„Where do we want to go?“ – Das Beispiel Irland

„Where do we want to go?“ – Das Beispiel Irland

13.10.14

Zum Auftakt unserer Serie wollen wir eine Initiative aus Irland vorstellen, die sich ganz ähnliche Ziele gesetzt hat, wie das Hochschulforum Digitalisierung für Deutschland. Das vom dortigen Bildungsministerium initiierte National Forum for the Enhancement of Teaching & Learning in Higher Education widmet sich auf der grünen Insel der Verbesserung von Lehren und Lernen für alle Studierenden, ganz gleich, ob sie in Vollzeit studieren oder berufsbegleitend.

Die Ziele sind dabei weit gesteckt und reichen vom Aspekt der Vernetzung über die Identifikation guter Praxis und der Stärkung der Lehr-Lern-Forschung bis hin zur Entwicklung neuer Formen des Lehrens und Lernens. Dem digitalen Element kommt dabei besondere Bedeutung zu und das ist es, was diese Initiative für das Hochschulforum so interessant macht: Die Entwicklung einer Digitalen Roadmap zur gesteigerten Nutzung von technologischen und digitalen Elementen in Lehre und Lernen. In einem mehrmonatigen umfangreichen Beratungsprozess von Expertinnen und Experten sowie Studierenden wurde ein Agenda erarbeitet, wie sich der Prozess der Digitalisierung von Lehren und Lernen gestalten lässt.

 

Paradoxien der Digitalisierung

Das Dokument ist durchaus mehr als einen schnellen Blick wert, fasst es doch auf sehr engem Raum einige wichtige Fakten zur Digitalisierung zusammen, die auf globaler Ebene oder zumindest in vielen anderen Ländern der EU genauso gelten wie in Irland.

Die Agenda fasst diese Fakten als Paradoxien auf, die dem aufmerksamen Beobachter in Deutschland durchaus bekannt vorkommen können: Dem Versprechen von Kosteneinsparungen durch Digitalisierung, etwa durch geringere Personalkosten und einfachere Infrastruktur, stehen Herausforderungen von potentiellen Kostensteigerungen durch Digitalisierungsmaßnahmen gegenüber. Der Bereitschaft, sich den Chancen des neuen, des digitalen Raums zu öffnen, stehen konträr ernsthafte Bedenken im Bereich von Datenschutz, Urheberrechten und mangelnder Erfahrung im Umgang mit digitalen Medien entgegen.

Diese Widersprüchlichkeiten kann die irische Initiative wenig überraschend nicht per Dekret auflösen und verfolgt einen evolutionären Ansatz. Dies schlägt sich vor allem in strategischen Überlegungen nieder. So sollen institutionsübergreifende Qualitätsstandards und die Vernetzung von Anbietern und Institutionen vorangetrieben und eine Übersicht über bereits existierende Initiativen geschaffen werden.

Das erinnert an die Arbeit in unserer Themengruppe Innovationen in Lern- & Prüfungsszenarien, in der ein Mapping der Nutzung digitaler Medien gerade stattfindet und im Verlauf der Zeit immer weiter ausgebaut werden soll. Auch andere Themengruppen arbeiten an der Erfassung von Geschäftsmodellen, von politischen Rahmenbedingungen oder an der Analyse von gelingenden Implementationsstrategien.

 

Kein technologischer Fortschritt allein

Um einen weiteren Aspekt aus der irischen Agenda herauszugreifen, den die Analyse der irischen Expertinnen und Experten sehr treffend bezeichnet, heißt es dort an prominenter Stelle:

 

The salient question is not ‘where are we going?’, but rather ‘where do we want to go?

 

Das Rad der technologischen Entwicklung ist nicht zurückzudrehen, doch es liegt in unserer Hand, das Fahrzeug zu steuern. Und so bewegt sich die irische Initiative – genauso wie das Hochschulforum Digitalisierung – nicht allein in einem sich rasant wandelnden technologiebasierten Kontext, sondern fordert die pädagogische Fundierung der eingesetzten digitalen Mittel ein. Technologie ist in all ihrer Vielschichtigkeit und Wandelbarkeit kein Selbstzweck, sondern muss mit angemessenem pädagogischen Handeln verknüpft werden, um gute Lehre und gutes Lernen zu ermöglichen.

 

Schlussendlich scheint die Beobachtung des irischen Vorgehens doch gewissermaßen dahingehend beruhigend, dass auch international Chancen und Risiken der digitalen Entwicklung ganz ähnlich eingeschätzt werden, wie es auch im nationalen Kontext erfolgt, beispielsweise im kürzlich erschienen Papier der HRK zur MOOC-Thematik. Es zeigt die Notwendigkeit, mit offenen Augen über den nationalen Tellerrand hinauszublicken und die digitale Entwicklung weltweit – auch jenseits der USA – zu beobachten.

Und es wird eine spannende Reise, in dieser Blogreihe genau diese Entwicklung im Fokus zu behalten und regelmäßig über die Aktivitäten außerhalb Deutschlands zu informieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ein Kommentar

  1. Julia sagt:

    Faszinierend zu sehen, wie Irland sich dem Thema Digitalisierung im Bildungswesen annimmt! Als jemand, der im Bereich der automatischen Montage tätig ist, beeindruckt es mich, wie digitale Technologien das Lernen und Lehren revolutionieren können. Diese Entwicklungen lassen mich über die Anwendung ähnlicher digitaler Innovationen in unserer Branche nachdenken.
    Könnten vielleicht Methoden aus dem Bildungsbereich übernommen werden, um die Ausbildung und Weiterbildung in technisch anspruchsvollen Feldern wie der Automatisierung zu verbessern?