Kopp, M., Ebner, M. (2015) iMooX - Publikationen rund um das Pionierprojekt. Verlag Mayer. Weinitzen
Schaffert, Sandra (2010). Strategic Integration of Open Educational Resources in Higher Education. Objectives, Case Studies, and the Impact of Web 2.0 on Universities. In: Ulf-Daniel Ehlers & Dirk Schneckenberg (eds.), Changing Cultures in Higher Education – Moving Ahead to Future Learning, New York: Springer, 119-131.
TU Graz & BMBWF - Technische Universität Graz und Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (2018). Leistungsvereinbarung 2019-2021. Graz: TU Graz. URL: https://www.tugraz.at/fileadmin/user_upload/tugrazInternal/TU_Graz/Unive... (2020-08-01)
TU Graz - Technische Universität Graz (2017). Entwicklungsplan 2018plus zur Beschlussfassung am 14. Dezember 2017. Graz: TU Graz. URL: https://mibla-archiv.tugraz.at/17_18/Stk_6/Entwicklungsplan2018plus_Besc... (2020-12-10)
Technische Universität Graz (2020). Richtlinie zu offenen Bildungsressourcen an der Technischen Universität Graz (OER-Policy), November 2020, https://www.tugraz.at/fileadmin/user_upload/tugrazExternal/02bfe6da-df31... (2020-12-10)
Universität Graz (2020). Open Educational Resources Policy der Universität Graz, Rektoratsbeschluss vom 4. März 2020, URL: https://static.uni-graz.at/fileadmin/digitales-lehren-und-lernen/Dokumen... (2020-12-10)
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