Digital Competence Framework for Educators (DigCompEdu) – Ein Interview mit Dr. Christine Redecker

Digital Competence Framework for Educators (DigCompEdu) – Ein Interview mit Dr. Christine Redecker

12.11.18

Die Kompetenzen von Lehrenden gestalten sich vielfältig

Wir haben uns mit Dr. Christine Redecker unterhalten. Sie arbeitet an der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission, dem Joint Research Center (JRC), das viele Institute in ganz Europa hat. Christine Redecker ist am Sitz in Sevilla tätig. Dort wird an vielen Themen geforscht, die für die Zukunft Europas wichtig sind. Eines dieser Themen ist Bildung und Digitalisierung – an dieser Schnittstelle arbeitet sie.

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Worum handelt es sich bei dem Digital Competence Framework for Educators (DigCompEdu)?

Mit diesem Kompetenzmodell wird versucht zu beschreiben, welche Kompetenzen Lehrende haben müssen, um digitale Medien sinnvoll einzusetzen. Dabei stellt das Modell nicht die Bedienung von Technik in den Vordergrund, sondern bietet Ansätze, sich didaktisch, methodisch und pädagogisch weiterzuentwickeln und bessere Strategien für den Einsatz digitaler Medien anzueignen.

Das Modell besteht aus sechs Bereichen, von denen vier den Kern bilden. Zum einen geht es hier um das Identifizieren und Erstellen digitaler Inhalte. Ein weiterer Bereich widmet sich der konkreten Anwendung digitaler Medien im Unterrichtsgeschehen bzw. in der Lehre, wobei betont wird, dass das Potenzial digitaler Medien darin liegt, die Selbstständigkeit und Kollaborationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler und der Studierenden zu fördern. In einem weiteren Bereich wird beschrieben, wie Lern- und Leistungskontrollen besser gestaltet werden können und wie der gesamte Lernprozess durch digitale Formate zur Selbst- und Fremdkontrolle begleitet werden kann. Als letztes Kernelement wird unter dem Titel “empowering learners” ein innovativerer Weg verfolgt, nämlich den Fokus individuell auf die einzelnen Lernenden zu stellen und zu überlegen, wie ihnen gezielte Bildungsangebote gemacht werden können, die sie oder ihn persönlich weiterbringen.

Dieser didaktisch-methodische Kern wird durch zwei “Flügel” abgerundet. Diese betreffen einerseits das berufliche Umfeld von Lehrkräften und Lehrenden, d.h. die Kommunikation innerhalb der Bildungsorganisation und mit den weiteren Beteiligten (z.B. Eltern im Schulkontext) sowie mit der Außenwelt, sowie ihre eigene Weiterbildung.  Der letzte Bereich fokussiert dann darauf, dass Lehrkräfte und Lehrende neben der Vermittlung von fachlichen Inhalten auch die digitale Kompetenz der Lernenden entwickeln sollten. 

Die Kompetenzen von Lehrenden gestalten sich vielfältig

Bei welchen Mitgliedstaaten gibt es bereits Interesse an einer Anwendung von DigCompEdu und wie könnte eine solche aussehen?

Eine aktive Zusammenarbeit besteht mit Estland, Finnland, Portugal, Spanien und Italien, sowie losere Allianzen mit Litauen und mit Russland und in Deutschland besteht großes Interesse.

Wir haben derzeit viele Anfragen aus unterschiedlichen Ländern und Anwendungskontexten.  Dennoch ist das Framework noch recht neu. Wir stehen am Anfang und was genau sich umsetzen lässt, wird sich erst im Prozess ergeben.

 

Wie könnte eine Anwendung konkret aussehen?

Um dieses Kompetenzmodell in die Praxis zu überführen, haben wir ein Selbsteinschätzungstool entwickelt, das wir nun in Deutschland und auf Deutsch pilotieren. Dafür haben wir drei Versionen: eine Version für Schulen, eine für Universitäten und eine für die Erwachsenenbildung.

In der nächsten Phase werden Übersetzungen in weitere Sprachen folgen. Generell besteht in jenen Ländern, die ich genannt habe, ein Interesse, das Tool auszuprobieren. Wir hoffen deshalb, dass wir anfang nächsten Jahres viele Übersetzungen haben und viele erste Versuche und Pilotierungen.

Derzeit hoffen wir, dass wir Ende nächsten Jahres ein erprobtes  Tool in einer Vielzahl europäischer Sprachen zur Verfügung stellen können, durch das Lehrende ihre eigenen Kompetenzen besser einschätzen und verstehen können.

Dieses Tool basiert auf den Kompetenzen im Modell und gibt Lehrenden die Möglichkeit, Fragen nach dem Stand der eigenen digitalen Kompetenz reflektieren zu können: “Wo stehe ich in etwa? Wo sehe ich mich?” So lässt sich besser nachvollziehen, wo die eigenen Stärken aber auch die eigenen Entwicklungsbereiche liegen.

 

Wie können Lehrende nach Einigung des “Ist-Zustands” ihre Kompetenzen ausbauen?

An diesem Punkt muss sich die Europäische Kommission zurückziehen. Das ist eine Angelegenheit der Mitgliedstaaten – oder in Deutschland der Länder. Wir möchten, dass es viele verschiedene Möglichkeiten gibt, die digitale Kompetenz weiterzuentwickeln und dass weiterhin jede oder jeder Einzelne für sich den besten Weg finden kann. Doch dafür muss es konkrete Angebote geben, zwischen denen man wählen kann.

Diese können nicht auf europäischer Ebene, sondern nur lokal vor Ort entwickelt werden oder von den Landesregierungen zur Verfügung gestellt werden. Es kann sich hierbei um formale Trainings, um MOOCs oder um Mentoring Programme handeln. Viele verschiedene, auch experimentell Formate sind hier denkbar. In der Tat ist der wichtige Schritt für die einzelne Lehrkraft der, zu erkennen, wo man steht und wie man sich weiterentwickeln möchte und dann die Möglichkeit, aus verschiedenen Angeboten die geeignetsten zu kombinier

 

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