Was ist ein Digital Learning Designer? Und wie unterstützen Digital Learning Designer die Lehre? Dr. Florian Heger, Chief Process Officer & Chief Digital Officer der Mannheim Business School, zeigt wie Digital Learning Designer helfen den richtigen Lernmix zwischen analogen und digitalen Methoden zu finden, wie Lehrende effektiv durch ihre Arbeit entlastet werden und wie sie zum Erfolg des Digitalisierungprozesses von Universitäten beitragen.
Digital Learning Desiger, ein neues Berufsbild entsteht. Bild: [https://unsplash.com/photos/CGpifH3FjOA Theme Photos]
Digital Turn ja, aber wie? In einem früheren Beitrag, einem Praxisbericht aus Mannheim, haben wir die Digitalisierung der Mannheim Business School (MBS) aus der Vogelperspektive geschildert. Der Schwerpunkt lag auf den strategischen und technologischen Rahmenbedingungen. Aber wenn im Anschluss an konzeptionelle Überlegungen und Implementierung des Systems die digitale Lehr-Praxis folgt, kommen ganz neue Berufsbilder ins Spiel. Unsere Erfahrung ist: Digital Learning Designer tragen erheblich zum Gelingen des Digital Turn bei. Warum, wieso und weshalb, das wollen wir eingehend betrachten und uns mit dem neuen Berufsbild detailliert auseinandersetzen. Denn neben Strategie und Technologie sind organisatorische Fragen und die Unterstützung des Lehrkörpers eine entscheidende Stellschraube beim Digital Turn. Wir beleuchten das Thema aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln: operativ, organisatorisch und konzeptionell.
Zentrale Herausforderung bei der digitalen Transformation der Lehre ist die Balance von analogen und digitalen Anteilen, von neuen und bewährten Methoden; kurzum, das Finden des passenden Lernmix. Sowohl rein digitale Lernformate als auch Blended Learning verknüpfen häufig verschiedene Lernmethoden und -technologien über ein Learning Management System – wir haben uns für Canvas LMS by Instructure entschieden. Die Effektivität des Formats und damit auch des Lernerfolgs hängt stark von der richtigen Zusammenstellung der Mischung aus Methoden und Technologien ab.
Die Digitalisierung bringt eine Vielzahl an neuen didaktischen und technischen Möglichkeiten mit sich. Das bereichert einerseits das Repertoire der Lehr- und Lernpfade enorm, führt allerdings auch zu einer Hürde. Denn für Lehrende kann es aufwendig sein, sich in die neuen Methoden und Technologien einzuarbeiten. Außerdem braucht es Erfahrung, um zu beurteilen, wie der passende Lernmix für eine Veranstaltung aussehen sollte: Erklärvideos, Präsenzformate, Vertiefungseinheiten im Selbststudium, Gruppenlernen?
An dieser Stelle kommen Digital Learning Designer ins Spiel. Sie arbeiten an der Schnittstelle zwischen Lehrenden und Technologie. Sie unterstützen und beraten Lehrende, gemeinsam entwickeln sie Lernformate und erleichtern den Umgang mit neuen digitalen Technologien. Sie helfen dabei, für den jeweiligen Lernstoff passende digitale Lehrkonzept zu finden und gemeinsam mit den Lehrenden unter Einsatz der passenden Technologien umzusetzen.
Der Digital Learning Designer ermöglicht es, im Kontext der digitalen Lehre den Entwurf von Lehrinhalten und den Entwurf von digitalen Lehrkonzepten zu entkoppeln. Trennt man Inhalt und Lehrkonzept, können sich Lehrende stärker auf die Lehrinhalte konzentrieren, hier liegen schließlich auch ihre einzigartigen inhaltlichen Kompetenzen. Der Digital Learning Designer hingegen konzentriert sich auf Technologieauswahl und die Formen der Umsetzung, denn hier ist er Fachmann. Er kann die Wirkungen bestimmter Formate einschätzen und realisieren – etwa ein Erklärvideo, dessen Produktion nicht banal ist. Und er trägt entscheidend zur Entlastung der Lehrenden bei. So entstehen digitale Lerninhalte schließlich in engem Austausch und münden in einem gemeinsamen Erstellungsprozess.
Für das Gelingen des Digital Turn spielen Digital Learning Designer aus mehreren Gründen eine essentielle Rolle:
Digital Learning Designer: Digitales Knowhow und Design-Spezialist in einer Person. Bild: [https://unsplash.com/photos/T6fDN60bMWY Edho Pratama]
Selbstverständlich gibt es im zuvor beschriebenen Ansatz auch Herausforderungen für Digital Learning Designer und Lehrende:
Die Zusammenarbeit zwischen Lehrenden und Digital Learning Designern ist essentiell. Bild: [https://unsplash.com/photos/5fNmWej4tAA Helloquence]
Hochschulen sind in häufig weitgehend voneinander unabhängig agierende Fachbereiche und Fakultäten gegliedert. Damit stellt sich die zentrale Frage, wo das Digital Learning Design organisatorisch aufgehängt sein soll?
Eine Möglichkeit ist, dass Digital Learning Designer in den jeweiligen Fachbereichen mit den Lehrenden zusammenarbeiten und sich somit auf den jeweiligen Fachbereich spezialisieren. Digital Learning Design wird somit als Dienstleistung für alle Lehrenden des Fachbereichs angeboten. Die Spezialisierung auf die Fachbereiche ermöglicht eine tiefere Fokussierung auf die für diesen Fachbereich geeigneten Ansätze und Technologien. Eine Herausforderung ist, dass somit Strukturen an verschiedenen Fakultäten dupliziert werden und die gesammelten Best Practices nur einen kleinen Ausschnitt widerspiegeln. Um dies zu überwinden, sollte der Austausch zwischen den Digital Learning Designern der verschiedenen Fachbereiche gefördert und moderiert werden. Nötige Infrastrukturen wie zum Beispiel Kameras und Videostudios sollten gemeinsam betrieben und genutzt werden.
Alternativ kann eine komplette Zentralisierung stattfinden, zum Beispiel in Form einer zentralen Stabsstelle oder eines Zentrums, das Digital Learning Design als Dienstleistung für alle Fachbereiche und Lehrende bereitstellt. Eine zentrale organisatorische Einheit bietet die Chance, die Entwicklungen von neuen Technologien und deren Einsatzmöglichkeiten zentral zu beobachten und zu steuern. Es fällt leichter, duplizierte Prozesse und Infrastrukturen zu vermeiden; übertragbare Best Practices können fachübergreifend identifiziert und gesammelt werden. Der Austausch von innovativen Ansätzen wird zudem nicht nur zwischen den Lehrenden eines Fachbereichs, sondern auch zwischen den Fachbereichen angeregt – die Basis für interdisziplinäres Arbeiten. Eine entsprechende finanzielle Ausstattung vorausgesetzt, kann die zentrale Organisationseinheit Entscheidungen für benötigte Technologien treffen, diese anschaffen und bereitstellen. Dadurch lassen sich infrastrukturelle Redundanzen vermeiden.
In der Praxis haben wir die Erfahrung gemacht, dass auch eine Kombination sehr gut funktionieren kann. An der Universität Mannheim gibt es eine zentrale Stabsstelle, die erfolgreich digitale Innovationen fachbereichsübergreifend vorantreibt. Trotzdem haben wir an der Mannheim Business School ein eigenes Team für Digital Learning Design, da wir aufgrund der Besonderheiten unserer Studiengänge und der verschiedenen technischen Plattformen ergänzende Prozesse etablieren mussten. Entscheidend bei dieser dualen Lösung ist es, Silodenken zu vermeiden und im regelmäßigen Austausch immer wieder neu die besten Konzepte und Wege zu suchen.
Dank den Digital Learning Designern wird das Lernen bunt und vielfältig. Bild: [https://unsplash.com/photos/ubIWo074QlU NordWood Themes]
Denkt man an digitales und personalisiertes Lernen, kommen dem Betrachter häufig verwendete Konzepte wie Onlinekurse, Flipped Classroom oder Blended Learning in den Sinn. Doch auch beim Einsatz vieler anderer, weniger etablierter digitaler Lernformen können Digital Learning Designer entscheidende Impulse geben. Selbst sehr technisch geprägte Formen wie Lern-Apps, Simulationen und Serious Games, deren Entwicklung auf den ersten Blick Software-Projekte zu sein scheinen, bedürfen eines wohlüberlegten Digital Learning Designs.
Zusätzlich zu Lehrenden und Digital Learning Designern spielen beim Digital Turn der Hochschulen natürlich auch noch andere Akteure eine Rolle – Programmierende oder externe Dienstleistende für Softwareentwicklung oder grafisches Design etwa. Dies erhöht die Komplexität bei der Zusammenarbeit und Kommunikation der Beteiligten zusätzlich. Gerade hier spielen Digital Learning Designer mit ihrer Expertise an der Schnittstelle zwischen Lehre und Technologie angesiedelt, eine weitere wichtige Rolle: Sie können als Bindeglied fungieren zwischen den Lehrenden, von denen häufig die Grundidee und Inhalte der Apps und Spiele stammen und der Software-Entwicklung, die die technische Umsetzung verantwortet und durchführt. So gestalten Digital Learning Designer nicht nur die Lernerfahrung entscheidend mit. Je nach persönlicher Vorbildung und Berufserfahrung können sie in der beschriebenen Projektkonstellation auch übergreifende Verantwortung übernehmen und das zentrale Projektmanagement verantworten.
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